| Hafen von Antwerpen | |||
|---|---|---|---|
| Daten | |||
| UN/LOCODE | BE ANR | ||
| Betreiber | GHA (Städtischer Hafenbetrieb Antwerpen) | ||
| Hafentyp | Seehafen | ||
| Gesamtfläche des Hafens | 152,57 km² | ||
| Umschlagsmenge | 230,97 Mio. t (2020)[1] | ||
| Container (TEU) | 12,037 Mio. (2020) | ||
| Webseite | www.portofantwerp.com | ||
| Geografische Informationen | |||
| Ort | Antwerpen | ||
| Provinz | Provinz Antwerpen | ||
| Staat | Belgien | ||
| Koordinaten | 51° 17′ 57″ N,4° 19′ 41″ O51.2990666666674.32792777777780Koordinaten:51° 17′ 57″ N,4° 19′ 41″ O | ||
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DerHafen von Antwerpen ist der größteHafen Belgiens. Gemessen am Ladungsaufkommen in Tonnen ist er der zweitgrößte Hafen Europas (nachRotterdam) und der siebzehnte weltweit.[2] Antwerpen und derHafen Zeebrügge schlossen sich am 22. April 2022 nach jahrhundertelanger Rivalität zusammen und wollen alsHafen Antwerpen-Brügge ihren zweiten Platz in Europa stabilisieren und die Verfolgung aufnehmen.[3][4][5]
FürStückgut istAntwerpen der größte Hafen der Welt. Weiterhin beherbergt der Hafen von Antwerpen den nachHouston zweitgrößten Chemieindustriepark der Welt.[6]
Der Hafen liegt alsDockhafen an derTrichtermündung derSchelde. Durch diese Mündung ist eineRevierfahrt der Schiffe von über 100.000 Tonnen über 80 Kilometer im Inland notwendig. Die importierte Ware braucht so 80 Kilometer weniger perEisenbahn- oder Straßenverkehr zurückzulegen.
Mit entscheidend für seine Größe ist die zentrale Lage des Hafens in Europa: in einem Radius von 250 Kilometern um den Hafen liegen fünf Hauptstädte und die deutscheMetropolregion Rhein-Ruhr (Ruhrgebiet bisKöln) mit 10 Millionen Einwohnern. In einem Radius von 500 km befindet sich 60 Prozent der Kaufkraft derEuropäischen Union.

ImMittelalter war der Hafen von Antwerpen von großer Bedeutung. Als Stadt und Hafen im Rahmen desNiederländischen Unabhängigkeitskrieges im Jahr 1585 von den Spaniernerobert wurden, blockierten die Niederländer, die die nördlich gelegene Scheldemündung kontrollierten, den Antwerpener Hafen. DieseScheldeblockade wurde über Jahrhunderte aufrechterhalten und führte zur wirtschaftlichen Stagnation des Hafens, während die Konkurrenzhäfen in den nördlichen Niederlanden, insbesondere derHafen von Amsterdam, aufblühten. Nach der Gründung desVereinigten Königreichs der Niederlande 1815 wurde die Scheldeblockade aufgehoben und der Antwerpener Hafen nahm einen großen Aufschwung. Nach derAbspaltung Belgiens 1831 wurde die unter niederländischer Herrschaft verbliebene Scheldemündung zwar nicht wieder geschlossen, die Niederländer erhoben jedoch einen Scheldezoll, der die Entwicklung der Schifffahrt nach Antwerpen deutlich behinderte. Erst 1863 konnten sich die Belgier für 36 Millionen belgische Franken (von denen zwei Drittel durch andere Seefahrernationen übernommen wurden) vom niederländischen Scheldezoll freikaufen.
Bis ins 19. Jahrhundert befand sich der Hafen amrechten Ufer der Schelde, am Eingang der Stadt; den Schelde-Kais. Der Hafen wurde im 19. Jahrhundert durch das Anlegen des Napoleondocks erweitert.Napoléon Bonaparte wollte den Hafen unter der französischen Besetzung in einenMilitärhafen umwandeln, um Großbritannien angreifen zu können.
1879 wurde mit dem „Eisernen Rhein“ eine Eisenbahnverbindung für den Güterverkehr vom und insRuhrgebiet eröffnet und der Hafen danach deutlich erweitert.
Antwerpen und sein Hafen wurde während desZweiten Weltkriegs im Mai 1940 im Rahmen desWestfeldzuges von der deutschen Wehrmacht besetzt. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 („D-Day“) marschierten die Alliierten zügig Richtung Osten voran. Die kleineren Hafenstädte, die dabei in die Hände der Alliierten gefallen waren, erwiesen sich als zu klein oder waren nach den Kämpfen zu stark beschädigt, um als Anlieferungsort für die Nachschubeinheiten derMarine dienen zu können.
Der Hafen von Antwerpen war ein noch relativ unbeschädigter großer Seehafen und konnte Anfang September 1944 von der britischen2. Armee besetzt werden. LokaleWiderstandsgruppen hatten dazu beigetragen, dass die deutschen Truppen die Hafenanlagen vor ihrem Abzug nicht mehr zerstören konnten. Da Antwerpen aber im Hinterland derScheldemündung, etwa 80 Kilometer von der Küste entfernt liegt, war eine Nutzung erst möglich, als es gelang, die starken deutschenArtilleriestellungen auf der vorgelagerten HalbinselWalcheren auszuschalten.
Am 12. September 1944 erhielt die1. Kanadische Armee den Auftrag zum Freikämpfen des Scheldemündungsgebiets. Nach ersten erfolglosen Angriffen gegen die dortigen deutschen Stellungen am nächsten Tag führte die verlustreicheSchlacht an der Scheldemündung vom 2. Oktober bis zum 8. November 1944 zu einem alliierten Sieg. Danach musste das Flussdelta noch mühsam von den dort gelegtenSeeminen geräumt werden. Auch beeinträchtigtenV2-Beschüsse aus demEifelgebiet, dem RaumKöln/Bonn und denNiederlanden auf Antwerpen (vonHitler am 12. Oktober angeordnet) das öffentliche Leben in der Stadt und den Aufbau der Logistik im Hafengebiet. Am 28. November fuhr der erste Konvoi unter Führung des kanadischen FrachtersFort Cataraqui in den Hafen ein.
In den 1950er und 1960er Jahren begann der Ausbau des Hafens und danach zumContainerhafen, verbunden mit der Ausdehnung des Hafens nach Norden bis an die niederländische Grenze. Der Containerverkehr macht heute mehr als die Hälfte der umgeschlagenen Tonnage aus (2018: von 235,2 Mio. t Gesamtumschlag 130,9 Mio. t im Containerbereich; 2014: von 198,8 Mio. t Gesamtumschlag 108,1 Mio. t im Containerbereich[7]). Seit Mitte der 1960er Jahre ist der Hafen Antwerpen über dieBelgienlinie und seit dem Jahr 1976 über dieHollandlinie mit Deutschland verbunden und derSchienengüterverkehr mit Deutschland und der Schweiz über dieMontzenroute.
Der Hafen von Antwerpen erstreckt sich auf einer Fläche von 130,57 km², wovon 72,39 km² auf das rechte Ufer und 58,18 km² auf das linke Ufer der Schelde entfallen. Er erstreckt sich auf einer Wasseroberfläche von 22 km². 400 km Straßen und 1113 kmEisenbahngleise dienen zur An- und Abfuhr der umgeschlagenen Güter. JederLiegeplatz ist dabei mit zwei bis fünf Gleisen ausgerüstet. Auch haben die meisten Hallen und Lager in Docknähe einen direktenGleisanschluss. Der Hafen wird wegen weiter wachsenden Umschlagmengen noch erweitert.[8]


Die Eröffnung derBerendrechtschleuse im Jahr 1989 war ein krönendes Ereignis für die Entwicklung des rechten Dockes. Sie war mit einer Länge von 500 Metern, einer Breite von 68,5 m, einer Tiefe von 17,5 m die weltweit größte ihrer Art. Sie erlaubt einen maximalenTiefgang von 11,85 m bei einemTidenhub von fast 5 Metern.[9]
Seit 1989 finden Erweiterungen auch außerhalb des direkten Dockkomplexes statt. So entstanden zweiContainerterminals: das Europa-Terminal wurde 1990 eröffnet, das Nordsee-Terminal im Jahr 1997. Zurzeit werden große Teile des Areals modernisiert, so dass dasAmerikadock, dasAlbertdock und dasThird Harbour Dock fürPanamax-Schiffe mit einem maximalen Tiefgang von 13 Metern zugänglich sind. Auch dasDelwaidedock wurde modernisiert.[10][11]
DasMSC Home Terminal ist eine Partnerschaft zwischen PSA Hesse-Noord Natie undMSC. Es ist zwei Kilometer lang, so dass mehrere Schiffe gleichzeitig abgefertigt werden können, und ist im nördlichen Teil angesiedelt. Das Terminal ist das europäische Zentrum für die Dienstleistungen derMediterranean Shipping Company (MSC). Ende 2006 hatte dieses eine jährliche Kapazität von 3,6 Mio. TEU. Ende 2016 zog der Betrieb desMSC Home Terminals vom Delwaidedock zum linken Scheldeufer ans Deurganckdok.[12]
Das linke Ufer befindet sich derzeit weiter in Entwicklung. In der ersten Phase entstand ein 43,6 km² großer Bereich mit den Schwerpunkten Hafen und Industrie. Zusätzlich ist eine weitere Expansion in einer Größenordnung von 14 km² geplant.
Der Auslöser all dieser Entwicklung war das 4½ Kilometer langeVrasenedock, deren Terminals sich auf Holzprodukte, Fruchtsaftkonzentrate und Automobile spezialisiert hatten. Da fast alles durch dieses Dock besetzt war, wurde 1986 mit dem Bau des 5 Kilometer langenVerrebroekdock begonnen, von denen schon 3,1 km fertiggestellt wurden. Auch hier existieren moderne Abfertigungsstätten.
Die am südlichen Ende destidebeeinflussten Deurganckdoks neu gebaute große Schleuse mit den Maßen 500 × 68 m wurde am 15. April 2016 als „Kieldrechtsluis“ in Betrieb genommen.[13] Sie ist die weltweit größte Anlage ihrer Art und kann Postpanamax-Schiffe mit bis zu 13.000 TEU und mit einem Tiefgang bis zu 17,8 m aufnehmen, da sie 4 Meter tiefer ist als die „Berendrechtsluis“ am rechten Ufer. Sie stellt eine weitere Zufahrt zumWaaslandkanal und damit zu den Hafenbecken Doeldock, Verrebroekdock und Vrasenedock dar und entlastet die kleinere „Kallosluis“.[14][15][16]
Große Teile von Antwerpens Containerumschlag haben sich in den 2010er Jahren zum Deurganckdok am linken Schelde-Ufer verlagert, das von großen Schiffen (bis zurTriple-E-Klasse) ohne Schleusung angefahren werden kann. Hier entstand der ContainerterminalAntwerp Gateway mit einer Kailänge von 2.500 Metern, dessen größter AnteilseignerDP World Antwerp mit 42,5 % ist. Weitere Anteile habenZim Ports undCOSCO Shipping Ports mit jeweils 20 % sowieTerminal Link /CMA CGM mit 10 % undDuisport mit 7½ %.2016 zog dasMSC Home Terminal vom Delwaidedok am rechten Schelde-Ufer zum Deurganckdok, das Terminal hier heißtMSC PSA European Terminal (MPET).[17]
| Jahr | Containerumschlag inTEU | Gesamtumschlag [t] |
|---|---|---|
| 2000 | 4,097 Mio. | 130,994 Mio. |
| 2001 | 4,193 Mio. | 129,594 Mio. |
| 2002 | 4,769 Mio. | 131,630 Mio. |
| 2003 | 5,441 Mio. | 142,873 Mio. |
| 2004 | 6,049 Mio. | 152,305 Mio. |
| 2005 | 6,482 Mio. | 160,049 Mio. |
| 2006 | 7,019 Mio. | 167,377 Mio. |
| 2007 | 8,176 Mio. | 182,946 Mio. |
| 2008 | 8,663 Mio. | 189,336 Mio. |
| 2009 | 7,309 Mio. | 157,810 Mio. |
| 2010 | 8,467 Mio. | 178,160 Mio. |
| 2011 | 8,661 Mio. | 187,152 Mio. |
| 2012 | 8,635 Mio. | 184,134 Mio. |
| 2013 | 8,578 Mio. | 190,972 Mio. |
| 2014 | 8,978 Mio. | 199,017 Mio. |
| 2015 | 9,653 Mio. | 208,424 Mio. |
| 2016 | 10,037 Mio. | 214,144 Mio. |
| 2017 | 10,451 Mio. | 223,661 Mio. |
| 2018 | 11,100 Mio. | 235,326 Mio. |
| 2019 | 11,860 Mio. | 238,180 Mio. |
| 2020 | 12,031 Mio. | 230,972 Mio. |
Die Ladungsmenge verteilte sich 2020 u. a. auf folgende Ladungsarten:[18][19]
Die Anzahl der Seeschiffsanläufe lag 2020 bei 13.655 (2019: 14.391; 2018: 14.595; 2017: 14.223; 2016: 14.473; 2015: 14.417) mit einer Bruttotonnage von: 2019: 415.594 Mio. BRZ (2018: 418,839 Mio. BRZ; 2017: 406,762 Mio. BRZ; 2016: 401,084 Mio. BRZ). Davon waren 32 %Containerschiffe (4591) und 30 % Flüssiggut-Tanker (4274). 2016 hatten 458 Containerschiffe der Gesamtanzahl eine Kapazität von mehr als 13.000 TEU.[20]

DerHinterlandverkehr des Antwerpener Hafens erfolgt zurzeit hauptsächlich mit demLkw über die Straße. So hat der LKW-Verkehr auf der belgischenAutobahn 21, der niederländischenAutobahn 67 und derBundesautobahn 40 ins Ruhrgebiet sowie über die belgischenAutobahn 13,Autobahn 2, der niederländischenAutobahn 76 und derBundesautobahn 4 Richtung Köln stark zugenommen.
DerModal Split betrug 2017:[21]
Die dringend nötige Erhöhung des Schienenverkehrsanteils erfordert administrative und bauliche Anpassungen. So ging z. B. im Juni 1995 dieBahnstrecke Y Schijn–Noordland (L 11) und im Dezember 2014 derLiefkenshoek rail link zur Verbesserung des Schienenverkehrs im Hafen von Antwerpen in Betrieb.
Im Jahr 1992 wurde der grenzüberschreitende Güterverkehr auf dem Teilstück zwischenDalheim undRoermond (Eiserner Rhein) vom Ruhrgebiet zu den belgischen Seehäfen eingestellt. Diese Verbindung war etwa 50 Kilometer kürzer als über dieMontzenroute. Der grenzüberschreitende Güterverkehr verläuft heute über die Verbindung vonAachen West überTongern zum Hafen von Antwerpen. Diese wurde bis zum Dezember 2008 komplettelektrifiziert sowie Tunnel- und Brückenbauwerke saniert. Sie ist dem Güterverkehr vorbehalten.[22]
Der Fackelturm 1 der Olefin-Raffinerie ist mit einer Höhe von 211 Metern zumindest der höchste Fackelturm Europas.[23]Der westliche Mast der Deurganckdok-Freileitungskreuzung ist mit einer Höhe von 165,95 Metern der höchsteAbspannmast Europas.