Höwenegg
Höwenegg | ||
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Steinbruch und See, wo sich früher die Hauptburg befand | ||
Höhe | 798 m ü. NHN | |
Lage | Baden-Württemberg,Deutschland | |
Gebirge | Hegau | |
Koordinaten | 47° 54′ 52″ N,8° 44′ 30″ O47.9144444444448.7416666666667798.0Koordinaten:47° 54′ 52″ N,8° 44′ 30″ O | |
Gestein | Basalt | |
Alter des Gesteins | ~ 10 Mio. Jahre | |
Besonderheiten | Durch Bergbau ist heute ein ursprünglicher Nebengipfel der höchste Punkt des Berges; ursprüngliche Höhe des Hauptgipfels: 812 m. |

DerHöwenegg (gelegentlich auch das Höwenegg, so auch beimLGRB; außerdemHewenegg in Gebrauch) ist ein Berg der westlichenSchwäbischen Alb mit einer besonderen vulkanischen Entstehung, drei Kilometer südlich vonImmendingen, auf der Gemarkung von Immendingen, imLandkreis Tuttlingen.[1] Der ehemals 812 Meter, heute nur noch 798 Meter hoheBasaltkegel war einst Standort zweier Burgen und zähltgeologisch zu denHegaubergen.[2] Er ist der nordöstlich gelegene Vertreter der Hegauvulkane.[3]
Der Berg, seine Geologie und Paläontologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die wissenschaftliche Erforschung des Vulkanfeldes reicht bis ins späte 18. Jahrhundert zurück.[4] Am Höwenegg wurde, wie auch amHohenstoffeln, vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Jahr 1979 durch die zum HausFürstenberg gehörenden Süddeutschen Basaltwerke Basalt für den Straßenbau abgebaut, zunächst für Pflastersteine, später für Straßen- und Bahnschotter sowie Splitt.[5] Dadurch ist die gesamte Südflanke des Berges abgetragen. Noch bis 1979 wurde der harte Basalt abgebaut, und so entstand eine 85 Meter tiefe Grube. Nach Stilllegung des Steinbruchs bildete sich darin ein durch Regen- undGrundwasser gespeister See.
Nach neueren geowissenschaftlichen Erkenntnissen handelt es sich bei demVulkanit des Höwenegg nicht um Basalt, sondern umNephelinit bzw.Melilithit (bei < 10 %Nephelin), da das Gestein keineFeldspäte, sondernFoide (Feldspatvertreter) enthält.[6] Das vulkanische Gestein wird auf ein Alter von 11,8 (± 0,6) Millionen Jahre datiert; es entstand ausLava, die in die zu dieser Zeit im unterenObermiozän (Sarmat) bestehenden Sedimentschichten ausWeißjura-Massenkalk und Ältere Juranagelfluh eindrang. Sechs Vulkanschlote konnten bei den Forschungen im 20. Jahrhundert kartiert werden. Außerdem wurde vulkanischerTuff gefunden.[7]
Dass der Nephelinbasaltrumpf hier nicht herauspräpariert ist, wie die anderen Vulkanberge im Hegau, und der Gesteinsabbau deshalb in die Tiefe gehen musste, liegt daran, dass dieser Teil der Hegaualb von der rhenanischen Tiefenerosion weiter entfernt liegt.[8]
Fossilien
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In den 1930er Jahren wurden beim Bau eines Entwässerungsstollens für den Steinbruch größereFossilfunde gemacht. Zwischen 1950 und 1963 haben Forscher wieMax Pfannenstiel 13 mehrwöchige Grabungskampagnen am Höwenegg durchgeführt. Entdeckt haben sie dabei das vollständig erhaltene Skelett des dreizehigenUrpferdsHipparion.[9] Die Versteinerung ist heute imStaatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe ausgestellt.[10] Bei weiteren Grabungen wurden außerdem weitere vollständige Skelette von Antilopen (der GattungMiotragocerus), urzeitlichen Nashörnern, hyänenartigen Raubtieren und Säbelzahntigern geborgen, dazu 1953 eine Hipparion-Stute mit geburtsreifem Fohlen.[7] Die Fossilfunde liegen in den Sedimenten der Höwenegg-Schichten, die in das früheVallesium (MN9, 10,3 Millionen Jahre v. h.) datiert werden und vermutlich die Ablagerungen in einem postvulkanischenMaarsee darstellen.[11]
Mineralien
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Steinbruch ist ein Mineralienfundort und dieTyplokalität des seltenenMineralsAmicit.[12] Weitere Mineralienfunde vom Höwenegg sind unter anderem in denFürstlich Fürstenbergischen Sammlungen zu sehen.[10]
Burgen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Auf dem Höwenegg stand einst dieBurg Hewenegg (auch als Junghewen, Höwenegg oder Hauptburg bezeichnet) sowie nördlich davon auf einem 798 m hohen Nebengipfel ihreVorburg, auch Burgstall oder Kleine Burg genannt. Die Hauptburg wurde um 1100 erbaut, die erste bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1291. Besitzer waren dieHerren von Hewen und ab 1404 dieGrafen von Lupfen-Stühlingen. 1639 wurde die Hauptburg zerstört und in der Folgezeit als Steinbruch verwendet. Später fiel die Burgstelle dem Basaltabbau zum Opfer, ihre ehemalige Lage befand sich an der Stelle an der heute der See ist.
Auch die Vorburg wurde um 1100 erbaut, die erste bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1291. Bereits im15. Jahrhundert war die Anlage aufgegeben und verfiel. Heute sind lediglich Mauerreste erhalten, da die Ruine im frühen 20. Jahrhundert als Steinbruch verwendet wurde.
Schutzgebiete
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am 24. Juni 1983 wurde der Berg mitsamt den Burgresten der Vorburg und dem Steinbruch durch Verordnung des Regierungspräsidiums Freiburg mit der Schutzgebietsnummer 3.128 unterNaturschutz gestellt, nachdem das Land Baden-Württemberg im selben Jahr das Gelände vom HausFürstenberg gekauft hatte.[5] DasNaturschutzgebiet „Höwenegg“ ist 20,7 Hektar groß. Dieselbe Fläche ist alsEuropäisches Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet) „Höwenegg“ ausgewiesen.
Der Vulkankrater Höwenegg ist seit 2020 als bedeutendes Geotop und Geopoint desUNESCO Geopark Schwäbische Alb ausgezeichnet.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Liste der Naturschutzgebiete im Landkreis Tuttlingen
- Liste der Naturschutzgebiete in Baden-Württemberg
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Hans-Wilhelm Heine:Studien zu Wehranlagen zwischen junger Donau und westlichem Bodensee. In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.):Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg.Band 5, 1978,ISSN 0178-3262.
- Erwin Jörg:Tierwelt und Landschaft am Höwenegg/Hegau zur Unterpliozänzeit. Hrsg.: Verein für Geschichte des Hegau e. V. (= Hegau – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee.Band 4). Jan-Thorbecke-Verlag,Karlsruhe,Singen (Hohentwiel) undKonstanz 1957,S. 117 bis 125.
- Friedrich-Wilhelm Krahe:Burgen des deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Weidlich/Flechsig, Würzburg 1994,ISBN 3-8035-1372-3.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑ Armin Scherzinger, Johanne Baier,Günter Schweigert, & Roland Berka (2024): Zur Entstehung der Höwenegg-Vulkangruppe und der Höwenegg-Schichten im Hegau. Jh. Ges. Naturkde. Württemberg, 180, S. 501–528.
- ↑ Johannes Baier, Armin Scherzinger:Das Vulkanfeld im Hegau. Aufschluss, 72(2), 2021, S. 58–69.
- ↑Burgenlandschaft Hegau. In: steisslingen.de. Abgerufen am 17. August 2023.
- ↑Johannes Baier & Armin Scherzinger (2024): Geohistorische Bemerkungen zum Vulkanfeld im Hegau. Jh. Ges. Naturkde. Württemberg, 180, 277–301.
- ↑abÜber das Basaltwerk am Höwenegg-Vulkan: Eine damalige Mitarbeiterin erinnert sich an die Blütezeit und das traurige Ende des Unternehmens. In: suedkurier.de. 12. Dezember 2021, abgerufen am 17. August 2023.
- ↑Hegauvulkan-Untergruppe. In: lgrb-bw.de. Abgerufen am 17. August 2023.
- ↑abHeinz Tobien:Die jungtertiäre Fossilgrabungsstätte Höwenegg im Hegau (Südwestdeutschland). Ein Statusbericht. In:Carolinea. Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland. Band 44, 1986, S. 9–34 (zobodat.at [PDF]).
- ↑3.128 Höwenegg. In: baden-wuerttemberg.de. Abgerufen am 17. August 2023 (Würdigung des Naturschutzgebiets durch die Obere Naturschutzbehörde).
- ↑Heinz Tobien:Zur Ökologie der jungtertiären Säugetiere vom Höwenegg/Hegau und zur Biostratigraphie der europäischen Hipparion-Fauna. In:Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar in Donaueschingen. Band 24, 1956, S. 208–223.
- ↑abAlexander Michel: Von Neandertalern bis zu den Römern: 15 archäologische Fundgruben in der Region. In: suedkurier.de. Südkurier, 15. September 2015, abgerufen am 17. August 2023.
- ↑Munk Wolfgang, Raymond L. Bernor, Elmar P. J. Heizmann, Hans-Walter Mittmann:Excavations at the Late Miocene MN9 (10.3 Ma) Locality of Höwenegg (Hegau), Southwest-Germany, 2004–2006. In:Carolinea. Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland. Band 65, 2007, S. 5–13 (zobodat.at [PDF]).
- ↑Höwenegg bei mindat.org.