Gwadar
Gwadar گوادر | ||
Staat: | Pakistan![]() | |
Provinz: | Belutschistan | |
Koordinaten: | 25° 8′ N,62° 19′ O25.12638888888962.32254Koordinaten:25° 7′ 35″ N,62° 19′ 21″ O | |
Höhe: | 4 m | |
Fläche: | 570 km² | |
Einwohner: | 264.000(2018) | |
Bevölkerungsdichte: | 463 Einwohner je km² | |
Zeitzone: | PST (UTC+5) | |
Postleitzahl: | 91200 | |
Website: | ||
Gwadar (Urduگوادر) ist einepakistanische Hafenstadt mit etwa 264.000 Einwohnern.[1] Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigenDistrikts Gwadar.
Lage
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Gwadar liegt etwa 475 km westlich vonKaratschi amArabischen Meer im Südwesten des Landes in derwüstenhaften RegionMakran, die zuBelutschistan gehört.Turbat, die Hauptstadt Makrans, liegt etwa 220 km nordöstlich.
Die Stadt Gwadar liegt auf einer nach Süden ins Meer ragenden niedrigen, sandigen und langgestreckten Halbinsel, die ebenfalls Gwadar heißt und im Laufe der Jahrtausende zwischen der Festlandsküste und einem vorgelagerten, 13 km langen und bis zu 3 km breiten Felsplateau, dem bis137 m hohen Koh-e-Batil, angespült wurde. Die somit hammerförmige Halbinsel hat eine Fläche von 570 km² und bildet in ihrem Westen und Osten zwei halbkreisförmige Buchten, die Paddi Zirr (West Bay) und die Deymi Zirr (East Bay).
Klima
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In Gwadar herrscht Wüstenklima und es gibt im ganzen Jahr fast keinen Niederschlag (durchschnittliche Jahrestemperatur 26,2 °C, durchschnittlicher Jahresniederschlag 106 mm). Die höchste jemals gemessene Regenmenge innerhalb von 24 Stunden gab es mit 227 mm am 6. Juni 2010 im Gefolge desZyklons Phet.[2]
Gwadar | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Gwadar
Quelle:de.climate-data.org |
Einwohner
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Bevölkerung besteht ganz überwiegend ausBelutschen, die verschiedenen Stämmen angehören (Hoots, Gihckis, Kauhdas, Meers, Kalmati, Dashti und Rind), und die vorherrschende Sprache ist dasBelutschische.[3] In Gwadar existiert ein altes Zentrum derismailitischen Gemeinde. Die Ismailiten spielen eine zentrale Rolle in der Stadt und der lokalen Gesellschaft.[4]
Geschichte
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Die Region um das heutige Gwadar wurde während derBronzezeit von einem unbekannten Volk bewohnt, das in einigenOasen siedelte. Später wurde das Gebiet zur ProvinzGedrosien despersischenAchämenidenreichs. Vermutlich wurde es vonKyros II. erobert. Während der Eroberungszüge vonAlexander dem Großen segelte sein AdmiralNearchos mit einer Flotte entlang der Küste des heutigen Makran. Er beschrieb die Gegend als trocken und bergig, in der dieIchthyophagoi (Fischesser) leben. Deren Name ist die griechische Übersetzung desaltpersischen „Mahi khoran“, wovon sich der heutige Name der RegionMakran herleitet.[5] Nach dem Zerfall des Alexanderreichs wurde die Region vonSeleukos I. regiert, einem der Generäle Alexanders. Ab 303 v. Chr. wurde die Region vonChandara Gupta Moria und anderen lokalen Herrschern regiert. Zeitweise war die Stadt die Heimat vonPiraten.[6]
Im Jahre 711 eroberteMuhammad bin Qasim mit einemarabisch-muslimischen Heer Gwadar. Später folgten andere Eroberer wie dasMogulreich und dieSafawiden. Früh spielte Gwadar eine wichtige Rolle beim Handel mit Sklaven, Gewürzen und Elfenbein zwischen den Anrainern desIndischen Ozeans undZentralasien.[4] Im 16. Jahrhundert scheiterten diePortugiesen beim Versuch, die Stadt zu erobern, am Widerstand des Stammes derKalmat.[6] Danach regierten knapp 200 Jahre lokale Stämme derBelutschen das Gebiet.
1783 übertrugMir Nasir, derKhan vonKalat, die Oberhoheit über Gwadar anSultan ibn Ahmad von deromanischenSaid-Dynastie, der nach einem Thronstreit mit seinem Bruder ausMaskat geflohen war.[4][7] Nachdem Sultan ibn Ahmad Maskat zurückerobert hatte, behielt er die Kontrolle über Gwadar und übertrug die Herrschaft einem Gouverneur (Wali). Dieser wurde beauftragt, auch die nahe im heutigenIran gelegene KüstenstadtTschahbahar zu unterwerfen. In der Zeit der omanischen Herrschaft wurde die Festung in Gwadar errichtet.[4] DerOman wurde 1891britisches Protektorat. Gwadar blieb Teil des Oman, als das umliegende Gebiet als Pakistan 1947 die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erhielt.
Am 8. September 1958 übergab der Oman dieExklave Gwadar an Pakistan, nachdemAga Khan III. drei MillionenPfund dafür gezahlt hatte.[4] Gwadar wurde nach einer Übergangsperiode am 1. Juli 1977 Teil der ProvinzBelutschistan.
Hafen
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Vorgeschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ab März 2002 entstand in der East Bay von Gwadar im Schutz des Felsenplateaus unterchinesischer Führung einÖl- und Container-Tiefseehafen, der als erster Hafen Pakistans für alle Schiffsgrößen geeignet ist. Pakistan verspricht sich eine wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region und eine Entlastung von Karachi als Haupthandelshafen. 2007 wurde der neue Hafen offiziell eröffnet. Eine MilliardeUS-Dollar hatte der Bau bis dahin gekostet. China selbst hatte 200 Millionen Dollar investiert.[8] 2004 und 2006 wurden insgesamt sechs chinesische Ingenieure von belutschischen Aufständischen ermordet.[9] 2010 wurde der gesamte Komplex fertiggestellt.
Neben dem Hafen sind auch ein Industriegebiet und eine Autobahn, die Gwadar mit dem restlichen Land verbinden soll, geplant. Bisher führt von Gwadar nur eine Straße, der Makran Coastal Highway (N 10), durch zumeist unwirtliche Wüste über eine Strecke von 630 km nach Karatschi. China baut außerdem einen neuen Flughafen. Auf dem Felsplateau sind ausgedehnte Wohnsiedlungen geplant.
2007 räumte die Regierung Pakistans Gwadar für 40 Jahre einenFreihafen-Status ein und übertrug die Hafenverwaltung anPSA Singapore.[10] Seit 2013 wird der Hafen von einer chinesischen Firma verwaltet.[11]
Strategische Bedeutung des Hafens
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gwadar liegt am Eingang zum Persischen Golf, von wo ein Großteil der Erdöllieferungen der Welt stammen. Bisher muss sechzig Prozent von Chinas Ölimporten mit dem Schiff aus dem Persischen Golf nach Shanghai über eine Strecke von mehr als 16.000 Kilometer transportiert werden. Die Fahrt dauert zwei bis drei Monate und ist zudem verschiedenen Risiken wie Piraterie und schlechtem Wetter ausgesetzt.[12] Zukünftig können Chinas zentralasiatische Westprovinzen von Gwadar aus über den Landweg mit Erdöl und anderen Rohstoffen aus Arabien und Afrika versorgt werden. Somit können die Westprovinzen Chinas ihre Handelsgüter über zum Teil von China gebaute Straßen transportieren und über Gwadar einschiffen. Zudem führt eine Erdgaspipeline von den zentralasiatischen „stan-Staaten“ nach Gwadar und ermöglicht so den Weitertransport von Erdgas auf dem Seeweg. Hier steht Gwadar in direkter Konkurrenz zuiranischen Häfen, v.aChahbahar.
Ein weiterer wichtiger Umstand ist die Möglichkeit für dieMarine der Volksrepublik China, diesen Hafen alsStützpunkt zu nutzen. Hier spielt die unmittelbare Nähe zum RivalenIndien eine entscheidende Rolle, wie auch die Tatsache, dass Gwadar nur rund 400 Kilometer von der für dieEnergieversorgung der Welt bedeutsamenStraße von Hormus entfernt liegt. Die Grenze zum Iran ist gerade einmal 60 Kilometer entfernt. Dahin führt von Gwadar die Nationalstraße 10. Dem Hafen und der Stadt Gwadar wurden 2006 aufgrund der hervorragenden geopolitischen Lage eine rasante Entwicklung vorhergesagt.[13]
Lokale Proteste gegen den Hafenbau
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die lokale Bevölkerung des kleinen Fischerortes wurde nicht in das Konzept eingebunden. Neben dem modernen Hafen wurden Luxuswohnungen in exponierter Lage geplant, obwohl es in den alten Stadtvierteln immer noch an Trinkwasser und Strom fehlte. Nach Anschlägen belutschischer Nationalisten (siehe auchBelutschistankonflikt) wurden Militärcheckpoints errichtet, die das Leben der Stadtbewohner zusätzlich erschwerten. Die Haupteinnahmequelle der Bewohner, die Fischerei, wurde durch den illegalen Fischfang chinesischer Trawler gefährdet. Ende 2021 entlud sich die Frustration in einem großen Protest, bei dem Demonstranten wochenlang eine Hauptstraße blockierten.[14]
Flughafen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der „Gwadar International Airport“ besteht seit 1966. Zusätzlich wurde der „New Gwadar International Airport“ erbaut und 2025 eröffnet.[15]
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Vision Gwadar (englisch)
- Gwadar News (englisch)
- Gwadar. In: SDNP Islamabad Pakistan. Archiviert vom Original am 23. April 2008; abgerufen am 8. September 2018 (englisch).
- Tarique Niazi: Gwadar: China’s Naval Outpost on the Indian Ocean. The Jamestown Foundation, 16. Februar 2005; abgerufen am 8. September 2018 (englisch).
- Ammad Hassan: Pakistan’s Gwadar Port – Prospects of Economic Revival. (pdf, 791 kB) Naval Postgraduate School, 10. Juni 2005, archiviert vom Original am 8. März 2006; abgerufen am 8. September 2018 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑DISTRICT AND TEHSIL LEVEL POPULATION SUMMARY WITH REGION BREAKUP (PDF) (englisch)
- ↑Sangar Housing Gwadar. Abgerufen am 11. August 2016 (englisch).
- ↑District Development profile: Gwadar. (PDF) Planungs- und Entwicklungsabteilung der Regierung Belutschistans in Zusammenarbeit mit UNICEF, 2011, abgerufen am 11. August 2016 (englisch).
- ↑abcdeOman.org
- ↑Livius.org: "Gedrosia" von Jona Lendering (Memento vom 24. September 2013 imInternet Archive)
- ↑abVision Gwadar – Historical Perspectives (Memento vom 13. November 2013 imInternet Archive)
- ↑Dott. Beatrice Nicolini: Oman Studies Centre, "International trade networks: The Omani Enclave of Gwadar"
- ↑Pakistan will chinesischen Marinestützpunkt auf seinem Territorium (Memento vom 24. Mai 2011 imInternet Archive)
- ↑BBC, 20. März 2007, Pakistan launches strategic port
- ↑Khaleeq Kiani, Dawn:40-year tax relief for Gwadar port operators, 2. Februar 2007.
- ↑The News International:Gwadar port formally handed over to Chinese company vom 18. Februar 2013, geladen 5. Mai 2015
- ↑Strategic Gwadar in China’s hands (2013, englisch) (Memento vom 7. Februar 2015 imInternet Archive)
- ↑Mit offenen Karten, Belutschistan – Ein erneuter Bürgerkrieg?, Ausstrahlung aufArte am 24. Mai 2006 um 22:30 Uhr
- ↑Mohammed Luqman:Pakistans Unruheprovinz Belutschistan - Zwischen Stammestraditionen und Globalisierung Qantara.de 22. März 2022
- ↑China-aided New Gwadar International Airport officially opens. Global Times, abgerufen am 29. Januar 2025.