Gutturaler Laut

Guttural (von lat.guttur „Kehle“) ist eine Bezeichnung für Sprachlaute, deren Bildungsort man anatomisch unpräzise in der „Kehle“ (daher auch die Bezeichnung „Kehllaut“) lokalisierte. Während der Begriff in derPhonetik aufgrund dieser Ungenauigkeit nicht mehr verwendet wird, ist er in verschiedenenPhilologien weiterhin in Gebrauch.
Nach demOxford English Dictionary wurde die Bezeichnung ursprünglich für dieuvularen,pharyngalen undglottalen Laute desHebräischen verwendet. In derIndologie bezeichnete man Laute mit einem velarenArtikulationsort als guttural. Während der Begriff in derHebraistik also keine genau definierte Stelle bezeichnete, sondern als Sammelbezeichnung für verschiedene in der Kehle gebildete Laute diente, steht die Bezeichnung in der Indologie in der Tradition der alten indischen Grammatiker, welche die velaren Laute als „कण्ठ्य“ (dt.: Halslaute, Kehllaute) bezeichneten.
Die Angaben darüber, welche Artikulationsorte als guttural bezeichnet werden können, schwanken.Hadumod Bußmann nenntPostalveolare,Palatale,Velare und „bisweilen auch“Uvulare.Helmut Glück nennt die Artikulationsorte von postpalatal bisglottal.Otto von Essen (1979: 75) beschreibtguttural als „postpalatal, velar, uvular“.
Zur Verdeutlichung: Nach Otto von Essens Definition sind die folgenden Laute des Deutschenguttural: [k], [g], derAch-Laut [x], deruvulareVibrant [R], der sog.Knacklaut (Kehlkopfverschlusslaut) [ʔ] und [h]. InPhonemen ausgedrückt sind dies die Phoneme /k/, /g/, /h/ und einAllophon [x], das neben demIch-Laut zu einem gemeinsamen Phonem gehört; außerdem das Allophon [R], das mit anderen Allophonen zusammen das Phonem /R/ wiedergibt. DiePalatalen gehören nach von Essen nicht dazu, nach Bußmann aber doch. Der Ich-Laut wäre also nach Bußmanns Definition ein Guttural, nach der von Glück und von Essen aber nicht.
Umgangssprachlich werden vornehmlich besonders „kehlig“ klingende Laute als guttural bezeichnet, unabhängig von der genauen Artikulationsstelle. Als Beispiel nennt das Oxford English Dictionary den deutschen Ach-Laut. Zwar werden die Phoneme /g/ und /k/ nahezu an der gleichen Stelle gebildet, aber wegen des fehlenden Reibegeräuschs nicht als „guttural“ empfunden. Auch im Hebräischen zählen sie nicht zu den Gutturalen und unterliegen nicht den diese betreffenden Lautgesetzen wie etwa der Verdunklung der Vokale im Umfeld des Gutturals. Die umgangssprachliche Bedeutung des Wortes („kehlig klingend“) ist auch maßgeblich beimgutturalen Gesang, der insbesondere vonMetal-Bands eingesetzt wird.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit vonFriederike Schmöe:Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage; Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, 2010;ISBN 3-476-02335-4
- Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer:Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008,ISBN 978-3-520-45204-7.
- Duden: Die Grammatik, 8. Auflage; Duden Verlag, Mannheim, 2009;ISBN 3-411-04048-3
- Otto von Essen:Allgemeine und angewandte Phonetik. 5. Auflage. Akademie, Berlin 1979, S. 75;ISBN 3-050-02105-5