Guido Bachmann

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Guido Bachmann (*28. Januar1940 inLuzern; †19. Oktober2003 inSt. Gallen) war einSchweizerSchriftsteller. Er lebte als freier Schriftsteller und Schauspieler in St. Gallen und wurde für sein Werk mehrfach ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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AmKonservatorium Bern studierte Guido Bachmann Klavier und Sprechtechnik, an derUniversität Bern Musikgeschichte und Theaterwissenschaft.

Gilgamesch

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Gilgamesch ist das 1966 veröffentlichte Erstlingswerk Bachmanns. Das Buch ist Bachmanns Freund Alfred Arm gewidmet. Roland Steinmann, der Protagonist des Romans, ist ein ebenso hochbegabter wie komplizierter und gefährdeter Jugendlicher, der aufgrund seiner pubertären Jugendliebe zu einem anderen Jungen namens Christian in Schwierigkeiten kommt. Der Erziehungs- und Problemroman gilt als sozialkritisch, modern und zeitlos.

Der Roman führte unter anderem wegen seiner provokativen Darstellungmenschlicher Sexualität zum «Burgdorfer Literaturskandal»: Als der Roman 1966 erschien, wurde er wegen der darin enthaltenen homoerotischen Passagen zum Tagesgespräch. Nach einer Lesung derGruppe 67 am 17. Januar 1967 in Burgdorf kam es zum Eklat: Der GymnasiastMartin Schwander wurde als Organisator der Lesung vom Gymnasium vorübergehend ausgeschlossen, und die Gruppe 67 wurde derart unter Druck gesetzt, dass sie sich auflöste. Auf Druck der Öffentlichkeit wurde der Gymnasiast wieder ins Gymnasium aufgenommen. Im Mai 1967 wurde das Buch imGrossen Rat des Kantons Bern diskutiert.[1][2]

Werner Helwig bezeichneteGilgamesch als eine «Niederschrift» und «das Zeugnis einer gewissen Lebensverzweiflung».[3] Die vonHelmut Puff ausführlich beschriebene Zeitstruktur vonGilgamesch findet sich inlebenslänglich wieder: «Die Dimension der Zeit hat sich aus der Zwangsjacke der Chronologie befreit, dem ‹verfluchte[n] Nacheinander im Roman›.»[4] Neben Gedichten vonJohannes Bobrowski undPeter Huchel nannteJürgen Joachimsthaler den RomanGilgamesch von Guido Bachmann als wichtige, motivisch und sprachlich deutlich vonHans Henny Jahnn beeinflusste Bearbeitung des ThemasGilgamesch.[5]

Spätere Jahre

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1990 erhielt er denLiteraturpreis der Stadt Basel für sein gesamtes literarisches Schaffen.

1997 erschien sein Werklebenslänglich, ein autobiographischer Roman in zwei Bänden. Darin wandte Bachmann denDilettantismus als ästhetische Strategie an.[4]

Fredi Lerch schrieb in seiner Rezension zum zweiten Teil des autobiographischen Romans, «bedingt entlassen»: «Während er sich im 1997 erschienenen ersten Teil unter dem Titel ‹lebenslänglich› mit seiner Jugend auseinandersetzte, berichtet er nun über die Jobs, die er als Schriftsteller und Schauspieler immer wieder annahm, um finanziell über die Runden zu kommen. […] Bachmanns autobiografische Bücher gleichen sich: Einerseits sind die Texte zweifellos gekonnt geschrieben und komponiert, andererseits beharren sie auf jenem antiquierten Bürgerschreck-Gestus, der in den sechziger Jahren Bachmanns Publikum noch aufzuscheuchen vermochte.»[6]

Fürlebenslänglich wurde er im selben Jahr mit dem Buchpreis des Kantons Bern und 1998 mit dem Buchpreis der Stadt Bern ausgezeichnet. 2003 erhielt er erneut den Buchpreis des Kantons Bern fürSommerweide.

Werke (Auswahl)

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  • Gilgamesch. Roman. Limes Verlag, Wiesbaden 1966
    • Neuausgabe: Lenos Verlag, Basel 1977
  • Wannsee. Erzählung. Mit sechs Holzschnitten von Peer Wolfram.Eremiten-Presse, Stierstadt 1967
  • Die Klarinette. Eine Kriminalnovelle. Lukianos Verlag, Bern 1969
  • Gloria / Wannsee. Erzählungen. Benziger Verlag, Zürich 1970
  • Die Parabel. Roman. Lenos, Basel 1978
  • Echnaton. Roman. Lenos, Basel 1982
    • Einmalige Sonderausgabe der TrilogieGilgamesch – Die Parabel – Echnaton in einem Band alsZeit und Ewigkeit. Lenos, Basel 1989
  • Die Kriminalnovellen. Lenos (Litprint 56), Basel 1984
  • Das Ereignis. Chemiekatastrophe am Rhein. 1986 (mit Peter Burri, Toya Maissen)
  • Der Basilisk. Novelle. Lenos, Basel 1987
  • Selbander. Ein Stück für zwei Personen. Lenos, Basel 1988
  • Daniel de Quervain – Erinnern. Kunstmonographie (Text). Benteli Verlag, Bern 1988
  • Dionysos. Roman. Lenos, Basel 1990
  • Kehrseiten. Aufsätze und Reden. Lenos, Basel 1991
  • Die Wirklichkeitsmaschine. Roman. Lenos, Basel 1994
  • lebenslänglich. Eine Jugend. Lenos, Basel 1997
  • bedingt entlassen. Lenos, Basel 2000
  • Sommerweide. Roman. Lenos, Basel 2002

Literatur

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  • Frank Götz:«lebenslänglich. Eine Jugend»: Guido Bachmanns Erkundigungsreise ins Depressionslabyrinth der eigenen Vergangenheit. Die Nadelstiche des kleinen grauen Männchens. In:Basler Zeitung. 12. September 1997.
  • Helmut Puff, Guido Bachmann, in: Alexandra Busch und Dirck Linck (Hrsg.):Frauenliebe Männerliebe. Eine lesbisch-schwule Literaturgeschichte in Porträts. suhrkamp taschenbuch 1999, S. 34–38.
  • Fredi Lerch:Unruhige Zeiten im Bernbiet (1967/1968). In: Fredi Lerch:Muellers Weg ins Paradies: Nonkonformismus im Bern der sechziger Jahre. Rotpunktverlag, Zürich 2001, S. 447–564.
  • Judith Niethammer: Guido Bachmann. In:Andreas Kotte (Hrsg.):Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005,ISBN 3-0340-0715-9, S. 98f.
  • Urs Widmer:Die Stimme des Blutes und so. Guido Bachmanns Roman «Gilgamesch». In:Welt der Literatur. 5. Juni 1967.
  • Guido Bachmann imMunzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Fredi Lerch:Das Skandalbuch: «Gilgamesch» und die Folgen. In:Berner Zeitung. 28. Oktober 2003, S. 22.
  2. Der «Burgdorfer Literaturskandal» und seine Folgen bis heute (Memento vom 12. Mai 2015 imInternet Archive). In:Burgdorfer Tagblatt. 28. Februar 2007, S. 14 f., abgerufen am 30. April 2024 (PDF; 2,3 MB).
  3. Werner Helwig:Knaben, Blut, Tod. In:Frankfurter Allgemeine Zeitung. 14. November 1966.
  4. abRita Valiukonytė:«Ich bin kein Schweizer» – Persönliche und politische Verweigerung als ästhetische Strategie im autobiographischen Projektlebenslänglich von Guido Bachmann (Memento vom 4. März 2016 imInternet Archive; PDF; 605 kB). Magisterarbeit, Germanistisches Institut derUniversität Bergen, Juni 2003, S. 22 (Beratung: Prof. Dr. Beatrice Sandberg).
  5. Gianna Zocco:Sag an mein Freund, die Ordnung der Unterwelt. Das Gilgamesch-Epos in Hans Henny Jahnns «Fluß ohne Ufer». Magisterarbeit,Universität Wien (PDF; 791 kB).
  6. Fredi Lerch:Guido Bachmann: bedingt entlassen. (Zum «Gilgamesch»-Skandal 1966.) In:Die Wochenzeitung. 09/2000.
Personendaten
NAMEBachmann, Guido
KURZBESCHREIBUNGSchweizer Schriftsteller und Schauspieler
GEBURTSDATUM28. Januar 1940
GEBURTSORTLuzern
STERBEDATUM19. Oktober 2003
STERBEORTSt. Gallen
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