Guhyasamaja
Guhyasamaja (tibetischགསང་བ་འདུས་པWyliegsang ba 'dus pa,englischAssembly of Secrets) ist die Hauptgottheit des nach ihm benanntenbuddhistischen Tantras. Es ist eins der ältesten dieser Gattung mystischer Schriften. Guhyasamaja zählt zu den sogenannten Acht großenHeruka-Gottheiten (Bluttrinkern), nebenHayagriva,Vajrakilaya,Chakrasamvara,Hevajra,Jamantaka,Amrita undMamo. Guhyasamâja ist in denSchulen der neuen Übersetzungstradition des tibetischen Buddhismus von großer Bedeutung.
Nach Jonathan Landaw/Andy Weber bedeutet GuhyasamajaDie Geheime Versammlung und/oder "der König der Tantras", nicht nur, weil die entsprechenden Schriften so alt sind, sondern weil sie und ihre Kommentare den Schlüssel zum Verständnis des gesamten, riesigen Spektrums der tantrischen Literatur liefern, die im Allgemeinen verschlüsselt und schwer verständlich ist.[1]
Zielsetzung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Zielsetzung der Tantras des späteren Buddhismus (mantrayâna,vajrayâna) ist identisch mit jener der Lehrreden (Sanskrit:sûtra): die Befreiung aus dieser Welt, demSamsara – jedoch sind die dazu verwandten Mittel vermehrt: Eingesetzt werden nicht nur ethisches Verhalten, Weisheit und Meditation, sondern auch Rituale,Sadhana (bildliche Meditationen),Mantras (d. i. das Rezitieren von Wörtern bzw. kurzen Zusammenstellungen von Wörtern),Mandalas,Initiationen, selbstmagischeRituale undSexualität.
Nach dem TibeterBuston (1290–1364) werden die Tantras in vier Klassen eingeteilt: kriyâ, caryâ, yoga und anuttarayoga. DieAnuttarayoga-Tantras unterscheiden sich in Vater [upâya, dâka, pitr, Vater] Tantras wie das Guhyasamâjatantra, Mutter [prajñâ, yoginî, dâkinî, matr, Mutter] wie das Hevajratantra, und Nicht-Duale Tantras, wie zum BeispielKalachakra. Diese Einteilung erfolgt nach den Störgefühlen, mit welchen diese Praxis hauptsächlich arbeitet und welche durch diese umgewandelt werden. So sind die Vatertantras auf Praktizierende mit Zorn als Hauptstörgefühl ausgerichtet, die Muttertantras auf Anhaftung und die Nicht-Dualen Tantras auf Verwirrung.
Guhyasamâjatantra
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Überlieferung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Es ist relativ leicht, die Kommentare zu diesem Tantra zu datieren, schwerer jedoch den Text selbst zeitlich einzuordnen. Der im tibetischen Kanjur überlieferte Korpus von Sekundärschriften datiert vom 8. bis ins 12. Jahrhundert n. Chr. So mag es angehen, dasMahâvairocana-Tantra ins spätere 6. Jahrhundert zu datieren, dasTattvasamgraha in das folgende, und dasGuhyasamâja-Tantra in das späte siebente oder achte (Wayman: Buddhist Tantras, p. 15; Gäng, p. 101). Die ersten 17 Kapitel, das mûla-tantra (Wurzel-Tantra), liegen in Sanskrit vor, das 18. Kapitel ebenfalls.
Text
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Titel könnte übersetzt werden mit "Tantra der geheimen Vereinigung", wobei sich das letzte Wort sowohl auf die mystische Erfahrung wie auf die sexuelle Vereinigung beziehen kann.
Der Text beschreibt anfangs das Mandala der Gottheit, es folgen Sadhanas, das heißt bildliche Meditationsanweisungen, das verborgene Mandala von Körper, Rede und Geist, Diskurse über Buddhanatur, Leere (Sanskrit:shûnyatâ), das Verwandeln seelischer Gifte wie Gier und Hass.
Einige Stellen sind – wie in solchen Schriften üblich – in „intentionaler Sprache“ (Sanskrit:sandhyâ-bhâshâ) verfasst; dies schließt ein, dass Textpassagen mehrere Bedeutungsebenen besitzen können.
Kommentare
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Sekundäre, auslegende Tantras wie zum Beispiel im tibetischenKanjur (Tohoku Katalog Nrn. 444-447).
Candrakîrti:Pradîpoddyontana-tîkâ, der im 9. Jahrhundert n. Chr. entstand und eine systematische Ausdeutung bietet.
Weitere indischeMahasiddhas, die über dieses Tantra schrieben warenNagarjuna undAryadeva.
Eine der großen Leistungen des tibetischen Meisters und ÜbersetzersMarpa aus dem 11. Jahrhundert bestand darin, Guhyasamajas Lehren aus Indien in das Schneeland zu bringen.Je Tsong Khapa hat seiner Interpretation einen ausführlichen Kommentar gewidmet.[2]
Übertragung in Tibet
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Guhyasamayatantra wird heutzutage speziell in derGelug-Schule des tibetischen Buddhismus gelehrt. Es ist dort neben der tantrischen Praxis von Yamantaka, Cakrasamvara und Kalachakra eines der Haupttantras, aber auch in derKagyü-Schule findet sich eine eigene Übertragungslinie dieses Tantras.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Peter Gäng:Das Tantra der Verborgenen Vereinigung. Guhyasamâja-Tantra. Diederichs, München 1988,ISBN 3-424-00946-6.
- Alex Wayman:Yoga of the Guhyasamâjatantra. The Arcane Lore of Forty Verses. A Buddhist Tantra Commentary. Motilal Banarsidass, Delhi 1999,ISBN 81-208-0872-X.
- Alex Wayman:The Buddhist Tantras. Light on Indo-Tibetan Esotericism. Motilal Banarsidass, Delhi 1993,ISBN 81-208-0699-9.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Jonathan Landaw, Andy Weber:Bilder des Erwachens. Tibetische Kunst als innere Erfahrung. Diamantverlag, 2000, S. 148 ff,ISBN 3-9805798-1-6
- ↑Landaw/Weber 2000.