Guerre folle

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Guerre folle („verrückter Krieg“) ist der Name eines Aufstands, den französische Historiker einer militärischen Auseinandersetzung Ende desMittelalters gaben, bei der sich eine Koalition ausapanagierten undbelehnten Fürsten gegenAnne de Beaujeu stellte, dieRegentin des Königreichs nach dem Tod des KönigsLudwig XI. und während der Minderjährigkeit ihres Bruders, des KönigsKarl VIII. Die Guerre folle dauerte von 1485 bis 1488.

Auf der Seite der Fürsten findet manLudwig von Orléans – den späteren König Ludwig XII. – die HerzögeRené II. von Lothringen,Franz II. von der Bretagne,Jean IV. de Chalon-ArlayFürst von Orange –, die GrafenAlain d’Albret,Karl von Angoulême,Odet d’Aydie[1] – Graf vonComminges und Gouverneur vonGuyenne – sowiePhilippe de Commynes. Darüber hinaus wurde die Revolte vom Ausland unterstützt, insbesondere vonEngland,Spanien undHabsburg.

Die Guerre folle ist der Anfang der Eingliederung derBretagne in dieDomaine royal.

Inhaltsverzeichnis

Name und Dauer

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Der BegriffGuerre folle für dieses Unternehmen der großen Feudalherren gegen die Macht des Königs stammt von Paul Émile, der ihn in seinem 1581 erschienenen BuchHistoire des faicts, gestes et conquestes des roys de France[2] erstmals benutzt.

Die Auseinandersetzung wurzelt in einer langen Reihe von Konflikten zwischen den französischen Fürsten und ihrem König in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, darunter dieLigue du Bien public und diePraguerie. 1484–1485 versuchte Ludwig von Orléans mit Unterstützung durch Franz II. von der Bretagne und weiteren Fürsten, die Regentin Anne de Beaujeu zu stürzen, der es aber gelang, die Revolte kampflos für sich zu entscheiden: am 2. November 1485 wurde der Frieden von Bourges geschlossen, der die Feindseligkeiten beendete. Einige Historiker sehen hier das Ende einer ersten Phase derGuerre folle, der sich eine zweite Phase von Juni 1486 bis November 1488 anschloss, die gelegentlichGuerre de Bretagne genannt wird. Vor allem bretonische Historiker trennen die beiden Phasen, um die zweite zu einem französisch-bretonische Krieg oder gar einem bretonischen Unabhängigkeitskrieg – demBretonischen Erbfolgekrieg (1341–1364) folgend – hochzustilisieren.

Verschwörungen und erste Revolte

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Seit dem Beginn der Regierung Karls VIII. versuchte Ludwig von Orléans die Regentin abzusetzen, scheiterte aber vor denGeneralständen inTours (15. Januar bis 11. März 1484). Im April reiste Ludwig in die Bretagne, um sich mit dem Herzog Franz zu verbünden. Auch stellte er beimPapst inRom den Antrag, seine Ehe annullieren zu lassen, umAnne de Bretagne heiraten zu können. Die Beaujeu ließen ihn zur Krönung Karls (30. Mai 1484) nachReims kommen, wo er eine bedeutende Aufgabe wahrnehmen musste, weswegen er den Vertrag mit Herzog Franz (in dem auch die Ehe mit Anne de Bretagne geregelt wurde) auch erst am 23. November unterschreiben konnte. Zurück am Hof versuchte er, den König für sich zu gewinnen, doch Anne de Beaujeu wurde gewarnt und drang mit Gewalt in die königlichen Gemächer ein, wo die Unterredung zwischen König und Herzog stattfand. Der Herzog von Orléans wurde inGien unter Hausarrest gestellt.

Am 17. Januar 1485 versuchte Ludwig,Paris aufzuhetzen, scheiterte jedoch auch hier. Am 3. Februar gelang ihm die Flucht nachAlençon, wo er am 12. März eineEhrenerklärung abgab. In der Gegend umÉvreux stationierte königliche Truppen verhinderten, dass er in die Bretagne entkam. Ludwig zog sich daraufhin nachOrléans zurück. Die zeitgleiche Erhebung des bretonischen Adels wurde von der königlichen Armee unterdrückt. Am 30. August publizierte Ludwig einManifest gegen die Regentschaft. Die königliche Armee marschierte auf Orléans, Ludwig entkam nachBeaugency, von wo ihn der jungeLouis II. de La Trémoille im September vertrieb. Am 9. August schloss sich Franz von Bretagne einem Waffenstillstand an, der am 2. November durch den Vertrag von Bourges auf ein Jahr vereinbart wurde.

Wiederaufnahme der Kämpfe

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Mit dem Ende des Waffenstillstands begann die Revolte von neuem. Schon im Juni 1486 war der neueRex RomanorumMaximilian I. von Habsburg in Nordfrankreich eingefallen; im November bemächtigte sichFrançois I. d’Orléans-Longueville der Burg vonParthenay. Am 11. Januar 1487 floh Ludwig von Orléans aus demSchloss Blois erneut in die Bretagne, von den königlichen Bogenschützen verfolgt. Die königliche Armee rückte Anfang Februar aus Tours aus und begann eine Offensive im Südwesten Frankreichs; sie war am 7. März inBordeaux, wo sie Odet d’Aydie, den Gouverneur von Guyenne, ab- und durchPeter von Beaujeu ersetzte. Am 15. März zog die Armee aus Bordeaux ab und eroberte Parthenay am 30. des Monats. Dunois floh zu Ludwig von Orléans nachNantes. Die Armee zog in die Bretagne, wo sich der bretonische Adel im Vertrag von Châteaubriant mit dem König verständigte: der Herzog werde nicht von der Armee angegriffen, wenn er die Bretagne nach der Gefangennahme der beiden Rebellen verlasse. Im Norden gelang esMarschall d’Esquerdes, Herr des Querdes, Maximilian von Habsburg aufzuhalten und schließlich zurückzuschlagen. Im Süden besiegte derHerr von Candale Alain d’Albret in der Schlacht von Nontron, als dieser sich den Rebellen im Norden anschließen wollte, und zwang ihn, Geiseln zu stellen. In der Bretagne hielten die königlichen Truppen unter dem VizegrafJean II. de Rohan den Norden der Halbinsel und die StadtPloërmel.

Am 1. April misslang dieMobilmachung des Herzogs Franz II. Die königliche Armee drang in die Bretagne ein und fand inChâteaubriant,Vitré,Ancenis undClisson die Tore offen. Nantes wurde belagert, aber die Bretonen aus demCornouaille brachen mit Unterstützung vonSöldnern den Ring auf.Korsaren aus derNormandie blockierten die bretonische Küste.

Am 20. Januar 1488 erklärte dasParlement de Paris die Herzöge von Bretagne und Orléans zu Rebellen und sprach sie damit derMajestätsbeleidigung (Lèse-majesté) schuldig. Ludwig von Orleáns eroberte im Frühjahr für seinen VerbündetenVannes,Auray undPloërmel, wo der Vicomte de Rohan kapitulieren musste.

Am 24. April wurde der Besitz Ludwigs beschlagnahmt. Alain d’Albret erhielt finanzielle Unterstützung aus Spanien und konnte sich mit 5000 Männern den Bretonen anschließen. Maximilian von Habsburg schickte 1500 Männer. La Trémoille versammelte seine Truppen an den Grenzen der Bretagne, Lord Scales ging mit englischen Truppen an Land. Marschall d’Esquerdes unterstützte einen Aufstand inFlandern, um Maximilians Kräfte dort zu binden. Währenddessen stritten sich die Verbündeten des Herzogs Franz um die Hand seiner Tochter: Ludwig von Orléans, Alain d’Albret und Maximilian von Habsburg waren die Freier. Die königlichen Truppen erobertenFougères am 12. Juli, anschließendDinan. Mit der Niederlage desMarschall de Rieux am 28. Juli 1488 in derSchlacht von Saint-Aubin-du-Cormier kam der Krieg zum Erliegen.

Franz II. starb am 9. September 1488,Anne de Bretagne wurde Herzogin im Januar des folgenden Jahres. Odet d’Aydie, Dunois und viele andere Verschwörer wurdenamnestiert. Ludwig von Orléans wurde inFestungshaft genommen und drei Jahre später von Karl VIII. nach dessen Volljährigkeitbegnadigt.

Folgen

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Anne de Bretagne schloss im Dezember 1490 die Ehe mit Maximilian, wodurch sich eine Einkesselung Frankreichs durch dieHabsburger (bis dahinÖsterreich,Burgundische Niederlande,Freigrafschaft Burgund) abzeichnete. Karl VIII. reagierte militärisch und erreichte im Dezember 1491, dass Anne seine Frau wurde. 1496 verheiratete Maximilian seinen SohnPhilipp den Schönen mitJohanna von Kastilien – die Einkesselung Frankreichs wurde somit real. Als Karl 1498 ohne überlebende Nachkommen starb, wurde Anne de Bretagne von Ludwig von Orléans, dem ehemaligen Rebellen und neuen König Ludwig XII. übernommen. Ihre TochterClaude de France heiratete späterFranz von Valois-Angoulême, den nächsten in der Thronfolge, wodurch die Bretagne endgültig an die Krone gebunden war.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Christian Bourret:Un royaume „transpyrénéen“? La tentative de la maison de Foix-Béarn-Albret à la fin du moyen âge. PyréGraph, Aspet 1998,ISBN 2-908723-26-3, S. 124.
  2. Didier Le Fur:Anne de Bretagne. Miroir d'une reine, historiographie d'un mythe. Édition Guénégaud, Paris 2000,ISBN 2-85023-093-6.
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