Guano

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterGuano (Begriffsklärung) aufgeführt.
Guano-Nest desGuanotölpels (Sula variegata) auf der peruanischen Insel La Vieja vor der Halbinsel Paracas
InselIchaboe: Verladen von Guano auf Schiffe, 1844
Guano auf denChincha-Inseln, Peru. 21. Februar 1863
Möwe beim Abkoten
Adeliepinguin auf einer dicken Guanoschicht am Cap Adare, Antarktis 2020

Guano ist ein feinkörniges Gemenge von verschiedenenPhosphaten wie denCalciumhydrogenphosphatenBrushit undMonetit, demCalciumphosphatWhitlockit sowie verschiedenenApatiten undNitraten und organischen Verbindungen. Er entsteht aus den pastösenExkrementen vonSeevögeln wiePinguinen oderKormoranen (siehe auchGuanokormoran) durch Einwirkung aufKalkstein.[1] Exkremente von Fledermäusen werden alsFledermausguano bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Verwendung

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Schon die Inka und andere südamerikanische Völker nutzten den Guano zur Steigerung des Ertrags in der Landwirtschaft. Als die Spanier die Herrschaft übernahmen, ging das Wissen der indianischen Völker um die Naturschätze verloren, und erst im 18. Jahrhundert begann die Nutzung von Vogelkot als Dünger von neuem. 1806 brachteAlexander von Humboldt die ersten Guano-Proben mit nach Europa, die er von Chemikern analysieren ließ. Später entstand daraus ein Guanoboom, der mit einem Höhepunkt von 1845 bis Ende des 19. Jahrhunderts anhielt.[2] Guano dient alsstickstoff- undphosphorsäurehaltigesDüngemittel und wird überwiegend an regenarmen KüstenSüdamerikas gewonnen. So leitet sich auch das WortGuano aus der SpracheQuechua her (wanu); über das Spanische wurde es ins Deutsche entlehnt. Nach Humboldt gehtGuano aufHuanu zurück, was in der Sprache der InkaMist, mit dem man düngt bedeutet, wobei die SpanierHua mitGua undu mito verwechselt hätten.[3] Guano wurde ab dem 19. Jahrhundert als Dünger in der Landwirtschaft verwendet.

„In unserer Zeit, wo der Verbesserung der Landwirthschaft so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird und man sich so viel Mühe gibt, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhöhen, ist die Entdekung großer Lager eines concentrirten Düngers, wie des Guano, ein glükliches Ereigniß zu nennen. Da wir bis jezt nur unvollständige Nachrichten über die Oertlichkeiten der Guanolager besizen und dieselben so eigenthümlich und merkwürdig sind, theile ich die Beschreibung eines solchen Fundorts auf einer kleinen afrikanischen Insel mit, wo solcher gesammelt wurde.
‚Die Insel, von welcher dieser Guano kömmt, befindet sich beiläufig dreienglische Meilen vom Ufer auf der südwestlichen Küste Afrika's. Sie ist ein unfruchtbarer Felsen von etwa einer (?) Meile im Umfang, hat keinen Erdboden oder die geringste Spur von Vegetation. Der Guano liegt darauf etwa zwanzigFuß tief ohne alle Verschiedenheit in der Qualität. Das Festland ist sehr sandig und überstreut bei starkem Winde ein fast 100 Meilen vom Land entferntes Schiffsdek. Die Vögel auf dieser Insel sind eine Art Pinguin (Fettgans) und können nicht die geringste Streke weit fliegen, da ihre Flügel nur eine Art Schwimmflossen sind. Man glaubt, daß der Capitän des Schiffs, welches den Guano brachte, das erste menschliche Wesen war, dessen Fuß diese Insel betrat, auf welche schwer zu kommen ist, da kein Hafen da ist und starke Brandung stattfindet. Beim Gehen auf dieser Insel konnte er kaum den Fuß aufsezen, ohne auf solche Vögel zu treten, und sie kümmerten sich gar nicht um ihn, außer daß sie ihn in den nakten Fuß pikten; beim Abschießen einer Flinte flatterten sie nur stark und machten einen großen Lärm. Es kommt wie man glaubt auf einige hundert Meilen längs der Küste kein frisches Wasser vor.‘“

Bericht imPolytechnischen Journal 1844, 7. Heft[4]

Mitte des 19. Jahrhunderts machten diese beiden Verwendungsarten Guano neben Zucker, Rum, Baumwolle, Tabak undIndigo zu einem der bedeutendsten Importgüter aus der weltwirtschaftlichen Peripherie für die sichindustrialisierenden Länder Europas. Im Jahr 1865 machte Guano 1,0 % des Importwerts Großbritanniens, 0,6 % der französischen Importe, 1,5 % des belgischen Imports und 1,9 % des Wertes der über Hamburg importierten Güter aus. Die bedeutendsten Herkunftsländer waren Peru, Chile/Bolivien, pazifische Inseln und Westafrika. Einer der größten Importeure war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zumErsten Weltkrieg das Hamburger HandelshausOhlendorff & Co.

1908 gelang es dem deutschen ChemikerFritz Haber ausWasserstoff undStickstoff synthetischAmmoniak herzustellen, wofür er 1910 das Patent (Haber-Bosch-Verfahren) und 1918 denChemienobelpreis erhielt; damit sicherte er für Deutschland während desErsten Weltkrieges nicht nur die Kunstdünger-, sondern auch die Kampfmittelproduktion. Die Einführung des Haber-Bosch-Verfahrens bedeutete eine drastische Verringerung des Guano-Bedarfs.

Entstehung und Inhaltsstoffe

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DurchVögel oderFledermäuseausgeschiedenesGuanin (vermischt mitHarnsäure) bildet durch Verwitterung Guano, besonders aufkalkreichen Böden.

Der ZoologeHugo Schauinsland untersuchte 1896 auf der Hawaii-InselLaysan die Entstehung von Guano unter niederschlagsreichen Bedingungen. Hierbei wird der Vogeldung ausgelaugt, das damit getränkte Wasser sickert in die Tiefe und imprägniert die dortigen Kalksande. Dabei entstehen insbesondere phosphorsaure Kalke und harterRockguano. Eine Analyse ergab für den braunen Oberflächenguano Anteile von 11,5 % P2O5 und 48,6 % CaO, für den hellen Rockguano 36,9 % P2O5 und 33,3 % CaO. Der damals abgebaute rohe Laysan-Guano enthielt im Durchschnitt 25–30 % Phosphorsäure.[5] Daneben enthält Guano auch typischerweise 7–8 %, selten bis 60 % Nitrate alsKaliumnitrat (Kalisalpeter) oderNatriumnitrat (Chilesalpeter).

Auf Inseln mit großen Mengen von Vögeln kann die Guano-Schicht sehr dick werden, was die wirtschaftliche Ausbeutung von Vogeldung überhaupt erst ermöglicht. So wurden etwa innerhalb eines Jahres 300.000 Tonnen Guano auf der 6,5 ha großen InselIchaboe (Namibia) abgebaut und nachGroßbritannien verschifft. Die Besatzung des britischen SchiffsGrace fand 1844 eine Lage von „30 bis 40 Fuß“ Guano auf der Insel Ichaboe. Dies entspricht etwa 9 bis 12 Metern.[6]

Die InselNauru verdankte ihren zeitweisen Reichtum dem Abbau großerPhosphatvorkommen (bis zu 90 % rein). Die Entstehung derPhosphorite,Nauruit genannt, ist nicht zweifelsfrei geklärt, vermutlich geht sie aber auf Guano in Verbindung mit Riffkalk zurück. Der Phosphatabbau war bis zum Jahr 2000 Haupteinnahmequelle der Insel.

Sonstiges

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Künstliche Guano-Plattform beiWalvis Bay inNamibia
  • Auf denPinguininseln Namibias wurde von den 1840er Jahren bis in die 1930er Jahre sehr viel Guano abgebaut. Seitdem wird dieses auf einer künstlichen Plattform,Bird Island, abgebaut.
  • DerHumboldt-Pinguin gräbt seine Nisthöhle in Guanohänge und wird durch das Verschwinden der Guanovorkommen durch denRaubbau zunehmend bedroht.
  • Die letztenFrachtsegler, die umKap Hoorn segelten (die berühmten „Kaphoorniers“), transportierten Guano und Salpeter aus demPazifikraum nach Europa, denn diese Fracht war nicht eilig und so konnten die teuren Gebühren für die Benutzung desPanamakanals eingespart werden.
  • Joseph Victor von Scheffel nahm in seinemgleichnamigen Spottgedicht Bezug auf Guano, um seine Kritik an Hegel auszudrücken.
  • Eine deutsche Rockband trägt den NamenGuano Apes.
  • Dr. No aus dem RomanJames Bond jagt Dr. No vonIan Fleming handelt mit Guano. Sein ganzer Reichtum geht auf den Handel mit Guano zurück, den er auf seiner Privatinsel Crab Key abbaut.
  • Ammoniak aus dem Guano von Millionen Vögeln fördert die Wolkenbildung und hat einen messbar kühlenden Effekt auf das arktische Klima[7].
  • In der FilmkomödieAce Ventura – Jetzt wird’s wild von 1995 spielt das Thema Guano eine zentrale Rolle.

Verwandte Themen

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  • Natürlicher Guano machte den Beruf desSalpetersieders überflüssig.
  • Guano Islands Act ist ein US-amerikanisches Gesetz von 1856, das bis heute gilt. Demnach kann jede Insel, die weder einer anderen Nation gehört noch von Bürgern einer anderen Nation bewohnt wird, vom US-Präsidenten zu US-Staatsterritorium gemacht werden, wenn dort ein US-Bürger Guano entdeckt und die Insel in friedlicher Absicht in Besitz nimmt; dafür erhält er die Schürfrechte. Über fünfzig Inseln wurden auf diese Art zeitweise dem US-amerikanischen Staatsgebiet einverleibt; heute haben noch eine Handvoll diesen teils umstrittenen Status.

Literatur

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Weblinks

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Commons: Guano – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Guano – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Martin Okrusch, Siegfried Matthes:Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005,ISBN 3-540-23812-3,S. 305. 
  2. Bärbel Rott:Alexander von Humboldt brachte Guano nach Europa – mit ungeahnten globalen Folgen In:Humboldt im Netz Band 17, Nr. 32 (2016).
  3. Ueber die Zusammensetzung des Guano. In: Annalen der Pharmacie / Annalen der Chemie und Pharmacie, Jahrgang 1841, S. 315 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/adp
  4. John DavyUeber den südamerikanischen und afrikanischen Guano. In: Polytechnisches Journal, Jahrgang 1844, S. 300 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptj
  5. H. Schauinsland:Drei Monate auf einer Koralleninsel (Laysan). Bremen 1899.
  6. Ichaboe — Mode of Shipping the Guano. (Memento vom 30. September 2007 imInternet Archive)National Maritime Museum
  7. B. Croft, G. R. Wentworth, R. V. Martin, W. R. Leaitch, J. G. Murphy:Contribution of Arctic seabird-colony ammonia to atmospheric particles and cloud-albedo radiative effect. In:Nature Communications.Band 7, 15. November 2016,ISSN 2041-1723,doi:10.1038/ncomms13444 (nature.com [abgerufen am 18. November 2016]). 
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