
Dieitalienisch-österreichische Staatsgrenze ist eine 404 km lange[1]Landgrenze entlang derAlpen zwischen der RepublikItalien und der RepublikÖsterreich. Sie besteht seit 1861, im heutigen Verlauf seit 1920, und ist seit 1. Jänner 1995 eineEU-Binnengrenze. Der Grenzverlauf[2]wurde zuletzt 1947 geändert.[3]

Die heutige Grenze beider Staaten hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Ähnlich wie inDeutschland bestand das heutige Italien seit demMittelalter aus einer Ansammlung verschiedenster Herrschaftstümer, bspw. demGroßherzogtum Toskana, demHerzogtum Mailand oder demKönigreich beider Sizilien. Auch derKirchenstaat regierte große Teile derApenninenhalbinsel. Dagegen war dasKaisertum Österreich einVielvölkerstaat, in dem mehrereNationalitäten siedelten – darunter auch Italiener. Im nördlichen Einflussbereich Napoleons entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts für kurze Zeit ein italienischer Staat, der jedoch im Zuge desWiener Kongresses aufgelöst wurde, wonach große Teile Oberitaliens wieder an Österreich zurückfielen. Als Reaktion darauf entstand dieRisorgimento-Bewegung, welche zum Ziel hatte, alle italienischsprachigen Teile wieder zu einem Nationalstaat zu vereinen. Die ab 1848 geführtenitalienischen Unabhängigkeitskriege mündeten 1861 in der Gründung desKönigreichs Italien. Mit den Friedensschlüssen vonZürich (1859) undWien (1866) fiel das vormals österreichischeLombardo-Venetien an den neuen italienischen Staat, womit dessen Binnengrenzen die neuen Außengrenzen beider Staaten wurden. InVenetien undFriaul-Julisch Venetien bilden sie mit leichten Modifikationen bis heute die gültige Grenze.
Nach der Einigung Italiens blieb die Grenze bis 1919 unverändert. Allerdings fordertenitalienische Irredentisten weiterhin dieitalienischsprachigen Teile derGrafschaft Tirol sowie das damals noch zu Österreich gehörendeTriest. Daher verstärkte Österreich trotz einesmilitärischen Bündnisses mit Italien seinegrenznahen Festungswerke, die nun im Wesentlichen durch Südtirol und den Trentino verliefen. Nach Ausbruch desErsten Weltkrieges verhielt sich Italien mit Verweis auf den defensiven Charakter des Bündnisses zunächst neutral und schloss 1915 mitEntente-Mächten einenGeheimvertrag, in welchem Italien Tirol bis zurBrennergrenze zugesichert wurde. Dies folgte der Logik des italienischen NationalistenEttore Tolomei nach dessen These, dass die Staatsgrenze gemäß derWasserscheide amAlpenhauptkamm zu ziehen sei, wie es teilweise (nicht im damals zu Bayern gehörenden Tirol) auch zur Zeit desKönigreichs Italien von 1805 bis 1814 der Fall war. Die militärische Situation konnte daran jedoch nur wenig ändern, dieIsonzoschlachten mündeten in einen für beide Seiten verlustreichenStellungskrieg.

Durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg löste sichÖsterreich-Ungarn in seine Nationalitäten auf. Die Nachfolge trat dieRepublik Deutschösterreich an, die dem vom damaligenUS-PräsidentWoodrow Wilson proklamiertenSelbstbestimmungsrecht der Völker folgend sämtliche deutschsprachigen Gebiete des ehemaligen Kaiserreichs forderte und somit ganz Tirol ohne das Trentino. Ungeachtet der viel weiter südlich verlaufenden Sprachgrenze an derSalurner Klause wurde Italien imVertrag von Saint-Germain jedoch nicht nur die geforderte Grenze am Alpenhauptkamm zugesprochen, auch dasKanaltal und Gebiete imPustertal jenseits desToblacher Felds fielen an Italien. Bis auf geringfügige Modifikationen entstand damit die heute gültige Grenze, die 1920 finalisiert wurde. Im Laufe der 1920er Jahre begann auf italienischer Seite die Errichtung einer grenznahen Befestigungskette, der sogenannteAlpenwall.
Durch denAnschluss Österreichs war dies ab 1938 die Grenze zwischen Italien und demnationalsozialistischen Deutschen Reich. Als gemeinsame Verbündete imZweiten Weltkrieg kam es zunächst zu keinerlei Änderungen, im September 1943 wurden nach demKriegsaustritt Italiens und der Besetzung Norditaliens durch die Wehrmacht jedoch zwei Operationszonen gebildet (Alpenvorland und Adriatisches Küstenland). De jure blieben sie allerdings Teil derItalienischen Sozialrepublik unterBenito Mussolini. Nach Kriegsende erwuchsen Hoffnungen der Südtiroler, wieder Teil Österreichs zu werden. Das US-Außenministerium ließ dafür sogar Teilungspläne erarbeiten. Die Verhandlungen führten schlussendlich zumGruber-De-Gasperi-Abkommen, welches der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerungsmehrheitautonome Grundrechte zusicherte und durch das Österreich alsSchutzmacht der Südtiroler Bevölkerung von Italien anerkannt wurde. Trotz der Niederlage im Weltkrieg blieben Italien und das nun wieder eigenständige Österreich daher territorial verschont, so dass – mit Ausnahme kleinerer Anpassungen – der Verlauf von 1920 wieder zwischen ihnen hergestellt wurde. Mit dem Beitritt Österreichs wurde sie 1995 zu einerEU-Binnengrenze.
Die Grenze verläuft, bis auf kleinere Abweichungen, entlang derWasserscheide zwischenAdria undSchwarzem Meer. Sie beginnt im Westen am Dreiländereck mit derSchweiz, etwa 700 m nördlich desPiz Lad. Von dort folgt sie im Wesentlichen dem Alpenhauptkamm Richtung Osten mit einer kleinen Abweichung (siehe unten) in nördlicher Richtung amReschenpass, dem Hauptkamm derÖtztaler Alpen bis zumTimmelsjoch; danach über dieStubaier Alpen zumBrennerpass (auch hier eine kleine Abweichung von der Wasserscheide) und von dort über dieZillertaler Alpen bzw. demZillertaler Hauptkamm folgend bis zum Talschluss desAhrntals. AmWestlichen Zwillingsköpfl erreicht die Grenze den nördlichsten Punkt Italiens. Ab derDreiherrnspitze, an dem zusätzlich die Grenzen der österreichischen BundesländerSalzburg undTirol aufeinandertreffen, macht der Grenzverlauf einen scharfen Knick nach Süden und streicht RichtungPustertal. ZwischenHochrast undHelm markieren dortKolber- und Karzlerbach den Grenzverlauf, der damit ca. 10 km östlich der eigentlichen Wasserscheide amToblacher Feld liegt. Die Grenze folgt nun weiter dem Hauptkamm derKarnischen Alpen und passiert u. a. denPlöcken- undNaßfeldpass, bis sie amDreiländereck mitSlowenien ihr Ende findet.
Der Grenzverlauf ist nicht an allen Stellen identisch mit der Wasserscheide. Deutlich wird dies bspw. am Reschenpass, an dessen Grenzübergang Schilder mit der Höhenangabe „Reschenpass 1455 m“ angebracht sind. Die Wasserscheide befindet sich dagegen ca. 2 km südlich auf einer Höhe von 1507 m.


Folgende Berge befinden sich an der Grenze und gehören anteilsmäßig zu österreichischem und italienischem Territorium:
Über folgendeGebirgspässe verlaufen Straßen oder Eisenbahnen über die Grenze (Reihenfolge von Westen nach Osten):
Die Straßen- und Eisenbahngrenzübergänge zwischenSillian undVierschach sowie zwischenThörl-Maglern undTarvisio liegen nicht im unmittelbaren Bereich der PasshöhenToblacher Feld bzw.Saifnitzer Sattel, sondern jeweils einige Kilometer östlich davon in den Flusstälern derDrau bzw. derGailitz.

DieLandshuter Europahütte in den Zillertaler Alpen liegt sowohl auf österreichischem als auch italienischem Territorium.
Zwischen 1938 und 1945 wurde Österreich vomDeutschen Reichannektiert, sodass das Deutsche Reich unmittelbar an Italien grenzte.