Pinot gris (französisch) ist eineWeißwein-Rebsorte.Ruländer ist der Name, unter dem die Rebsorte in Deutschland klassifiziert ist,Grauer Burgunder undGrauburgunder sind für deutsche Weine dieser Sorte zulässige Synonyme.[1] Obwohl die Beerenhaut rötlich bis rot und grau gefärbt ist, wird sie den Weißweinsorten zugeordnet. Seit den 1980er Jahren erlangte die Rebsorte auch unter ihrem italienischen NamenPinot grigio große Bekannt- und Beliebtheit in Deutschland.
Die Sorte ist vermutlich aus demBurgund oder aus derChampagne nach Deutschland gebracht worden.Karl IV. brachte die Sorte 1375 nachUngarn (Plattensee). 1568 wurde sie vonLazarus von Schwendi vomPlattensee insElsass und zumKaiserstuhl gebracht. Davon unabhängig fand 1711Johann Seeger Ruland sie in einem verwilderten Weingarten des Assessors Seuffert in der Streifergasse inSpeyer und verbreitete sie.[2] Viele Winzer wieJakob Weidle erkannten ihre Vorzüge und kultivierten die Reben weiter, was zu einer raschen Ausbreitung der Sorte führte.
Nach Österreich wurde die Rebe vonZisterziensermönchen aus dem Burgund im 13. oder 14. Jahrhundert gebracht. Daher kommt auch das Synonym Grauer Mönch. Die größte Verbreitung in Österreich hat die Sorte im nördlichenBurgenland und in derSteiermark.[3]
Die Triebspitze ist offen. Sie ist stark weißlich hellgrün behaart. Die Jungblätter sind anfangs spinnwebig behaart, um danach fast unbehaart zu sein.
Die mittelgroßen dunkelgrünen Blätter sind rundlich, meist ganz oder schwach dreilappig, selten jedoch schwach angedeutet fünflappig. Die Stielbucht ist V-förmig offen. Das Blatt ist stumpf gezähnt. Die Zähne sind im Vergleich der Rebsorten mittelgroß. Die Blattoberfläche ist blasig derb.
GrauburgunderDie walzenförmige Traube ist selten geschultert, mittelgroß und dichtbeerig. Die rundlichen bis ovalen Beeren sind mittelgroß und von rötlich bis roter Farbe, vollreife Trauben wirken häufig grau. Die Schale der Beere ist dünnhäutig bis mittelstark.
Reife: Der Grauburgunder treibt mittelfrüh aus und ist somit empfindlich gegen eventuelle späte Frühjahrsfröste. Ihn zeichnet jedoch bei guter Holzreife eine gute Winterfrosthärte aus.
Der Grauburgunder liefertsäurearme, aber körper- und extraktreiche Weißweine mit einem in der Regel eher hohen Alkoholgehalt.
Die aus dem Pinot gris gekelterten Weine besitzen meistens eine kräftige goldgelbe Farbe, bei sehr guten Qualitäten kann man manchmal auch leichte Brauntöne wahrnehmen. Der Pinot gris weist einen leichten Apfelton auf und hat eine schöne Frische. Man kann ihn alsAperitif oder zu Fischgerichten trinken.
In Baden und der Pfalz haben sich zwei Stile für den Ausbau dieser Rebsorte etabliert. Der traditionelle Ausbau aus sehr reifen und zum Teil edelfaulen Trauben (durch den PilzBotrytis cinerea) führt zum „Ruländer“, einem schweren süßen Wein mit Botrytis-Ton. Seit Mitte der 1990er Jahre begann ein für diese Anbaugebiete neuer Stil den traditionellen Ruländer zu verdrängen. Hierbei werden die Trauben früher gelesen und nur gesunde Trauben verwendet. Es entsteht ein Wein mit mehr Säure und weniger Süße von elegantem Geschmack, der sich gut als Essensbegleiter eignet. Dieser neue Stil wird heute in Deutschland allgemein als „Grauburgunder“ bezeichnet.
Die Rebsorte eignet sich auch sehr gut, um daraus Roséweine herzustellen, was längere Maische-Standzeiten erfordert. In Venetien ist dieser Wein recht populär und wird dort alsRamato bezeichnet.[4]
Es handelt sich um eine weinbaulich eher schwierige Rebsorte. Die dünnhäutigen Beeren verlangen eine sehr feinfühlige Bearbeitung, da durch Verletzungen der Schale ihr Saft zu früh freigesetzt wird. Außerdem reagieren sie stark auf Temperaturschwankungen (Hitze/Kälte). In kühlen Weinbaugegenden sollten nur Winzer, die über gute südseitige Hanglagen mit fruchtbaren, warmen und genügend kalkhaltigen Böden verfügen, an die Anpflanzung dieser Sorte denken. Sie ist anfällig gegen denEchten Mehltau und denFalschen Mehltau. Des Weiteren neigt sie zuChlorose,Rohfäule und Virusbefall.
Als „Grauburgunder“ wird er inDeutschland undÖsterreich bezeichnet, alsPinot gris ist er inFrankreich,Australien und inLuxemburg weitverbreitet, inItalien als Pinot grigio, imWallis alsMalvoisie, imElsass früher alsTokay. Seit einer Klage der Winzer des ungarischen WeinbaugebietsTokaj-Hegyalja darf der Synonym-NameTokay oderTokay d'Alsace nach geltendem EU-Recht nicht mehr verwendet werden. ImChampagner ist Grauburgunder als traditionelle Traube, dort meistFromenteau genannt, noch zugelassen, aber sehr selten. So produziert das Champagnerhaus Aubry inJouy-les-Reims noch eine CuvéeLe Nombre dOr aus 6 Rebsorten, u. a. Pinot Gris vrai. Laherte erzeugte mit „Les 7“[11] eine Cuvée aus allen 7 zugelassenen Champagnersorten.[12] Das ChampagnerhausDrappier inUrville hat Fromenteau wieder gepflanzt.
Horst Dippel (Begründer):Das Weinlexikon (=Fischer. 15867). Fortgeführt von Cornelius Lange undFabian Lange. Vollständig überarbeitete und ergänzte Neuausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003,ISBN 3-596-15867-2.
↑Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann:Farbatlas Rebsorten. 3. Auflage. Eugen Ulmer, 2011,ISBN 978-3-8001-5957-4.