
Grace Ann Melzia Bumbry (*4. Januar1937 inSt. Louis,Missouri; † 7. Mai2023 inWien[1]) war eine US-amerikanischeOpernsängerin (Sopran undMezzosopran). Sie studierte an derBoston University, an derNorthwestern University inEvanston (Illinois) und an derMusic Academy of the West Sommerakademie inMontecito inKalifornien. In der internationalen Musikwelt erlangte sie ihren Durchbruch 1961 bei den Bayreuther Festspielen in der Rolle der Venus inRichard WagnersTannhäuser. Neben vielen Wagner- und Verdi-Rollen sang sie auch sehr erfolgreich die Rolle der Bess inGeorge GershwinsPorgy and Bess.
Grace Bumbry war die Tochter eines Eisenbahnangestellten und einer Hausfrau. Aufgewachsen in St. Louis (Missouri), wurde Grace Bumbry von ihren Eltern auf die Charles Sumner High School geschickt, die ersteafroamerikanische High School westlich desMississippi River.
In ihrer Jugend sang Grace Bumbry im Kirchenchor. Im Alter von 17 Jahren gewann sie zum ersten Mal bei einem Radiowettbewerb, nachdem sie dieArie der Eboli „O don fatale“ aus VerdisDon Carlos vorgetragen hatte. Sie gewann dabei auch ein Studium am St. Louis Institute of Music, das sich jedoch weigerte, sie aufzunehmen, da wegen der in Missouri herrschendenRassentrennung keine Afroamerikaner zugelassen waren.
Ein Auftritt beim Talent-Scout-Programm vonArthur Godfrey brachte ihr einStipendium für dieNorthwestern University inEvanston,Illinois, ein, das durch zwei Mäzenfamilien gefördert wurde. Danach besuchte sie dieBoston University. Auf Einladung der in derZeit des Nationalsozialismus emigrierten deutschen SopranistinLotte Lehmann wurde sie deren Schülerin in Santa Barbara und nahm in den Sommern 1956–1958 an ihrer SommerakademieMusic Academy of the West teil.[2][3]
1958 war sie zusammen mit der SopranistinMartina Arroyo Siegerin der Hörproben in derMetropolitan Opera und gab inBasel inGeorges Bizets OperCarmen ihr Bühnendebüt, ein Jahr später ihr Konzertdebüt in London. 1960 sang sie an der Pariser Oper die Amneris in VerdisAida. Anschließend engagierteWieland Wagner sie für dieBayreuther Festspiele. Mit der Rolle der Venus in WagnersTannhäuser von 1961 hatte sich Grace Bumbry in Europa etabliert. Als erste „schwarze Venus“ bei den Bayreuther Festspielen (mit der Venusberg-Choreografie vonMaurice Béjart) löste sie den von Wagner einkalkulierten Pressewirbel aus. Später wurde sie vonJacqueline Kennedy eingeladen, imWeißen Haus zu singen.

Bumbry trat 1997 vorläufig von der Opernbühne ab. 1998 wurde sie vonAugust Everding zu ihrer Karriere auf Deutsch interviewt.[4] 2007 gab sie Lieder- und Arienabende unter anderem in Kiel, Hamburg, London, Paris, Moskau, Wien und Tokio. Im Frühjahr 2010 kehrte sie nach 13 Jahren auf die Opernbühne zurück. Grace Bumbry sang die Partie der Monisha inScott Joplins einziger OperTreemonisha an der Seite vonAdina Aaron undWillard White imThéâtre du Châtelet inParis. Hier trat sie im Frühjahr 2012 erneut mit einem Liederabend mit ausgewählten Titeln amerikanischer Komponisten auf. Kurz darauf, im März 2012, gab Grace Bumbry in der konzertanten Premiere der OperCandide vonLeonard Bernstein an derDeutschen Oper Berlin die Rolle der Old Lady an der Seite vonSimone Kermes. Im Januar 2013 sang sie erstmals die Gräfin in TschaikowskisPique Dame an derWiener Staatsoper.
Grace Bumbry gab weltweit Meisterkurse. Zudem hatte sie zahlreiche Verpflichtungen als Jurorin bei Gesangswettbewerben sowie als Gründerin der Vokal- und Opernakademie an der BerlinerUniversität der Künste.
Grace Bumbry starb im Mai 2023 im Alter von 86 Jahren in ihrer Wahlheimat Wien in einem Krankenhaus an den Folgen eines 2022 inNew York erlittenen schwerenSchlaganfalls. Sie soll in ihrer Geburtsstadt St. Louis beigesetzt werden. Dies gab ihr Adoptivsohn David Brewer gegenüber derAustria Presse Agentur (APA) an.[5]
Sie war von 1963 bis 1972 mit dem Tenor Erwin Jaeckel verheiratet.[6]
Zunächst festgelegt auf Mezzopartien, begann Grace Bumbry bald auch Sopranpartien zu singen: Salome, Aida, Tosca und die Lady Macbeth, weiterhin Norma, Santuzza, Cassandre, Chimène (inLe Cid), Elisabeth (inTannhäuser), Elvira (inErnani), Leonora (inIl trovatore) und die Bess. Weitere Mezzo-Hauptrollen in ihrem Repertoire waren: Dalila, Didon (inLes Troyens), Hérodiade (Titelrolle in Massenets gleichnamiger Oper), Laura, Adalgisa, Ulrica, Azucena, Orfeo und Poppea. Eindrucksvoll war der Wechsel Grace Bumbrys in ein völlig neues Stimmfach – vom Mezzosopran zum hochdramatischen Sopran.
Ihre Stimme war voluminös, dunkel timbriert und höhensicher. Neben Studioeinspielungen gaben insbesondere Live-Aufnahmen den besonderen Charakter ihrer Stimme wieder und zeigen die spezifische dramatische Spannung auf, die aus ihrem Sinn für rhythmische Präzision und eloquenteArtikulation entstand.
Als Liedinterpretin trat Bumbry gemeinsam mit verschiedenen Pianisten, unter ihnenLeonard Hokanson,Sebastian Peschko,Erik Werba und in den letzten JahrenAlexander Schmalcz, hervor.
Grace Bumbry war am17. Mai1992 in denSaint Louis „Walk of Fame“ aufgenommen worden, wurde zur Ehrendoktorin des Ebner-Rust College Holly Springs (Missouri) und der University of Missouri St. Louis ernannt (1980)[7] und anUNESCO-Projekten beteiligt (The Slave Route Project). Grace Bumbry erhielt den Alumna-Preis von der Akademie Musik des Westens, bekam den PremioGiuseppe Verdi vonItalien verliehen und wurde 1996 zum Commandeur des französischen OrdensOrdre des Arts et des Lettres durch die französische Regierung ernannt. Im Dezember 2009 wurde ihr vom amerikanischen PräsidentenBarack Obama der PreisKennedy Center Honors (deutschKennedy-Preis) desKennedy Centers in Washington, D.C. für ihr Lebenswerk verliehen. Im Rahmen desÖsterreichischen Musiktheaterpreises 2017 wurde sie mit dem Preis für das Lebenswerk ausgezeichnet.[8]
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Bumbry, Grace |
| ALTERNATIVNAMEN | Bumbry, Grace Ann Melzia (vollständiger Name) |
| KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Opernsängerin (Sopran und Mezzosopran) |
| GEBURTSDATUM | 4. Januar 1937 |
| GEBURTSORT | St. Louis,Missouri |
| STERBEDATUM | 7. Mai 2023 |
| STERBEORT | Wien,Österreich |