Gottfried Amann (*25. April1901 inMünchen; †21. Dezember1988 ebenda) war eindeutscherForstwissenschaftler und Verfasser populärerBestimmungsbücher über Lebewesen desWaldes.
Gottfried Amann war der Sohn eines Oberregierungsrates. Er studierteForstwissenschaften und promovierte 1927 an derStaatswissenschaftlichen Fakultät in München mit einer Arbeit über die Möglichkeiten des Maschineneinsatzes im Wald zumDoktor der Staatswissenschaften (Dr. oec. publ.). Im gleichen Jahr bestand er dieGroße Forstliche Staatsprüfung als 19. von 39 Kandidaten mit der Hauptnote II. AlsForstassessor war er anschließend in denWindwurfgebieten vonUnken undReit im Winkl im Einsatz und kam 1930 als Regierungsforstrat an dasForstamt vonTegernsee.
Während derZeit des Nationalsozialismus gehörte er zu den wenigen bayerischen Forstleuten, die nicht Mitglied derNSDAP wurden – insgesamt waren nach Amanns späterer Einschätzung im FreistaatBayern bis Kriegsende 98 Prozent derForstbeamten Parteigenossen gewesen.[1] Der überzeugteChrist hatte es imNS-Staat nicht leicht. Als „Lehrforstrat“ an dieForstschule Lohr versetzt, denunzierte ihn dort einer seiner Schüler als Gegner derSA. Zu den Vorwürfen gehörte auch eine angeblicheVerunglimpfung des „Führers“Adolf Hitler. Als das NS-Amt für Beamte imBraunen Haus eine Untersuchung anstrebte, verzichteten seine Gegner jedoch auf eine Aussage.[2] Erst 1936 wurde Amann als Regierungsforstrat an die AußenstelleHofolding versetzt, die Übertragung einer Forstamtsleitung in seiner bayerischen Heimat wurde jedoch nicht mehr wirksam.
Denn bereits zu Beginn desZweiten Weltkriegs indas besetzte Polen abgeordnet, hatte Gottfried Amann dort zunächst das ForstaufsichtsamtJaslo inWestgalizien zu leiten, 1941 dasjenige inStanislau. In diesen Funktionen versuchte er, soweit es ihm möglich war, den Einheimischen mit Lebensmitteln zu helfen und den Abtransportjüdischer Bürger zumindest hinauszuzögern.[3]
Als politisch Unbelasteter wurdeForstmeister Amann bereits kurz nach Kriegsende im Herbst 1945 von der Militärregierung alsPersonalreferent in die neu aufzubauende bayerischeForstverwaltung übernommen. Innerhalb der Ministerialforstabteilung kümmerte er sich um die Eingliederungheimatvertriebener Forstbeamter undWaldarbeiter und hatte manche Ungereimtheiten imEntnazifizierungsprozess auszugleichen. Auch war ihm der Vorsitz im Prüfungs-Ausschuss übertragen. Eine von Amann angestrebte Versetzung an die Forstliche Versuchsanstalt wurde nicht genehmigt. In der späteren Landesforstverwaltung Bayerns wurde er schließlichMinisterialrat und war bis zur Pensionierung 1963 Leiter des forstlichen Personal- und Ausbildungsreferats imBayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Weit über den engeren forstlichen Wirkungskreis hinaus bekannt wurde Amann jedoch vor allem als ein Pionier auf dem Gebiet derpopulärwissenschaftlichen Bestimmungsbücher. Sein erstes,Die Kerfe des Waldes, erschien 1941. Dieses und seine späteren, nach gleichem Muster ausgearbeiteten Taschenbildbücher ermöglichen auch dem Laien anhand von Farbabbildungen das rasche und korrekte Ansprechen von Pflanzen, Pilzen und Tieren des Waldes – und dies dank ihres handlichen Umfanges auch direkt vor Ort. Neben knappen, treffenden und klaren Texten verdanken die Werke einen Großteil ihres Erfolges den detailgetreuen Farbbildern desKunstmalersPaul Richter.
So erreichte allein das 1954 erstmals erschieneneBäume und Sträucher des Waldes laut Angaben desVerlages Neumann-Neudamm bislang eine Gesamtauflage in Höhe von 500.000 Exemplaren; die 17. Auflage erschien im Jahr 2004. Auch die übrigen Bestimmungsbücher Amanns entwickelten sich rasch zuBestsellern, die zahlreiche Auflagen erlebten und ein breites Publikum erreichten. So hat sich etwaPilze des Waldes, das zunächst ein Teil vonBodenpflanzen des Waldes gewesen war, als kleines Büchlein zu einem klassischen Begleiter vonPilzsammlern entwickelt, auf deren Interessen Amann darin besondere Rücksicht nimmt. Es enthält auch einige Pilz-Rezepte seiner Frau Elisabeth Amann. In aktualisierter Form werden die Bücher Amanns nun vonClaudia Summerer fortgeführt. Großen Erfolg haben sie auch inpolnischen Übersetzungen. Weitere Übersetzungen gab es insNiederländische undSchwedische.
Aufgrund seinerdidaktischen undrhetorischen Fähigkeiten erhielt Amann auch einen Lehrauftrag an derLandwirtschaftlichen FakultätWeihenstephan, die ihm 1965 den Titel einesHonorarprofessors verlieh. Trotz seiner Vorlesungstätigkeit und des großen Erfolgs seiner Bücher pflegte Dr. Amann, der kinderlos blieb, einen sehr zurückhaltenden Lebensstil. Seine erste Frau war Elisabeth Amann geborene Schmaußer. Nach ihrem Tode heiratete er Felicitas Amann geborene Bauer, die auch seine Buchveröffentlichungen tatkräftig förderte.
Als ihm dasBundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen werden sollte, lehnte er dieses Ansinnen mit der Begründung ab, ihm missfiele, dass BundespräsidentGustav Heinemann Bestrebungen unterstütze,Sodomie außer Strafe zu stellen.[4]
Ministerialrata. D. Professor Dr. Gottfried Amann starb nach längerem Leiden am 21. Dezember 1988 in seiner Heimatstadt München. Seine letzte Ruhe fand er auf dem dortigenOstfriedhof. „Die Nachgeborenen werden mit wachsendem Abstand zu schätzen wissen, dass dieser zutiefst gütige Mensch sich vom Zeitgeist nie hat erdrücken lassen“, urteilteHeinrich Rubner 1994 über ihn.[5]
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Amann, Gottfried |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Forstwissenschaftler und Sachbuchautor |
| GEBURTSDATUM | 25. April 1901 |
| GEBURTSORT | München |
| STERBEDATUM | 21. Dezember 1988 |
| STERBEORT | München |