Gottfried-Karl Kindermann
Gottfried-Karl Kindermann (*13. April1926 inWien; †27. November2022 inMünchen[1]) war ein deutscherPolitikwissenschaftler.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gottfried-Karl Kindermann, Sohn desTheaterwissenschaftlersHeinz Kindermann, studierte inWien,Freiburg undStanford. Er war Forschungsassistent beiHans Morgenthau an derUniversität Chicago zu Beginn der 1950er-Jahre. Kindermann besetzte den ersten Lehrstuhl für Internationale Politik amGeschwister-Scholl-Institut derLudwig-Maximilians-Universität München (LMU) im Jahre 1967.
Sein SohnStefan Kindermann istSchachgroßmeister.
Lehre
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Er spezialisierte sich auf das ForschungsgebietAsien und erhielt verschiedene Auszeichnungen für diese Forschungen. Als Koordinator fürinterdisziplinäre Lehrveranstaltungen überOst- undSüdostasien an der LMU fördert Kindermann gezielt das interkulturelle Verständnis zwischenEuropa und Asien. Besondere Bedeutung haben seine Arbeiten zur vergleichenden Analyse von Problemstrukturen geteilter Länder. So berät Kindermannkoreanische Entscheidungsträger inWiedervereinigungsfragen. Seine Studie über Ostasien (2001) gehört zu den Klassikern der deutschsprachigen Asienanalyse.
Auf dem Gebiet derTheorie der Internationalen Beziehungen entwickelte Kindermann den aufMorgenthauspolitischen Realismus basierendenNeorealismus der Münchener Schule. Dieser Ansatz verbindet eine internationale Strukturtheorie mit einem elaboriertenPerzeptionsansatz. Mit Hilfe einer multimethodischen Analyse, der „InternationalenKonstellationsanalyse“, soll es politischen Praktikern ermöglicht werden, internationale Problemkonstellationen sachgerecht einschätzen zu können.
Kindermanns sieht die Epoche des österreichischenStändestaates als „erste Abwehrfront“ gegen denNationalsozialismus und das Scheitern desnationalsozialistischen Putsches 1934 in Österreich als „Hitlers erste Niederlage“[2]. In diesem Zusammenhang und vor dem Hintergrund der damaligen prekären Situation Österreichs beurteilt er die Abwehrleistung derVaterländischen Front und des von österreichischen Nationalsozialisten ermordeten BundeskanzlersEngelbert Dollfuß positiv. Insbesondere unterÖVP-Politikern wieAndreas Khol stoßen seine Äußerungen zur Zeit zwischen 1933 und 1938 auf positive Resonanz.
Einer seiner Schüler war der FAZ-RedakteurGeorg Paul Hefty.
Er war langjähriges Vorstandsmitglied derGesellschaft für Außenpolitik.
Auszeichnungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Schriften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. Olzog Verlag. München 2005,ISBN 3-7892-8165-4.
- Österreich gegen Hitler – Europas erste Abwehrfront 1933–1938. Langen Müller Verlag, Bonn 2003,ISBN 3-7844-2821-5.
- Der Aufstieg Ostasiens in der Weltpolitik 1840–2000. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2001,ISBN 3-421-05174-7.
- Hitlers Niederlage in Österreich. Hoffmann und Campe Verlag, 1984.
- Grundelemente der Weltpolitik. Piper Verlag, München 1981,ISBN 3-492-00524-1.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Christoph Rohde:Hans J. Morgenthau und der weltpolitische Realismus. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004,ISBN 3-531-14161-9.
- Alexander Siedschlag (Hrsg.):Realistische Perspektiven internationaler Politik. Festschrift für Gottfried-Karl Kindermann zum 75. Geburtstag. Leske+Budrich, Opladen 2001,ISBN 3-8100-3015-5.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Gottfried-Karl Kindermann im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Vaterländische Gute-Nacht-Geschichten –Siegfried Mattl vom Institut für Zeitgeschichte über Kindermanns Thesen
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Traueranzeige SZ. Abgerufen am 3. Dezember 2022.
- ↑Gottfried Karl Kindermann:Hitlers Niederlage in Österreich: bewaffneter NS-Putsch, Kanzlermord und Österreichs Abwehrsieg von 1934. Hoffmann und Campe, 1984,ISBN 978-3-455-08235-7.
- ↑Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
Personendaten | |
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NAME | Kindermann, Gottfried-Karl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 13. April 1926 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 27. November 2022 |
STERBEORT | München |
- Wissenschaftler (20. Jahrhundert)
- Wissenschaftler (21. Jahrhundert)
- Vertreter des Neorealismus in den Internationalen Beziehungen
- Hochschullehrer (Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Hochschullehrer (HfP München)
- Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
- Deutscher
- Geboren 1926
- Gestorben 2022
- Mann