Gley

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Dieser Artikel behandelt den Bodentyp. Zu weiteren Bedeutungen sieheGley (Begriffsklärung).
Schematisches Bodenprofil eines Normgleys mit den Prozessen der Bodenentwicklung
Gley
Normgley (Ah-Go-Gr), Südschwarzwald

EinGley (niederdeutschKlei; russischglej „Lehm, Ton“) ist ein vomGrundwasser beeinflussterBoden und Namensgeber der BodenklasseGleye.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

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Nach derBodenkundlichen Kartieranleitung 5 (KA5) findet eine den Bodeneigenschaften entsprechende Differenzierung statt. Der typische Gley ist derNormgley mit derHorizontabfolge Ah/Go/Gr, wobei der G-Horizont innerhalb von 4 dm unter der Geländeoberfläche (GOF) beginnt. Weiterhin sind der Ah- und der Go-Horizont mindestens 4 dm und maximal 8 dm mächtig. Weitere Subtypen werden in der KA5 beschrieben, z. B. derOxigley; hier fehlt der Gr-Horizont, weil das Grundwasser sauerstoffreich ist.

Gleye entstehen durch den bodenbildenden Prozess derVergleyung, bei der es durchGrundwasser im Bodenkörper zuOxidations- undReduktionsprozessen kommt. Reduziertes Eisen ist wasserlöslich und bewegt sich im Bodenwasser, so dass nach erneuter Oxidation Rostflecken undEisenkonkretionen entstehen. Böden, die nicht vom Grundwasser, sondern von Stauwasser geprägt sind, werden alsPseudogleye bezeichnet.

Der Gley wurde – als Grundwasserboden bezeichnet – zumBoden des Jahres 2016 ausgerufen.[1]

Horizontierung

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Die typischeHorizontabfolge eines Gleys lautet: Ah/Go/Gr, wobei Übergangshorizonte zwischen Go und Gr bestehen können, die je nach Ausprägung der Merkmale entweder Gro oder Gor benannt werden.

  • Ah-Horizont: oberster Horizont, h fürHumus; der Horizont ist humos.
  • Go-Horizont: G für Grundwasser, o für oxidiert. Er liegt im Schwankungsbereich bzw.Kapillarsaum des Grundwassers und ist periodisch durchlüftet. Er weist durch Eisen(III)-Verbindungen eine rostfleckige Färbung auf. DieseEisenoxide bilden sich an den Aggregatoberflächen bzw. in Wurzelröhren, wo das in der Bodenmatrix reduzierte Eisen durchDiffusion hinwandert und in Kontakt mit dem Sauerstoff derBodenluft gerät.
  • Gr-Horizont: r für reduktiv (Sauerstoffarmut). Der Gr-Horizont weist eine blau- oder grün-graue Färbung auf, da er ständig wassergesättigt und anoxisch ist. Die den Boden sonst braun färbenden Eisen(hydr)oxide sind reduziert zu farblosem Fe(II), und die zumeist graue Farbe der weiteren Bodenbestandteile bestimmen die Farbe des Horizonts. Beim Aufgraben eines solchen Horizontes ist ein etwas fauliger Geruch zu bemerken, was durch die imanoxischen Milieu vorherrschenden Formen desSchwefels bedingt ist.

Systematik

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In der Bundesrepublik Deutschland gehört die Klasse derGleye (G) zu denSemiterrestrischen Böden (Grundwasserböden). Nach derBodenkundlichen Kartieranleitung unterscheidet man dieBodentypen Gley (GG),Nassgley (GN),Anmoorgley (GM) undMoorgley (GH) mit jeweils verschiedenen Subtypen.

Die Subtypen des Gleys sind Normgley (GGn), Oxigley (GGx), Brauneisengley (GGe), Bleichgley (GGi), Wechselgley (GGw), Kalkgley (GGc), Humusgley (GGh), Hanggley (GGg), Quellengley (GGq) und Auengley (GGa). Es gibt zudem zahlreiche Übergänge zu anderen Bodentypen.

In der Internationalen BodenklassifikationWorld Reference Base for Soil Resources (WRB) werden sie zu denGleysols gezählt. Zu den Gleysols gehören aber auch die meistensubhydrischen Böden,Watten,Marschen undReduktosole.

Im US-BodenklassifikationssystemSoil Taxonomy gehören Böden mit den Präfixen(Endo)Aqu dazu, etwaEndoaquoll (Mollisols) oderEndoaquept (Inceptisols).

Vorkommen

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Gleyböden sind nicht an bestimmteKlimazonen oder Ausgangsgesteine gebunden.[2] In Senken und Niederungen sowie Flusstälern kommt dieser Bodentyp vor, da sich an diesen Standorten dasSickerwasser der Umgebung sammelt. Gleyböden führen ganzjährlich Grundwasser mit schwankendemGrundwasserflurabstand. Häufig liegen die semiterrestrischen Böden im räumlichen Zusammenhang zu Mooren oder Gewässern.[3][4]

Ökologie und Nutzung

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Fauna und Flora

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Hanggley mitFlatter-Binse (Juncus effusus),Roß-Minze (Mentha longifolia) undSumpfdotterblume (Caltha palustris) als Feuchtezeiger,Reichraminger Hintergebirge

Gleyböden mit hoch anstehendem Grundwasser haben eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung, da der grundwasserbeeinflusste Bodentyp Lebensraum für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten – wieBreitblättriges Knabenkraut(Dactylorhiza majalis) undSumpf-Pippau(Crepis paludosa) – bietet.[5] Diese Grundwasserböden weisen einen sehr hohen Anteil an Biotopflächen auf.[6] Auf Gleyböden würden sich ohne menschliche Einflussnahme in Folge vonSukzession nässeverträgliche Pflanzengesellschaften wieBruch-, Feucht- undSumpfwälder sowieAuenwälder entwickeln, welche diePotentielle Natürliche Vegetation (PNV) bilden.[7][3] Auf Gleyböden kommenhydrophile Baumarten – wieStieleiche(Quercus robur),Gemeine Esche(Fraxinus excelsior),Flatterulme(Ulmus laevis),Hainbuche(Carpinus betulus), Schwarz-Pappel(Populus nigra),Schwarz-Erle(Alnus glutinosa) undGrau-Erle(Alnus incana) – vor.[8][9]

Wasser und Klima

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Natürliche Gleyböden sind wichtiger Bestandteil von grundwasserabhängigenLandökosystemen, da sie große Wassermengen speichern können.[10][5] Der natürlicheWasserrückhalt ist durch die verzögerte Wasserabgabe erhöht. Gleyböden leisten einen großen Beitrag zurGrundwasserneubildung, da das Wasser in der Landschaft gehalten wird.[5][11] Diesehydromorphen Böden tragen zum vorbeugendenHochwasserschutz bei. In thermischen Belastungssituationen und Trockenperioden wirken sie aufgrund der hohen Verdunstungsleistung (Evapotranspiration) von Boden und Pflanzen als kühlendes Landschaftselement.[5][12]

Nutzung und Gefährdung

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Durch den hohen Grundwasserstand der Gleyböden ist die land- und forstwirtschaftliche Nutzung stark eingeschränkt.[3] Traditionell werden sie aufgrund ihrer Beschaffenheit, je nach Grundwasserstand alsGrünland oder Wald genutzt. Grünland eignet sich bei nicht zu hoch anstehendem Grundwasserstand am besten als landwirtschaftliche Nutzungsform, da eine ackerbauliche Nutzung aufgrund der Nässeverhältnisse nicht standortgerecht ist.[6][5][13] DurchMeliorationsmaßnahmen wurden jedoch viele Gleyböden entwässert und starkanthropogen verändert, um dieseGrenzertragsstandorte intensiver nutzen zu können. Dadurch wurde der Ackerbau auf die grundwasserbeeinflussten Böden ausgedehnt. DieEntwässerung und der Verlust der natürlichen Grundwasserdynamik veränderten die Standortbedingungen für die heimische Flora und Fauna signifikant. DieGrundwasserabsenkung bedingte durch die stärkere Durchlüftung des Oberbodens eine Humus-Mineralisierung. Der Humus wird infolge der Entwässerung aus dem obersten Bodenhorizont abgebaut bzw. ausgewaschen und alsKohlenstoffdioxid mit weiteren Gasen freigesetzt. Durch den Prozess wird der anthropogeneTreibhauseffekt verstärkt. DieStickstoffdünger der grundwassernahen Ackerflächen führen zu einer Verschlechterung des chemischen Zustandes des Grundwassers durch die Bildung vonNitrit und das Infiltrieren vonNitrat.[5][10][8][14]

Das Befahren der Gleyböden mit landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen verursacht zudem eine starkeBodenverdichtung, da die nassen Böden empfindlich auf mechanischen Druck reagieren.[8] Das Bodenleben und der Pflanzenertrag wird dadurch negativ beeinträchtigt.[5]

Quartäre Talfüllungen, die aus feinsandigenSedimenten bestehen, sind bei entwässerten Gleyböden ohne durchgängige Bodenbedeckung sehrwinderosionsanfällig.[10]

Schutz

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Aufgrund der Vielzahl an nachteiligen Auswirkungen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung von Gleyböden auf die Umwelt wird eine nachhaltige Bewirtschaftung dieser Standorte angestrebt. Eine bodenschonende Nutzung und Bewirtschaftung sichert den Erhalt dieser Grundwasserböden. Das umfasst u. a. dieWiedervernässung der Böden durch den Rückbau von Entwässerungseinrichtungen wie Gräben und Drainagen.[5][8]

Siehe auch

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Literatur

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Weblinks

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Commons: Gley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Grundwasserboden – 2016
  2. Material Gley. In: diercke.westermann.de. Westermann Diercke, abgerufen am 24. Februar 2019. 
  3. abcBoden des Jahres 2016 – Grundwasserboden. In: umwelt.sachsen.de. Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, abgerufen am 23. Februar 2019. 
  4. Monika Humer: GLEY Boden des Jahres 2016, Bericht UI-06/2016. Institut für Umwelt und Lebensmittelsicherheit des Landes Vorarlberg, Oktober 2016, abgerufen am 24. Februar 2019. 
  5. abcdefghDer Grundwasserboden (Gley) - Boden des Jahres 2016. In: umweltbundesamt.de. Umweltbundesamt, 21. Dezember 2015, abgerufen am 22. Februar 2019. 
  6. abBoden des Jahres 2016: Der Grundwasserboden (Gley). (PDF; 3 MB) In: hlnug.de. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, 2016, abgerufen am 27. Februar 2025. 
  7. Potentielle Natürliche Vegetation Bayerns. In: lfu.bayern.de. Bayerisches Landesamt für Umwelt, Juli 2012, abgerufen am 23. Februar 2019. 
  8. abcdBernd Burbaum, Heiner Fleige: Boden des Jahres 2016: Grundwasserboden. (PDF; 1,6 MB) Flyer. In: bodenwelten.de. Land Schleswig-Holstein, Umweltbundesamt, 2016, abgerufen am 27. Februar 2025. 
  9. Wolfgang Koppe: Infoblatt Gleye. In: klett.de. Ernst Klett Verlag, 29. Juli 2014, abgerufen am 1. März 2019. 
  10. abcBeate Gall, Rolf Schmidt, Albrecht Bauriegel: Gley: Steckbriefe Brandenburger Böden. In: mlul.brandenburg.de. Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt undVerbraucherschutz des Landes Brandenburg (MLUV), 2005, abgerufen am 22. Februar 2019. 
  11. Bodentypen. In: lfu.bayern.de. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 22. Februar 2019. 
  12. B. Burbaum, H. Fleige, R. Horn,: Boden des Jahres 2016: Grundwasserboden (Gley). (PDF; 800 kB) WRB: Gruppe der Gleysole. In: bodenwelten.de. Umweltbundesamt, 2016, abgerufen am 27. Februar 2025. 
  13. Bodentypen. In: lfu.bayern.de. Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), abgerufen am 28. Februar 2019. 
  14. Bernd Burbaum, Anita Peter, Rainer Horn, Heiner Fleige: Gley steht Wasser bis zum Hals – das ist gut so. (PDF; 553 kB) In: lksh.de. Bauernblatt, 12. Dezember 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. März 2019; abgerufen am 27. Februar 2025. 

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Normdaten (Sachbegriff):GND:4157510-6(lobid,OGND,AKS)
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