Gleitflug

Gleitflug ist jede Art desFliegens, bei der als Energiequelle fürAuftrieb undVortrieb ausschließlich dieLageenergie genutzt wird. Vögel befinden sich im Gleitflug, wenn sie nicht mit den Flügeln schlagen; Luftfahrzeuge befinden sich im Gleitflug, wenn sie keinen technischenAntrieb nutzen.
Die Beobachtung des Gleitflugs beiVögeln[1] und dieÜbernahme der dabei erkannten Prinzipien z. B. bei derProfilgebung fürTragflächen ging dem Bau der ersten erfolgreichen manntragenden Gleitflugzeuge vonLilienthal ab 1891 voraus. Die Natur liefert mit anderen gleitfliegenden Tieren und geflügeltenFlugsamen zahlreiche weitere Vorbilder für den Gleitflug.
Den Gleitflug nutzen alle nicht-motorisiertenLuftfahrzeuge, die schwerer als Luft sind, etwaSegelflieger,Hängegleiter undGleitschirme. Speziell für den Gleitflug ausgelegte Flugzeuge heißenGleitflugzeuge, darüber hinaus besitzt prinzipiell jedesFlugzeug die Fähigkeit zum Gleitflug. Beispielsweise kann einVerkehrsflugzeug nachTriebwerksausfall im Gleitflug weiterfliegen undnotlanden (siehe unten:Gleitflugmanöver mit Verkehrsmaschinen).
Drehflügler (Hub- oder Tragschrauber) können ebenfalls gleiten, indem sie Auftrieb durchAutorotation erzeugen.
Stationärer Gleitflug
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Stationär ist ein Gleitflug bei konstanterGeschwindigkeit. Beim stationären Gleitflug eines Luftfahrzeugs wird dieGewichtskraft in die Kräfte gegen denLuftwiderstand und für denAuftrieb aufgeteilt (G2 = W2 + A2). Luftfahrzeuge wie Gleitflugzeuge,Segelflugzeuge undHängegleiter können nur über eine abwärts gerichtete Flugbahn, bei dem der Vortrieb eine Komponente der Gewichtskraft darstellt, im stationären Gleichgewichtszustand bleiben. Sie setzen ihrepotenzielle Energie (Höhe) inkinetische Energie um, was eine Vorwärtsbewegung ermöglicht.
Formeln
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Für den antriebslosen Flug ergeben sich folgende Werte:
- Horizontalgeschwindigkeit: und für den Auftriebsbeiwert:
- Vertikal- oder Sinkgeschwindigkeit: und für den Widerstandsbeiwert:
vh,vs=Geschwindigkeit in m/s;p=Flächenbelastung in kg/m²;ca=Auftriebsbeiwert;cw=Widerstandsbeiwert;g=Erdbeschleunigung 9,81 m/s²;ρ=Luftdichte in kg/m³
Beispiel:
EinAirbus A380 habe eine Flächenbelastung von 430 kg/m². Derca-Wert bei der Landung in Meereshöhe sei 1,3 und dercw-Wert 0,08. Die Landeklappen und das Fahrwerk seien ausgefahren und die Triebwerke ohne Schubkraft.
- Die Vorwärtsgeschwindigkeit ist:
- Die Sinkgeschwindigkeit ist:
- DieGleitzahl ist:
(Bei Reisefluggeschwindigkeit in 11 km Höhe wäre die Luftdichte 0,3 kg/m², derca-Wert 0,42 und dercw-Wert 0,023)[2]
Gleitflug in der Natur
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sieheFlug in der Natur
Gleitflugmanöver mit Verkehrsmaschinen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Glimpflich
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 24. Juni 1982: EineBoeing 747 derBritish Airways (Flug 9) geriet in etwa 11.000 Meter Höhe in die Aschewolke des VulkansGunung Galunggung, wodurch alle vier Triebwerke ausfielen.
- 23. Juli 1983: EineBoeing 767-200 derAir Canada musste wegen Treibstoffmangels notlanden. Der Zwischenfall wurde alsGimli Glider bekannt.
- 15. Dezember 1989:Flug 867 derKLM Royal Dutch Airlines geriet in die Aschewolke desMount Redoubt. Alle vier Triebwerke fielen aus, Landung auf demAnchorage Airport (Alaska).
- 12. Juli 2000: EinAirbus A310-300 derHapag-Lloyd (Flug 3378) schlug aufgrund leergeflogener Tanks 600 Meter vor der Landebahn inWien-Schwechat auf.
- 24. August 2001: EinAirbus A330 derAir Transat (Flug 236) musste aufgrund einer gebrochenen Treibstoffleitung eine Notlandung auf dem MilitärflugplatzLajes Field ausführen – der längste Gleitflug eines Düsenflugzeugs bisher. Der antriebslose Flug dauerte etwa 19 Minuten, wobei 120 km zurückgelegt wurden.
- 15. Januar 2009: EinUS AirwaysAirbus A320 (Flug1549) musste im Gleitflug auf demHudson River inNew York notwassern, weil kurz nach dem Start beide Triebwerke durchVogelschlag ausgefallen waren.
Mit Toten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 25. Januar 1990:Avianca-Flug 052 geriet nach langen Wartezeiten in der Luft, einemDurchstartmanöver und ohne Erklärung derLuftnotlage mit leergeflogenen Tanks in einen Gleitflug und schlug in hügeligem Gelände auf.
- 23. November 1996: Drei Terroristen entführen eineBoeing 767 auf demEthiopian-Airlines-Flug 961 und zwangen den Piloten mit unzureichend gefüllten Tanks nach Australien zu fliegen. Als der Treibstoff ausging, musste der Pilot vor den Komoren notwassern. 125 der 175 Insassen kamen ums Leben
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Götsch, Ernst –Luftfahrzeugtechnik, Motorbuchverlag, Stuttgart 2003,ISBN 3-613-02006-8
- Otto Lilienthal:Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. R. Gaertners Verlagsbuchhandlung, Berlin 1889,ISBN 3-9809023-8-2 (Digitalisat und Volltext imDeutschen Textarchiv,Digitalisat [abgerufen am 20. Januar 2018] Reprint der Originalausgabe, Friedland 2003).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Lilienthal hat Vögel beobachtet:Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst, S. 1 ff
- ↑Kap.5 Berechnung der Gleitzahlen (PDF; 357 kB)