Glanum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen

43.7738888888894.8325Koordinaten:43° 46′ 26″ N,4° 49′ 57″ O

Karte: Frankreich
marker
Glanum
Nördliches Stadtzentrum
Südliches Stadtzentrum

Glanum war einekeltische,hellenistische und späterrömische Stadt im heutigenSüdfrankreich. Dasantike Zentrum ist als Ruine erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Ruine liegt in derProvence an den nördlichen Hängen derAlpillen im heutigenDépartement Bouches-du-Rhône, ca. 20 Kilometer südlich vonAvignon. Sie liegt südlich vonSaint-Rémy-de-Provence unmittelbar an der D5 von dort RichtungMaussane-les-Alpilles undLes Baux-de-Provence.

Geschichte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Stadt wurde von denSalluviern zunächst noch alsOppidum oder Festung auf demMont Gaussier gegründet. EineTrockenmauer umgab das zwanzig Hektar große Gelände und sperrte den Pass durch die Alpilles. Ein Schrein desKeltengottesGlanis, der mit einerHeilquelle in Verbindung gebracht wird, entstand im 4. Jahrhundert v. Chr. Spätestens im Laufe des 3. Jahrhunderts v. Chr. errichtetenGriechen dort ein Handelszentrum mit Namen „Glanum“. Ausgehend vonMarseille wuchs der griechische Einfluss durch Händler, die dieRhone hinaufzogen. Sie brachten ihrAlphabet mit, in dem auch der lokale keltische Dialekt verschriftlicht wurde, und ihren Baustil.

Eine trapezförmigeAgora wurde errichtet. Glanum bestand bereits mehrere Jahrhunderte, als es im 1. Jahrhundert v. Chr. römisch wurde. Die Römer übernahmen Schrein und Heiligtum und ebenso eine Dreiheit lokaler Müttergöttinnen, denen sie die BezeichnungGlanicae gaben. Sie wurden mit denMatronen identifiziert. Die GöttinnenEpona undRosmerta und der GottMerkur waren ebenfalls präsent. Die griechische Agora machte in zwei Phasen einem römischenForum Platz.

Inaugusteischer Zeit wurde die Stadt zurKolonie aufgewertet[1] und viele Monumentalgebäude errichtet, inklusiveThermen, einesTriumphbogens und verschiedenerTempel (einige errichteten Generäle des Kaisers Augustus, andere sein SchwiegersohnAgrippa). Vermutlich zu dieser Zeit wurde derGlanum-Staudamm errichtet, der die Kolonie mit Wasser versorgte. Eine Kanalisation, die auch für den Regenwasserabfluss in dem engen Tal sorgte, wurde angelegt.

Glanum wurde 260 imAlemannensturm zerstört und später aufgegeben. Die Einwohner siedelten einige Kilometer weiter nördlich in der Ebene an der Stelle des heutigenSaint-Rémy-de-Provence. Aber noch in der mittelalterlichenPeutinger-Karte, die auf römischen Vorlagen beruht, ist Glanum alsGlano verzeichnet.

Rezeptionsgeschichte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Figur eines sitzenden Kelten
Replik mit rekonstruierter Bemalung im Besucherzentrum

1564 besichtigte der französische KönigKarl IX. Triumphbogen und Mausoleum. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden in diesem Bereich Münzen und Skulpturen gefunden, im 19. Jahrhundert begann der Marquis de Largoy, die Talmulde zu erforschen.

Systematisch wurde Glanum ab 1921ausgegraben und entwickelte sich seitdem zu einer der bedeutendsten antiken Fundstätten in Frankreich.Pierre de Brun ließ die Thermen und das Gelände um die Basilika in der Unterstadt freilegen. Unter der Leitung vonHenri Rolland wurde zwischen 1942 und 1969 das Gelände vom Forum bis zur Heilquelle erforscht. Ab 1982 fanden erneut Grabungen statt, bei denen unter anderem ein Brunnen aus der hellenistischen Epoche und weitere Anlagen zur Wasserversorgung untersucht wurden. Die Ausgrabungen beschränkten sich auf zwei Hektar im mittleren Tal. Zur Blütezeit der Stadt waren auch noch zwei Seitentäler und die Hügel der Umgebung bebaut. Die Hauptstraße führt von dem nicht erhaltenen Stadttor zum sakralen Bezirk mit der Heilquelle. Unter der Straße befindet sich ein mit Platten abgedeckter Abwasserkanal sowie ein kleinerer Frischwasserkanal.

Die Funde der Grabungen in Glanum befinden sich zum großen Teil in Saint-Rémy imHôtel de Sade, das im 15. Jahrhundert von einer reichen Färberfamilie aus Avignon anstelle eines älteren Herrschaftshauses errichtet wurde und in dem sich heute ein Archäologisches Museum befindet. Vor Ort gibt es ein Besucherzentrum, in dem die Grabungsstelle auch didaktisch aufbereitet ist.

Bauten im Außenbereich

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Glanum besitzt zwei berühmte, außerordentlich gut erhaltene antike Monumente vor der ehemaligen Stadtmauer:

Triumphbogen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Bogen von Glanum
Hauptartikel:Bogen von Glanum
Mausoleum

Der eindrucksvolleBogen von Glanum (12,50 m lang, 5,50 m breit, 8,60 m hoch) stammt aus der späten Regierungszeit desAugustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.) und macht ihn damit zu einem der ältesten inGallien. Er zeigt gallische Gefangene, die von den siegreichen Römern in Ketten abgeführt werden. Sein oberer Teil wurde im 18. Jahrhundert in Form eines Giebeldaches umgestaltet und mit Steinplatten abgedeckt, um ihn gegen Regen zu schützen. Dies gab ihm seine etwas merkwürdige Form.

Mausoleum

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Neben dem Triumphbogen befindet sich das 18 Meter hohe Mausoleum, Teil einerNekropole außerhalb der Stadtmauer. Drei Brüder mit dem Familiennamen Julius haben es im Gedenken an ihre Eltern errichtet. Es wird auf etwa 40 v. Chr. datiert. Die Inschrift ist noch deutlich zu lesen:

SEX.L.M.IVLIEIC. F. PARENTIBVS SVEIS
Sextus,Lucius undMarcusJulius,Söhne des Gaius ihren Eltern

Die Form des Monuments ist ungewöhnlich. DasPiedestal ist an allen vier Seiten mit Reliefs geschmückt, die historische und mythische Motive wiedergeben. Die Darstellungen zeigen die folgenden Szenen:

Über dem Piedestal befindet sich ein vierfacher Torbogen, der an einen Triumphbogen erinnert. Ort und Gestaltung haben vermuten lassen, dass das Monument auf die möglicherweise militärischen Verdienste des Vaters der Julier Bezug nimmt, derentwegen er das römische Bürgerrecht erhalten haben könnte. DasKenotaph wird von einer Struktur bekrönt, die an einen Rundtempel oder eineTholos erinnert und in der zwei Togastatuen aufgestellt sind (heute Kopien), möglicherweise Vater und Großvater der Stifter.

Bauten in der Stadt

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Thermen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hypokaustum

Die Überreste der Thermen befinden sich auf der östlichen Seite der Straße. Sie wurden zwischen 50 v. Chr. und 25 v. Chr. erbaut, gegen Ende des 1. Jahrhunderts erweitert und unterLucius Verus (161–169) mit Marmor dekoriert. Der ältere nördliche Teil bestand aus drei Räumen, demCaldarium (Heißbaderaum), demLaconium (Trockenschwitzraum) mit einem heute rekonstruiertenHypokaustum und demFrigidarium (Kaltbaderaum), in dessen Grundmauern noch eine Wasserleitung zu erkennen ist. Der Erweiterungsbau umfasste eine zentralePalästra (Sportplatz) mit dem Haupteingang sowie eineNatatio (Schwimmbecken).

Hellenistische Häuser und Markt

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Gegenüber standen zwei Häuser aus hellenistischer Zeit, die einen kleinen Marktplatz mit dem Heiligtum der GöttinBona Dea flankieren. Vom nördlichenHaus der Antenpfeiler sind dasPeristyl (Innenhof) und Säulen mit korinthischen Kapitellen erhalten, vom südlichenHaus des Attis aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. einAtrium mit einem flachenImpluvium (Wasserbecken), das von Säulen umgeben war, von denen nur noch dieBasen erhalten sind.

Forum und Umgebung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Forum

Bei den Ausgrabungen im Bereich des Forums waren vier unterschiedliche Phasen der Bebauung zu erkennen. Vom ursprünglichen Zentrum der gallo-griechischen Zeit sind noch die Reste eines Tempels intoskanischem Stil, ein Brunnen und zwei Säulen erhalten. Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde der Bereich mit Wohnhäusern überbaut. Für das erste römische Forum (25 v. Chr.) wurde das schräg abfallende Gelände dann aufgeschüttet. Das zweite, erweiterte Forum war von einer hohen Mauer umgeben. Bei der Restaurierung im Jahr 2007 wurde angestrebt, den letzten Zustand zu rekonstruieren.

Gegenüber dem ersten Forum entstanden im Jahr 20 v. Chr. zwei unterschiedlich große Tempel inkorinthischem Stil, die später in das zweite Forum integriert wurden. Dahinter befand sich das griechischeBouleuterion, ein Freilichtauditorium, in dem sich die Würdenträger der Stadt zur Beratung versammelten.

Heilquelle

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Becken der Heilquelle
Kapitell mit figürlicher Darstellung

Weiter aufwärts markiert ein monumentales, C. Marcius Paetus geweihtes Grab den Eingang zum Bezirk der Heilquelle. Gegenüber befindet sich ein kleiner Tempel, denMarcus Agrippa vermutlich 39 v. Chr. der römischen Göttin der GesundheitValetudoweihte. Dahinter führt eine Steintreppe hinab zur Quelle, die aus einer tiefen, nicht zugänglichen Felsspalte entspringt.

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Lionel Izac:La cité antique de Glanum et l’hotel de Sade Éditions du patrimoine, Paris 2017,ISBN 978-2-7577-0547-6
  • Anne Roth-Congès:Glanum. Vom kelto-ligurischen Oppidum zur gallo-römischen Stadt. Éditions du patrimoine, Paris 2012,ISBN 978-2-7577-0226-0.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Glanum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. CIL12, 04379; siehe Michel Christol, Michel Janon:Le statut de Glanum à l’époque romaine. In:Revue archéologique de Narbonnaise. Band 33, 2000, S. 47–54.(Online).
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Glanum&oldid=252086074
Kategorien: