AlsGeschwader (vonfranzösischescadre unditalienischsquadra‚Gevierthaufen‘) bezeichnet man militärischeVerbände beiMarine undLuftwaffe.
Als Geschwader wurden ursprünglichKavallerieformationen (Eskadron) bezeichnet. Seit dem 17. Jahrhundert fand der Begriff als Synonym fürFlotte oder Teilflotte Verwendung. Eine entscheidende Voraussetzung für die Anwendung des Geschwaderprinzips bildete der gegen Ende des 19. Jahrhunderts allgemein durchgesetzte Bau einer größeren Anzahl relativ gleichwertigerKriegsschiffe einer Klasse (Typen- bzw. Serienbau).[1]
In derKaiserlichen Marine war das Geschwader die Grundgliederung für die Großkampfschiffe, in der RegelLinienschiffe,Schlachtschiffe oderKreuzer. Je zwei aus Großkampfschiffen eines Typs bestehendeDivisionen bildeten ein Geschwader, mehrere Geschwader die Flotte.
InFrankreich undItalien heißt der deutscheDienstgradVizeadmiral noch heuteVice-Amiral d’Escadre beziehungsweiseAmmiraglio di Squadra (wörtlich: „Geschwaderadmiral“).
Bei derDeutschen Marine ist ein Geschwader in Anlehnung an das angloamerikanische System eine Zusammenfassung von mehreren gleichartigen Kriegsschiffen zu einemKampfverband aufRegiments- oderBataillonsebene. Auch für einen Einsatz zeitweilig zusammengestellte Verbände aus verschiedenen Einheiten werden im allgemeinen Sprachgebrauch als Geschwader bezeichnet.Marinefliegergeschwader entsprechen im Wesentlichen den Geschwadern der Luftwaffe.
Im deutschen Sprachraum wurde der Begriff Geschwader als Organisationseinheit vonLuftstreitkräften während desErsten Weltkrieges eingeführt. Bei den Bezeichnungen wird meist die jeweilige Aufgabenbezeichnung vorangestellt, gefolgt von einer Nummerierung. Meist gibt es auch entsprechende Kürzel, Beispiel: Jagdbombergeschwader 32 (JaboG 32).
Die Gliederung der Geschwader den deutschen Luftstreitkräften ist generell nicht auf die Luftstreitkräfte anderer Nationen übertragbar, da unterschiedliche Führungsphilosophien sich in zahlreichen Variationen der Strukturen abbilden.
In den deutschen Luftstreitkräften gab es u. a. Geschwadertypen für folgende Rollen:
| Rolle | Zeitraum | Aufgabe | Bemerkung |
|---|---|---|---|
| Aufklärungsgeschwader | Luftwaffe (Wehrmacht),Luftwaffe (Bundeswehr) | Luftaufklärung | jahrzehntelang reine Fotoaufklärung, heute auch elektronische Aufklärung |
| Bombengeschwader | Fliegertruppe (Deutsches Reich) | Taktischer Bodenangriff | |
| Fliegerzielgeschwader/Fl.Ziel-Gesch. | Luftwaffe (Wehrmacht) | Zielschlepp | |
| Flugzeugüberführungsgeschwader/Fl.Ü.G. | Luftwaffe (Wehrmacht) | ||
| Fliegerverbindungsgeschwader/Fl.Verb.Gesch. | Luftwaffe (Wehrmacht) | ||
| Hubschraubertransportgeschwader/HTG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Lufttransport | |
| Hubschraubergeschwader/HSG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Lufttransport,Combat Search and Rescue (CSAR) | |
| Jagdfliegergeschwader/JG | NVA (DDR) | Luftkampf | |
| Jagdgeschwader/JaGe, JG | Fliegertruppe (Deutsches Reich),Luftwaffe (Wehrmacht),Luftwaffe (Bundeswehr) | Luftkampf | bis zur Einführung der F-86K Anfang der 1960er Jahre reine Tag-Jagdgeschwader, mit Zulauf derF-86K Allwetter-Jagdgeschwader |
| Jagdbombenfliegergeschwader/JBG | NVA (DDR) | Taktischer Bodenangriff | |
| Jagdbombergeschwader/JaboG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Taktischer Bodenangriff | |
| Kampfgeschwader/KG | Fliegertruppe (Deutsches Reich),Luftwaffe (Wehrmacht) | Taktischer Bodenangriff | de facto mit zweimotorigen Bombern ausgerüstete Bombergeschwader |
| Lehrgeschwader/LG | Luftwaffe (Wehrmacht) | Einsatzbeurteilung von Luftfahrzeugen | oft auch in Kampfeinsätzen gewonnen |
| Leichtes Kampfgeschwader/LeKG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Taktischer Bodenangriff | Luftnahunterstützung |
| Lufttransportgeschwader/LTG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Taktischer Lufttransport | |
| Luftunterstützungsgeschwader | Bundesheer (Österreich) | Taktischer Lufttransport | |
| Marinefliegergeschwader/MFG | NVA (DDR),Deutsche Marine | diverse | Einsatzrollen bei MFGs erschließen sich nicht aus der Bezeichnung: Die NVA betrieb das mit Jagdbombern ausgerüsteteMFG 28 und auch dieBundesmarine betrieb zwei Jagdbomberverbände. Heute betreibt die Deutsche Marine nur noch Seefernaufklärer undHubschrauber. |
| Marinejagdgeschwader | Fliegertruppe (Deutsches Reich) | Luftkampf | |
| Nachtjagdgeschwader/NJG | Luftwaffe (Wehrmacht) | Nachtjagd | |
| Schlachtgeschwader/SG und Sch.G | Luftwaffe (Wehrmacht) | Taktischer Bodenangriff | Luftnahunterstützung, aus Sturzkampfgeschwadern hervorgegangen |
| Schnellkampfgeschwader/SKG | Luftwaffe (Wehrmacht) | Taktischer Bodenangriff | |
| Sturzkampfgeschwader/St.G | Luftwaffe (Wehrmacht) | Taktischer Bodenangriff | Luftnahunterstützung |
| Taktisches Luftwaffengeschwader | Luftwaffe (Bundeswehr) | Luftaufklärung, Luftkampf, Taktischer Bodenangriff | „Mehrrollen-Geschwader“ |
| Transporthubschraubergeschwader/THG | NVA (DDR) | Lufttransport | |
| Überwachungsgeschwader | Bundesheer (Österreich) | Luftkampf | de facto Jagdgeschwader |
| Zerstörergeschwader/ZG | Luftwaffe (Wehrmacht) | Luftkampf | de facto mit zweimotorigen schweren Jägern ausgerüstete Jagdgeschwader |
Anmerkung:Strategische Einheiten gibt es im deutschen Sprachraum praktisch keine. Eine Ausnahme bildet am ehesten noch die Transport- und Luftbetankungs-Staffel der deutschenFlugbereitschaft (1. LTStff/FlBschft BMVg).
Bereits während desErsten Weltkriegs wurden in den deutschenLuftstreitkräften die ersten Geschwaderformationen, bestehend aus jeweils mehreren Staffeln, aufgestellt. Bis Kriegsende entstanden:
In derLuftwaffe derWehrmacht bestand ein Geschwader aus drei bis vierGruppen zu je 27 Flugzeugen und den Gruppenstäben und dem Geschwaderstab.
In denLuftstreitkräften der NVA bestand ein Jagdfliegergeschwader in der Regel aus der Geschwaderführung, mit dem Kommandeur an der Spitze, den Stellvertretern sowie:
Die Jagdfliegerstaffeln waren einemBataillon gleichgestellt, wurden von aktivenFliegern imDienstgradMajor oderOberstleutnant aus der Dienstgradgruppe der Stabsoffiziere kommandiert und bestanden aus je drei Fliegerketten. Den Staffelkommandeuren oder Staffelführerern war auch das technische Personal unterstellt. Eine Besonderheit war, dass die Luftfahrzeuge nicht den Flugzeugführern, sondern den Technikern fest zugeteilt waren. Die Kontroll- und Reparaturstaffel war ebenfalls einem Bataillon gleichgestellt, die Kommandeure stammten meist aus dem Fachbereich Triebwerk/Zelle. Sie war etwa seit Mitte der 1970er Jahre in vier, später fünf Kontroll- und Reparaturgruppen (KRG) unterteilt, die für je ein oder zwei verwandte Fachgebiete zuständig waren.
Das fliegende Personal bestand ausschließlich ausBerufssoldaten, das technische Personal aus Berufssoldaten (Offiziere,Fähnriche und Berufsunteroffiziere) sowieZeitsoldaten inUnteroffiziersrängen.
Die Dienststellung des Geschwaderkommandeurs war mit der in der Luftwaffe der Wehrmacht und der Bundeswehr verwendeten FunktionsbezeichnungKommodore vergleichbar.
DieLuftwaffe bezeichnet die fliegendenVerbände alsFliegergeschwader und dieFlugabwehrverbände alsFlugabwehrraketengeschwader. Hierarchisch sind sie demSchiffsgeschwader derDeutschen Marine und demRegiment desHeeres vergleichbar.
Die Funktionsbezeichnung für denkommandierenden Offizier eines Fliegergeschwaders (im amerikanisch-englischen Sprachraumwing, im britisch-englischen Sprachraumgroup) istKommodore im Rang einesOberst oderKapitäns zur See. Die Luftwaffe verfügt derzeit überTaktische Luftwaffengeschwader, Lufttransportgeschwader und Hubschraubergeschwader. Die Marine besitzt derzeit zwei Marinefliegergeschwader. DieHeeresflieger bezeichnen ihre fliegenden Verbände als Regimenter.
Zum Bestand eines Fliegergeschwaders der Luftwaffe gehören in der Regel:
Zur Fliegenden Gruppe gehören die fliegendenStaffeln sowie die Flugbetriebsstaffel, die u. a. aus dem Flugsicherungszug mit Platz- und Anflugkontrolldienst und Flugberatung, der Fliegerhorstfeuerwehr, dem Fernmeldezentrum, dem Elektronikunterstützungszug sowie dem Fernmeldeelektronikzug besteht.
Die Technische Gruppe ist für die Bereitstellung der Luftfahrzeuge durchInstandhaltung undInstandsetzung zuständig. Zusätzlich werden hier logistische Aufgaben wahrgenommen. Eine Ausnahme von dieser grundsätzlichen Gliederung stellt dasTaktische Luftwaffengeschwader 33 mit einer Fliegerhorstgruppe (fürSicherungs- und Transportaufgaben) dar.
InAuslandseinsätzen und Übungen werden Strukturen aufgestellt, die sich an den jeweiligen Rahmenbedingungen (zum Beispiel Anzahl der Waffensysteme, geforderte logistische Unterstützung, erforderlicher Objektschutz usw.) orientieren.
Beispiele für bisherige Einsatzgeschwader der Bundeswehr sind:
Das einzig verbliebeneFlugabwehrraketengeschwader 1 (FlaRakG 1) der Luftwaffe gliedert sich in dreiFlugabwehrraketengruppen (FlaRakGrp) mit den Unterstützungs- und Kampfstaffeln.