Wie nahezu alle Mannschaftssportarten hat auchEishockey seinen Ursprung im englischsprachigen Raum, in diesem Fall im damals englischenKanada, welches sich als „Mutterland“ betrachtet. Jedoch existierten vergleichbare Sportarten in Mitteleuropa weit vor der Kolonisation des nordamerikanischen Kontinents.
Die Sportart fußt nicht auf einer gezielten Planung, sondern auf eine über Jahrhunderte reichende Entwicklung, so dass ein Erfindungsort faktisch nicht feststellbar ist,[1] es gibt aber eine Reihe von Meilensteinen. Trotz dieser Situation beansprucht Kanada Geburtsstätte zu sein, man beruft sich insbesondere auf eine Begegnung am 3. März 1875 imVictoria Skating Rink inMontreal.


Es gab spätestens seit der Renaissance in Europa Ballspiele auf dem Eis. So etwa auf einem Gemälde vonJan van Goyen (1596–1656) überliefert.[2] Bereits 1558 wurden Eisläufer mit Ball und Stock auf dem Eis in Antwerpen vonPieter Bruegel in „Eislauf vor dem St. Georgstor“ dargestellt und legen damit den möglichen Ursprung in Europa nahe.
Auch auf dem Nordamerikanischen Kontinent gab es Ballspiele, so sollen sich durch diefranzösischeKolonisierung Kanadas in der Mitte des 16. Jahrhunderts indianische Ballspiele mit denen der Soldaten zum heute bekanntenLacrosse vermischt haben. Dennoch kann man Lacrosse nicht als direkten Vorläufer des Eishockeys betrachten, da hierzu zwar auch Tore, aber keineSchlittschuhe oderTorhüter benötigt wurden. DerCamburca, ein Krummstock, entwickelte sich zu einer Art Hockey- bzw. Eishockeyschläger. Die Bezeichnung für den Schläger,Hockey, entwickelte sich jedoch aus dem Französischen und bedeutet etwa „krummer Stock“. Während der britischen Herrschaft in Kanada Mitte des 18. Jahrhunderts brachten die Soldaten die ihnen bekannten SpieleHurling undShinty, auch Shinney genannt, mit. Bekannt ist, dass 1856 dieRoyal Canadian Rifles, ein britisches Regiment, auf den zugefrorenen Hafenbecken vonKingston undHalifax das Eislaufen erlernten und sehr schnell ihr Shinney-Spiel aufs Eis übertrugen. Anfangs spielten nur die Soldaten, doch es kamen Studenten ausMontreal hinzu, die feste Spielregeln entwickelten. Das neue Spiel erfreute sich schnell großer Beliebtheit.

Studenten derMcGill-Universität entwickelten das Shinney entscheidend in Richtung Eishockey, da sie zum ersten Mal einen Torhüter einsetzten.

Ein Großteil der Historiker stimmt mittlerweile in vielen Punkten der Entwicklung und Entstehung dem McGill-Report zu, welcher 1943 von Experten der McGill-Universität verfasst und veröffentlicht wurde. Der McGill-Report beschrieb, dass am 3. März 1875 im Victoria Skating Rink in Montréal vor nahezu 500 Zuschauern daserste Eishockeyspiel in einer Halle ausgetragen wurde. In diesem Report wird auch erstmals der späterePuck, dessen Name in Montréal entstanden sein soll, erwähnt. Erfunden wurde der Puck vonWilliam Fleet Robertson. Da bei einem der ersten Spiele der damals verwendete „Gummiball“ immer wieder über die Außenbegrenzung hüpfte und das Spiel unterbrochen wurde, schnitt Robertson einfach den oberen und unteren Teil ab und übrig blieb der Puck. Die McGill-Studenten führten zudemSchiedsrichter und Trikots ein, hatten ein festes Regelwerk ausgearbeitet und gründeten den ersten Eishockey-Club der Welt.
McGill-StudentJames Creighton hatte den größten Anteil an der Weiterentwicklung des Eishockeys. Er dachte sich viele Neuerungen aus, um das Spiel interessanter zu machen. Die Mannschaften spielten mit Landhockeyschlägern, er übernahm aus demRugby-Spiel einige Regeln und hatte die Idee, dass man auch in der Halle spielen könne. Die damaligen Regeln sahen neun Mann pro Team vor, so dass die Mannschaft aus einem Torhüter, zwei Verteidigern, zwei Mittelfeldspielern und vier Stürmern bestand. Für die Einhaltung der Regeln sorgten zwei Schiedsrichter.
Das Spiel entwickelte sich fast selbständig weiter. Die rote Linie wurde eingeführt und die Torhüter wurden durch entsprechendeSchutzausrüstungen – man übernahm die Lederhandschuhe und Beinschienen aus dem Feldhockey – ausgestattet. Später wurden die blauen Linien eingeführt, um „Ansammlungen“ vor dem gegnerischen Tor zu verhindern.

Von den frühen Regeln haben etliche auch heute noch Bestand, so beispielsweise das Anspiel in der Mitte (Bully) bei Spielbeginn und nach Toren. Auch durfte kein Spieler den Gegner von hinten angreifen, seinen Schläger über Schulterhöhe heben, festhalten, treten oder kicken.
1884 wurden die Regeln dahingehend geändert, dass die Mannschaften von neun auf sieben verkleinert wurden. Die Teams bestanden nun aus einem Torhüter, zwei Verteidigern, einem Mittelfeldspieler und drei Stürmern. So ging es auch 1885 in den ersten Ligaspielbetrieb im Eishockey, ebenfalls in Kanada.
Ende des 19. Jahrhunderts ersetzte Eishockey binnen kurzer Zeit viele ähnliche Spiele und trat an deren Stelle, insbesondere der Puck statt des Balls stellte die wichtigste Neuerung dar. Am 4. Februar 1897 fand auf demHalensee in Berlin das erste Eishockeyspiel auf deutschem Boden statt, welches jedoch noch stark demBandy ähnelte.[3] (Siehe auch:Eishockey in Deutschland)
Die ersteKunsteisbahn wurde 1876 in London eröffnet, es folgte eine in New York und als erste auf dem europäischen Festland 1881 inFrankfurt am Main,[4] nach London und New York die wohl dritte weltweit.
Johann Felix Unsöld (1852–1931), Ingenieur und Erfinder derRoheiserzeugung errichtete 1882 inMünchen die erste künstliche Halleneisbahn Deutschlands. Sie wurde auf Grund der geringen Größe von 38 mal 15 Metern und der Konstruktion, die einer kleinenSchachtel ähnelte,Schachterleis genannt. Unsöld konnte mit der Eisbahn die Maschinen seiner Eisfabrik auch im Winter auslasten. Bereits 1913 war München Spielort der vierten Eishockey-Europameisterschaft in der Eisarena. Das Turnier wurde vom 25. bis 27. Januar unter Beteiligung von vier Mannschaften aufUnsölds Eisbahn ausgespielt:Belgien, welches das Turnier gewann,Böhmen,Österreich, undDeutschland.
Das Kunsteisstadion in Montreal wurde erst 1899 eröffnet, die Kunsteisbahn imBerliner Sportpalast gar erst 1925.
Bald wurde in Kanada eine Organisation notwendig, um der Verbreitung des Sports gerecht werden zu können und für einen geregelten Spielbetrieb zu sorgen. Hierzu wurde im November 1890 dieOntario Hockey Association gegründet. Weitere folgten:Pacific Coast Hockey Association,National Hockey Association (1909) undCanadian Amateur Hockey Association.

Ab Anfang des 20. Jahrhunderts fand das Eishockeyspiel verstärkt den Weg nach Europa, sodass 1903 mit denLondon Canadians erstmals auf dem europäischen Kontinent ein Landesmeister im Eishockey gekürt wurde und die ersteLiga entstand. Im gleichen Jahr kam es auch zum ersten internationalen Spiel in Europa zwischen Teams aus London und Paris. In den Folgejahren kam es europaweit zur Gründung von Eishockeyverbänden bzw. zur Aufnahme des Eishockeys in die nationalen Eissportverbände (in Deutschland 1908).
Für das internationale Eishockey bedeutend war am 15./16. Mai 1908 die Gründung der LIHG, derLigue Internationale de Hockey sur Glace, aus der später dieInternationale Eishockey-Föderation IIHF wurde und deren Gründungsmitglieder die Verbände Frankreichs, Böhmens, Großbritanniens, Belgiens und der Schweiz waren. Die LIHG organisierte ab 1910 regelmäßigeEuropameisterschaften und von 1910 bis 1914 zusätzlich eine eigene LIHG-Meisterschaft, die jedoch nur von geringer Bedeutung war.
Für dieOlympischen Sommerspiele 1920 inAntwerpen wurde das Eishockey in das olympische Programm aufgenommen, jedoch nur als Demonstrationsturnier. Bei denolympischen Eishockeyturnieren und den ab 1920 stattfindendenEishockey-Weltmeisterschaften waren jedoch vorerst die Nordamerikaner, insbesondere die Kanadier dominierend, die mit ihrem besten Amateurteam zu den Turnieren anreisten und die europäischen Teams häufig zweistellig deklassierten. Dass bei denOlympischen Winterspielen 1936 inGarmisch-Partenkirchen mit Großbritannien erstmals ein europäisches Team Olympiasieger wurde, lag primär darin begründet, dass das Team ausschließlich aus eingebürgerten Kanadiern bestand. Den ersten tatsächlich europäischen Weltmeister gab es erst bei derEishockey-Weltmeisterschaft 1947 mit der Tschechoslowakei.
Derweil entwickelte sich in den 1940er Jahren in derSowjetunion der Eishockeysport, wo es 1947 zur erstenSowjetischen Meisterschaft kam. Nachdem die Sowjetunion 1952 wieder in die IIHF eingetreten war, nahm sie 1954 erstmals an denWeltmeisterschaften teil und konnte diese genauso wie dieOlympischen Winterspiele 1956 inCortina d’Ampezzo sofort dominieren. Diese Dominanz führte zu einer sowjetischen Siegesserie, in der die „Sbornaja“ (russisch:Сборная für die Nationalmannschaft) von 1963 bis 1972 alle internationalen Titel im Eishockey gewinnen konnte. Dass auch die Kanadier meist der sowjetischen Mannschaft unterlegen waren, lag jedoch auch an der Tatsache, dass zu Weltmeisterschaften wie zu olympischen Turnieren nur Amateure, nicht jedoch Profispieler, zugelassen waren. Somit traten die Kanadier also weiterhin mit ihren besten Amateurspielern an. Die sowjetischen Nationalspieler spielten jedoch meist beiHK ZSKA Moskau oderHK Dynamo Moskau, dem Armee- oder Polizeisportklub, sodass die Spieler offiziell als Soldaten oder Polizisten angestellt waren, sich jedoch hauptsächlich dem Eishockeysport widmen konnten.
Zum Eklat kam es 1969/1970, nachdem die IIHF die Teilnahme von NHL-Profis wiederholt abgelehnt hatte und Kanada aus diesem Grund bis einschließlich 1976 nicht an den Weltmeisterschaften teilnahm. Bei derEishockey-Weltmeisterschaft 1977 kamen die Kanadier jedoch auf das internationale Eis zurück, nachdem die Teilnahme von NHL-Profis gestattet wurde. Trotzdem reichte es bei der WM in Wien nur zu einem für die Kanadier unbefriedigenden vierten Platz.