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Geschichte Italiens

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DieGeschichte Italiens umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet derItalienischen Republik von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie lässt sich 1,3 bis 1,7 Millionen Jahre zurückverfolgen, wobei dermoderne Mensch vor etwa 43.000 bis 45.000 Jahren inItalien auftrat und noch mehrere Jahrtausende neben demNeandertaler lebte. Bis ins 6. Jahrtausend v. Chr. bildeten Jagd, Fischfang und Sammeln die Grundlagen seiner Existenz. Etwa 6100 v. Chr. brachten erste Gruppen von außerhalb derApenninhalbinsel – wohl über See aus Südanatolien und demNahen Osten – dieLandwirtschaft mit; dieJäger und Sammler verschwanden. Im 2. Jahrtausend v. Chr. setzte eine Entwicklung ein, die aus den Dörfern frühe stadtähnliche Siedlungen machte. Die Gesellschaften wiesen um diese Zeit erstmals deutliche Spuren vonHierarchien auf.

Tafel der UNESCO zur Bezeichnung als Weltkulturerbe, hier Neapel. Die mehr als 50 in Italien befindlichen Stätten reichen von einzelnen Gebäuden über ganze Kernstädte bis zu thematisch übergreifenden Gruppen wie denFelsbildern des Valcamonica, prähistorischenPfahlbauten, den mit der Herrschaft derLangobarden verbundenen Orten oder einer Gruppespätbarocker Städte.

Die durchSchriftquellen belegte Geschichte Italiens beginnt erst nach der Besiedlung durchitalische Völker. Neben ihnen erlebte die Kultur derEtrusker, deren Herkunft ungeklärt ist, um 600 v. Chr. ihre Blütezeit. Im 8. Jahrhundert v. Chr. hatte diegriechische Kolonisation des süditalienischen Festlandes undSiziliens begonnen, an der Westküste der Insel siedeltenPhönizier. Diese Kolonien gehörten später zuKarthago. Die meisten Gebiete Norditaliens wurden vonGalliern besiedelt.

Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. setzte die ExpansionRoms ein, 146 v. Chr. wurdenKorinth und Karthago zerstört, die Eroberung des Mittelmeerraums, später auch von Teilen Mittel- und Nordeuropas brachte kulturelle Einflüsse und Menschen aus dem gesamten Reich und den angrenzenden Gebieten nach Italien. Die Halbinsel bildete das Zentrum desRömischen Reiches und blieb es mit Einschränkungen bis zum Untergang Westroms um 476. Dabei verwandelte sich die agrarische Wirtschaftsbasis, die anfangs aus Bauern bestanden hatte, zu einem System weiträumigerLatifundien auf der Basis vonSklavenarbeit. Ein dichtesStraßennetz verband die expandierenden Städte, dank dessen der Warenaustausch, aber auch die Abhängigkeit von externen Gütern, wie Weizen undOlivenöl aus Nordafrika, anwuchsen. In derSpätantike erschienen neben der Sklaverei und den freien Bauern auf dem Land Formen der Bindung an den Boden, wie dasKolonat, wenngleich noch um 500 zwischen freien und unfreien Kolonen unterschieden wurde (Kolonenedikt des Anastasius). Im 4. Jahrhundert wurde das Christentum als Staatsreligion durchgesetzt.

Ab dem 5. Jahrhundert kam Italien unter die Herrschaftgermanischer Stämme, die Bevölkerung ging bis um 650 drastisch zurück, kurzzeitig eroberteOstrom im 6. Jahrhundert das ehemalige Kerngebiet des Reiches. Die Städte schrumpften drastisch, das Straßensystem verfiel, fast nur der Handel über die Gewässer bestand fort. Im 8. Jahrhundert wurde der von denLangobarden etwa zwei Jahrhunderte lang beherrschte Norden demFrankenreich angegliedert, später demHeiligen Römischen Reich, während im Süden Araber und Byzantiner herrschten, ab dem 11. JahrhundertNormannen. In den meisten Regionen setzte sich imFrühmittelalter derFeudalismus durch, dessen Zusammenhänge mit dem spätrömischenKolonat äußerst komplex sind. Die oberitalienischen Kommunen, die sich etwa imLombardenbund zusammenfanden, konnten sich im 12. und 13. Jahrhundert vom Einfluss des Reichs lösen und eigene Territorien errichten. Von dieser Vielzahl an Territorien waren die bedeutendstenMailand, die SeemächteGenua undVenedig,Florenz und Rom sowie der Süden Italiens, der teils französisch, teils spanisch war. Eine zentrale Rolle spielte die Tatsache, dass der Bischof von Rom zumPapst der westlichen Kirche aufstieg, es 1054 zur Trennung von der östlichen Kirche kam und der Papst in langwierige Auseinandersetzungen mit denrömisch-deutschen Königen, dann mit dem französischen KönigPhilipp IV. geriet. Letzterer zwang den Papst 1309 insExil nach Avignon, das bis 1378 andauerte. Die Rückkehr der Päpste nach Rom beschleunigte den Aufbau desKirchenstaats in Mittelitalien, der bis 1870 die politischen Entwicklungen auf der Halbinsel erheblich beeinflusste.

Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert war Italien das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum derRenaissance. Fünf führende Mächte hatten sich herauskristallisiert, wobei der Kirchenstaat eine ganz eigene Rolle spielte. Ab dem späten 15., vor allem aber im 16. und 17. Jahrhundert mischten sich die europäischen Großmächte – Frankreich, Spanien und Österreich – immer wieder in die italienische Politik ein. Sie schotteten dabei in verschiedenem Maße ihre Märkte gegen auswärtige Waren ab. Gleichzeitig übte dasOsmanische Reich ab dem späten 14. Jahrhundert starken militärischen Druck insbesondere auf dieRepublik Venedig aus. Dennoch strahlten die italienischen Kulturmetropolen, allen voran Rom, Florenz und Venedig, weit über Italien und Europa aus.

Nach vier Jahrhunderten der Zersplitterung und Fremdherrschaft wurde die Halbinsel im Zuge der Nationalbewegung desRisorgimento politisch vereint. Der moderne italienische Staat besteht seit 1861, 1866 kamenVenetien und dasFriaul hinzu, nach demErsten WeltkriegJulisch Venetien (Triest und Görz), dasTrentino undSüdtirol.Kolonialkriege führte Italien vor allem inLibyen (1951 unabhängig) undÄthiopien (Schlacht von Adua 1896,Abessinienkrieg 1935/36). Von 1922 bis 1943 regierten dieFaschisten unterBenito Mussolini in Italien, in den letzten beiden Kriegsjahren kontrollierten die deutschenNationalsozialisten weite Teile des Landes, bis dieses von denAlliierten und Partisanengruppen befreit wurde.

1946 entschied sich das italienische Volk für die Abschaffung derMonarchie zugunsten derRepublik. Erstmals durften auch Frauen wählen. Seither prägen häufige Regierungswechsel die politische Kultur, bis Anfang der 1990er Jahre unter durchgehender Beteiligung derDemocrazia Cristiana. Dabei verweisen bis zum Ende desKalten Krieges Auseinandersetzungen um denEurokommunismus, teils militant geführte politische Auseinandersetzungen, der Gegensatz zwischen Nord- und Süditalien, der Einfluss derkatholischen Kirche, aber auchKorruption bis in die politischen Führungsgruppen undorganisierte Kriminalität auf einige der zentralenKonfliktlinien der Gesellschaft. Der Zusammenbruch des alten Parteiensystems und eine Verfassungsänderung im Zuge derTangentopoli-Affäre zu Beginn der 1990er Jahre markierte einen politischen Einschnitt und den Übergang zur sogenannten Zweiten Republik.

Ur- und Frühgeschichte

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Hauptartikel:Urgeschichte Italiens

Paläolithikum: Jäger, Sammler, Fischer (1,3 Millionen Jahre)

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Menschliche Überreste des „Kleinen Prinzen“, der vor etwa 23.000 Jahren inLigurien beigesetzt wurde. Ihm war ein Pelzumhang beigegeben worden, der aus 400 Vertikalstreifen aus Eichhörnchenfellen bestand.[1] Museo di archeologia ligure von Genua Pegli

DieAusgrabungen vonPirro Nord inApulien, wo sich die ältesten menschlichen Spuren Italiens fanden, belegen, dassJäger und Sammler dort vor 1,3 bis 1,7 Millionen Jahren lebten.[2] Seit etwa 700.000 Jahren ist Italien wohl durchgehend von Menschen bewohnt.[3] Bis ins 6. Jahrtausend v. Chr. bildeten Jagd, Fischfang und Sammeln die Grundlagen der Existenz, wobei sich hüttenartige Strukturen neben Höhlen schon für die Zeit vor 230.000 Jahren nahe der französisch-italienischen Grenze als Wohnstätten nachweisen lassen.[4] Der Gebrauch von Feuer ist seit dieser Zeit archäologisch gesichert nachgewiesen.[5]

ImMittelpaläolithikum war ganz Italien bewohnt, mit Ausnahme der InselnSardinien und Sizilien. Vor 45.000 bis 43.000 Jahren sind erstmalsCro-Magnon-Menschen nachgewiesen. Zwei Zähne aus derGrotta del Cavallo wurden entsprechend datiert und gelten als der älteste Beleg für die Existenz des anatomisch modernen Menschen in Europa.[6] Einige Jahrtausende später verschwand derNeandertaler. Nach dem Ende derWürmeiszeit nahm die Sesshaftigkeit zu, insbesondere an den Küsten, wo Fischfang dominierte. Daneben entstanden in den Hoch- und Mittelgebirgsregionen Hirtenkulturen. Die erste neolithische Kultur Süditaliens war dieCardial- oder Impressokultur, die etwa um 6200 v. Chr. durch Einflüsse aus dem östlichen Mittelmeerraum entstand. Durch Vergleich mit dem Flächenbedarf ähnlicher Gesellschaften ließ sich als grober Näherungswert eine Zahl von 60.000 menschlichen Bewohnern berechnen.[7] Die Männer waren im Schnitt 1,66–1,74 m groß, Frauen 1,50–1,54 m.

Neolithikum: Landwirtschaft und Dörfer (ab 6100 v. Chr.)

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Die ersten Ackerbauern ließen sich zwischen 6100 und 5800 v. Chr. im Süden der Halbinsel nieder.[8] Sie kamen über die griechischen Inseln, vor allem über Kreta, aus Südanatolien und dem Nahen Osten.[9] Im Nordwesten bestandenmesolithische und Keramikkulturen noch um 5500 v. Chr. nebeneinander.[10] Es entstanden verschiedene Dorftypen, Fernhandel bestand etwa mitObsidian oder mit Beilen. Dabei fehlen im neolithischen Italien Anzeichen für eine Hierarchisierung der Gesellschaft. Die Männer waren kleiner als im Paläo- und im Mesolithikum, und auch später waren sie nie wieder so klein. So konnte festgestellt werden, dass Frauen im Durchschnitt 1,56 m, Männer 1,66 m groß waren.[11]

Metallzeitalter: autochthone Bevölkerung, Zuwanderung (Etrusker, Griechen, Karthager), Städte (ab 4200 v. Chr.)

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Völker auf derApenninhalbinsel zu Beginn derEisenzeit
  • Ligurer
  • Veneter
  • Etrusker
  • Picener
  • Umbrer
  • Latiner
  • Osker
  • Messapier
  • Westgriechen
  • Um 4200 v. Chr. wurde inLigurien als erstes MetallKupfer verarbeitet;[12] dieBronzezeit setzte im späten 3. Jahrtausend v. Chr. ein. Es entstanden erstmals proto-urbane Strukturen, inKampanien fand sich eine solche „Stadt“ beiPoggiomarino, die vom 17. bis zum 7. Jahrhundert v. Chr. bestand. Diese „Bronzemetropole“ kam anscheinend ohne Verteidigungsanlagen aus.[13]

    In der Bronzezeit (ca. 2300/2200–950 v. Chr.) sind zahlreiche Kulturen erkennbar, deren Zuordnung zu den Völkern, die in den frühesten Schriftquellen auftauchen, nicht immer gesichert ist. Um 1500 v. Chr. kam es zudem erneut zu starken Zuwanderungen,[14] die Dörfer wurden verstärkt befestigt. Funde wie im sizilianischen La Muculufa (beiButera) belegen Weinanbau.[15] DieEisenzeit, gelegentlich auch die späte Bronzezeit, gilt als Formatierungsphase der Stämme, die in den schriftlichenQuellen erscheinen. Auf zunehmende Macht einer Kriegerelite deutet die größere Menge an Waffenbeigaben hin. Zugleich wird ein weiträumiger Fernhandel bis in den östlichen Mittelmeerraum erkennbar. Etrusker und Griechen eroberten auf Städten basierende, zusammenhängende Herrschaftsgebiete, eine Entwicklung, die bald ganz Italien erfasste und die in der Herrschaft Roms gipfelte.

    Hauptartikel:Etrusker undMagna Graecia
    Typischer Villanova-Helm aus der römischen Frühzeit,Museo Etrusco Guarnacci inVolterra

    In Oberitalien lebten im 5. Jahrhundert v. Chr. die gerade eingewandertenKelten (lateinischGalli), dannLepontier undLigurer, im NordostenVeneter.[16] Mittelitalien war vonUmbrern (im heutigen Umbrien);Latinern,Sabinern,Faliskern,Volskern undAequern (im heutigenLatium) undPicenern[17] (Marken und nördliche Abruzzen) bewohnt. Im Süden warenSamniten[18] (südliche Abruzzen,Molise undKampanien) ansässig;Japyger undMessapier inApulien;Lukanier undBruttii. DieSikeler besiedelten den Ostteil Siziliens. Viele dieser Völker warenindoeuropäischen Ursprungs, einige galten alsAborigines.DieEtrusker in Mittelitalien waren keine Indoeuropäer, möglicherweise dieSikaner auf Sizilien ebenfalls nicht. Auf Sardinien lebtenSarden, die eventuell denScherden in ägyptischen Quellen entsprechen.

    Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. begann diegriechische Kolonisation Süditaliens. Dabei wurden zahlreiche Städte sowohl auf dem Festland (darunterTaras,Kyme,Metapontion,Sybaris,Kroton,Rhegion,Paestum undNeapel) als auch auf Sizilien (Naxos,Zankle undSyrakus) gegründet. Die griechisch besiedelten Gebiete wurden alsMagna Graecia (Großgriechenland) bezeichnet. Ein Überbleibsel ist das noch heute gesprocheneGriko.

    DieKarthager, die sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht entwickelt hatten, gründeten neben Kolonien aufSizilien auch solche aufSardinien. Sie gerieten während des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. in anhaltende Konflikte mit dengriechischen Kolonien, vor allem mitSyrakus. Hingegen standen sie zeitweise mit den Etruskern im Bündnis. Auch mit Rom pflegte es bis 264 v. Chr. ein gutes Verhältnis. Karthago und Rom schlossen um 508 v. Chr. einen ersten Vertrag, 348 und 279 v. Chr. folgten weitere.[19]

    Rom

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    Italien im expandierenden Römerreich (4. Jahrhundert v. bis 2. Jahrhundert n. Chr.)

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    Hauptartikel:Römisches Reich undRömisches Italien
    Die etruskischen Gebiete zur Zeit ihrer größten Ausdehnung mit den Städten desZwölfstädtebunds
    Die Wölfin stillt Romulus und Remus, die sagenhaften Gründer Roms. Die Wölfin stammt aus dem 13. Jahrhundert, die Zwillinge wurden im 15. Jahrhundert hinzugefügt, wie sich 2007 herausstellte.[20]
    Der westliche Mittelmeerraum 279 v. Chr.

    Rom[21] war im 8. Jahrhundert eine kleine bäuerliche Gemeinde, die aus mehreren Dörfern hervorgegangen war. Der traditionellen Überlieferung nach schüttelte es 509 v. Chr. die Königsherrschaft und die Dominanz der Etrusker ab. In dermythischen Erinnerung hatte die Expansion zunächst im Kampf mit denSabinern, dann gegen die StadtAlba Longa begonnen. Auf diese frühe Phase wird die Entstehung derPatrizier und derPlebejer zurückgeführt, ebenso die religiöser Einrichtungen, wie die Priesterschaft derVestalinnen. Auf den etruskischen KönigTarquinius Priscus führten die Römer den Bau derCloaca Maxima oder desJupitertempels zurück. Mit dem Ende der Monarchie übernahm derSenat die wichtigste Rolle im entstehenden Staatswesen.

    Sein Herrschaftsgebiet dehnte Rom zunächst über Mittelitalien, dann zu einem Imperium über den gesamtenMittelmeerraum aus, um schließlich bis in den Nordseeraum und an denPersischen Golf zu gelangen. Erst nach drei Kriegen (343–341, 327–304 und 298–290 v. Chr.) gelang es, dieSamniten zu unterwerfen.[22] Mit dem Sieg über den hellenistischen König vonEpirus,Pyrrhos I., im Jahr 275 v. Chr. begann Rom den rein italischen Rahmen zu sprengen und seine Macht weiter auszudehnen.

    Diese Expansion überforderte bereits in den beiden erstenPunischen Kriegen, die mit einer Unterbrechung von 264 bis 201 v. Chr. andauerten, die Ressourcen der Stadt, so dass es auf die Hilfe der Verbündeten angewiesen war. Weitere Kriege führte Rom gegen die hellenistischen Reiche im Osten (200 bis 146 v. Chr.), dieGallier Oberitaliens, deren Gebiet 191 v. Chr. zur ProvinzGallia cisalpina wurde, aber auch Gebiete in Südgallien. 175 v. Chr. folgteLigurien, dann die Griechen Süditaliens sowie dieNumider in Nordafrika, nachdem Karthago 146 v. Chr. zerstört worden war. Schließlich folgte die Expansion nachKleinasien (ab 133 v. Chr.) und auf dieIberische Halbinsel (bis 19 v. Chr.). 58 bis 51 v. Chr. wurdeGallien erobert, die Grenze bis über den Rhein vorgeschoben, schließlich folgte (allerdings erst in der frühen Kaiserzeit)Britannia.

    Weder die Zentralisierung auf Rom noch der Macht- und Verwaltungsapparat waren geeignet, einen Flächenstaat dieser Größe zu steuern. Auch die Sozial- und Besitzverhältnisse brachten das Reich vielfach an den Rand des Auseinanderbrechens. Bauern- undSklavenaufstände (vor allem 135, 104 und73–71 v. Chr.) waren Folge der grundlegend veränderten Lebensbedingungen und der extremen Ungleichheit in den materiellen und rechtlichen Verhältnissen innerhalb der Gesellschaft. Daneben kam es zu einer Verstärkung des Einflusseshellenistischer Kultur, später auch der Kulturen des Nahen Ostens, die eine Veränderungen abgeneigte, konservative Senatsgruppe als Werteverfall wahrnahm.

    Hinzu kam ein weiteres Problem: Der Sieg Roms war nur durch Truppen der Verbündeten möglich. Da Rom jedoch seinen Bundesgenossen die rechtliche Gleichstellung verweigerte, kam es Ende des 2. Jahrhunderts zu Unruhen und 90/89 v. Chr. zumBundesgenossenkrieg. Trotz ihrer Niederlage erhielten die Gemeinden Italiens das römische Bürgerrecht, 42 v. Chr. erhielten dieses Recht auch die bis dahin ausgeschlossenen Städte derPo-Ebene. Mit demZensus von 29/28 v. Chr. wurden schließlich alleItaliker in die Bürgerlisten eingetragen.[23] Damit wurde Italien zu einem einheitlichen, gegenüber dem übrigen Reich bevorzugten Rechtsraum. Dieser Zustand hielt bis 212 n. Chr. an, als allen Bürgern des Reiches dasrömische Bürgerrecht mit den daran hängenden Pflichten verliehen wurde. Zudem war Italien, insbesondere Rom, ein Wirtschaftsraum, auf den fast alle Provinzen ausgerichtet waren. Zugleich musste es immer weniger die Lasten der Verteidigung des Riesenreichs tragen.

    Bis zur Herrschaft desAugustus litt Italien jedoch unter schweren Machtkämpfen, die mit dem Kampf zwischenSulla undMarius begannen, und denen soziale Auseinandersetzungen vorangegangen waren, die mit denGracchischen Reformen verbunden sind. Sie reichten ins frühe 5. Jahrhundert zurück, als das Amt desVolkstribuns geschaffen wurde. Diese Bürgerkriege fanden einen weiteren Höhepunkt mit den Kämpfen, aus denen zunächstGaius Iulius Caesar, dann Augustus als Sieger hervorgingen.

    Pax Romana, Verwaltung und Wirtschaft (1. bis 2. Jahrhundert)

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    Die von Augustus durchgesetzte Einteilung Italias in elf Regionen.

    Die sich anschließende lange Friedensphase (Pax Romana) in Italien ließ Wirtschaft, Künste und Kultur aufblühen. Die Bevölkerungsdichte sollte erst Jahrhunderte später wieder erreicht werden. Die Errungenschaften Roms im Bereich Recht, Verwaltung und Kunst haben diewestliche Zivilisation zutiefst geprägt.

    Die unzureichend gewordene Organisation von Verwaltung und Militär wurde von den frühen Kaisern grundlegend geändert.Augustus teilte Italien in elfRegionen auf. Die republikanischen Institutionen wurden formal überwiegend wieder eingesetzt, doch blieben sie weitgehend von seinen Entscheidungen abhängig und veränderten ihren Charakter zu einer administrativen Tätigkeit. Allerdings behielt der Senat in Italien einige Vorrechte, wie etwa die Verfügung über die Prägung der Bronzemünzen ab 15 v. Chr., die Verfügung über die Tempel oder die Leitung desaerarium Saturni.[24] DieVolkstribunen behielten ihre Rechte, wurden aber formal in Umkehrung ihrer bisherigen Stellung dem Senat unterstellt, faktisch jedoch dem Kaiser.

    Während es in der Republik nur ansatzweise eine Verwaltung gab – es existierten weder Grundsätze noch Apparate oder ausgebildetes Personal –, änderte sich dies unter den Kaisern.Claudius setzte in der Verwaltung stark aufFreigelassene (sie verloren ihren Einfluss unter denFlaviern),Domitian undHadrian eher auf vermögende Ritter(equites), also die Gruppe der Händler, Steuerpächter und der städtischen Mittelklasse, für die die Republik nie eine adäquate Aufgabe gefunden hatte. SchonVespasian zog verstärkt Provinzialen hinzu,Trajan zog Männer aus dem Osten in den Senat. Insbesondere in der Finanzverwaltung kam es zu einer Professionalisierung, vor allem, als der römischefiscus die Verantwortung für die Einnahmen aus den Provinzen übernahm. Es entstand eine Art Zentralverwaltung.

    Als Vermittlerinstanz fungierte vor allem ab dem 2. Jahrhundert das nicht leicht zu fassendeconsilium principis, das informell zusammengestellt den Kaiser beriet. Hadrian zog erstmals Juristen hinzu. In derSpätantike übernahm diese Rolle dasconsistorium.[25] Daneben übte derPrätorianerpräfekt großen Einfluss aus, der zunächst mit seinerPrätorianergarde für die Sicherheit des Kaisers verantwortlich war. Er erhielt bald über den Militärbereich hinausreichende richterliche Befugnisse (unter denSeverern im Umkreis von 100 römischen Meilen um Rom, also knapp 150 km) und agierte vielfach als Feldherr. Für die Truppenversorgung verfügte er seitNero über eine eigene Naturalienabgabe, dieannona. Um ihn herum entstanden schwer durchschaubare Verwaltungseinheiten. Sonderbereiche wie die Spiele oder die Bibliotheken übernahmen nur hierfür zuständigeProkuratoren. In Rom führte einpraefectus urbi die städtischenKohorten und saß Eilgerichten vor. Derpraefectus annonae war für die Lebensmittelversorgung, für die Marktaufsicht und die Schifffahrt auf demTiber sowie die Bäckereien zuständig. Hinzu kam einpraefectus vigilum, der Feuerwachen organisierte. Die Aufgaben wurden bald zu komplex, so dass unter Trajansubpraefecti eingesetzt wurden, an die enger gefasste Aufgaben delegiert wurden.

    In Italien wachten die Prätorianer über die Sicherheit.Tiberius brachte sie nach Rom, nur die Präfekten, die für die Flotten zuständig waren, blieben inMisenum undRavenna. Städtische Magistrate sprachen Recht, es entwickelte sich einInstanzenzug mit der letzten Instanz in Rom. Für den Straßenbau waren nicht mehr dieCensoren zuständig, sonderncuratores viarum. Die oftmals chaotischen Finanzen der Städte unterlagen seitNerva dencuratores civitatis. Um 120 sollte mit vierconsulares die Rechtsprechung in Italien zentralisiert werden, doch setzte sich das System erst Ende des Jahrhunderts in abgeschwächter Form durch. Insgesamt gelang es, die massive Selbstbereicherung, die in republikanischer Zeit aus der Vermengung politischer, militärischer und verwaltungstechnischer Ämter und der Kurzzeitigkeit der Ämter resultiert hatte, auf ein erträgliches Maß zurückzuschneiden. Es dauerte bis Ende des 2. Jahrhunderts, bis sich eine relativ feste Hierarchie mit entsprechenden Gehältern entwickelt hatte.

    Jede Stadt verwaltete ihr Umland mit. Im Gegensatz zu den meisten Provinzstädten unterlagen die italienischen dabei nicht der Tributpflicht.Incolae, einfache Bewohner oder Fremde, undattributi, die abseits der Städte wohnten, hatten mindere Rechte. Die Verbindung zu den übergreifenden Einrichtungen stelltenpatroni her, lokale Notabeln.

    Die größte Entlastung für die Wirtschaft des Reiches war das Ende derBürgerkriege. Das stellte sich für Italien jedoch ganz anders dar. Dort hatte die politisch und ökonomisch führende Gruppe sogar erheblich von der Zufuhr anSklaven und den Tributen der Provinzen profitiert, vor allem die großen Landbesitzer. Auch kam die kaiserliche Unterstützung dermunicipia und die ausgedehnten kaiserlichen Domänen der Vermögensbildung der führenden Schichten in den Städten zugute. Doch gerade dieLatifundien hatten wiederum zu einer Verdrängung der Bauern, zu einer Entvölkerung des Landes und zur Ausweitung der Weidewirtschaft geführt, was die Verstädterung weiter förderte. Zudem sahen sich Oliven- und Weizenbauern starker Konkurrenz ausGallien,Hispanien undAfrica ausgesetzt. Die seit Trajan zunehmend aus den Provinzen stammenden Kaiser förderten ihrerseits die außeritalischen Gebiete zu Lasten Italiens.

    Des Weiteren belastete die italische Wirtschaft, dass immer noch die meistenLegionäre aus Italien stammten und Kriege, wie die Trajans, zu hohen Verlusten und zur Ansiedlung in den östlichen Provinzen führten. BereitsNerva, Trajans Vorgänger, hatte Italien einen besonderen Rang eingeräumt. Trajan verlagerte die Rekrutierungsgebiete auf die hispanischen Gebiete und versuchte damit, der Auszehrung Italiens entgegenzuwirken. Er untersagte daher die Abwanderung aus Italien, verfügte, dass Senatoren aus den Provinzen mindestens ein Drittel ihres Vermögens in Landbesitz in Italien anlegen mussten,[26] und versorgte Bauern für das Großziehen von Kindern(alimenta). Diese Alimentarstiftung, die bis ins 3. Jahrhundert bestand, sicherte durch Zinsen und Darlehen, die Trajan Grundbesitzern gewährte, vermutlich hunderttausenden Kindern monatliche Unterstützung.[27] Häfen, Straßen und öffentliche Bauwerke wurden massiv gefördert, insbesondere in Rom.

    Die mangelnde Versorgung der Latifundien mit Sklaven und die niedrige Produktivität der Güter führten im 2. Jahrhundert dazu, dass die großen Güter zunehmend aufgeteilt und ancoloni verpachtet wurden. Für ihr Land leisteten dieKolonen Abgaben in Form von Geld, Naturalien oder Arbeit. Kaiserliche Domänen gab es vor allem im Süden, doch waren die Provinzdomänen bedeutender.[28]

    Insgesamt scheint es, dass die Latifundien weniger die Ursache des Reichtums als die Früchte der im Handel und in der Produktion erwirtschafteten Gewinne waren. Dabei spielten Minen und Steinbrüche eine wichtige Rolle, die aber auch eher in den Provinzen betrieben wurden und nicht etwa umLuna beiCarrara, da man in Italien einen Abzug von Arbeitskräften aus der Landwirtschaft fürchtete. Im Produktionsbereich blieb Italien nur bei der Wollspinnerei führend, vor allem in der Po-Ebene, etwa inAltinum, und umTarent. Glas und Keramik, Lampen und Metallwaren verloren jedoch ihre führende Rolle. Hinzu kam die scharfe Konkurrenz der ökonomisch immer selbstständiger werden Landgüter, dervillae, gegen die die Kleinhandwerker, die den Löwenanteil der Waren produzierten, kaum ankamen. Immerhin förderten die Kaiser mit ihren Bauprojekten den Handel mit Ziegeln.

    Detail derTrajanssäule mit Szenen aus demDakerkrieg

    Dabei verschwand der Tauschhandel weitgehend, Münzen zirkulierten in jedem Städtchen. Erstmals kam der Münzpolitik größte Bedeutung zu. Bronzemünzen wurden vom Senat geprägt, Gold- und Silbermünzen vom Kaiser. Im Jahr 64 kam es zu einer ersten Abwertung. Trajan konnte das Münzsystem mitdakischem Gold unterfüttern, von dem Rom angeblich 5 Millionen römische Pfund erbeutete, also mehr als 1600 Tonnen.[29] Doch wertete er die Kupfermünzen durch Reduzierung des Kupferanteils ab. Hadrians Friedenskurs stabilisierte das System langfristig, doch machte sich schon unterMark Aurel eine deutliche Inflation bemerkbar, also eine zunehmende Wertminderung der Münzen. Diese erreichte in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts ihren Höchststand.[30] Zudem genügte die Edelmetallgewinnung nicht mehr dem Bedarf, d. h., sie brachte die Wertrelation zwischen Gold und Silber ins Wanken.

    Das Bankensystem ist nur wenig erforscht. Transaktionen von Münzen ließen sich auf dem Papier arrangieren, so dass die Schwierigkeiten und Risiken der Münz- und Barrenübermittlung gemindert wurden.[31] Der Außenhandel brachte den Randprovinzen erhebliche Einnahmen, doch den größten Umfang besaß der Handel zwischen den Provinzen.

    Italien als Provinz im Römischen Reich, Christianisierung (3. bis 5. Jahrhundert)

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    Das Römische Reich und seineProvinzen zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter KaiserTrajan im Jahre 117

    Die Durchsetzung desChristentums im 4. Jahrhundert bis hin zum Status derStaatsreligion, die Gründung einer zweiten Hauptstadt im Osten und die Teilung des Reichs sowie die Eingliederung Italiens als gewöhnliche Provinz, dazu die politisch-militärische Unsicherheit, die auch vor Italien nicht Halt machte, charakterisierten die sich verändernde Situation des Landes. Weder die Verfolgungen, vor allem unterValerian undDiokletian, noch diepagane Gegenreaktion auf die christenfreundlichere Politik seit Konstantin durchKaiser Julian konnten die Ausbreitung des Christentums verhindern. Diese, wenn auch vielfach zerklüftete, aber dennoch in wenigen Formen ins Mittelalter mündende Religion wurde mitsamt ihren Organen von zentraler Bedeutung für dasFrühmittelalter.

    Die Berechnung der Einwohnerzahl in der Antike bereitet erhebliche Probleme, so dass die Ergebnisse stark divergieren. Um 200 n. Chr. könnte das Römische Reich 46 Millionen Einwohner gehabt haben, Rom mindestens 700.000, andere Schätzungen liegen erheblich höher. So reichen sie für das 1. Jahrhundert von 54 bis zu 100 Millionen für das Reich und liegen um etwa 1,1 Millionen für Rom.[32] Für das 3. Jahrhundert variieren die Annahmen zwischen 50 und 90 Millionen.[33]Marc Bloch hielt die Berechnung der Einwohnerzahl für unmöglich.[34] Italien hatte nach den älteren Schätzungen vonKarl Julius Beloch 7 bis 8 Millionen Einwohner, hinzu kamen Sizilien mit 600.000 und Sardinien mit 500.000,[35] doch fiel diese Zahl bis um 500 auf etwa 4 Millionen und bis 650 gar auf 2,5 Millionen.[36]

    Abschnitt derAurelianischen Mauer um Rom

    212 erhielten in derConstitutio Antoniniana alle Bürger des Reiches das römische Bürgerrecht, die bisherige Bevorzugung Italiens entfiel. In der Zeit der sogenanntenReichskrise, die vonUsurpationen und zunehmendem Machtgewinn des Militärs geprägt war (siehe auchSoldatenkaiser), verlor Italien zunehmend seine Rolle als Kernland des Imperiums; diese Entwicklung sollte sich in derSpätantike fortsetzen. Darüber hinaus musste Rom nach 270 wieder miteiner Stadtmauer militärisch gesichert werden. Zwischen 254 und 259 waren erstmals wieder germanische Stämme auf italischem Boden erschienen, so etwa dieAlamannen, die259 bei Mailand und268 am Gardasee zurückgeschlagen wurden.

    Ambrosius von Mailand, Mosaik inder Mailänder Kirche, die seinen Namen trägt. Es entstand möglicherweise zu seinen Lebzeiten.

    Analog zum übrigen Reich wurde die Halbinsel unterDiokletian in Provinzen aufgeteilt (Liste). DieDioecesis Italiciana bildete einen Teil derPraefactura praetorio Italia, zweiVicarii residierten in Mailand und Rom. Die von Mailand aus verwaltetenRegiones annonariae im Norden der Halbinsel dienten dem Unterhalt des kaiserlichen Haushalts, die von Rom aus verwaltetenRegiones suburbicariae dienten der Versorgung Roms. Dabei waren die Inseln mit eingeschlossen. Ein politisch weit über Rom hinaus agierenderPraefectus urbi verwaltete Rom, das seine Funktion als Kaiserresidenz unterKonstantin weitgehend einbüßte.

    Theologische Auseinandersetzungen nach demKonzil von Nicaea (325) zwischen dem athanasischen WestkaiserConstans und demarianerfreundlichenConstantius II. im Osten gaben den beiden Bischöfen der Metropolen Mailand und Rom bald ebenfalls eine Sonderstellung. BischofAmbrosius von Mailand gewann erheblichen Einfluss auf die Reichspolitik, während der römische Präfekt diesen nach und nach einbüßte, zumal viele der kaiserlichen Amtsinhaber eher zumPaganismus neigten. Umgekehrt mischten sich Kaiser, etwaValentinian I., in die Bischofswahl in Rom ein. Darüber hinaus war derKlerus von Abgaben und Diensten befreit, ebenso wie vom Kriegsdienst, womit er endgültig zu einem eigenen Stand wurde.[37]

    Zwar lassen sichin Italien erste Juden ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. belegen, eine erste Synagoge entstand jedoch erst um 100 n. Chr. inOstia. Im 1. Jahrhundert dürfte die Zahl der Gemeindemitglieder bei rund 60.000 gelegen haben, davon 30.000 bis 40.000 in Rom.[38] Doch um 300 kam es auf demKonzil von Elvira (can. 16/78) zu einem ersten Eheverbot zwischen Juden und Christen, mit demCodex Theodosianus (III, 7,2; IX, 7,5) galt dieses Verbot im gesamten Reich bei Androhung der Todesstrafe.[39] Außerdem wurden den Juden Kleidungsverbote auferlegt, die Sklavenhaltung verboten (damit der Zugang zum Latifundienbesitz und zur Gutsherrschaft verwehrt) und die Übernahme öffentlicher Ämter. Ab 537 mussten sie dennoch zur Finanzierung dieser Ämter beitragen.

    Seit der GründungKonstantinopels als Hauptstadt des Ostens im Jahre 326 und der faktischen Teilung inWeströmisches undOströmisches Reich im Jahr 395 wurde Italien zu einer immer weniger bedeutenden Provinz. Das Westreich löste sich im Verlauf derVölkerwanderung unter dem Druck vonGermanen undHunnen, dem Verlust wirtschaftlich bedeutender Provinzen, der vom Kaiser schließlich nicht mehr zu kontrollierenden Armeeführung und einer räumlich wie sozial zersplitterten Gesellschaft auf.

    Römisches Reich im3. Jahrhundert.

    Im November 401 standen die germanischen WestgotenAlarichs, die die Römer zu den Skythen zählten, ähnlich wie Alanen und Hunnen,[40] erstmals in Italien. Sie scheiterten jedoch vor Aquileia, dann im März 402 vor der Hauptstadt Mailand.Honorius residierte fortan im sicherenRavenna. Am 6. April 402 erlitten die Goten beinaheeine Niederlage,Stilicho erreichte ihren Abzug aus Italien, er schlug siebei Verona und gewann sie später als Verbündete gegen Ostrom. Erst 408, als die Rheingrenze zusammengebrochen war, drohte Alarich erneut, nach Italien zu ziehen, was er nach dem Sturz Stilichos und dessen Hinrichtung am 22. August auch tat. 410 wurde Romgeplündert, doch zogen die Goten 412 nachGallien ab.

    Nach Honorius’ Tod im Jahr 423 bestimmte der Ostkaiser die Politik in Italien. Den römischen Bischöfen, insbesondereLeo I., gelang es, sowohl am Hof des Westens als auch dem des Ostens Ansehen zu gewinnen. Dies zeigte sich etwa bei der Invasion der Hunnen unterAttila im Jahr 452.455 plünderten jedoch dieVandalen Rom und besetzten Sardinien und Sizilien. DerMagister militumRicimer beherrschte für einige Jahre die Politik im Westen, bevor KonstantinopelJulius Nepos unterstützte, der von Dalmatien nach Italien marschierte. Dieser wiederum wurde 475 vonOrestes gestürzt, der seinen SohnRomulus Augustulus zum Kaiser erhob, der seinerseits im August 476 vonOdoaker gestürzt wurde. Damit endetede iure das weströmische Kaisertum – spätestens mit der Ermordung des Julius Nepos in Dalmatien 480. Odoaker erkannte die Herrschaft des Ostkaisers formal an und versorgte seine Truppen mit Land in Italien.

    Kirchenorganisation, Bistumshierarchie und Römisches Reich

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    Hauptartikel:Urchristentum undChristenverfolgungen im Römischen Reich
    KaiserKonstantin IV. (Mitte) erhebt Ravenna zum Erzbistum. Von links nach rechts:Justinian II., die beiden Brüder des Kaisers und er selbst, zwei Erzbischöfe von Ravenna und drei Diakone.

    Ohne die Differenzierung zwischen Amtskirche und Gemeinschaft der Gläubigen zu berücksichtigen, lässt sich auf der formalen Ebene bereits im frühen 2. Jahrhundert eine Verfestigung der Ämterstruktur und eine Ausbreitung desBischofsamts feststellen, die in der Spätantike jede Stadt erfasste. Diese Heraushebung der Stadt gegenüber dem Umland blieb in Italien, im Gegensatz zu vielen ehemaligen Provinzen des Römerreichs, durchgängig kennzeichnend. Die Grenzen zwischen den Municipia bildeten vielfach die späteren Bistumsgrenzen, wobei zuweilen auchKlöster, wieNonantola oderBobbio, ihr Umland integrieren konnten.

    Eine zentrale Rolle spielte die Hauptstadtgemeinde, die sich auf die ApostelPetrus undPaulus zurückführte, und die besonderes Ansehen genoss.[41] Zwischen den BischöfenDamasus I. (366–381) undLeo I. (440–461) entstand die Vorstellung von einerRenovatio Urbis, der Wiederauferstehung Roms als nunmehr christliche Hauptstadt. So weist bereitsCyprian von Karthago auf die rechtliche Kontinuität hin, die auf der Kirchenebene auf den Stuhl Petri verweist. Den Anspruch zu den ältesten, auf die Apostel zurückreichenden Bischofssitzen zu zählen, erhoben allerdings auch Ravenna und Aquileia. Mitte des 3. Jahrhunderts fand in Rom eine erste überlieferteSynode von 60 Bischöfen statt. Ende des 6. Jahrhunderts lassen sich in Mittel- und Oberitalien 53 Kirchen fassen, im städtereicheren Süden gar 197. Analog zur staatlichen Organisation entstanden zwei Kirchenprovinzen mit den Zentren Mailand und Rom. Aquileia wurde für die Gebiete bis zurDonau zuständig. Ravenna blieb zunächst Rom zugeordnet, doch unterJustinian I. nahm BischofMaximianus von Ravenna als erster den Titel eines Erzbischofs (archiepiscopus) an und um 650 wurde Ravenna durch KaiserKonstans II. auf einige Jahrzehnte sogar ganz derJurisdiktionsgewalt Roms entzogen.

    Germanen und Ostrom

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    Odoaker, Ostgoten und Gotenkrieg (476–568)

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    So genannter „Palast Theoderichs“ inRavenna. Er wurde Sitz des oströmischen Exarchen. Ob die Ruine tatsächlich Teil des Palastes ist, ist unklar.

    Auch nach 476 bestanden in Italien zunächstspätantike Strukturen fort. Nach demUntergang desweströmischen Kaisertums 476 wurde Italien zuerst von demrex ItaliaeOdoaker regiert und war dann ab 489 bzw. 493 Kernland des Reichs derOstgoten, die unterTheoderich im Auftrag des oströmischen KaisersZenon in Italien eingefallen waren. Theoderich regierte formal im Auftrag des Kaisers und trennte zivile und militärische Gewalt deutlich stärker nach ethnischen Prinzipien auf; die zivile Administration blieb in der Hand der Römer, die Goten übten derweil die Militärverwaltung aus und erhielten Land zugewiesen. Es scheint, als habe die Privilegierung der Ostgoten das Verschmelzen der römischen Aristokratie mit der gotischen Führungsgruppe be- oder gar verhindert.[42] Die Ostgoten warenArianer und standen daher den kirchlichen Organen in Italien fern, was Theoderich in seinen letzten Jahren dazu bewog, den Bischof von Rom gefangen zu setzen oder politisch unter Verdacht Geratene, wieSymmachus, hinrichten zu lassen: Nachdem 519 dasSchisma zwischen Rom und Konstantinopel beigelegt worden war, fürchtete der alternde Gotenkönig zunehmend, er könne an die Oströmer verraten werden. Seine TochterAmalasuntha versuchte nach dem Tod ihres Vaters (526) eine römerfreundlichere Politik, wurde jedoch ermordet, was KaiserJustinian im Jahr 535 den Anlass bot, militärisch in Italien zu intervenieren. Sizilien fiel als Erstes; die dortige Zivilverwaltung wurde direkt Konstantinopel unterstellt.

    Verlauf derGotenkriege Justinians

    Italien wurde zwischen 535 und 553 in blutigen Kämpfen von oströmischen Truppen unter Führung der FeldherrenBelisar undNarses erobert (Gotenkrieg). Kaiser Justinian wollte damit das Römische Reich erneuern(Renovatio imperii), doch führten die Kämpfe zu einer Verelendung weiter Landstriche. 554 wurde die Verwaltung Italiens neu geordnet und die meisten senatorischen Ämter wurden abgeschafft; doch blieb das Amt des Stadtpräfekten unangetastet. Italien wurde schließlich 554 formal Teil desOströmischen Reiches, und 562 fielen auch die letzten gotischen Festungen. Doch kam es bereits 568 zur Invasion derLangobarden nach Italien, die große Teile des Landes eroberten. Dieses Ereignis gilt gemeinhin als dasEnde der Antike in Italien, dessen staatliche Einheit nun für 1300 Jahre zerbrach. Der langobardische Herrschaftsraum im Norden Italiens zerfiel bald in viele kleinere Herzogtümer (Dukate). Der von Konstantinopel kontrollierte Rest wurde unter KaiserMaurikios um 585 in dasExarchat von Ravenna zusammengefasst. Neben dem Gebiet zwischen Rom und Ravenna blieben große Teile des Südens sowie Ligurien und die Küste Venetiens und Istriens oströmisch-byzantinisch, wobei Ligurien im 7. Jahrhundert an die Langobarden verlorenging.

    Unter PapstGregor I. wurde das von Ostrom 534 besetzteSardinien ab 599 unter Gewaltanwendung katholisiert.[43] 710 besetzten arabische Truppen Sardinien, das zur ProvinzAfrica gehört hatte, doch vertrieben die Bewohner 778 die Besatzer[44] und wehrten 821 ihren letzten Angriff ab. Auf der Insel entstanden vierJudikate, selbstständige, von Richtern geführte politische Einheiten, deren letzte, dasJudikat Arborea, bis 1478 Bestand hatte. Die Küstenorte wurden, wie in ganz Italien, vielfach aufgegeben.

    Der Gotenkrieg, der harte Fiskalismus der kaiserlichen Verwaltung sowie die Invasion derLangobarden ab 568, das Abreißen der Handelsbeziehungen und die zunehmende Unsicherheit führten zu einem drastischen Rückgang der Bevölkerung, einem weitgehenden Verschwinden der alten Senatsaristokratie, einem Schrumpfen der Städte, zur Regionalisierung von Machtballungen und einer gesteigerten Agrarisierung der Wirtschaft unter Zunahme der Subsistenzwirtschaft. Der Mittelmeerraum veränderte zudem seine Funktion als Handelsdrehscheibe, zumal die Südseite ab den 630er Jahren von muslimischen Armeen erobert wurde, die bis um 700 auch nochAfrica, die Kornkammer Italiens, eroberten und von dort aus begannen, die italienischen Küstenorte zu plündern.

    Langobarden und Byzantiner (568–774)

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    Byzantinisches Reich um 565
    Oströmische Gebiete um 600
    DerRatchisaltar im westlichen Seitenschiff des Domes vonCividale, Ausschnitt: Madonna mit Kind, um 740

    Die gesamte Schicht der Besitzenden wurde im Exarchat in das militärische System eingebunden, lokale Miliztruppen verstärkten die byzantinische Armee. Dabei entstand eine militärisch-politische Hierarchie von regional unterschiedlicher Selbstständigkeit. Sie band sich um Rom stärker an den dortigen Bischof, um Ravenna an den Exarchen, in Venetien an dort entstandene Familienstrukturen,Tribunen undDuces, im Süden an die enger an Byzanz gebundenen Apparate. KaiserKonstans II. zog 662 mit einer Armee von Konstantinopel nach Italien, um gegen die Langobarden und Araber zu kämpfen; er residierte bis zu seiner Ermordung 668 in Syrakus auf Sizilien, konnte aber keine nachhaltigen Erfolge erzielen.

    Die Langobarden unterstanden von 574 bis 584 keiner gemeinsamen Führung, doch machte die übergreifende Koordination im Kampf gegen dieFranken die Wiedereinführung eines Königtums notwendig. In Opposition zum byzantinischenExarchat Ravenna wählten die LangobardenPavia zur Hauptstadt, mit zentralen Funktionen ab dem frühen 7. Jahrhundert. Daneben entstanden königliche Paläste in Verona (nach 580), in Mailand und schließlich in Ravenna. Anders als im Frankenreich herrschten die Könige von Residenzen aus, insbesondere dem Palacium in Pavia, das seitRothari eine Art Hauptstadt darstellte, und reisten nicht, wie nördlich der Alpen noch lange üblich, durch ihr Reich, weil dessen Königsmacht an seine physische Anwesenheit gebunden war (Reisekönigtum). Auch kam es, im Gegensatz zum Frankenreich, zu keiner Verschmelzung der römischen Führungsschichten mit den germanischen, da diese lange alsArianer der katholischen Bevölkerung fernstanden und Gewalttaten in der frühen Eroberungsphase viele Adelsfamilien, vor allem den senatorischen Adel, in byzantinisches Gebiet vertrieben. Um 600 machte sich allerdings der mäßigende Einfluss der KöniginTheudelinde bemerkbar, der Tochter des BayernherzogsGaribald I. Danach wechselten sich arianische und katholische Könige ab. König Rothari ließ 643 die Rechtsgewohnheiten der Langobardenkodifizieren. Währenddessen gelang es den langobardischenHerzögen von Benevent und vonSpoleto, ein hohes Maß an Autonomie zu wahren.

    KönigLiutprand (712–744) gelang die Einigung der Langobarden und er nahm den Kampf gegen Byzanz wieder auf. Dabei kam ihm zustatten, dass die Langobarden inzwischen katholisiert waren und sich daher leichter mit den herrschenden römischen Familien verbanden, um eine gemeinsame Herrenschicht zu bilden. Das Edikt KönigAistulfs von 750 unterschied bereits nicht mehr nach ethnischem oder religiösem Hintergrund, sondern teilte die Bevölkerung nach ihrem Vermögen und entsprechend ihrer Ausrüstung verschiedenen militärischen Kategorien zu. 750/751 gelang ihm die Eroberung Ravennas, nachdem gut ein Jahrzehnt zuvor diese Eroberung noch gescheitert war.

    Der mit PapstStephan II. verbündetePippin, seit 751 König der Franken, zog zwei Mal nach Italien und zwang Aistulf zur Anerkennung seiner Oberherrschaft und zur Abtretung des Exarchats von Ravenna, das Pippin dem Papst schenkte (Pippinische Schenkung). Er übernahm nunmehr das Patriziat über die Stadt Rom. Zwischen dem Langobardenreich und Süditalien war damit die Entstehung eines weltlichen Herrschaftsraums, desPapstes(Patrimonium Petri), zu einem vorläufigen Abschluss gekommen, da Konstantinopel aufgrund der Bedrohung durch dieAwaren undAraber seit etwa 650 nur noch gelegentlich im Westen eingreifen konnte.

    Teil des Frankenreichs, „Nationalkönige“ (774–951)

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    Königreich Italien, (781–1014).

    Ab dem Jahr 774 eroberte der Sohn und Nachfolger Pippins,Karl I., das Langobardenreich und krönte sich in Pavia mit derLangobardenkrone zum „König der Franken und Langobarden“. Im Zuge derkarolingischen Reichsteilungen wurde (Nord-)Italien wieder ein selbstständiges Königreich, zunächst unter karolingischen Königen, ab 888 unter einheimischen Königen fränkischer Herkunft wieHugo von Vienne undBerengar von Ivrea („Nationalkönige“).

    Fränkische Eroberung

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    Italien blieb imFrühmittelalter politisch geteilt, immer wieder kam es zu Kampfhandlungen. Die Langobarden hatten 751 Ravenna erobert und seit etwa 750 jeden Handel mit byzantinischen Untertanen verboten. Aufgrund der langobardischen Bedrohung rief der Papst die Franken zu Hilfe. KönigPippin eroberte Ravenna, das allerdings nun vom Papst beansprucht wurde. Mit KönigDesiderius kam es zu ähnlichen Auseinandersetzungen, so dass Pippins Sohn und NachfolgerKarl I. 774 die LangobardenhauptstadtPavia angriff und das Langobardenreich eroberte. Karl übertrug die ehemals byzantinischen Gebiete an den Papst und geriet dadurch in Widerstreit zu Konstantinopel. Mit seiner Kaiserkrönung im Jahr 800 durch den Papst kam es zu einem bis 812 andauernden Bruch zwischen den Kaiserreichen (Zweikaiserproblem). Der Dukat Spoleto wurde dem Frankenreich angegliedert, nicht jedoch derDukat Benevent. Der Adel nahm dort eine ähnliche Entwicklung wie unter den Franken, doch zerfiel der Dukat in die Fürstentümer Benevent und Salerno und die Grafschaft Capua.

    Karl teilte Italien inGrafschaften undMarken ein und brachte fränkische Adlige als Herrenschicht ins Land. Er gewährte den Klöstern und Bistümern Privilegien und stattete sie mit Gutsherrschaften aus. Die langobardischen Freien wurden alsArimanni in das fränkische Heer aufgenommen. Sie erhielten vor allem in den Bistümern größeren Einfluss und standen auf gleichem Rang wie der fränkische Feudaladel. Zugleich finden sich ab 845 Hinweise, dass die langobardische Sprache verschwand.[45] Dennoch ging das Bewusstsein verschiedener Abstammung nicht verloren, was sich in den NamenLombardei für das langobardische Kerngebiet undRomagna für das römisch-byzantinische niederschlug. Dank derKarolingischen Renaissance kam es zu einer zeitweiligen Zunahme von Bildung, Schriftlichkeit und Kunst unter Rückgriff auf römische Überlieferung.

    Regnum Italicum, äußere Angriffe

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    Nach dem TodLudwigs des Frommen (840) wurde das Frankenreich geteilt und das Regnum Italicum erhielt mit der Hauptstadt Pavia ein höheres Maß anAutonomie.Ludwig II. (844–875) hielt sich mindestens einmal im Jahr auf seinen Reisen durch das Reich dort auf und berief eine Versammlung aller Großen ein. Um die Hauptstadt herum befanden sich in zwei bis drei Tagesreisen Entfernung königliche Paläste, in denen auch Urkunden ausgestellt wurden. Von Januar bis April überwinterte der Hof meist inMantua, das seit frühkarolingischer Zeit zum kleinen Kreis der Residenzstädte hinzugekommen war. Meist reiste der Hof in der Po-Ebene, nur selten in die Toskana oder gar nachSpoleto. Solche Reisen verband man mit einem Besuch Roms. Als Ludwig sich zwischen 866 und 872 durchgängig südlich von Rom aufhielt, minderte dies seine Autorität im Norden keineswegs. Hauptaufgabe des Königs war es, die gesellschaftliche Ordnung so zu erhalten, wie sie überliefert war, und vor allem Recht zu sprechen. Dies geschah durch den König oder seinemissi vor möglichst vielen Zeugen, wobei gelegentlich auch Große für Missetaten gegen Untergebene bestraft wurden. Doch hatte jeder seine Position in der als seit jeher als bestehend aufgefassten gesellschaftlichen Hierarchie. Der Freie in der Freiheit, der Knecht in der Knechtschaft: „liber in libertate, servus iin servitute“, wie es in einer Urkunde des KlostersNonantola aus dem Jahr 852 heißt.[46] Ab Berengar I. verschwanden die von Karl dem Großen eingeführten Richter (scabini), deren Einfluss gegenüber den königlichen bzw. Paveser Richtern schon lange rückläufig war. Diese Zuspitzung auf Pavia und die dortige Rechtsausbildung sollte Italien hinsichtlich der Rolle der Rechtskundigen in der Stadtentwicklung einen völlig eigenen Verlauf geben. Im Gegensatz zu denscabini waren sie nicht von lokalen Herren abhängig, sondern vom König, doch hielten sie sich meist fern vom Hof auf. Sie wurden stärker in lokale Auseinandersetzungen einbezogen, zugleich entwickelte sich ein komplizierteres Rechtsfindungsverfahren, das nun ohne die Zeugenschaft der pauperes (der Armen) auskam. Auch befassten sich die Richter nun fast nur noch mit Auseinandersetzungen innerhalb der lokalen Eliten, nicht mehr denen innerhalb der übrigen ländlichen Welt.[47] Die Befreiung von jurisdiktionellen und damit königlichen Eingriffen ganzer Herrschaftsbezirke führte wiederum zu einer größeren inneren Selbstständigkeit, was ein festgelegtes Abgaben- und Leistungssystem gegenüber dem König ausgleichen sollte. Zugleich wurden die unteren Gesellschaftsgruppen von der Möglichkeit ausgeschlossen, die königliche Autorität direkt anzurufen.

    Emirat von Sizilien, 9. Jahrhundert.

    Ludwig II. führte vor allem im Süden eine eigenständige Außenpolitik, insbesondere gegenüber den Arabern unter denAghlabiden, die seit 827 begannen, Sizilien zu erobern und sich bald in Süditalien festsetzten. Bis 902 gelang ihnen die Eroberung der Insel, das politische Zentrum verlagerte sich nun vonSyrakus nachPalermo. Von 843 bis 871 bestand ein arabisches Emirat inBari, dessen Truppen jedoch von Ludwig II. besiegt wurden. Danach setzte sich Byzanz wieder in den BesitzApuliens und erlangte sogar wieder Einfluss in Benevent. Der inzwischen selbstständige Dukat Neapel zerfiel in die StadtherrschaftenNeapel,Amalfi undGaeta.

    Im Norden waren es ab 899Ungarn, die von Nordosten in Italien einfielen. Sie waren erst seit 896 auf dem Gebiet ihres heutigen Staates ansässig. Von dort zogen sie so oft nach Italien, dass der von ihnen berittene Weg baldstrata Hungarorum genannt wurde. Doch kamen sie nicht nur, um zu plündern, sondern sie wurden auch in den dynastischen Auseinandersetzungen eingesetzt.[48] 922 marschierten sie bis nach Apulien, 924 setzten sie unter der Führung eines Salard und (möglicherweise) als Verbündete Berengars die Stadt Pavia und den Königspalast in Brand; dabei kam auch Bischof Johannes III. ums Leben. Erst nach schweren Niederlagen und mit ihrer Christianisierung endeten ihre Kriegszüge nach 955, die beinahe ganz Mittel- und Südeuropa erfasst hatten. In Italien gilt die Invasion der Ungarn als letzte Invasion der „Barbaren“ und damit als Abschluss derVölkerwanderung.

    Feudalisierung, erste städtische Selbstständigkeit

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    KaiserLothar I.,Lothar-Evangeliar,Tours, zwischen 849 und 851 entstanden,Bibliothèque nationale de France, Paris

    Im Norden entstanden aus den fränkischen Großeinheiten die Territorialherrschaften dort mächtiger Familien(siehe:Italienischer Adel). Daneben erlangten die Bistümer erhebliche regionale Macht und im Zuge desIncastellamento entstanden neue Schwerpunkte. Die fränkischen Großen wiederum brachten ihre Verbündeten ausBurgund und anderen Reichsteilen in den Kampf um die Vormacht. Um sie kämpftenWido von Spoleto undBerengar I. von Friaul,Hugo von Arles und Vienne wurde von 926 bis 941 König.Otto I. machte schließlichBerengar II. von Ivrea die Königswürde streitig.

    Neben den Feudalherrschaften[49] entstanden in der Nordhälfte erste städtische Herrschaften, wie etwa Rom, das von der Familie des SenatorsTheophylakt beherrscht wurde, undVenedig, das zwar noch formal Byzanz unterstand, jedoch unter wechselnden Dogenfamilien mit ihrem 811 eingerichteten festen Amtssitz eine eigenständige Außenpolitik führte. ImPactum Lotharii überließ KaiserLothar I. Venedig weitreichende Handelsrechte in Oberitalien, seine Nachfolger erkannten Venedigs Besitz auf Reichsgebiet an. Zugleich hatten sich die Städte der Lagune mehrerer Invasionen fränkischer, slawischer (um 846), arabischer (875) und ungarischer (899 bis 900) Armeen zu erwehren.

    Kirchenorganisation

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    Die Eroberungen der Langobarden veränderten die Hierarchie auch der kirchlichen Gemeinden. So unterstellte sich die Hauptstadt Pavia Rom und löste sich von Mailand. Der Sitz des Bistums Aquileia wurde nachGrado verlegt, das BistumAltinum wurde auf die weniger gefährdete InselTorcello in derLagune von Venedig verlegt.

    Größere Veränderungen der Bistumsgrenzen setzten erst die Karolinger im 9. Jahrhundert durch, die mit ihrer Neuordnung Strukturen schufen, die den römischen ähnlicher waren als den zuvor herrschenden langobardischen. Die fränkischenGrafen, die dieGastalden undHerzöge ersetzten, residierten vielfach in den Bistumsstädten, doch mussten die Bischöfe sich um herrschaftlichePrivilegien undRegalien bemühen, die ihrenComitatus sicherten. Vielfach entstand auf der Grundlage verschiedener Rechte ein bischöfliches Territorium innerhalb der Grafschaften. Zu dieser Verselbstständigung trugen die äußeren Angriffe und die relative Schwäche desRegnum Italicum erheblich bei. Die Bischöfe waren zumeist selbst Angehörige der herrschenden Familien und konnten sich durch Verleihung von Einnahmen der Kirchen, Kapellen und Taufkirchen (Pieven) eine Gefolgschaft sichern. Ihrer unmittelbaren Machtausübung standen jedoch mehrere Entwicklungen entgegen. Die karolingischen Gesetze räumten den Pieven das Recht ein, Zehnte einzuziehen, und durch die Zuordnung der ländlichen Bevölkerung erhielten sie eine Art Gebietsherrschaft – ein Spezifikum Italiens. Zudem entstanden in einigen Gebieten Klerikerdynastien ausLaienfamilien, die dem Bistum seine Rechte weitgehend entzogen. Darüber hinaus gingen aus denGefolgsleuten der Bischöfe neue weltliche Führungsschichten in den Städten hervor.

    Ab 816 kam mit denConstitutiones Aquisgranenses ein neues Element in die kommunale Entwicklung. Mit ihnen entstand einDomkapitel, da man forderte, dass der Klerus nach klösterlichem Vorbild gemeinschaftlich lebte. DieserKlerus war wiederum bemüht, die Verfügungsgewalt über einen größeren Teil des bischöflichenPatrimoniums zu erhalten. Bei denEigenkirchen, die vermögende Adelsfamilien errichteten, trat diese Erscheinung noch stärker zutage. DieKathedralkirche und ihr Patrimonium unterstanden zwar weiterhin dem Bischof, doch die Domkapitel übernahmen nun die Verwaltung der Kathedrale. Der Bischof wurde auf sein Patrimonium begrenzt.

    Rom ging aus dentheologischen Auseinandersetzungen mit Byzanz in Italien gestärkt hervor und galt als Garant der rechtgläubigenTrinitätslehre und ihrerChristologie. Zudem gelang seit Gregor I. dieKonversion der verbliebenen Arianer und der letzten Heiden – auf Sardinien auch gewaltsam. In Rom entstand eine Ämterhierarchie, die die notwendigen Rechte und Einnahmen sicherte. Damit wurde Rom zu einer weiteren bedeutenden Machtballung in Italien, neben dem Frankenreich und Byzanz sowie denAghlabiden bzw. den ihnen nachfolgendenKalbiten auf Sizilien.

    ImBilderstreit entzog KaiserLeo III. 732/33 dem Papst die PatrimonienKalabrien (Bruttium) und Sizilien.Otranto stieg 986 zum Sitz einesMetropoliten auf, mitSquillace,Rossano undSanta Severina entstanden neue Bistümer. Die südlichen Kirchen wurden organisatorisch und kulturell stark von Byzanz geprägt, was dem Gebiet einen bis heute bestehenden griechischen Charakter verlieh.

    Reichsitalien (ab 951)

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    DieEiserne Krone der Langobarden, das Symbol der italienischen Königswürde, die 951 Adelheid in die Ehe mit Otto I. einbrachte. Das eigentliche Machtsymbol der Langobardenkönige war jedoch der Speer. Der SpeerOdins, Gugingus, gab den frühen Langobardenkönigen ihre Abkunftsbezeichnung als Gugingen (ex genere Gugingus).[50]
    Otto und Berengar mit ihren Gefolgsleuten. Der sitzendeOtto I. empfängt als Zeichen der Unterwerfung ein abwärts gerichtetes Schwert vom zu seiner Rechten knienden KönigBerengar II. Ein Gefolgsmann Ottos, der zu seiner Linken steht, trägt ein Schwert mit der Spitze nach oben als Zeichen der Richtgewalt Ottos; das Schwert eines seiner Männer, der ein Kettenhemd trägt, ist abwärts gerichtet. Illustration einer Handschrift der WeltchronikOttos von Freising, um 1200 (Mailand,Biblioteca Ambrosiana). Die Protagonisten werden dabei verschieden bezeichnet: Mit knapper Amtsbezeichnung wird Otto als „Otto Theotonicorum rex“ bezeichnet, sein Kontrahent hingegen nur mit „Beringarius“.

    951 gewannOtto I. durch die Ehe mit Adelheid, der WitweLothars II.[51], die Herrschaft über Nord- und Teile Mittelitaliens und begründete die VerbindungReichsitaliens mit demReich. Nicht Bestandteil des Langobardenreichs und auch des späteren Heiligen Römischen Reichs war hingegenVenedig, das zunächst nur aus derdortigen Lagune bestand, aber dennoch eine einflussreiche Macht darstellte, die sich ab dem 14. Jahrhundert, vor allem aber 1405 über den Osten und die Mitte Oberitaliens ausbreitete.

    Unter denOttonen wurde derenReichskirchenpolitik in Italien fortgesetzt und die Bistümer wurden gestärkt. Damit wurde die Macht jedoch stark zersplittert, wenn auch teilweise die Wiederanbindung des grundbesitzenden Adels an das Reich gelang. Der Konflikt mit Byzanz in Süditalien konnte durch die EheOttos II. mitTheophanu beigelegt werden, doch erlitt er 982 amKap Colonna gegen dieSarazenen eine schwere Niederlage. Sein SohnOtto III., der ihm 983 im Amt folgte, beabsichtigte Rom, den Ort der Kaiserkrönungen, zur Hauptstadt seines Reiches zu machen. 991 machte er Gerbert von Aurillac als PapstSilvester II. zum Herrn der Reichskirche, doch starb der Kaiser bereits 1002.

    Zahlreiche Italienzüge folgten, um die Herrschaft in Reichsitalien zu sichern. Sie waren mit derKaiserkrönung durch den Papst verbunden und wurden häufig als „Romfahrt“ bezeichnet. Ihr ging üblicherweise die Krönung zum König von Italien mit derEisernen Krone der Langobarden voraus. Für die Ausstellung von Urkunden war eine „italienische“ Abteilung der Reichskanzlei verantwortlich; die politische Verantwortung übernahm derErzkanzler für Italien, ein Amt, das ab 965 beim Erzbischof von Köln lag.

    Byzantiner (bis 1071), Araber (827–1091)

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    Während der Belagerung Benevents (871) verhandelt Emir Soldanos (Mofareg ibn Salem) von Bari mit einem byzantinischen Gesandten,Madrider Bilderhandschrift des Skylitzes, ursprünglich in den 1070er Jahren angefertigt; illustrierte Kopie von etwa 1150 bis 1175, entstanden im Umkreis des normannischen Königshofs in Palermo, Biblioteca Nacional de España in Madrid

    Süditalien blieb noch bis ins 11. Jahrhundert partiell byzantinisch bzw. langobardisch (FürstentümerBenevent,Capua,Salerno). Zur Verteidigung gegen dieAraber, die von etwa 827 bis 1091Sizilien oder Teile davon beherrschten und von 847 bis 871 ein Herrschaftsgebiet umBari unterhielten, warben diese langobardischen Fürsten gegen Ende des 11. Jahrhundertsnormannische Söldner an, die danach ganz Süditalien einschließlich der Fürstentümer ihrer Auftraggebereroberten und 1130 auf ehemals langobardischem, arabischem und byzantinischem Gebiet dasKönigreich Sizilien gründeten.

    Bereits 668 und 703 hatten muslimische FlottenSyrakus angegriffen, doch gelang es den Arabern nicht, sich dauerhaft auf der Insel festzusetzen.[52] 827 besiegte jedoch Admiral Euphemios den byzantinischen Statthalter Siziliens, um sich seiner Verhaftung zu entziehen, und erklärte sich zum Kaiser. Er rief die seit 800 in Tunesien selbstständig gewordenenAghlabiden zu Hilfe, die unter Führung vonAsad ibn al-Furāt bei Lilybaeum (Marsala) landeten. Nach langwierigen Kämpfen fiel 831 Palermo, 841–880 warTarent arabisch, bis 871 hielten sie sich inBari. Es kam 846 zu einem Angriff auf Rom (was zu einer Ummauerung derPeterskirche führte) und 875 auf Venedig undAquileia. Auf Sizilien fielenCefalù 857,Enna 859, schließlich Syrakus 878 undTaormina 902. Von etwa 880 bis 915 setzten die Araber sich inAgropoli nördlich vonNeapel fest, im Jahr 900 zerstörten sieReggio in Kalabrien.Rometta hielt sich bis 965, Byzanz gelang es, von 965 bis 983 Taormina zu besetzen.[53] 849 gelang es einer päpstlich-kampanischen Flotte, eine sarazenische Flotte vorOstia zu schlagen. 871 gingen Ludwig II., Byzanz und Venedig, unterstützt von Truppen Lothars II., kroatischen und dalmatinischen Hilfstruppen, in Süditalien vor und eroberten Bari zurück. Der Emir floh zu Adelchin von Benevent. Die Aghlabiden erwiderten dies mit einem Angriff von angeblich 20.000 Mann auf Kalabrien und Kampanien, doch unterlagen sie Ludwigs Truppen 873 in Capua. 876 unterstellte sich Bari Byzanz, dem 880 die Eroberung Tarents gelang. Dennoch erlahmte die Expansionskraft der süditalienisch-tunesischen Muslime erst ab 915.

    Die Araber betätigten sich nicht nur als Eroberer und Plünderer, vielfach in Diensten der süditalienischen Großen. Sie brachten auch neueBewässerungstechniken undKulturpflanzen mit. So wurden Zitronen und Orangen, Datteln, aber auch Baumwolle, Pistazien und Melonen sowie Seide zu wichtigen Produkten der Insel, deren Hauptmärkte nun im Süden lagen.Palermo lösteSyrakus als größte Stadt Siziliens ab. Die Nachfolger der Aghlabiden, dieFatimiden, setzten 948Hassan al-Kalbi als Emir in Sizilien ein, der die Dynastie derKalbiten begründete. Gegen sie unterlag Otto II. im Jahr 982 in Kalabrien. Als es um 1030 zu Streitigkeiten innerhalb der Dynastie kam, versuchte Byzanz diese Gelegenheit zur Rückeroberung zu nutzen. GeneralGeorgios Maniakes besetzte 1038 Messina und 1040 Syrakus, doch mussten die Byzantiner bereits 1043 wieder abziehen.

    1063 griff eine pisanische Flotte Sizilien an, doch erst denNormannen gelang es in einem zähen Kampf von 1061 bis 1091, die Insel zu erobern – 1071 fielCatania, 1072 Palermo. Sie hatten bereits zuvor die langobardischen Gebiete unterworfen und auch die Byzantiner vertrieben, deren letzte Stadt Bari 1071 fiel. Noch vor Abschluss der Eroberung wandten sich die Normannen dem Kernland von Byzanz zu, das sie ab 1081 zu erobern versuchten. Byzanz sah sich damit einem gleichzeitigen Angriff der Normannen im Westen und der türkischenSeldschuken im Osten ausgesetzt. Venedig unterstützte in dieser Situation KaiserAlexios I. mit seiner Kriegsflotte und erhielt im Gegenzug Handelsprivilegien, die seine Händler ab 1082 von allen Abgaben befreiten.

    Wirtschaft, Handel, Kredit und Marktquote im Hochmittelalter

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    Um 1000 kam es zu einer Intensivierung des Handels und zu einer Steigerung der Produktion. Dies hing mit einer Besserung der klimatischen Bedingungen, dem Rückgang der Epidemien, wie derMalaria, aber auch mit dem Abklingen der Invasionen aus dem Osten (Slawen, Ungarn) und dem Süden (Araber, Berber) zusammen. Die Bevölkerung Italiens, die wieder anstieg, wird für die Zeit um 650 auf 2,5 Millionen,[54] für das späte 11. Jahrhundert auf 5 Millionen Einwohner geschätzt. Bis Ende des 14. Jahrhunderts lag sie bei rund 10 Millionen.[55]

    Dieser Anstieg der Bevölkerung bewirkte oder ermöglichte eine verstärkteBinnenkolonisation, die ihren Höhepunkt während des 12. Jahrhunderts erlebte. Dabei löste sich dasVillikationssystem weitgehend auf, die (Wieder-)Einführung von Zitrusfrüchten, Oliven, Baumwolle[56] und eine Seidenproduktion bei nur geringen technologischen Veränderungen führten zu einer Intensivierung des Austauschs. Vom wirtschaftlichen Vorsprung der muslimischen Reiche und des Byzantinischen Reichs profitierten zunächst Städte in Süditalien, wieAmalfi, dannSalerno,Gaeta,Bari, sowie die Städte Siziliens. Sie handelten im ganzen Mittelmeerraum mit Holz,Sklaven, Eisen, Kupfer, wofür sie Gewürze, Wein, Luxuswaren, Farbstoffe,Elfenbein und Kunstwerke erstanden.

    Kolonialreich und Haupthandelswege Venedigs im östlichen Mittelmeer
    Kolonien Genuas

    Im 10. Jahrhundert gelang esVenedig durch seine engen Beziehungen zu Byzanz und zu den muslimischen Reichen, nicht nur zu einer Handels-, sondern auch zu einer Seemacht aufzusteigen.Genua und Pisa hingegen standen imTyrrhenischen Meer erheblich stärkeren Gegenkräften gegenüber, konnten jedoch binnen eines Jahrhunderts um 1100 die Oberhand gewinnen. Diesen drei bald vorherrschenden Seemächten kamen technische Innovationen, wieKompass,Portolan, aber auch die Vergrößerung des Frachtraums, die verbesserte Ausbildung der Kaufmannssöhne und der staatliche Schutz von Handelskonvois zustatten. Auch dehnten sie die Handelszeiten aus und verkürzten die Winterpausen.

    Die Dominanz über große Teile des Mittelmeers machte die oberitalienischen Flotten zum gegebenen Transportmittel für Pilger und Kreuzfahrer, was wiederum gewaltige Vermögen hervorbrachte. Schließlich gelang es Genuesen und Venezianern durch überwiegend unter äußeren Zwängen gewährte Privilegien, die byzantinische Konkurrenz weitgehend auszuschalten und den Handel nachKonstantinopel und tief nach Asien zu dominieren. Sowohl Genua als auch Venedig eroberten zunächst eine Kette von Stützpunkten bis weit in den Osten, die sie zu regelrechten Kolonialreichen ausbauten. Darüber hinaus unterhielten sie Kaufmannskolonien in zahlreichen Städten, die verschiedene Grade der Autonomie erhielten.[57]

    Diesem Handelssystem im Osten musste ein entsprechendes System im Westen und Norden entgegengestellt werden, um Waren zu akquirieren und ausreichende Absatzmärkte zu entwickeln. Dies galt zum einen für Italien selbst, dessen wachsende Bevölkerung durch eine große Zahl von Messen, durch den Ausbau lokaler Märkte mit Waren versorgt wurde, zum anderen für Westeuropa, wo sich italienische Kaufmannskolonien entwickelten. Sie saßen in den Städten derProvence,Kataloniens undKastiliens, im Rheinland, inFlandern undEngland. Sie bildeten analog zu den östlichen Kaufleuten die Schaltstationen für den Handel, für Informationen und sogar für die Ausbildung des Nachwuchses. Sie waren es zudem, die den Luxusbedarf der Höfe einschließlich desjenigen des Papstes deckten.

    Dieser Aufstieg im Zusammenhang mit derkommerziellen Revolution[58] konnte neben der günstigen räumlichen Lage Italiens und den Kontakten mit ökonomisch weiter entwickelten Nachbarn auf die städtische Kontinuität aufbauen, die hier größer war als in den meisten anderen Gebieten des ehemaligen Römischen Reichs.[59] Die Städte waren Amtssitze von Bischöfen und Äbten, von königlichen Verwaltungsorganen, deren wirtschaftliche Grundlagen dennoch überwiegend im Ländlichen lagen, und die Städte besaßen Märkte und Messen, Häfen und Fernhandelsstraßen und profitierten vom Luxusbedarf. Zudem konnten sie sich im Norden von den Landesherren weitgehend unabhängig machen und den Landadel zwingen, in die Stadt zu ziehen. Mit diesen Entwicklungen brach in Italien die Dominanz des Agrarischen über das Städtische zusammen. Handel, Geldwesen, gewerbliches Unternehmertum unter der Ägide einer aufkommenden bürgerlichen Herrenschicht prägten das Land. Die städtische Bevölkerung dürfte sich zwischen dem 11. und dem frühen 14. Jahrhundert verfünf- oder -sechsfacht haben. Dieses Wachstum war ganz überwiegend dem Zuzug vom Lande zu verdanken, so dass sich neben die ökonomische Revolution eineStadtrevolution gesellte. Dieser Zuzug bewirkte zum einen eine massive Vergrößerung der Städte, zum anderen die Entstehung einer Bauindustrie, die zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige wurde.

    Die kommunalen Führungsgruppen bestanden aus Fernhändlern, Immobilienbesitzern und Grundbesitzern. Sie wurden gedrängt, ihr Kapital in Handelsreisen und Schiffsbau zu investieren, aber auch in staatliche Fürsorgeaufgaben, wie die Versorgung mit Getreide und Brot, deren massenhafter Umsatz einen erheblichen Anteil an der Entstehung der großen Vermögen hatte. Auch die Waren an Bord der Schiffe gehörten meist einem oder mehreren Kapitalgebern, die mit dem Schiffsführer durch einen Vertrag verbunden waren. Bald kamen zum Handel und zur Plünderung Geschäfte wieBank- oderWechselunternehmungen hinzu. Dies galt sowohl für den kleinen, lokalen Kreditmarkt als auch für die Fernhandelskredite, die in Venedig stärker staatlich, in Genua stärker privat organisiert waren. Ab dem 12. und 13. Jahrhundert schlossen sich die Händler zu Gesellschaften (compagnie) zusammen, die aus Familienverbänden hervorgingen und Filialen bildeten. In Venedig galten Brüder sogar automatisch als Angehörige ein und derselben Handelsgesellschaft.[60]

    Die Techniken des Geldtransfers und der Kreditvergabe wurden ab dem 12. Jahrhundert erkennbar verbessert. So überwand man sehr viel früher als im übrigen Europa die Risiken des Münztransfers, die Hürden des Wechsels von einem Münzsystem ins andere und entwickelte zugleich durch verdeckte Zinsnahme, die ja aufgrund biblischerVerbote untersagt war, ein umfangreiches Kreditwesen auf der Basis von Wechseln. Aufrömisches Recht gestützt, wurde zudem dasSee- undHandelsrecht ausgebaut.

    Um 1250 hatte sich die kommerzielle Revolution so weit durchgesetzt, dass sie das Wesen der italienischen Metropolen dominierte. Die Mentalität der Führungsschichten setzte auf räumliche Expansion, wie etwa nachRussland,China,Indien und Afrika, aber auchNorwegen und in den Ostseeraum, in Italien selbst expandierte der Warenumsatz auf der Grundlage zunehmender Geld- und Marktvermittlung der meisten ökonomischen Transaktionen. Um dem stark angestiegenen Handelsvolumen Wege zu öffnen, dehnte man die Wasserwege, die natürlicherweise zur Verfügung standen, aus, indem man Kanäle baute und die Straßen verbesserte. Der ganz überwiegende Teil des Handels, insbesondere der mit Massengütern, wurde dabei weiterhin auf dem Wasser bewältigt.

    Handel und Gewerbe bildeten in den Städten eine schwer abzugrenzende Einheit. DieHandwerkerzünfte (arti) bezogen sich dabei meist auf den Laden (bottega) und nahmen nur selten „industrielle“ Dimensionen an. Ganz anders war die Situation imBergbau und imSchiffbau sowie im Textilsektor. Bis zum 12. Jahrhundert waren Kalabrien und Sizilien die Zentren der Seidenproduktion, ab dem 13. Jahrhundert auch die Toskana und die Emilia, dort wiederumLucca undBologna. Zunächst waren die italienischen Tuchhändler vor allem im Zwischenhandel zwischenBrabant-Flandern und Nordfrankreich tätig, doch begannen sie in einer Art Verlagssystem eine Mischung aus Handwerksbetrieben, Lohn- und Heimarbeit zu entwickeln(opificio disseminato).

    Silbermünze, Venedig zwischen 1253 und 1268
    Goldmünze, Venedig 1400

    Die Mittlerrolle Italiens erzwang ein doppeltes Münzsystem aus Silber- und Goldmünzen, das zunächst in geringem Umfang die süditalienischen Städte in der Nachfolge der muslimischen betrieben, derenTari sie übernahmen. Mitte des 13. Jahrhunderts gingen Florenz und Genua, Ende des Jahrhunderts auch Venedig zu einem Doppelsystem aus Gold- und Silbermünzen über, das den Städten erhebliche Einnahmen brachte und zugleich Preismanipulationen und Verlagerungen der gesellschaftlichen Lasten ermöglichte. So installierte Florenz eine Binnenwährung und eine Währung für den Außenhandel, die stabil gehalten wurde. Dadurch konnte man die Löhne im Vergleich zu den Erträgen aus dem Außenhandel senken, ohne den sozialen Frieden im Innern zu gefährden.[61]

    Um 1200, vor allem nach der Plünderung Konstantinopels (1204) im Verlauf desVierten Kreuzzugs, überstieg das Kapitalangebot den entsprechenden Markt. Dies gab dem Geldverleih und dem Bankwesen neue Möglichkeiten, wobei sich einige der Banken auf Geschäfte derHochfinanz spezialisierten. Sie finanzierten königliche Höfe und organisierten die päpstlichen Finanzen. Auch Kriege wurden zunehmend von ihnen vorfinanziert. Das Risiko bestand allerdings darin, dass keine Mindestdeckung des ausgegebenen Kapitals bestand, und vor allem, dass es bei ausländischen Kreditnehmern kaum Möglichkeiten gab, sie zur Rückzahlung zu zwingen.

    Ganz anders verlief hingegen die Entwicklung im Süden Italiens.[62] Die dortigen Städte standen im 11. Jahrhundert an der Schwelle zur kommerziellen Revolution, doch brachte die normannische Herrschaft nach der Vertreibung der Byzantiner und Berber eine ausgeprägte Feudalisierung unter Dominanz des neu erhobenen Adels. Dessen Latifundien und die fortdauernde Bindung der Bauern an die Scholle verhinderten die Entfaltung agrarischer Vielfalt, zumal der Weizen als Exportgut, das der Kriegsfinanzierung diente, immer größere Flächen in Anspruch nahm. Sowohl Normannen als auch Staufer, Anjou und die spanischen Herrscher nutzten diesen Reichtum zur Finanzierung ihrer Hofhaltung und ihrer Kämpfe untereinander und ihrer Expansionsversuche gegen Byzanz. Zugleich wurden die Kommunen einer rigorosen Steuerverwaltung und einem dem schwankenden Finanzbedarf angepassten Fiskalismus unterworfen sowie kommunale Selbstorganisation weitgehend unterdrückt. Auch spielten Handwerker- und Händlerkorporationen nur eine geringe Rolle.

    Dies führte dazu, dass der italienische Norden den Süden als Rohstoffland betrachtete – etwa von Wein, Öl, Käse, Holz, Salz, Vieh, Meeresfrüchten usw. – und die von den heimischen Dynastien geschaffenen Verhältnisse vertiefte. Die Kaufleute aus Genua, Florenz, Pisa und Venedig ließen sich im 12. Jahrhundert in großer Zahl in den Hafenstädten nieder. Nach dem Ende der Staufer (1268) dominierten die Florentiner vor allem das Reich der Anjou, die Pisaner das aragonesische Sizilien. Zu ihnen kamen im 14. Jahrhundert katalanische Kaufleute, die gleichfalls dazu beitrugen, dass das Kapital abfloss und kaum im Land investiert wurde.

    Alle Bemühungen der Staufer, etwa Bergbau, Zuckerproduktion, Handwerk und Gewerbe zu fördern, der Anjou das Straßennetz auszubauen, und selbst die Einrichtung neuer Messen und Märkte brachten angesichts dieser Grundkonstellation kaum Verbesserungen. Allerdings kamen diese staatlichen Lenkungsversuche den Hafenstädten zugute, da sie stark vom Export profitierten. Neapel wurde als Hauptstadt wieder wichtig für den Schiffbau und als Zentrum für Luxusgüter. Nach der Vereinigung Neapels mit Sizilien (1442) intensivierte sich der Handel mit den Spaniern ungemein, jedoch erhielt Süditalien auch hier eher die Rolle des Rohstofflieferanten. Dabei nahm die Seidenraupenzucht in Kalabrien einen Aufschwung, es wurdenMerinoschafe eingeführt,Thunfisch undKorallen wurden verstärkt ausgeführt.

    Reformversuche der Kirche und Gesellschaft

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    Im Norden war die zunehmende Verstädterung von Machtkämpfen der landsässigenCapitane und der eher an die Städte angelehntenValvassoren, die Inhaber von Lehen waren und Reichsrechte genossen, begleitet. Zugleich kämpften Stadtherren und Einwohnergemeinden um die Vorherrschaft. Die MailänderPataria von 1057[63] bewirkte zugleich, dass sich dasReformpapsttum, das, ähnlich wie die Aufständischen, die Bekämpfung derSimonie und desNikolaitismus betrieb, in Konflikt mit der kaiserlichen Herrschaft geriet. Dies hing vor allem damit zusammen, dass PapstGregor VII. das Recht der Einsetzung des Mailänder Bischofs beanspruchte, schließlich ab 1075 die aller Bischöfe. Bereits 1024 zerstörten dieCives Pavias die Königspfalz und beendeten damit deren Rolle als königliche Residenz.[64] Ab den 1080er Jahren sind Konsulatsverfassungen in den Städten fassbar, ab 1093 formelle Bündnisse zwischen Städten.

    Urkunde Heinrichs V. von 1122 (s.Wormser Konkordat), in der er auf die Investitur der Bischöfe mitRing und Stab verzichtet.

    Im Italien des 11. Jahrhunderts verbanden sich Reformbestrebungen der Kirche[65] mit Bestrebungen, die Abhängigkeit vom transalpinen Königtum zu mindern. Vor allem in den nördlichen Bistümern hatte dasReichskirchensystem eine starke Abhängigkeit der Kirchen geschaffen, die sich auch darin zeigte, dass dort vor allem bayerische Bischöfe residierten, wie etwa in Aquileia, in derMark Verona[66] und in Ravenna. In anderen Städten entstammten die Bischöfe vielfach der Gruppe der feudalen italienischen Capitane, ab dem 12. Jahrhundert auch der Valvassoren. Die Bischöfe erhielten sich zwar eine gewisse Selbstständigkeit, doch wurden sie zunehmend in das grundherrschaftlich organisierte Herrschaftssystem des Reichs eingebunden. Gegen die Unterwerfung der Bischofswahlen unter den Willen eines königlichen Laien regte sich zunehmend Widerstand. Der Aufstand der Pataria von 1057, der vor allem der moralischen Wiederherstellung der Kirche galt, wirkte auch nach seiner Niederschlagung fort. 1067 bestätigten dieKardinallegaten in Mailand dem Bischof die aus seinem Amt heraus ausgeübte geistliche Gewalt über den gesamten Klerus, die Gemeinschaft der Gläubigen und insbesondere über die Taufkirchen, ganz gleich, ob die daran hängenden Benefizien Laien oder Klerikern zustanden. 1075 untersagte Papst Gregor VII. explizit die Einsetzung von Geistlichen durch Laien in ihre Ämter. Darüber kam es bis zumWormser Konkordat (1122) zu einer ersten Streitphase mit den deutschen Herrschern.

    Der heiligeDominikus und dieAlbigenser inAlbi (1207) – katholische und katharische Schriften werden ins Feuer geworfen, doch nur letztere verbrennen –Pedro Berruguete um 1495.[67]

    Die spirituelle[68] und die soziale Dimension der Reformbewegung darf bei den dahinterliegenden ökonomischen und Machtinteressen nicht unterschätzt werden. Um 1034 erschienen mit den Häretikern von Monforte im Piemont erstmalsheterodoxe Bewegungen, Gruppen, deren Lehre die Kirchenleitung nicht mit ihren Dogmen für vereinbar hielt. Neben der bereits genannten Pataria (1057) sind hier vor allemArnold von Brescia[69] (1155 hingerichtet), dieKatharer, dieHumiliaten, die italienischenWaldenser oder diePassagini zu erwähnen, aber auchUgo Speroni († nach 1198), der sich gegen Hierarchie, Priestertum und Sakramente wandte.

    Vielfach am Rande des akzeptierten Spektrums agierten zunächst reformbegeisterte Einsiedler, wiePetrus Damiani, der das Leben des Klerus in Gemeinschaften stärken wollte. Überall entstanden von Klerikern und Laien initiierteKanonikerstifte. Im klösterlichen Sektor entstanden dieVirginianer, der Orden von Pulsano, dieWilhelmiten, dieKartäuser, dieZisterzienser sowie die Floriazenser durchJoachim von Fiore. Gegen die Vielfalt der der Welt zugeneigten Bewegungen entstand wiederum eine Bewegung, die sich von der Welt abwandte, Kontemplation und Buße übte und damit benediktinische Traditionen wieder stärker belebte. So entstanden die Kongregationen derCoelestiner und derSilvestriner.

    Laienbewegungen, wie dieHalleluja-Bewegung waren von ähnlich großem Einfluss; einige von ihnen betätigten sich antihäretisch. Im 13. Jahrhundert kam dieFlagellantenbewegung auf, welcher der dritte Orden der Franziskaner lange zuneigte. Schließlich kamen Franziskaner undDominikaner, später auchKarmeliter,Augustinereremiten,Serviten undSackbrüder hinzu. Vor allem die beiden Ersteren setzte der Papst in seinem propagandistischen Kampf gegen den Kaiser ein.

    Die Hinrichtung Savonarolas auf der Piazza della Signoria in Florenz

    Im 14. und 15. Jahrhundert wandten sich zahlreiche Kongregationen karitativen Aufgaben zu, wie es schon früherBeginen und Begarden getan hatten. So entstand ein überaus dichtes Netz von Hospitälern und Bruderschaften, wobei viele Institutionen in kommunaler Hand waren oder von den Städten ins Leben gerufen wurden. Dass die Vertreter dieser Bewegungen sich damit jedoch keineswegs zufriedengaben, zeigen Männer und Frauen wieBernhardin von Siena,Katharina von Genua oderFranziska von Rom, die der Mystik neue Impulse gaben, vor allem aberGirolamo Savonarola, der zur Durchsetzung seiner Ideen 1494 die politische Macht in Florenz an sich riss, die er bis 1498 halten konnte.

    Dabei blieb Italien von Hexenverfolgungen weitgehend verschont.[70] Zwar gab es sie in den Alpentälern (die schwersten Verfolgungen fanden inValcamonica von 1518 bis 1521[71] und bis mindestens 1525 inComo statt), dochAndrea Alciati (1492–1550), führender Kommentator desCodex Iuris Civilis, verfasste aus Anlass der dortigen Verfolgungen Gutachten, in denen er in kaum zu überbietender Schärfe von „nova holocausta“ sprach. Er warf derInquisition vor, sie schaffe das Phänomen der Hexerei erst, statt es, wie sie behauptete, zu bekämpfen.[72] Schon 1505 war der Franziskaner Samuel de Cassini aus Mailand gegen die Verfolgungen aufgetreten, dennoch kamen sie vereinzelt bis nach 1700 vor.[73]

    DieInquisition war von Rom in den Auseinandersetzungen mit den zahlreichen sozialen und religiösen Bewegungen gegründet worden und stützte sich vor allem auf die Dominikaner. Die Waldenser, die „Armen von Lyon“, wurden 1184 in dem von PapstLucius III. verfassten EdiktAd Abolendam alsHäretiker aufgeführt. Eine erneute Verurteilung folgte 1215 unter PapstInnozenz III. 1252 wurden die Waldenser in der von PapstInnozenz IV. verfasstenBulleAd Extirpanda erneut nebst anderen Gruppen verurteilt. Ab den 1230/1240er Jahren gingen die Verfolgungen von der Inquisition aus. Während die Inquisition das waldensische Bekenntnis in Kalabrien und in der Provence ausrottete, überlebte es in einigen Tälern derCottischen Alpen.

    Papst, Normannen, Staufer (bis 1268)

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    Im hohen und späten Mittelalter waren weite Teile Mittelitaliens von derrömisch-katholischen Kirche dominiert und, ebenso wie Oberitalien, unmittelbar von den Machtkämpfen zwischen Kaiser undPapst (beginnend mit demInvestiturstreit und endend im 14. Jahrhundert) sowie von den Kämpfen zwischen den Kommunen betroffen. Letztere ordneten sich meist alsGhibellinen und Guelfen den streitenden Hauptparteien zu. Daneben bestanden auch innerhalb der Kommunen oft starke Spannungen.

    Dabei spielte das Ende der arabischen und der byzantinischen Herrschaft im Süden eine erhebliche Rolle. 1038 und 1040 gelang Byzanz zwar die Rückeroberung vonMessina undSyrakus, doch nun führten Auseinandersetzungen bei Hof und das Ausgreifen der als Söldner ins Land geholten Normannen zum Zusammenbruch sowohl der byzantinischen als auch der arabischen Herrschaft.

    Heinrich II. griff 1021 im Süden ein; ihm unterwarfen sich die süditalienischen Fürsten und er belagerte das byzantinischeTroia in Apulien. Das Papsttum, das bis 1012 von denCrescentiern abhängig war, hing nun von denTuskulanern ab. Sein Sohn und Nachfolger traf jedoch mehrere langfristig wesentlich folgenreichere Entscheidungen: Mit der Einsetzung Suidgers von Bamberg als PapstClemens II. schufHeinrich III. 1046 die Voraussetzungen für das Reformpapsttum. Er belehnte darüber hinaus 1047 den NormannenRainulf II. mit der GrafschaftAversa und Drogo von Hauteville mit seinem apulischen Landbesitz, der auf byzantinischem Gebiet lag. Damit traten erstmals Normannenführer in eine Lehnsbindung zum Reich. Der Papst belehnte seinerseits 1059Robert Guiskard mit Apulien, Kalabrien und dem noch zu erobernden Sizilien. Unter seiner Führung eroberten dann die Normannen in einer Art Kreuzzug[74] von 1061 bis 1091 Sizilien

    Italien um 1050

    Ein weiterer wichtiger Faktor war die Durchsetzung desLehnsrechts in Oberitalien, bei der sich der Kaiser zugunsten derValvassoren einsetzte (Constitutio de feudis, 1037), um damit der Macht der Großen, die sich im von den Kaisern nur selten aufgesuchten Italien verselbständigt hatten, ein Gegengewicht entgegenzusetzen. Um die Macht derGroßen weiter einzuschränken, stattete er mehrere Städte mit Privilegien aus. Dementsprechend wurde einer der mächtigsten Capitane,Gottfried der Bärtige von Tuszien, zum Protektor der Reformpäpste. Dies war umso wichtiger, als die Normannen unzuverlässige Verbündete waren; so marschierten sie 1066 in dasPatrimonium Petri, und trotz desKirchenbanns gegen ihn besetzteRobert Guiskard das Fürstentum Salerno (1076), die letzte langobardische Herrschaft. Diese für PapstGregor VII. äußerst bedrohliche Situation dürfte sein vergleichsweise mildes Verhalten gegenüberHeinrich IV. bei seinemBußgang nach Canossa mit bedingt haben.

    Der Papst erkannte 1080 alle Eroberungen der Normannen an und löste Robert Guiskard vom Bann. Robert trat nun massiv gegenHeinrich IV. auf und befreite den Papst aus der Gefangenschaft. Zudem sorgten die Normannen für eine langsame Rekatholisierung – inSanta Severina wurde der orthodoxe Ritus bis ins 13. Jahrhundert beibehalten – der einst byzantinischen Bistümer und die Gründung neuer Episkopate.Gallipoli behielt den byzantinischen Ritus bis 1513,Bova sogar bis 1573 bei (dort besteht bis heute ein griechisch geprägter Dialekt). Auf Sizilien wurden die von den Muslimen aufgehobenen Bistümer wieder eingerichtet. Darüber hinaus traf Robert Vorbereitungen, das durch die Eroberungen derSeldschuken geschwächte Byzanz zu erobern. Damit wiederum machte er sich Venedig zum Feind, das die Festsetzung einer Macht auf beiden Seiten der Adria im Interesse der Freiheit seiner Handelswege nicht mehr duldete.

    Mathilde von Tuszien und Hugo von Cluny als FürsprecherHeinrichs IV., Vita Mathildis des Donizio, um 1115. Vatikanstadt, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Ms. Vat. lat. 4922, f. 49v)

    Die Staufer erhoben nun Anspruch auf dieMathildischen Güter und umwarben dabei auch Mailand, das damit begonnen hatte, sich mit der Unterwerfung vonLodi (1111) undComo (1127) ein eigenes Territorium zu schaffen.

    DasSchisma von 1130 – in Rom bekämpften sich die Familien derPierleoni und derFrangipani –, das erst 1139 durch dasZweite Laterankonzil beendet wurde, schwächte hingegen die päpstliche Seite, die sich nun gezwungen sah, den Normannen zahlreiche Rechte einzuräumen.Lothar III. suchte auf Ersuchen von Aufständischen den seit 1130 zum König gekröntenRoger II. von 1136 bis 1137 zu bekämpfen. Roger war in der Schlacht von Nocera (24. Juli 1132) gegen die Aufständischen unter Rainulf von Alife unterlegen. Lothar zog nun Mailand auf seine Seite. Dadurch wurden die Feinde Mailands, allen voran Pavia undCremona, beinahe automatisch seine Gegner. Pisa, Venedig und Genua unterstützten wiederum Lothar bei der EroberungBaris. Doch das Heer weigerte sich, Roger nach Sizilien zu verfolgen, so dass es diesem bis 1138 gelang, nicht nur PapstInnozenz II. gefangen zu setzen, sondern auch alle Rechte im Süden Italiens zurückzugewinnen, nachdem 1139 Rogers Hauptgegner Rainulf gestorben war. 1143/44 geriet der Papst zudem durch einen Aufstand in Rom unterArnold von Brescia in Bedrängnis.

    Konrad III. verhandelte nun mit dem byzantinischen KaiserManuel I. wegen eines Bündnisses gegen die Normannen, die Byzanz angegriffen hatten. 1148 beschlossen sie einen gemeinsamen Kriegszug, der zur Aufteilung des Normannenreiches führen sollte. Roger verbündete sich mit dem französischen König und mit denWelfen. Nach dem Tod des Kaisers verfolgte sein NachfolgerFriedrich I. zwar eine ähnliche Politik, doch duldete er keine byzantinische Beteiligung. Auch zog erWelf VI. auf seine Seite, indem er ihn mit riesigen Ländereien belehnte. 1154 starb Roger II.

    Die FlottePeters III. von Aragón – der König ist durch die Krone kenntlich gemacht – landet in Trapani auf Sizilien, Biblioteca Vaticana. Die Insel bleibt bis 1861 in spanischer Hand.

    Das Normannenreich stellte inzwischen eine bedeutende mittelmeerische Macht dar (1146 eroberte es Tunis), zumal ihm nun erhebliche wirtschaftliche Mittel zur Verfügung standen. 1155 und 1156 gelang ihm der Ausgleich mit dem Papst sowie mit Genua und Venedig. Es versuchte jedoch vergeblich, das Byzantinische Reich zu erobern, und unternahm 1185 unterWilhelm II. einen letzten Versuch, der jedoch gleichfalls scheiterte. DieKreuzzüge hatten nicht nur zu maßlosen Plünderungen, sondern auch zu einer Verdichtung der Handelsbeziehungen insbesondere der süditalienischen, später auch der norditalienischen mit dem gesamten Mittelmeerraum geführt. Das Normannenreich kämpfte in Italien in wechselnden Koalitionen gegen kaiserliche und päpstliche Ansprüche, konnte aber durch seinen langfristigen Wechsel auf die Seite des Papstes ab 1155 in die Rolle des Beschützers gegen die Machtansprüche der römisch-deutschen Kaiser hineinwachsen, bis es 1190 per Erbfolge an dieStaufer fiel. Diese erhielten 1194 das Normannenreich.Palermo war Hauptstadt und Residenz KaiserFriedrichs II., der im Süden aufgewachsen war.

    Süditalien war trotz der dynastischen Verbindung in der Stauferzeit formal nie Teil des Heiligen Römischen Reichs und stellte zudem ein päpstliches Lehen dar. Die Päpste fürchteten, die Staufer würden den Kirchenstaat „umklammern“, und kämpften gegen deren Dominanz. Im Streit zwischen Friedrich II. und den Päpsten, den seine Nachfolger fortsetzten, unterlagen die beiden letzten Staufer 1266 und 1268 gegenKarl I. von Anjou. 1282 brachte ein Volksaufstand zunächst Sizilien (Sizilianische Vesper), dann ein Erbgang 1442 das festländische Süditalien anAragón (das ab 1492 ein TeilSpaniens wurde).

    Kommunen, Signorien, Reichspolitik (11. bis 15. Jahrhundert)

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    Kommunale Selbstständigkeit

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    DerMailänder Dom

    In Norditalien emanzipierten sich die Städte ab dem Ende des 11. Jahrhunderts von der kaiserlichen Oberherrschaft und dehnten allmählich ihre Herrschaft über das Umland aus, indem sie die kleinenValvassoren ihrer eigenen städtischen Lehensherrschaft unterwarfen. Typisch war bald die „republikanisch“ orientierte Konsularverfassung, die ab etwa 1080 greifbar ist. Der sich ab 1164 formierendeLombardenbund besiegte den römisch-deutschen KaiserFriedrich Barbarossa, der die Städte stärker der kaiserlichen Kontrolle unterwerfen wollte,[75] 1176 in der Schlacht beiLegnano. Mit dem Ende der Staufer wurden die Städte faktisch unabhängig (wenn sie auch, sofern sie sich in Reichsitalien befanden, weiterhin formal die kaiserliche Oberherrschaft akzeptierten) und usurpierten kaiserliche Rechte (Regalien).

    Unter den Kommunen, die im Süden der sehr viel stärker zentralisierenden Macht der Normannen und ab 1268 der Anjou gegenüberstanden, konnten nur die im Norden einen Status weitgehender Selbstständigkeit erreichen. DerRepublik Venedig, die als einzige auch formal vom Reich unabhängig war, gelang es im 9. und 10. Jahrhundert auch von Byzanz weitgehend unabhängig zu werden. 992 und 1082 erhielten ihre Händler Handelsprivilegien, die trotz schwerer Rückschläge dazu führten, dass sie den Handel im östlichen Mittelmeer dominierten. Zwar machte ihnen darin Pisa Konkurrenz, doch verdrängte Venedig diese Konkurrenz zwischen 1099 und 1126 weitgehend, als sich der byzantinische Kaiser gezwungen sah, sein Vorhaben aufzugeben, Pisa gegen Venedig auszuspielen. Nachdem sein Nachfolger 1171 alle Venezianer hatte verhaften lassen, bediente sich Venedig desVierten Kreuzzugs, um Konstantinopel zu erobern. Von 1204 bis 1261 steuerte die Stadt dasLateinische Kaiserreich, nach dessen Untergang Genua die Handelsströme kontrollierte. Infolgedessen unterstützte Venedig die Rückeroberungspläne der Staufer und Anjou und lieferte sich vier umfassende Kriege mit Genua, die erst 1381 endeten. Das Konkurrenzverhältnis blieb jedoch bestehen.

    Mailand wurde 1162 von Friedrich Barbarossa unterworfen und zerstört, erholte sich aber rasch. Doch entstand zunächst unter der Führung Cremonas der Lombardenbund sowie der unter Venedigs Einfluss entstandeneVeroneserbund. Sie standen im Bund mit den Normannen, dem Papst und dem byzantinischen Kaiser, gegen dessen Annexionspläne sich Friedrich gewandt hatte, so dass die römisch-deutsche Herrschaft zusammenbrach. Nach derSchlacht von Legnano (1176) und den Friedensschlüssen von Venedig (1177) undKonstanz (1183) konnten zwar viele Reichsrechte wiederhergestellt werden, doch die Unabhängigkeit der Kommunen war nicht mehr grundsätzlich gefährdet.

    Andererseits führte die HeiratHeinrichs VI. mitKonstanze, der Erbin des Normannenreiches, 1194 dazu, dass das Römisch-deutsche mit dem Normannenreich vereinigt wurde.Friedrich II. musste jedoch, um sich gegen die Welfen durchsetzen zu können, den Kirchenstaat in derGoldbulle von Eger (1213) im vonInnozenz III. geschaffenen Umfang anerkennen. Andererseits setzte er im Süden ein zentralistisches Regiment durch, das in Anknüpfung an normannische Traditionen kommunalen Freiheiten nur wenig Raum ließ. Auch brach er den Widerstand des regionalen Adels und überzog das Land mit einem Netz von Burgen; zugleich monopolisierte er große Teile des Handels.

    Staufer und Anjou

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    DerCarroccio desLombardenbunds, ein von Ochsen gezogener Triumphwagen, der den TruppenKaiser Friedrichs II. in derSchlacht von Cortenuova in die Hände fiel, 14. Jahrhundert

    Gegen diese für die Kommunen bedrohliche Macht entstand 1226 ein neuer Lombardenbund. Zugleich kam es zwischen Staufern und Päpsten zu heftigen Konflikten, die 1227 zum Bann gegen Friedrich und daraufhin zum offenen Krieg führten. Dabei unterstützte der Lombardenbund den Papst, zahlreiche andere Städte, wie etwa Cremona oder Pisa, unterstützten hingegen den Kaiser, vielfach, weil sie sich nur so des Expansionsdrucks ihrer Nachbarn erwehren konnten. Friedrich siegte zwar 1237 beiCortenuova, doch seine Forderung nach bedingungsloser Unterwerfung Mailands führte dazu, dass der Krieg fortgesetzt wurde. Nun verbanden sich auch Genua und Venedig offen gegen den Kaiser, zumal es ihm 1238 nicht gelungen war,Brescia zu erobern.

    Nach dem Tod Friedrichs (1250) versuchten seine Anhänger in Italien zunächst immer noch, die Reichsrechte durchzusetzen, dochKarl von Anjou, der vom Papst gekrönte König Siziliens, beendete die Macht der Staufer in zwei Schlachten (Benevent undTagliacozzo, 1266 und 1268). Karl nahm die normannischen Eroberungspläne gegen Byzanz wieder auf und fand dabei die Unterstützung Venedigs, da Konstantinopel 1261 wieder Hauptstadt von Byzanz war und der dortige Kaiser den Venezianern den Zutritt verwehrte. Es gelang KaiserMichael Palaiologos nicht nur, die Invasoren zu schlagen, sondern 1282 einenAufstand zu entfachen, der die Anjou schwächte und dazu führte, dass Sizilien an Aragón kam. Damit zersplitterte sich die Macht im Süden in zwei Herrschaftsbereiche, die sich über Jahrzehnte bekämpften.

    Der Kirchenstaat war kaum fester gefügt als zuvor, zumal die Päpste ab 1309 inAvignon residierten (bis 1378, sieheAvignonesisches Papsttum) und immer stärker vom französischen König abhängig wurden. Auch litt die Wirtschaft unter den langwierigen Kämpfen und der fiskalischen Ausbeutung der Städte, so dass diese bald von den oberitalienischen endgültig überflügelt wurden. Neapel geriet in genuesische, dann vor allem florentinische Abhängigkeit. Zwischen den einzelnen Kommunen und auch innerhalb der Städte kam es immer wieder zu Konflikten; diese angespannte Lage in Ober- und Mittelitalien spiegelt sich inDantes (1265–1321) Werken mehrfach wider.

    Italien hatte sich weitgehend von der Reichspolitik abgekoppelt, was sich auch darin zeigt, dass erst von 1310 bis 1313 ein König,Heinrich VII., zur Kaiserkrönung nach Italien zog, wo er zunächst überwiegend freundlich empfangen wurde und sogar teilweise als „Friedensbringer“ betrachtet wurde (so etwa von Dante undDino Compagni), bevor seine Politik, die das Einfordern von verlorenen Reichsrechten zum Ziel hatte, bei vielen Guelfen auf Widerstand stieß. Heinrich, seit 1312 Kaiser, vergab aufgrund seiner brüchigen Stellung in Reichsitalien notgedrungen gegen hohe Summen dasReichsvikariat an die mächtigsten Signorien, woraus vor allem die Herren von Verona und von Mailand Vorteil zogen. 1313 ging Heinrich offensiv gegen KönigRobert von Anjou vor, der gegen ihn agiert hatte und sogar den Anspruch der römisch-deutschen Könige auf Reichsitalien bestritt, doch starb der Kaiser noch vor einem Feldzug gegen Neapel. Der Papst, der dieses Recht in Abwesenheit eines Kaisers beanspruchte, ernannte nach Heinrichs Tod Robert zum Reichsvikar in Italien. Pläne KönigJohanns von Böhmen, den französischen König in die Herrschaftsverhältnisse einzubeziehen, scheiterten 1333. Sie brachten sogleich ein Bündnis zwischen guelfischen und ghibellinischen Städten zustande, denen sich sogar Robert von Anjou anschloss.

    Ludwig IV. unternahm 1327 einen Italienzug und ließ sich im Januar 1328 von stadtrömischen Vertretern zum Kaiser krönen. Aufgrund seines Konflikts mit dem Papsttum war die Krönung jedoch faktisch illegitim und er selbst zog sich bereits 1329 aus Italien zurück. Sein NachfolgerKarl IV. betrieb ebenfalls eine begrenzte Italienpolitik, die vor allem auf Geldzahlungen abzielte; auf die Durchsetzung kaiserlicher Rechte, wie noch Heinrich VII., legte sein Enkel bereits keinen Wert mehr, denn er betrachtete dies als nicht mehr durchsetzbar. Der Anspruch der römisch-deutschen Könige auf Reichsitalien blieb zwar formal bestehen, faktisch war jedoch an eine effektive Herrschaftsausübung nicht mehr zu denken.[76]

    Signorie

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    Die StadtfestungCastelvecchio der Scaligeri, der Signori vonVerona

    In den Kommunen Ober- und Mittelitaliens setzte sich zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert dieSignoria (Signorie) durch, eine Form monokratischer Herrschaftsausübung, bei der ein „starker Mann“(signore) an der Spitze stand. Dies hing zum einen mit den permanenten Konflikten zwischen Guelfen und Ghibellinen zusammen, zum anderen mit inneren Konflikten zwischenpopulus undmilites bzw. Magnaten.Oligarchische undplutokratische Gruppen dominierten die Städte weiterhin, auch bestanden vielfach die kommunalen Strukturen fort. Die Kosten für die in diesen Kämpfen inzwischen unabdingbarenSöldnertruppen ermöglichten es immer weniger Städten, sich militärisch durchzusetzen. Nach und nach gewannen wenige Signorien in wechselnden Koalitionen die kleineren Städte, die sie in zahlreichen Kriegen eroberten. Die herausragenden Städte waren am Ende des 14. Jahrhunderts Florenz, Pisa undSiena, Mailand,Mantua undVerona,Bologna,Padua undFerrara, schließlich Venedig und Genua. Im Laufe des 15. Jahrhunderts setzte sich Florenz in der Toskana durch (1406 Besetzung von Pisa), Mailand in der Lombardei, Venedig im Nordosten, während sich Mantua und Ferrara halten konnten. Dabei sicherten sich dieVisconti in Mailand eine reichsrechtlich untermauerte Stellung, während sich Genua und Venedig von 1378 bis 1381 bekämpften (Chioggia-Krieg) und Florenz noch unter den Folgen desCiompi-Aufstands von 1378 litt. 1396 übernahm der französische König die Herrschaft über Genua. Venedig konnte 1435 KaiserSigismund die reichsrechtliche Anerkennung seiner Eroberungen der letzten drei Jahrzehnte abringen.

    Kirchenstaat und Abendländisches Schisma (1378–1417)

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    Rom als in Schwarz gekleidete, den Verlust des Papsttums betrauernde Witwe,Bibliothèque nationale de France, MS Ital. 81, f. 18.

    In Mittelitalien setzte sich der Kirchenstaat weitgehend durch, doch führte dasAbendländische Schisma zur Verbreitung des Nepotismus und zur Einrichtung von lokalen Dynastien, die der Vereinheitlichung des Kirchenstaats widerstanden. Zudem kam es mehrfach zu massiven Eingriffen durch KönigLadislaus († 1414), dessen Reich allerdings nach seinem Tod in eine schwere Krise geriet, da es zu Nachfolgekämpfen kam. Im Norden kam es zu einer erneuten Verschärfung der Konflikte zwischen Guelfen und Ghibellinen, was die Institution der Signorie stärkte.

    Die Bischöfe, die ihre Machtstellung weitgehend eingebüßt hatten, versuchten vielfach diese zurückzugewinnen. Die Domkapitel, die die Bischofswahlen durchführten, wurden zunehmend von den lokal dominierenden Familien beherrscht, die die Wahlen zu ihren Gunsten zu steuern versuchten. Daher zogJohannes XXII. 1322 die Benefizien des Patriarchats Aquileia ein. Ähnliches geschah in Mailand und Ravenna, Genua und Pisa.

    Doch viel gravierender wirkte sich aus, dass nach der WahlUrbans VI. im Jahr 1378 zwei Obödienzen zustande kamen, Gebiete also, in denen verschiedene Päpste Anerkennung fanden. Vor allem in den Randgebieten Norditaliens wurden vielfach zwei konkurrierende Bischöfe eingesetzt; häufig kamen französische Bischöfe ins Land, vor allem im Süden. Dieser Zustand hielt bis 1417 an, als man sich auf demKonzil von Konstanz aufMartin V. einigte. Weitere Kongregationen entstanden, wie dieOlivetaner, dieAmbrosianerbrüder, dieHieronymiten und dieJesuaten.

    Wechselnde Koalitionen, Karl VIII. von Frankreich

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    Italien nach dem Frieden von Lodi (1454)
    Einzug König Karls VIII. von Frankreich in Florenz,Uffizien,Francesco Granacci, 1518

    1442 fiel das Königreich Neapel an Aragón, womit im westlichen Mittelmeer eine neue Großmacht entstand, die sich vielfach in die politischen Auseinandersetzungen Italiens einmischte. Die Herrschaft der wechselnden Päpste, die, ähnlich wie die anderen Mächte, immer wieder die Koalitionen wechselten, war darüber hinaus von Spannungen mit denKonzilien, von wechselnden Residenzorten und von Zeiten gekennzeichnet, in denen mehrere Päpste gleichzeitig das Pontifikat beanspruchten. Kurzzeitig brachte die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen (1453) im Jahr 1454 denFrieden von Lodi zustande, der erstmals die Tatsache anerkannte, dass keine Macht Italien einigen konnte. Mit dem Anschluss an die nunmehr verbündeten Rivalen Venedig und Mailand durch Florenz undAlfons V. unter Mitwirkung des Papstes kam sogar eineLega italica zustande. Doch wirkten eher Zweier- und Dreierbündnisse stabilisierend, bis die Lega 1470, kurz nach der Eroberung Negropontes durch die Osmanen noch einmal erneuert wurde. Infolgedessen wurde Venedig kurzzeitig unterstützt, doch brachen die alten Konflikte zwischen Frankreich und Aragón, zwischen Florenz und Rom (Verschwörung der Pazzi von 1478) und zwischen Venedig und Rom gegen Mailand, Florenz und Neapel (Ferrara-Krieg, bis 1484) bald wieder aus. Selbst die Besetzung des apulischen Otranto durch die Osmanen im Jahr 1480 konnte dies nicht dauerhaft verhindern.[77]

    1494 marschierteKarl VIII. von Frankreich nach Neapel und besetzte die Stadt, doch verbanden sichAlexander VI., Venedig, Mailand, Spanien undMaximilian I. in der „Liga von Venedig“ gegen ihn. Trotz dieser Niederlage eröffnete der Feldzug eine Reihe äußerer Eingriffe.

    Die enormen Kosten der politisch-militärischen Konflikte ließen die großen Bankhäuser, die schließlich fast als einzige in der Lage waren, die Finanzierung zu gewährleisten, rapide anwachsen. Dies gilt etwa für die Bardi und diePeruzzi. Darüber hinaus gerieten die Agrarstädte immer mehr ins Hintertreffen, denn erhebliche Teile der Erträge gingen an die dominierenden Häuser im Norden. Zugleich wurde der Süden zu einem Randgebiet spanischer Herrschaft. Sie entrissen Sardinien 1326 Pisa – hingegen gelang es Genua Korsika zu verteidigen.

    Vertreibung der Juden aus den spanischen Gebieten, Ghettos (ab 1492)

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    Pforten im Getto von Rom
    Hauptartikel:Geschichte der Juden in Spanien

    Nach der Vereinigung der beiden iberischen Mächte Aragón und Kastilien im Jahr 1492 und der Eroberung der letzten muslimischen Herrschaft, desEmirats von Granada, setzte mit demAlhambra-Edikt einegegen Muslime und Juden gerichtete Bekehrungs- und Vertreibungspolitik ein. Sie wurde auf den spanischen Teil Italiens übertragen.

    Die dortigen Juden lebten vom 5. bis zum 13. Jahrhundert ganz überwiegend in Rom,[78] im Süden und auf den großen Inseln, im Hochmittelalter auch im Norden.[79]Moses von Lucca und sein SohnKalonymus, dessenResponsa (um 940) als älteste Schrift derAschkenasim gelten, gingen 920 nachMainz. Die recht großen Gemeinden prosperierten unter den Muslimen im Süden, auch unter den Byzantinern durften sie Landwirtschaft betreiben.

    Doch die Normannen belasteten sie zunehmend, vor allem aber einige Päpste. Auf demVierten Laterankonzil wurde 1215 eine eigeneJudenkleidung vorgeschrieben, und alle Juden sollten in abgegrenzten Quartieren leben. 1429 schützte PapstMartin V. die Juden, doch sein NachfolgerEugen IV. untersagte 1442 den Bau von Synagogen. Ab 1471 verfolgten die Päpste erneut eine tolerantere Politik, es kam zu einer Blüte jüdischer Druckereien. Um 1500 traten Endzeitprediger auf, darunterAscher Lemlein.

    Die Anjou setzten die Juden gleichfalls starkemBekehrungsdruck aus. 1288 kam es zu einer ersten Vertreibung in Neapel, 1293 wurden im Königreich die meisten Gemeinden zerstört. Besser hingegen erging es ihnen unter der aragonesischen Herrschaft; als Aragón 1442 das Königreich Neapel übernahm, prosperierte die dortige jüdische Gemeinde. Um 1300 lebten etwa 12.000 bis 15.000 Juden in Süditalien,[80] ab 1399 veranstalteten sie eigene Synoden. Da im Norden das Zinsnahmeverbot einer Kreditversorgung vor allem der kleinen Orte im Wege stand, entstanden Hunderte kleiner Gemeinden. In den dortigenJudenhäusern lebte die Familie des Geldleihers zusammen mit seinen Angestellten. 1397 wurden Geldverleiher gezielt nach Florenz geholt.

    1492 wurde die spanische Vertreibungspolitik auf Sizilien und Sardinien, 1541 auf Neapel ausgedehnt (gültig bis 1735), viele flohen nach Norden, vor allem nach Rom, Venedig, Mailand undLivorno. Die größte Synagoge Venedigs war die 1555 errichteteScuola Spagnola. Als Mailand 1597 spanisch wurde, mussten 900 Juden die Stadt verlassen. Die zahlreichen Zuwanderer von der Iberischen Halbinsel brachten die dortigen Sprachen mit.[81] 1638 forderteSimone Luzzato, 57 JahreRabbi der Gemeinde in Venedig, erstmals eine Tolerierungspolitik und argumentierte dabei ökonomisch.

    Im Gefolge derfranziskanischen Anti-Wucherkampagnen kam es in vielen Städten zur zwangsweisen Ansiedlung der Juden in festgelegten, abgeschlossenen Bezirken, wie etwa imrömischen (ab 1555) oder imvenezianischen Ghetto (ab 1516).[82] Letzteres wurde 1797 auf VeranlassungNapoleons aufgelöst. Das römische Ghetto bestand bis 1870, obwohl es die Franzosen zwischen 1798 und 1814 bereits aufgelöst hatten.Paul IV. ließ 1555 denTalmud öffentlich verbrennen, 1559 wurde er auf denIndex gesetzt. Ab 1569 wurden Juden nur noch in Rom undAncona geduldet.

    Wirtschaft im Spätmittelalter, kommerzielle Revolution

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    Ökonomischer Rückgang

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    Florenz: einer der Türme der UnternehmerfamiliaPeruzzi, der im 13./14. Jh. ganze Quartiere gehörten.

    Zwischen 1347 und 1351 trafen mehrere Katastrophen das italienische Wirtschaftssystem. Schon 1315 bis 1317 hatte eine Reihe von Missernten eine Hungerkatastrophe bewirkt und diespätmittelalterliche Agrarkrise angestoßen. Im Westen begann 1337 derHundertjährige Krieg. Dasbyzantinische Reich hatte sich von den Attacken der Kreuzfahrer (Lateinisches Kaiserreich 1204 bis 1261), an denen italienische Handelsstädte nicht ganz unbeteiligt gewesen waren, nie ganz erholt und schaffte es nicht, dem Vordringen mittelasiatischer Völker inKleinasien Einhalt zugebieten. Ab 1348 traf derPest den gesamten Handelsraum Italiens. Unter diesen Bedingungen kam es zu den größten Bankrotten des Mittelalters.

    Hunger und Pandemie hatten starke Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung. Die für den Anfang des 14. Jahrhunderts auf 11 Millionen geschätzte Einwohnerzahl Italiens brach bis etwa 1350 auf 8 Millionen ein. Um 1450 erreichte sie vielleicht wieder 9 Millionen, um sich erst im 16. Jahrhundert wieder vollständig zu erholen. ZahlreicheWüstungen hingen zudem mit der Flucht in die Städte zusammen, in denen angesichts des Fehlens von Handwerkern steigende Löhne lockten. Diese wiederum gaben bald Anlass zu verstärkter Mechanisierung. Zugleich verschärften sich die innerstädtischen Konflikte zwischen der dominierenden Schicht und den Handwerkern, die etwa imCiompi-Aufstand von 1378 in Florenz gipfelten. Bis 1370/80 stiegen die Preise stark an, stabilisierten sich um 1400, um danach bis um 1480/90 zu stagnieren.

    Veränderungen der kommunalen Wirtschaft

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    Die Handwerksbetriebe lagerten nun spezialisierte Tätigkeiten zunehmend aus, viele konzentrierten sich auf den wachsenden Bedarf an Luxusgütern. Seide, Druckerzeugnisse, Eisen-, Metall-, Leder- und Edelsteinverarbeitung expandierten, ebenso die Papierherstellung und einige Bereiche des Baugewerbes. Italiens Dominanz in der Wirtschaft ging dabei insgesamt deutlich zurück, wozu auch die Gefährdung seiner Flottenherrschaft im Mittelmeerraum beitrug.

    Die Rückkehr des Papstes aus Avignon lenkte hingegen erhebliche Kapitalströme nach Italien und förderte damit den Aufstieg derMedici,Salviati undStrozzi in Florenz, derBorromeo in Mailand, derGrimaldi undSpinola in Genua oder derChigi inSiena. Auch die Zahl der mittleren und kleinen Unternehmen – wie etwa das desFrancesco Datini – nahm zu. Dabei führten Kriegskosten oftmals dazu, dass sich die Kommunen an den Händler- und Bankiersvermögen schadlos hielten, was diese wiederum dazu veranlasste, einflussreiche Positionen in den Städten anzustreben oder ihr Vermögen in Immobilien zu investieren. Aus den städtischen Posten konnte man einerseits wiederum Gewinn ziehen, andererseits konnte man Einfluss auf Gesetzgebung und Finanzierungsmethoden gewinnen. Einkünfte aus Steuerpacht und Ausgaben der Kommunen trugen nun viel stärker zur Vermögensbildung der führenden Schichten bei.

    Landbebauung, Landgemeinden, Halbpacht

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    Basis der Wirtschaft blieb trotz der Verstädterung der Landbau, in dem nach wie vor die meisten Menschen ihre Betätigung fanden. Dabei erhielt in den Städten derWeizen wieder seine Vorrangstellung vor anderen Getreidearten wieHirse zurück, während auf dem Lande diese Sorten weiterhin eine wichtige Rolle spielten, ebenso wie Hülsenfrüchte. Dies galt auch für dieStadtarmut, die auf die billigere Hirse oderBohnen, ab dem 16. Jahrhundert aufMais zurückgriff. Hauptlieferanten von Fleisch waren Schwein, Schaf und Ziege, hinzu kamen Geflügel und Fisch. Rinderzucht wurde erst im 15. Jahrhundert und dann hauptsächlich in der Po-Ebene betrieben, wobei dieMilchwirtschaft eine erhebliche Rolle spielte. Bis dahin wurden Rinder hauptsächlich als Zugvieh gezüchtet und an Bauern verpachtet. Die Weidewirtschaft bestand vielfach alsTranshumanz im alpinen Bereich, in denAbruzzen und auf Sardinien, aber auch alsAlmwirtschaft in den Alpen. Im Gegensatz zur Weizen- und Viehwirtschaft expandierte der Weinbau stark, ebenso wie der Anbau von Olivenbäumen.

    Anders als im Hochmittelalter mit seiner Binnenkolonisation kam es nun eher zuMeliorationen. Neue und überkommene Kulturen wurden ausgeweitet, die Agrarlandschaft änderte sich vor allem im Umkreis der zahlreichen Städte. Systematisch wurden nun Gärten für Gemüse und Obst im Umland und in den Vorstädten angelegt und, ähnlich wie die Felder der Bauern, Tag und Nacht bewacht. In Bologna engagierte man 1291 allein 45 Wächter, um die Getreideausfuhr zu verhindern.[83] Die Expansion der Landbebauung in die Wälder, die zunehmend gerodet wurden, untergrub die Nahrungsgrundlagen erheblicher Teile der Landbevölkerung, die sich bis dahin partiell ohne Marktvermittlung ernähren und mit Brenn- und Bauholz versorgen konnten. Auch gefährdete die Abholzung den Schiffbau, so dass etwa Venedig Wälder unter Schutz stellte. Darüber hinaus verstärkte sich die Bodenerosion und die Überschwemmungen wurden sehr viel weniger im Entstehungsbereich abgefangen, so dass es am Unterlauf vielfach zu Katastrophen und zur Vernichtung von Ackerland und Ökoreserven kam. Gleichzeitig laugte vielfach der Boden aus, so dass sich die Bauern gezwungen sahen, Weiden unter den Pflug zu nehmen.

    DerErtragsindex stieg nach 1350 von 3:1 auf 4:1, trotz Landflucht und Bevölkerungsrückgang. Entgegen allen negativen Entwicklungen ermöglichte dies eine relativ sichere Versorgung der städtischen Bevölkerung. Zugleich wurde mit der Auflösung des Fronhofsystems fast jede Form der Unfreiheit, sieht man von einigen Regionen im Norden und Süden ab, aufgehoben. Es entstanden regelrechte Landgemeinden, die von Abgaben befreit waren. Allerdings kamen Mitte des 13. Jahrhunderts Teilpachtverträge auf, die auf der Abgabe von Naturalien basierten. Die häufigste, bis ins 20. Jahrhundert bestehende Form war dieMezzadria(Naturalpacht), die im 12. und 13. Jahrhundert bescheidene Anfänge nahm, jedoch im 14. bis 16. Jahrhundert Verbreitung in fast ganz Italien fand. Durch Verschuldung gerieten die Bauern wieder in ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis. Sie mussten vielfach ihr Land und ihr Vieh verkaufen und verloren zunehmend die Kontrolle über die Landgemeinden, Kleinbauern hielten sich aufgrund ihres unmittelbaren Marktzugangs fast nur im Umkreis der Städte. Auch gelang es Bauern in der Po-Ebene, sich zwischen bäuerliche Bevölkerung und Grundbesitzer zu positionieren und als Pächter(fittavoli) aufzutreten. Die Bauern hatten sowohl an den Grundbesitzer als auch den Pächter, und darüber hinaus an die Kommunen Abgaben zu leisten.

    Rollenteilung zwischen den Machtzentren

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    Die oberitalienischen Metropolen erlebten bereits vor Beginn derKreuzzüge eine Phase intensivierten Handels und deutlichen Bevölkerungsanstiegs; zudem erlangten sie immer größere Autonomie. Die Erträge der Bauern stiegen, den Kommunen gelang es, ihr Umland wirtschaftlich auf die Bedürfnisse der Stadt auszurichten. Während Genua und Venedig vorrangig vom Fernhandel, Krieg und Kaperei im Mittelmeer lebten und tief nach Asien vordrangen, profitierte Mailand sowohl davon als auch vom transalpinen Handel, ähnlich wieVerona. Florenz hingegen wurde zur Zentrale des europäischen Tuchhandels. Seine Schafweiden befanden sich bis zum 15. Jahrhundert in England und später in Mittelitalien, vor allem denAbruzzen, im 16. Jahrhundert inKastilien. Hingegen führten die unausgesetzten Kämpfe zwischen Papst und Kaiser, und nach dem Ende der Staufer zwischen Anjou, Byzanz und Aragón dazu, dass die ertragreichen Rohstoffausfuhren in Süditalien das Übergewicht gewannen und die kommunale Selbstorganisation zunehmend eingeschränkt wurde.

    Bis Ende des 13. Jahrhunderts gelang es den großen Florentiner Gesellschaften, den Weizenexport Süditaliens fast zu monopolisieren. Sie erwarben dort die in den Städten Oberitaliens nachgefragten Weizenmengen und boten dafür vor allem toskanische Tuche, die sie überwiegend inNeapel verkauften. Die Anjou, die den Süden seit den 1260er Jahren beherrschten, brauchten ihrerseits gewaltige Geldmengen, da sieByzanz erobern wollten und nach derSizilianischen Vesper von 1282Aragón bekämpften, das Sizilien besetzt hatte. Sie setzten alles daran, ihre Rohwarenproduktion zu erhöhen. Der Weizenhandel machte die Florentiner Bankhäuser derPeruzzi, aber auch die Bardi und Acciaiuoli, die den Handel unter sich aufteilten und sogar dieVenezianer zeitweise verdrängten, ganz außergewöhnlich reich.

    Handel, Edelmetalle, Geldpolitik

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    Goldflorin, geprägt zwischen 1332 und 1348 in Florenz; Lilie von Florenz, Johannes der Täufer mit Nimbus. Zur Rechten des Täufers finden sich drei Halbmonde, das Wappen derStrozzi.

    Trotz der Entwicklung des Wechsels, des Kreditwesens und der Depositenbanken beruhte die Zirkulation von Waren im Spätmittelalter auf Münzen. Ihr Edelmetallgehalt bestimmte ihren Wert. Der Umgang mitRechengeld änderte nichts Grundsätzliches an dieser Abhängigkeit. Venezianer und Genuesen zahlten in Byzanz mit Silber, während sie für ihre Waren Goldmünzen erhielten, d. h. vor allemGold-Hyperpyra.[84] Im 12. Jahrhundert basierte hingegen der Handel Italiens noch entweder aufTauschhandel oder auf Silbermünzen, denn nur dasKönigreich Jerusalem, dasKönigreich Sizilien und das Reich derAlmohaden brachten neben Byzanz Goldmünzen in Umlauf. Während das Silber im Westen an Wert verlor, floss gleichzeitig das künstlich teuer gehaltene Silber der oberitalienischen Handelsstädte nach Osten ab. Ihnen drohte demzufolge der Verlust ihrer Funktion als Handelsdrehscheibe durch Auszehrung ihrer Silberreserven.

    Die Handelsstädte Florenz und Genua durchbrachen 1252 als erste die Trennung zwischen dem Silbergebiet und dem islamisch-byzantinischen Goldgebiet, indem sie beide Edelmetalle, die die Städte nun in ausreichendem Maße erreichten, als Münzen zirkulieren ließen. Dabei dürfte für Genua der Goldzufluss aus dem Handel mit der Levante und dem Maghreb und der in untragbarem Ausmaß schwankende Feingehalt der bereits in Süditalien umlaufendenGoldtarì eine entscheidende Rolle gespielt haben, denGenovino aufzulegen. Im Florentiner Fall mögen Getreidekäufe in Sizilien für die Einführung desFlorin (ab 1533 Scudo d’Oro) eine wichtige Rolle gespielt haben. Venedig zögerte bis 1284, denGolddukaten einzuführen, da hier der Goldzustrom zunächst noch geringer war.

    Das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber hing stark von deren Verfügbarkeit ab.[85] War Gold 1284 noch elfmal so teuer wie Silber, so stieg sein Kurs zwischen 1305 und 1330 auf 1:14,2. Ab etwa 1320 lieferten die Goldminen im Raum des ungarischenKremnitz große Goldmengen, die ab 1324/25 die Prägung einer ungarischen Goldmünze gestatteten. 1327 vereinbarten Ungarn und Böhmen zudem einen Ausfuhrstopp für Silber nach Italien. Darüber hinaus kam es in den 1330er Jahren zu einem verstärkten Goldzustrom aus demUral und ausMali (bis in die 1370er Jahre), der den Silber-Kursverfall bremste und zeitweise umkehrte. Binnen weniger Jahre wurde Venedig zum führenden Goldexporteur, während es zuvor der führende Silberexporteur gewesen war.

    Gold wurde immer billiger. 1331/32 fiel der Gold- gegenüber dem Silberkurs von 1:14,2 bis 1350 auf einen Tiefststand von 1:9,4. Nun kehrten die Münzprägestätten ihre Politik um und versuchten, den Silberzulauf zu verstärken. Die venezianischeZecca stellte 1354 die Prägung der Silbermünzen ein, um durch ein künstlich erzeugtes Unterangebot ihren Wert zu halten. In dieser Zeit stabilisierte sich der Kurs zwischen 1:9,9 und 1:10,5, schwankte von 1401 bis 1500 zwischen 10,7 und 11,6 und um 1509 lag er bei 1:10,7. Entscheidend dürfte dabei gewesen sein, dass Venedig seine nahöstlichen Gewürzkäufe, die es praktisch zu einem Monopol ausbaute, fast nur noch mit Golddukaten bezahlte. Die Stadt wurde dadurch zum größten „Goldleck“ Europas.

    Immer wieder griffen die Städte massiv in die Wechselkurse zwischen den Münzen ein, deren Gold- und Silberanteil immer stärker vermindert wurde, während die Händler gezwungen wurden, weiterhin zum Nominalkurs zu wechseln. Venedig ging sogar so weit, dass es 1353 in seinem Kolonialreich stark überbewertete Münzen massenhaft zwangsweise eintauschen ließ, um seine Silberreserven zu schonen. NachAlan Stahl[86] prägte die Zecca allein 1375 rund 6 Millionen Münzen und machte durch Zwangsumtausch einen Gewinn von fast 3000 Dukaten. Die Gewinne waren so hoch, dass man in Venedig bereit war, die daraus resultierende Inflation in Kauf zu nehmen.

    Der Umgang mit den Münzsystemen wurde so geläufig, dass er auch als Mittel der Destabilisierungspolitik eingesetzt wurde. Mailand brachte 1429 stark überbewertete Münzen in Umlauf, die im Tausch gegen venezianisches Silbergeld 20 % Gewinn brachten. Venedig halbierte daraufhin den Silbergehalt des umlaufendenBagattino, gleichzeitig lehnte es Zahlungen in dieser Münze ab und verlangte von seinen Untertanen „gute Münzen“. Mit den Gewinnen wurde derSöldnerführerFrancesco Sforza bezahlt. Mailand brachte wenig später neue Münzen in Umlauf, was neben Einschmelzungen dazu führte, dass die venezianischen Münzen gänzlich verschwanden und sich nur noch der „schlechte“ Bagattino hielt. 1453 wies der Senat dieZecca an, eine ausschließlich für Oberitalien gedachten Münze zu prägen. Doch große Mengen an gefälschten Münzen zwangen schnell zur Reduzierung des Nominalwertes. 1463 konnten 20.000 gefälschte Bagattini konfisziert werden. Erst 1472 verabschiedete sich der venezianischeRat der Zehn von dieser Variante des „Münzimperialismus“, wie ihnReinhold Mueller bezeichnet hat. Dies geschah offenbar, weil Mailand abermals versuchte, durch Überflutung Oberitaliens mit nachgemachten Münzen die venezianische Münzpolitik auszunutzen. Der Rat der Zehn reduzierte den Wert der bedrohten Münzen um volle 40 %, was nach Antonio Morosini einer Vernichtung von einer Million Dukaten an Kaufkraft gleichkam. Gleichzeitig wurden die schlechten Silbermünzen durch vertrauenswürdige Kupfermünzen ersetzt, deren Wert durch Limitierung der Auflagen kontrolliert wurde.

    Renaissance (ab dem 14. Jahrhundert)

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    Hauptartikel:Renaissance
    Das Abendmahl vonLeonardo da Vinci, 1495–1498
    Der vitruvianische Mensch, Proportionsstudie nachVitruv, ebenfalls von da Vinci, um 1492

    Im Italien des späten 14. Jahrhunderts liegen die Anfänge der Renaissance; als Kernzeitraum gelten das 15. und 16. Jahrhundert. Das wesentliche Charakteristikum ist die Wiedergeburt antiken Geistes, derHumanismus war die prägende Geistesbewegung. Vorreiter der Entwicklung waren italienische Dichter des 14. Jahrhunderts wieFrancesco Petrarca, der durch seine Beschäftigung mit antiken Schriftstellern und durch seinen Individualismus den Glauben an den Wert humanistischer Bildung förderte und das Studium der Sprachen, der Literatur, der Geschichte und Philosophie außerhalb eines religiösen Zusammenhangs als Selbstzweck befürwortete. Hinzu kam eine Neuorientierung in der Wissenschaft, wo dastheozentrische Weltbild des Mittelalters durch eine stärkeranthropozentrische Sicht der Dinge abgelöst wurde.

    In der Literatur leiteten im 14. JahrhundertDante AlighierisGöttliche Komödie (La Divina Commedia, 1307–1321), Francesco Petrarcas Briefe, Traktate und Gedichte undGiovanni BoccacciosIl Decamerone (1353) das Zeitalter der Renaissance ein. Die drei Autoren, die wegen ihrer herausragenden Bedeutung als die „drei Kronen“ der italienischen Literatur(tre corone fiorentine) bekannt sind, schrieben in der Volkssprache, demvolgare. GrafBaldassare Castiglione beschreibt inIl Cortegiano (1528) den Idealtypus eines Renaissancemenschen.

    Vorbedingung war die Möglichkeit, griechisches und arabisches Wissen aufzunehmen. Auch die sozialen und politischen Zustände in Italien trugen zu den Umbrüchen bei. Dort war die Erinnerung an die Antike noch am lebendigsten,[87] Verkehrswege verbanden sie mit den Zentren der Bildung und im politisch zersplitterten Byzanz bestand die Möglichkeit, Kunst und Bücher zu erwerben. Die großen Vermögen, die durch den Handel entstanden, machten es möglich, große öffentliche und private Kunstprojekte in Auftrag zu geben. Zudem erlebte die Entwicklung zur pragmatischen Schriftlichkeit bereits im frühen 13. Jahrhundert einen Aufschwung, der Schriftverkehr der Kaufleute vertiefte und verbreiterte die Literalität, so dass die Zahl der Alphabetisierten zunahm.

    Im 15. Jahrhundert gehörte Italien zu den am stärkstenurbanisierten Regionen Europas. Die Städte boten relativ große politische Freiheit, die zu neuen wissenschaftlichen und künstlerischen Wegen anregten. Dies galt vor allem für die selbstständigen Mächte Italiens, also dasHerzogtum Mailand, dieRepublik Venedig,Florenz, dasKönigreich Neapel und denKirchenstaat, aber auch für die Höfe von Ferrara oder Mantua.

    Die Päpste verhielten sich kaum anders als die weltlichen Fürsten. Sie führten Kriege und versuchten durch Intrigen Macht und Reichtumder eigenen Familien zu vergrößern. Der Sohn PapstAlexanders VI.Cesare Borgia, der sich als Söldnerführer und Machtpolitiker betätigte und versuchte, Italien unter seine Herrschaft zu bringen, dienteNiccolò Machiavelli als Vorbild für sein staatsphilosophisches WerkDer Fürst.

    Konkurrenz der Weltmächte, Wirtschaftskrise, Bevölkerungsrückgang

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    Die habsburgischen Gebiete in Europa im Jahr 1547
    Das Osmanische Reich zwischen 1481 und 1683

    Nach der EntdeckungAmerikas 1492 durch den GenuesenColumbus, aber auch Nordamerikas 1497 durch den von Venedig nach England gegangenenGiovanni Caboto, sowie der zunehmenden Nutzung des Seeweges nachIndien verlor Italien nach und nach seine herausragende wirtschaftliche Bedeutung durch Verlagerung der Haupthandelsrouten vom Mittelmeer zum Atlantik. Andere Staaten, insbesondereSpanien undPortugal, nahmen an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung zu, da sie auf Grund derKolonialisierung zunächstSüdamerikas neueRohstoffressourcen und Absatzmärkte erschlossen und zudem über größere Binnenressourcen verfügten als die italienischen Stadtstaaten. Zugleich verlor der Handel mit dem in den Nahen Osten und nach Nordafrika expandierendenOsmanenreich an Bedeutung, während zugleich die Konkurrenz von Holländern und Engländern zunahm.

    Besonders in Süditalien dominierte die Agrarwirtschaft und der Großgrundbesitz,Manufaktur und späterFabrik waren die Ausnahme. Aber auch die Landwirtschaft stagnierte, so dass die Ertragsziffern in Italien bei 7 verharrten, während sie etwa in England und Holland bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf 9, hundert Jahre später gar auf 10 stiegen. Dies war einer der Gründe, dass die dortige Bevölkerung stark anstieg, während sie sich in Italien von etwa 13,5 Millionen (um 1600) auf 11,7 (1650) verminderte. Dies kontrastiert besonders stark mit der Tatsache, dass die Bevölkerung noch zwischen 1500 und 1600 von 9 auf 13,5 Millionen, also um etwa die Hälfte angewachsen war.[88]

    Europäischer Kriegsschauplatz (1494–1559)

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    Siehe auch:Italienische Kriege
    Italien um 1494
    PapstLeo X. (1513–1521) ließ sich in einem von seinem Vorgänger in Auftrag gegebenen Gemälde vonRaffael als PapstLeo I. (440–61) porträtieren, wie er demHunnenkönigAttila im Jahr 452 unbewaffnet entgegentritt. Der Legende nach erschienen die Heiligen Roms, Petrus und Paulus, mit Schwertern und bewogen Attila, auf seinen Marsch nach Rom zu verzichten. Eliodor-Raum derStanzen des Raffael, Vatikan 1514

    Eine der Ursachen für den Bevölkerungsrückgang waren die unausgesetzten Kriege. Nach dem Tod KönigFerrantes von Neapel intervenierte KönigKarl VIII. von Frankreich 1494 in Italien. Er zwang im nächsten Jahr Florenz, den Kirchenstaat und Neapel zur Kapitulation.Ferdinand von Aragón,Maximilian I. sowieVenedig, Mailand und der Kirchenstaat verbanden ihre Kräfte am 31. März 1495 in einer „Heiligen Liga“ und zwangen den französischen König zum Rückzug über die Alpen.

    Ludwig XII. nahm die expansive Politik Karls VIII. wieder auf und annektierte 1499 dasHerzogtum Mailand. Er und Ferdinand von Aragón teilten imVertrag von Barcelona 1500 das Königreich Neapel unter sich auf. Danach sollte der Norden an Frankreich, der Süden an Spanien kommen. ImVertrag von Lyon 1504 wurde nach einem erneuten Krieg Unteritalien wieder in das Königreich Aragón eingegliedert, da die Franzosen Neapel verlassen mussten. 1507 gelang es den Franzosen, sich derRepublik Genua zu bemächtigen. DieLiga von Cambrai (Österreich unter Maximilian I., der Papst, Spanien, England, Ungarn,Savoyen und einigeitalienische Staaten) versuchte im Oktober 1508 dieSeerepublik Venedig aufzuteilen, scheiterte jedoch.

    PapstJulius II. (1503–1513) schwenkte auf ein neues politisches Ziel um: die Befreiung Italiens von den „Barbaren“. Die Eidgenossenschaft, Spanien, Venedig und der Papst vereinigten sich zur „Heiligen Liga“, um die Franzosen aus Mailand zu vertreiben, was ihnen 1512 gelang. Die Schweizer restituierten die Dynastie derSforza und annektierten den größten Teil desTessins (Domodossola,Locarno,Lugano). In derSchlacht bei Marignano unterlagen die Schweizer jedoch im September 1515 wieder den Franzosen und sie mussten Mailand räumen.Franz I. von Frankreich undKarl I. von Spanien einigten sich imVertrag von Noyon 1516 auf denStatus quo.

    1525 gelang esKarl, seit 1519 römisch-deutscher Kaiser, in derSchlacht von Pavia Mailand an sein Haus zu bringen und die französische Oberherrschaft in Italien zu beenden. Die Truppen des Kaisers plünderten 1527 Rom (Sacco di Roma). 1529 schloss Karl mit Frankreich und dem Papst imVertrag von Cambrai Frieden, da dieOsmanen auf Wien marschierten. ImFrieden von Crépy 1544 verzichtete Franz I. auch auf seinen Anspruch auf Neapel und erhielt von Karl V. im GegenzugBurgund zurück. 1559 konntePhilipp II. imFrieden von Cateau-Cambrésis allerdings Neapel gewinnen.

    Reformation und Gegenreformation

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    Historiae Concilii Tridentini vonPaolo Sarpi

    Das5. Laterankonzil (1512–1517) kam mit derKirchenreform kaum voran. Es verbot den Druck nicht autorisierter Bücher und bestätigte dasKonkordat von Bologna (1516) zwischenLeo X. und KönigFranz I. Dadurch wurden französische Eroberungen aus den Italienkriegen anerkannt, die zunehmende Loslösung der französischen Kirche von Rom rückgängig gemacht.

    Bereits ab 1518 wurden erste SchriftenMartin Luthers ins Italienische übersetzt und danach unter gebildeten Mönchen vor allem in Norditalien rege diskutiert. Insbesondere imVeneto, im UmlandVenedigs, entstanden darauf viele kleine evangelische Gruppierungen zuerst unter weiteren Gebildeten und dann unter Handwerkern. Doch die katholische Seite ging meistens gegen jede öffentliche protestantische Äußerung vor. So wurde 1530Antonio Bruccioli aus Florenz vertrieben und der konvertierte, im venezianischenKroatien eingesetzte BischofPietro Paolo Vergerio verließ das Land. 1531 kam es zu einer öffentlichen Disputation in Padua, sie blieb jedoch die einzige.Erasmus von Rotterdam, der in Italien erstmals 1514 verlegt wurde,[89] galt als Häretiker, zuweilen sogar als „Lutheraner“ (Erasmus lutheranus).[90] Doch wurden mit dieser Bezeichnung auch andere Gruppen, wie dieCalvinisten,Sakramentarier,Graubündner Reformierte bezeichnet.[91]Im Jahre 1532 wurde in Venedig die erste italienische Bibel herausgegeben und 1543 das weit verbreitete evangelische TraktatIl Beneficio di Cristo vonBenedetto Fontanini undMarcantonio Flaminio. Ab 1533 trafen sich einflussreiche Geistliche und Intellektuelle beim reformfreudigen StaatssekretärJuan de Valdés inNeapel. 1535 bis etwa 1550 war der herzogliche Hof inFerrara wegenRenée de France ein Zwischenhalt und Treffpunkt für evangelische Glaubensflüchtlinge.

    Im Sommer 1542 starb der aufgeschlossene KardinalGasparo Contarini, der die evangelisch Gesinnten beschützt hatte; im gleichen Jahr wurde im Rahmen derGegenreformation die römischeInquisition neu und straff organisiert. Viele, die den evangelischen Glauben angenommen hatten, flüchteten oft überChiavenna in die Schweiz, nach Deutschland, England, Mähren, Polen und Siebenbürgen.[92] Von 1555 unter PapstPaul IV. bis 1588 wurden die übriggebliebenen Protestanten aufgespürt, verfolgt und weitgehend vernichtet. So wurde 1558 Bartolomeo Fonzio, der Übersetzer von Luthers SchriftAn den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung hingerichtet, 1566 Bruccioli, 1567 Pietro Canresecchi, 1569 Bartolomeo Bartoccio und 1570 der HumanistAonio Paleario. International tätige Textilhändlerfamilien und deren Mitglieder wie die Diodati, soCarlo Diodati, und dieTurrettini ausLucca flüchteten und ließen sich in Genf nieder.[93]

    Nur in einigen italienischen Alpentälern desPiemonts konnten sich kleineWaldenser­gemeinden halten, die sich 1532 der Schweizer Reformation Genfs angeschlossen hatten. HerzogEmmanuel-Philibert von Savoyen hatte ihnen im Juni 1561 unterzeichneten Vertrag von Cavour freie Religionsausübung zugestanden.[94][95][96]

    DasTrienter Konzil (1545 bis 1563) befasste sich mit der Kirchenkritik derReformation. Seine Beschlüsse beinhalteten, neben dogmatischen Beschlüssen, die Abschaffung der Missbräuche imAblasswesen, das Verbot der Ämterhäufung im Bischofsamt und die Einrichtung vonPriesterseminaren sowie einen Index verbotener Bücher (1559). Außerdem durften Bischöfe gegen Häretiker vorgehen.[97] 1571 entstand dieIndexkongregation, die sich mit der umfassenden Kontrolle des stark angewachsenen Buchmarktes befasste und damit die Tätigkeit der in Trient 1562 eingesetzten Zensurkommission dauerhaft fortführte.

    Osmanisches Reich

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    Das Osmanische Reich bedrängte die italienischen Seemächte und lenkte ihren Handel mit Asien und Nordafrika entsprechend seinen politischen Interessen. 1453eroberten die Osmanen Konstantinopel, 1475 musste Genua seine Kolonie inKaffa am Nordrand desSchwarzen Meeres aufgeben, eine Region, in der sich Genua und Venedig seit Jahrhunderten bekriegt hatten. Venedig verlor 1460 seine Stützpunkte auf demPeloponnes, doch konnte es die HauptinselKreta noch bis 1645 bzw. 1669 halten. UnterSüleyman I. (1520–1566) expandierten die Osmanen, die bereits von 1480 bis 1481 mitOtranto erstmals einen italienischen Ort besetzt hatten, RichtungBelgrad undRhodos, das sie 1522 eroberten.Bei Mohács unterlag derungarische König, der Sultan ließ 1529Wien belagern.

    Weiteren Erfolgen im Osten folgte der Sieg desKhair ad-Din Barbarossa 1538 über die Flotte derHeiligen Liga unterAndrea Doria beiPreveza. Zwar konnten die vereinigten Flotten Spaniens und Venedigs die Osmanen in derSeeschlacht von Lepanto 1571 besiegen, doch die modernisierte türkische Flotte stellte bereits wenige Jahre später wieder eine erhebliche Bedrohung dar, und Venedig konnteZypern nicht zurückerobern. Zudem setzten die Korsaren Nordafrikas den Handelskonvois durch das westliche Mittelmeer zu, vor allem, nachdem ihnen 1574 die Rückeroberung des seit 1535 von Spanien besetztenTunis gelungen war.

    Spanische und österreichische Vorherrschaft

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    Mailänder Münze mit dem spanischen König

    DerFrieden von Cateau-Cambrésis (1559) verfestigte die spanische Herrschaft im gesamten Süden Italiens, auf den Inseln, in Mailand und imStato dei Presidi im Süden derToskana. Zugleich lagen der Kirchenstaat, dasGroßherzogtum Toskana und Genua sowie weitere Kleinstaaten im EinflussbereichMadrids.Savoyen wurde immer wieder zum Schlachtfeld zwischen Spanien und Frankreich. Nur Venedig konnte seine Unabhängigkeit bewahren.

    Ende des 16. Jahrhunderts verlagerte sich zunehmend der Handel vom Mittelmeer in denAtlantik, wozu auch die Kriege in Italien beitrugen. Dort kollidierten die kaiserlichen und die französischen Interessen zunächst imErbfolgekrieg von Mantua (1628–1631). Die Pestepidemien von 1630 bis 1632 und von 1656 bis 1657 (Neapel, Rom, Ligurien, Venetien) und der spanische Fiskalismus wirkten sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus; so sperrte die Toskana jeden Verkehr mit dem Süden, setzte eineQuarantäne nach venezianischem Vorbild durch und informierte die benachbarten Mächte.[98] Mit diesen Maßnahmen gelang es Italien lange vor den modernen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, die Epidemien, wenn auch unvollständig, einzudämmen.[99] Plünderungen, Hunger, Epidemien förderten in ihrer Wechselwirkung den ökonomischen und politischen Niedergangs, der allerdings scharf mit der kulturellen Entwicklung kontrastierte. Italien blieb sowohl im künstlerischen als auch im wissenschaftlichen Bereich noch lange führend.

    Gegen die spanische Fiskalpolitik kam es zu Aufständen, deren in Italien bekanntester der des FischersTommaso Masaniello aus Neapel war. Er entzündete sich 1647 an Abgaben auf Lebensmittel, und obwohl Masaniello ermordet wurde, gelang es den Aufständischen unter Führung desGennaro Annese am 17. Dezember, die Spanier aus der Stadt zu vertreiben. Unterstützung fanden sie durch den FranzosenHenri II. de Guise. Er beanspruchte als NachkommeRenés I. von Anjou das Königreich Neapel und konnte die Truppen desJuan de Austria besiegen. Die Aufständischen riefen dieRepublik Neapel aus, die bis zum 5. April 1648 bestand. Innere Streitigkeiten führten jedoch dazu, dass der Neapolitaner Gennaro Annese den Spaniern die Tore öffnete. Beim Versuch, die Stadt zurückzugewinnen, geriet Henri II. am 6. April in spanische Gefangenschaft. Ähnliche Volksaufstände fanden 1647/48 unter Führung desGiuseppe d’Alesi in Palermo statt und unterIppolito von Pastina inSalerno. 1701 erhob sich der Adel Neapels vergeblich in der Verschwörung von Macchia gegen die spanische Herrschaft, ein Aufstand, der seine Bezeichnung nachGaetano Gambacorta, Fürst von Macchia, erhielt.

    Nach dem Ende des spanischen Zweigs derHabsburger (Karl II. starb am 1. November 1700 kinderlos) begann 1701 derSpanische Erbfolgekrieg. Eine Allianz um die österreichischen Habsburger und England kämpfte dabei gegen eine von Frankreich geführte Koalition. Letztlich gelang es Frankreich, mitPhilipp V. die bis heute amtierende Dynastie derBourbonen zu installieren. ImFrieden von Utrecht 1713 wurdenÖsterreich das zuvor spanischeMailand,Neapel (ohneSizilien) undSardinien zugesprochen. Es wurde damit zur vorherrschenden Macht in Italien. Gegen die österreichische Herrschaft kam es 1746 zu einem Aufstand in Genua, den ein jugendlicher Steinewerfer ausgelöst haben soll; sein KurznameBalilla findet sich in deritalienischen Nationalhymne wieder.[100]

    Der Herzog vonSavoyen erhieltSizilien sowieMontferrat. 1720 tauschte das Haus Savoyen mit Österreich seinen Besitz Sardiniens gegen Sizilien ein und erhielt somit die Königswürde. Erster Herrscher des neuenKönigreichs Sardinien-Piemont wurdeViktor Amadeus II.

    Genuesische Brücke über denTavignano beiAltiani im Osten Korsikas

    Spanien erwarb 1735/38 Neapel und Sizilien, 1748Parma und gründete dort eineSekundogenitur. Nach dem Aussterben derMedici in Florenz 1737 stiftete der Herzog von Lothringen dort eine Sekundogenitur für das HausHabsburg-Lothringen. 1768 verkaufte die Republik Genua die InselKorsika an Frankreich. Italien war von 1701 bis 1748 Kriegsschauplatz der Großmächte (Europäische Erbfolgekriege). Bis 1796 blieb dieses System stabil, doch geriet Italien in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ins Abseits. Zwar stieg die Bevölkerungszahl von 1700 bis 1800 von 13,6 auf 18,3 Millionen, doch sank angesichts erheblich schnellerer Wachstumsraten in vielen Nachbarländern der Anteil an der europäischen Gesamtbevölkerung.[101] Vor allem aber gelang es der Agrarproduktion trotz Ansätzen zur Liberalisierung etwa imGroßherzogtum Toskana (1764) kaum mehr, mit der Zahl der Konsumenten mitzuhalten.

    Merkantilismus, Ausweitung des Kapitalverkehrs

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    Trotz einer gewissen Zunahme des münzlosen Geldverkehrs und des Umfangs des Kreditwesens[102] blieb Europas Wirtschaft weiterhin von der Zufuhr von Edelmetallen abhängig. Die Versorgung mit Silber und Gold hing dabei zunehmend von Lateinamerika ab. Um 1660 kamen von dort Gold und Silber im Wert von rund 365 Tonnen Silber, während Europa nur noch 20 bis 30 Tonnen pro Jahr produzierte.[103] Gleichzeitig erhöhte sich der Abfluss in den Ostseeraum, die Levante und Ostasien so stark, dass nur 80 t in Europa blieben. Spanien investierte den überwiegenden Teil dieses Edelmetallstroms in denKrieg gegen die Niederlande. Ähnlich agierte Frankreich. Dabei standen kurzfristige fiskalische Interessen im Vordergrund, aber langfristig löste diese Politik Inflationsschübe aus und schadete der Wirtschaft. Die Münzen wurden abgewertet, bis sie kaum noch Edelmetall enthielten, so dass sie durch reineKupfermünzen ersetzt wurden. 1607 – unterPhilipp III. – kam es zum dritten spanischen Staatsbankrott;[104] willkürliche Abwertungen folgten bis 1680. Dabei lag der Nennwert viel höher als der Metallwert, die Münzen wurden zudem immer wieder beschnitten (Münzverschlechterung). Die Abgaben erfolgten hingegen nach dem Gewicht. Der „Bauer war grausam gefangen zwischen zwei Gruppen; die eine gab ihm das Geld allein nach dem Nennwert, die andere nahm es ihm allein nach Gewicht.“[105]

    Porträt des Beraters des französischen Königs Jean-Baptiste Colbert, Philippe de Champaigne 1655. Colberts merkantilistische Politik behinderte die italienischen Exporte und führte zur Stärkung französischer Konkurrenz.

    Auch Frankreich ging zunächst den Weg der Kupferwährung, zuletzt von 1654 bis 1657, und importierte dazu große Mengen aus Schweden.Colbert, Berater KönigLudwigs XIV., setzte jedoch ab 1659 stärker darauf, den Abfluss von Edelmetallen aus Frankreich zu bremsen und den Zufluss zu fördern. Um dies zu erreichen, stärkte er die Exportgewerbe, erhöhte den Gold- zu Lasten des Silberkurses. Dadurch stabilisierte er die Staatsschuld so sehr, dass sich viele Ausländer entschlossen, ihre Edelmetalle hier anzulegen. Colbert gab ab 1671 Rentenpapiere gegen Geldeinlage zu 7 % Zinsen aus; zudem hielt er das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber bei etwa 15:1.

    Das Heilige Römische Reich sah hingegen eine starke Kupferinflation (s.Kipper- und Wipperzeit), die erst während desDreißigjährigen Krieges zurückging. Gegen Ende des Jahrhunderts stabilisierten sich die Währungen. Gewinner dieser Entwicklung waren dieNiederlande, die denDukaton (nach dem Vorbild desvenezianischen Dukaten) nicht als Gold-, sondern als Großsilbermünze von hohem Ansehen einführten. Dies verstärkte wiederum den Zufluss spanischen Silbers und die Wiederausfuhr. 1683 stellte man fest, dass von den 15–18 MillionenGulden, die als spanisches Silber hereinflossen, nur 2,5 bis 4 Millionen im Lande blieben. Doch nicht nur hierin gewannen die Niederlande und wenig später England, einen entscheidenden Vorsprung. Zunächst gründete man 1609 nach dem Vorbild des venezianischenBanco di Piazza di Rialto (1587–1638) dieWisselbank. Ihr gelang es nicht nur, den Münzwert zu stabilisieren, sondern auch durchzusetzen, dass alle größeren Wechsel nur noch über dieseClearingstelle verrechnet werden durften. Dieser bargeldlose Ausgleich von Forderungen zwischen Konten gab ihr eine der Eigenschaften einerZentralbank.[106]

    Doch man ging viel weiter als in Italien, um denGeldumlauf zu erhöhen und zu beschleunigen. Man gestattete den Kunden ähnlich wie in Venedig Gold zu deponieren, wofür sie als QuittungRecepissen erhielten. Am EdelmetallmarktAmsterdam, der bald zum bedeutendsten wurde, waren einerseits alle Münzen in ausreichender Menge vorhanden, vor allem aber liefen nur noch dieRecepissen als Bargeld für größere Beträge um. Eine ähnliche Ausweitung des Geldverkehrs erreichte Frankreich durch die Ausgabe von verzinslichen Staatspapieren, die gleichfalls perIndossament veräußert werden konnten. So weitete man die umlaufende Geldmenge aus und verbilligte auf diese Art langfristig Kredite, was wiederum Handel und Produktion weiter stimulierte. Gerade in dieser Zeit ging, nachdem der venezianischePfefferhandel lange Widerstand geleistet hatte, ab den 1620er Jahren sein Volumen erheblich zurück. Wenige Jahre später galt Pfeffer nicht mehr als „östliche“ Ware, sondern als „westliche“. Holländer und Engländer – Letzteren gelang 1663 der Einstieg in dieGoldwährung, 1697/98 die Währungsstabilisierung –, zeitweilig Portugiesen, hatten den Gewürzhandel weitgehend monopolisiert. Darüber hinaus fielen die Landhandelswege nach Asien immer mehr zurück, Venedig verlor nach und nach seine Kolonien.

    Der Handel mit dem Osten kam im Lauf des 17. Jahrhunderts zunehmend in holländische und englische Hand, um im 18. Jahrhundert weitgehend von Engländern dominiert zu werden. Sie waren in der Gewerbeorganisation, in der wendigen Anpassung an sich verändernde Moden und Märkte, aber auch durch die hinter den Händlern stehende politische Macht und schließlich durch bessere Kapitalausstattung überlegen. Während industriell gefertigte Tuche auf den italienischen Markt drängten, wanderten Zucker- und Baumwollproduktion, zwei bedeutende Produktionszweige seit dem 15. Jahrhundert, Richtung Amerika ab.

    Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts blieb in Italien dasIndossament verboten. Damit blieb der bargeldlose Verkehr in den Händen der Messbankiers, nicht der Kaufleute. Zwar griffen italienische Merkantilisten wieBernardo Davanzati (1529–1606) die französischen Ideen auf, doch wirkte seineLezione delle monete (1588) eher im Ausland als in Italien.Antonio Serra (1568–1620) erörterte, wie man dieHandelsbilanz zu deuten habe und wie man in Gebieten den Geldumlauf sichern könne, die nicht über Gold- oder Silberbergbau verfügten, wie das Königreich Neapel (gedruckt 1613).[107] Die italienischen Staaten reformierten ihre Münzsysteme, die weiterhin auf Gold und Silber basierten (Bimetallismus), versuchten dabei die Kupfermünzen zu begrenzen und die Münzwerte an die Gold-Silber-Relation anzupassen. Venedig reformierte sein Münzwesen 1722 und 1733, Genua ab 1745, Savoyen 1755 und Mailand 1778. Dabei zeichneten sich Ansätze ab, nicht nur die staatlichen Währungsräume zu vereinheitlichen und die Zahl der verschiedenen Münzen zu verringern, sondern auch in ganz Italien zu Vereinheitlichungen zu gelangen.[108]

    Zudem setzte sich die Vorstellung durch, Geld habe im Wirtschaftsablauf neutral zu sein (sieheGeldfunktion). Die aufkommenden Zentralbanken sollten nicht willkürlich Geld auflegen, sondern über Kreditvergabe den Geldumlauf beschleunigen. FürDavid Hume (1711–1776) sollte es nur noch das „Öl für das Wirtschaftsgetriebe“ darstellen;Adam Smith (1723–1790) trennte Geld- und Wirtschaftssphäre vollständig. Es war noch nicht möglich, einePapierwährung durchzusetzen; fehlgeschlagene Versuche, wie etwa durchJohn Law, erhöhten das Misstrauen gegen solche Versuche, so dass die partielle Abhängigkeit vom Bergbau fortbestand.England hatte einen weiteren wirtschaftlichen Vorteil, nachdem es die Ausgabe von Banknoten stabilisiert hatte. DieBank of England erhielt in London ein Monopol, währendCountry Banks ab 1708 das ländliche Kapital mobilisierten. Ab der Mitte des Jahrhunderts kamen zunehmendPrivatbanken auf, zum Beispiel dieBarings Bank.

    1821 stellte die Bank of England die Einlösepflicht von Banknoten in Gold („Golddeckung“) wieder her, eine Regelung, die sie auch während der Bankenkrise von 1825/26 unter Rückgriff auf ihreGoldreserven durchhielt. Bald setzte sich derGoldstandard durch, und die Zentralbank übernahm die Funktion einer Bank der Banken, um die Liquidität des Bankensystems zu gewährleisten.[109]

    In Italien bestanden bei derEinigung des Landes (1861) fünf Banken, die Noten herausgeben durften. Diese waren dieBanca nazionale del Regno d’Italia, dieBanca nazionale toscana, dieBanca Romana, derBanco di Sicilia und derBanco di Napoli; 1870 kam dieBanca toscana di Credito hinzu. Nach dem Zusammenbruch der 'Banca Romana' wurde 1893 dieBanca d’Italia gegründet; sie erhielt 1920 das Monopol auf die Herausgabe von Banknoten.

    Napoleon, Wiener Kongress (1796–1815)

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    40-Lire-Stück mit Napoleon als König von Italien

    1796/97 unterwarfNapoleon Bonaparte imItalienfeldzug große Teile Ober- und Mittelitaliens und zwang imFrieden von Campo Formio Österreich und das römisch-deutsche Kaisertum zur Anerkennung seiner Eroberungen und zum Verzicht auf die Lehensrechte in Italien. Österreich erhielt nach der Selbstauflösung derRepublik Venedig deren Gebiet (außer denIonischen Inseln). Frankreich gründete im übrigen ItalienVasallenstaaten. Teile Norditaliens wurden zur „Transalpinischen Republik“ zusammengefasst, die dann in Cisalpinische bzw.Cisalpine Republik umbenannt wurde. Genua wurde zurLigurischen Republik, das 1799 eroberteKönigreich Neapel zurParthenopäischen Republik. Der Kongress der kurzlebigenCispadanischen Republik erklärte am 7. Januar 1797 mit der aus Frankreich importierten grün-weiß-roten Trikolore – in der damaligen Variante mit Querstreifen – zum ersten Mal einen Vorläufer derFlagge Italiens zur Nationalflagge eines italienischen Staates;[110] die grün-weiß-rote Trikolore wurde in der Folgezeit zu einem wichtigen Symbol der italienischen Nationalbewegung. 1798 nahmen die Franzosen PapstPius VI. gefangen und ließen denKirchenstaat zurRömischen Republik ausrufen.

    ImZweiten Koalitionskrieg erlitt Frankreich 1799 in Italien eine Niederlage gegen Österreich und Russland. Die französische Herrschaft in Italien brach zusammen, die alte Ordnung (so der Kirchenstaat) wurde zum Teil wiederhergestellt. 1800 kam es zur erneuten französischen Eroberung, Napoleon ließ Italien wieder neu ordnen. DasGroßherzogtum Toskana wurde zumKönigreich Etrurien, dieCisalpine Republik zurRepublik Italien mit Napoleon als erstem Konsul. Piemont blieb unter französischer Militärverwaltung. Nach seinerKaiserkrönung 1804 wandelte Napoleon die Republik Italien zumKönigreich Italien um. Er krönte sich 1805 in Mailand mit derEisernen Krone zumKönig von Italien. ImFrieden von Preßburg 1805 nach dem Dritten Koalitionskrieg verlor Österreich das venezianische Gebiet wieder an Frankreich, das den Westteil Venetiens demKönigreich Italien zuschlug und aus dem östlichen Teil (den Gebieten an der östlichen Adria) einen neuen Vasallenstaat formte, dieIllyrischen Provinzen. 1806 wurden die Bourbonen erneut aus dem Königreich Neapel verjagt und Napoleons BruderJoseph dort als Herrscher eingesetzt, 1808 sein SchwagerJoachim Murat.

    Italien im Jahr 1812
    Italien nach demWiener Kongress

    Auf Sizilien und Sardinien konnten sich die (süditalienischen) Bourbonen und die Savoyer unter britischem Flottenschutz halten. 1808 besetzte Napoleon erneut den Kirchenstaat und schlug ihn dem Königreich Italien zu. Teile des Kirchenstaats wurden annektiert, ebenso das Königreich Etrurien, Ligurien und Parma. Bis auf Sizilien und Sardinien stand Italien also unter direkter oder indirekter französischer Herrschaft, ehe 1814/15 die napoleonische Herrschaft zusammenbrach.

    Durch denWiener Kongress kam es zur Neuordnung Italiens. Österreich bekam zur Lombardei nun Venetien dazu, das damit seine Unabhängigkeit endgültig verlor; der Kirchenstaat wurde wiederhergestellt, verlor aberAvignon an Frankreich; dasKönigreich Sardinien bekam die Republik Genua zugesprochen; in Parma-Piacenza undGuastalla wurde Napoleons Frau, die HabsburgerinMarie-Louise, als Herrscherin eingesetzt;Modena-Reggio wurde fortan vom Haus Habsburg-Este regiert; das von einer habsburgischen Nebenlinie regierteGroßherzogtum Toskana wurde wiederhergestellt; die zuvor formal getrennten Königreiche Neapel und Sizilien wurden zumKönigreich beider Sizilien vereinigt.

    Unabhängigkeitsbewegungen und Einigungskriege (bis 1870)

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    Hauptartikel:Risorgimento

    Die Epoche der Nationalstaatsgründung – mit umstrittenen zeitlichen Grenzen – wird in Italien mit dem Begriff „Risorgimento“ („Wiederauferstehung“) beschrieben.[111]

    Kampf gegen Fremdherrschaft, Zerstückelung und Absolutismus

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    Nach 1815 war das Königreich Sardinien der letzte bedeutende Staat unter einer einheimischen Dynastie. Italien unterlag weiterhin dem Einfluss fremder Mächte, obwohl durch den Untergang desHeiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 „Reichsitalien“ mit den daran hängenden Ansprüchen und Titeln verschwand. Je mehr die (in der Regel ausländischen) Fürsten Italiens nun bestrebt waren, die gesellschaftlichen Verhältnisse auf die Zeit vor Napoleon zurückzudrehen, desto mehr wurde der Korse als fortschrittlicher, anti-absolutistischer Herrscher gesehen.

    DerBourbonenpalast von Caserta (Reggia di Caserta) entstand ab 1752 und sollte der eindrucksvollste Palast Europas werden. Allein der Park erstreckt sich über eine Fläche von 120 ha. Neben dem Palast in Neapel bestanden drei weitere Hauptresidenzen. Heute gehört die Gesamtanlage zum Weltkulturerbe.
    Barrikaden während derFünf Tage von Mailand, Aquarell, Felice Donghi (1828–1887), März 1848

    Der Wunsch, Italien von Fremdherrschaft, Zerstückelung und Absolutismus zu befreien, erfasste immer mehr Menschen. Geheimbünde entstanden, vor allem die in Neapel einflussreichen, gegen die Franzosen kämpfenden und Aufstände organisierenden „Carbonari“ (Köhler). Eine bedeutende Rolle spielten der PublizistGiuseppe Mazzini und die von ihm gegründete Bewegung „Giovine Italia“ (Junges Italien), der sich in den1830er Jahren viele ehemalige Mitglieder der Carboneria nach deren weitgehender Zerschlagung anschlossen. Die Carbonari zwangen im Juli 1820 die nach Napoleon zurückgekehrten Spanier unterFerdinand I. zur Annahmeeiner Verfassung, die neben Gott das Volk als Souverän und Ursprung der Macht betonte. Sie wurde nach der Unterdrückung des Aufstands aber widerrufen.[112] Eine zweite, durch die französischeJulirevolution von 1830 ausgelöste Welle von Erhebungen Anfang 1831 inModena-Reggio und im Kirchenstaat scheiterte ebenfalls.[113]

    Führungsrolle Piemonts, gescheiterte Revolutionen

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    Italien 1843–1870, gelb und orange habsburgisch, Schritte der Vereinigung

    Das vergleichsweise liberal regierteKönigreich Sardinien-Piemont, das 1848 dieEmanzipation der Juden undeine Verfassung durchsetzte, machte sich die Forderung nach einer Einigung Italiens zu eigen, es kam zu denItalienischen Unabhängigkeitskriegen.

    Nach mehrtägigen Straßen- und Barrikadenkämpfen kam es imRevolutionsjahr 1848 zur Bildung provisorischer Regierungen in Mailand (18. bis 22. März 1848),Venedig (17. März 1848 bis 22. August 1849) und Palermo, dessen Parlament Sizilien für unabhängig erklärte (12. Januar 1848 bis 15. Mai 1849). 1849 erhob sich die Bevölkerung der ewigen Stadt gegen die weltliche Herrschaft des Papstes, woraufhin die von einemTriumvirat regierteRömische Republik (9. Februar bis 4. Juli 1849) ausgerufen wurde.

    Die Revolutionen wurden allesamt niedergeschlagen; die Armee Sardinien-Piemonts, dessen KönigKarl Albert am 24. März 1848 Österreich den Krieg erklärt hatte, wurde im Juli 1848 beiCustozza und nach Wiederaufnahme des Kriegs im März des Folgejahrs beiNovara von den Österreichern unterRadetzky geschlagen. Der Monarch dankte daraufhin zugunsten seines SohnesViktor Emanuel II. ab. In der Folge kam es zur Restauration der Herrschaft der Bourbonen, Österreichs und PapstPius’ IX.

    Garibaldi undViktor Emanuel II., Sebastiano De Albertis (1828–1897), um 1870

    Staatsgründung, Anschluss des Südens an Piemont (1860)

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    Italien 1860–1866
    Italien 1866–1870 nach demdritten Krieg gegen Österreich

    1855/56 nahm Savoyen auf Seiten Frankreichs amKrimkrieg teil, wodurch Viktor Emanuel die Unterstützung der dortigen Regierung für seine Einigungspläne erlangte. 1859 griffen die Savoyer erneut Österreich in Oberitalien an, diesmal mit Unterstützung Frankreichs (Sardinischer Krieg). In den Schlachten vonMagenta undSolferino unterlagen die Österreicher, imVorfrieden von Villafranca fiel die Lombardei an Savoyen. Parallel dazu gab es Aufstände in der Toskana,Modena und in anderen Gebieten. Als Folge schlossen sichParma-Piacenza,Toskana,Modena und Teile des Kirchenstaats 1860 Sardinien-Piemont an.

    Die Volksabstimmungen, deren Abstimmungsmodus nicht frei oder fair genannt werden kann,[114] über den Anschluss an Italien ergaben in den Regionen folgende Ergebnisse:[115]

    GebietJaNeinDatum
    Toskana366.57114.92511./12. März 1860
    Emilia426.00675611./12. März 1860
    Nizza25.74316015. April 1860
    Savoyen130.53323722. April 1860
    Neapel1.302.06410.31221. Oktober 1860
    Sizilien432.05366721. Oktober 1860
    Marken133.8071.2124./5. November 1860
    Umbrien97.0403804./5. November 1860
    Venedig, Mantua647.2466921./22. Oktober 1866
    Rom, Provinzen133.6811.5072. Oktober 1870

    Eine besondere Rolle im Einigungsprozess spielten die Freiwilligenverbände unter FührungGiuseppe Garibaldis, die 1860 im Zuge des legendären „Zugs der Tausend“ dasKönigreich beider Sizilien unter ihre Kontrolle brachten. Auch hier floh KönigFranz II., und Garibaldi rief sich im Namen Viktor Emanuels zum Diktator Siziliens aus. Der Ministerpräsident von Sardinien-Piemont,Cavour, sandte ein Heer in den Süden, einerseits um Garibaldi zu Hilfe zu kommen, andererseits, um zu verhindern, dass das Risorgimento eine republikanische Stoßrichtung erhielt. Die Truppen von Sardinien besetzten auch weitere Teile des Kirchenstaats (Umbrien und Marken). Plebiszite in Umbrien, in den Marken und in beiden Sizilien besiegelten den Anschluss an Sardinien-Piemont. Am 17. März 1861 wurde Viktor Emanuel II. zum König von Italien ausgerufen.[116]

    Anschluss Venetiens und des Friauls (1866) sowie des Kirchenstaats (1870)

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    Infolge der Niederlage Österreichs gegen Preußen in derSchlacht bei Königgrätz imKrieg von 1866, in dem Italien Verbündeter des Siegers war, jedoch beiLissa undCustozza selbst traumatische Niederlagen erlitt, kamenVenetien und dasFriaul gemäß demFrieden von Wien vom 3. Oktober 1866 an Italien. Die offizielle Übergabe der Stadt erfolgte am 19. Oktober, Plebiszite bestätigten am 21. und 22. Oktober den Anschluss.

    Versuche Garibaldis, Rom für das neu gegründete Königreich Italien zu erobern, wurden 1862 amAspromonte bzw. 1867 beiMentana von italienischen bzw. päpstlichen und französischen Truppen gestoppt.[117] Entgegen den Bestimmungen der 1864 zwischen Italien und Frankreich abgeschlossenenSeptemberkonvention, in deren Folge die Hauptstadt von Turin nach Florenz verlegt wurde, eroberten 1870 italienische Truppen den verbliebenen Teil desKirchenstaates. Daraufhin wurde Rom 1871 die neue Hauptstadt Italiens. PapstPius IX., der seine weltliche Herrschaft damit verloren hatte, sah sich bis zu seinem Tod 1878 als „Gefangener im Vatikan“ und verbot Katholiken die Teilnahme am politischen Leben Italiens.[118] Die sogenannteRömische Frage belastete das Verhältnis zwischen Nationalstaat und Kirche noch bis zum Abschluss derLateranverträge 1929 unter Mussolini.

    Gleichstellung der Juden

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    Im Norden waren die Juden, deren Zahl zwischen 1800 und 1900 von 34.000 auf 43.000 vergleichsweise langsam stieg,[119] lange nicht anerkannter Teil der Gesellschaft, wie etwa dieViva-Maria-Bewegung von 1799 zeigte, die nach dem Abzug der Franzosen in der Toskana wütete und der allein in Siena 13 Juden zum Opfer fielen.[120] Aber auch Napoleon war spätestens ab 1806 „diesen Galgenvögeln“ gegenüber feindselig eingestellt, allerdings zielte er stärker auf ihre Verfassung und wies Vorschläge, sie auszuweisen, zurück.[121] Er wollte aus ihnen „nützliche“ Franzosen machen und sie der Kontrolle eines eigens eingerichteten „Großen Sanhedrin“ unterstellen, der auch für die Gebiete in Italien verantwortlich war, die Frankreich angeschlossen worden waren. Napoleons SchwesterElisa Baciocchi, die 1809 Großherzogin der Toskana wurde, setzte sich hingegen für die Gleichstellung der Juden ein.[122] Die jüdischen Gemeinden, vor allem die Älteren, standen ihrerseits den französischen Reformen, insbesondere der Einführung der Zivilehe, meist ablehnend gegenüber. Beim Ende der französischen Herrschaft verhinderten entsprechend vorbereitete Armeeeinheiten neuePogrome in Florenz und in Livorno, die aufzuflammen drohten, weil viele glaubten, die Juden seien Verbündete der Fremdherrscher gewesen. Doch der wirtschaftliche Schaden dieser Fremdherrschaft war so groß gewesen, dass die Gemeinden die Rückkehr der alten Herren feierten.

    Die Jüngeren setzten zunehmend auf die nationale Einigung Italiens, zunächst auf eine Verfassung. Sie nahmen Kontakt zu den Carbonari auf, vor allem aber nutzten sie das Vehikel der gemeinsamen Sprache, des toskanischen Dialekts, zur Betonung der nationalen Einheit. Während der Revolutionsjahre 1848 und 1849, in der Toskana noch kurz zuvor, erhielten die Juden erstmals die vollständige rechtliche Gleichstellung. Doch 1852 wurde die Verfassung in der Toskana annulliert, was im übrigen Italien scharf kritisiert wurde. Viele Juden hatten inzwischen freie Berufe ergriffen und fürchteten die Rückkehr zu den alten Verhältnissen. HerzogLeopold stand mit seiner neo-absolutistischen Rechristianisierungspolitik bald allein da. Mit der Einigung Italiens wurden die Juden endgültig gleichgestellt, wenn auch antisemitische Strömungen fortbestanden, insbesondere im Wissenschaftsbereich.

    Königreich Italien (1861–1946)

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    Hauptartikel:Königreich Italien (1861–1946)

    Königreich, ostafrikanische Kolonien, Ära Giolitti

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    Das 1861 gegründete Königreich Italien war mit wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten, dem Nord-Süd-Gegensatz und demBrigantenwesen im Süden konfrontiert, das von 1861 bis 1865 Züge eines Bürgerkriegs annahm. Über Jahre wurde der Ausnahmezustand immer wieder verlängert,Militärtribunale ließen eine unbekannte Zahl von Rebellen und Handlangern(manutengoli) inhaftieren oderfüsilieren. Von 1861 bis 1862 wurden allein in derProvinz Catanzaro 1560 Briganten „ausgeschaltet“.[123] Erst die Auflösung der Militärzonen 1870 zeugte vom Ende der Rebellionen. Es wurde versäumt, die dortigen Verhältnisse durch eine Landreform und eine gerechte Besteuerung zu verbessern. Über 75 % der 21,8 Millionen Einwohner waren bei der Gründung Italiens (1861) Analphabeten.[124]

    Bis 1876 war im liberalen Italien die „historische Rechte“(Destra Storica) an der Regierung. 1876 kam mitAgostino Depretis die „Linke“(Sinistra) an die Macht, Sie hielt sich dort bis zum RegierungsantrittFrancesco Crispis 1887. Diese Lager sind nicht mitpolitischen Parteien zu verwechseln. Für die Regierungspraxis im liberalen Italien wurde zunehmend derTrasformismo kennzeichnend, der darauf abzielte, Teile der Opposition ins eigene Lager herüberzuziehen.[125]

    Äthiopische Truppen greifen italienische an, Gravur um 1896

    1882 trat Italien dem im Oktober 1879 geschlossenenZweibund (Österreich-Ungarn und demDeutschen Reich) bei, der dadurch zumDreibund wurde. Italien suchte Anschluss an die Kolonialmächte. 1881–1885 eroberte es äthiopische Gebiete amRoten Meer, die 1890 zurKolonie Eritrea zusammengefasst wurden. 1889 folgte der südliche TeilSomalias; sie wurden späterItalienisch-Somaliland. Der Versuch, weitere äthiopische Gebiete zu erobern, scheiterte 1894–1896 mit derNiederlage von Adua. ImKrieg mit dem Osmanischen Reich 1911/12 eroberte ItalienLibyen und denDodekanes. Der italienische Expansionsdrang im Zeitalter desImperialismus (Italienische Kolonien,Italienischer Irredentismus) wurde vom Großbürgertum entscheidend mitgetragen; im Fall Libyen spielteGiovanni Giolitti (von November 1903 bis März 1914 Ministerpräsident von fünf Kabinetten) eine wichtige Rolle.

    Titelblatt einer spanischen Zeitung zum Tod König Umbertos I.

    Starke soziale Spannungen traten offen zu Tage, Italiens Sozialgesetzgebung belegte in Europa den letzten Platz.[126] Die Sozialisten standen nicht nur in Opposition zur Sozialpolitik, sondern auch zur kolonialen Expansion. MinisterpräsidentFrancesco Crispi finanzierte die Kolonialpolitik mit Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen. Die innenpolitischen Gegensätze kulminierten imBava-Beccaris-Massaker von Mailand. Dort war es am 7. Mai 1898 zu Massendemonstrationen gegen die steigenden Brotpreise gekommen. GeneralFiorenzo Bava-Beccaris ließ, nachdem der Belagerungszustand ausgerufen worden war, mit Artillerie und Gewehren in die Menge schießen.[127] Dabei wurden je nach Angaben zwischen 82 und 300 Personen getötet.[128][129] KönigUmberto I. gratulierte dem General in einem Telegramm und zeichnete ihn mit einem Orden aus. Damit schuf er sich Feinde, und 1900 wurde er, seit 22 Jahren amtierender König, inMonza von dem AnarchistenGaetano Bresci erschossen.

    Sein Nachfolger wurdeViktor Emanuel III. Politisch dominierend war aberGiolitti, der von 1901 bis 1903 zunächst Innenminister, ab 1903 mit Unterbrechungen bis 1914 Ministerpräsident (und oft in Personalunion auch Innenminister) war. Er dominierte oder prägte die italienische Politik dermaßen, dass man von derÄra Giolitti spricht. Er war gegenüber den reformerischen und revolutionären Bewegungen zu Zugeständnissen bereit und förderte die Industrialisierung. Zwar war 1886 eine staatliche Subventionierung der privaten Krankenversicherung und 1898 eine erste obligatorische Unfallversicherung eingeführt worden,[130] doch erst Giolitti führte 1912 nach deutschem Vorbild eine staatliche Sozialversicherung ein. Zudem reformierte er das Wahlrecht, so dass es keine Vermögensgrenzen mehr gab und die Zahl der Wahlberechtigten auf 8 Millionen Männer anstieg. Bereits 1919, acht Jahre vor Deutschland, entstand eine Arbeitslosenversicherung.[131]

    Massenauswanderung, zögerliche Industrialisierung, Arbeiterparteien

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    Massenauswanderung aus Italien nach Regionen, 1876 bis 1915

    Die staatliche Reaktion auf die drastischen sozialen Veränderungen war erst sehr spät erfolgt, denn die gesellschaftlichen Eliten verweigerten sich lange und verließen sich vielfach auf das Wirken der die Sozialsysteme seit dem Mittelalter dominierendenKirche. Ihr stand aber kein adäquates kommunales oder zünftisches System mehr zur Seite. Die Bevölkerung Italiens wuchs von 18,3 Millionen Menschen um 1800 auf 24,7 um 1850 und auf 33,8 Millionen um das Jahr 1900.[132] Dennoch sank Italiens Anteil an der Bevölkerung Europas weiter. Dies hing zum einen mit seinem Entwicklungsrückstand zusammen und zum anderen damit, dass es ab etwa 1852 zu einer Massenauswanderung größten Ausmaßes kam. Bis 1985 wanderten rund 29 Millionen Menschen aus. Dabei kamen von 1876 bis etwa 1890 die meisten aus dem Norden und dort besonders aus Venetien (17,9 %), Friaul-Julisch-Venetien (16,1) und dem Piemont (12,5 %). Danach wanderten verstärkt Italiener aus dem Süden aus. Von 1880 bis 1925 wanderten 16.630.000 Menschen aus, wovon 8,3 Millionen aus dem Norden stammten, davon wiederum 3.632.000 aus Venetien. Aus dem Süden wanderten 6.503.000 aus und der Rest aus Mittelitalien.[133] Hauptziele waren die Vereinigten Staaten von Amerika, in denen die Nachfahren derItaliener heute mit einem Bevölkerungsanteil von 6 % die drittgrößte europäische Einwanderungsgruppe nach Deutschen und Iren darstellen,Argentinien, wo die Italienischstämmigen etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, sowieBrasilien. Auch nachKanada,Australien und in weitere LänderLateinamerikas wanderten viele aus.

    Der Umfang der Auswanderung erklärt sich zum einen aus dem Niedergang der Landwirtschaft und den scharfen Konflikten, die durch die Konservierung alter Strukturen und durch den Kapitalmangel sowie durch den Großgrundbesitz und dieHalbpacht noch verschärft wurden. Zugleich bot die zögerlicheIndustrialisierung in den schnell wachsenden Städten kaum genügend Arbeitsplätze. Darüber hinaus war der Binnenkonsum gering, zumal derFiskalismus, der zum Ausbau der Infrastruktur für notwendig gehalten wurde, die Einkommen weiter belastete. Schließlich waren die Unternehmen im Vergleich zu den ausländischen mit nur geringem Kapital ausgestattet. Daher errichtete die Regierung von 1878 bis 1887 hohe Zollschranken und verfolgte eine protektionistische Politik, die die noch schwache Textil- undSchwerindustrie in der Aufbauphase schützen sollte. Frankreich beantwortete dieSchutzzollpolitik mit entsprechenden Gegenzöllen.

    Das Eisenbahnnetz im Jahr 1861
    und im Jahr 1870

    Während im Norden die Industrialisierung gefördert und dieInfrastruktur ausgebaut wurde, stützte die Regierung im Süden dieLatifundien, wobei in beiden Fällen die Protagonisten von Schwerindustrie bzw. Agrarwirtschaft ihren Einfluss im Norden bzw. Süden durchsetzen konnten. So wurde dasEisenbahnnetz ab 1839 ausgebaut (als erstesNeapel-Portici; dann vor allem in habsburgisch beherrschten Gebieten: 1840 Mailand-Monza, 1844/46 Pisa-Livorno und -Lucca, 1846 Mailand-Venedig; erst 1855 Turin-Genua inSardinien-Piemont), ebenso wie die Bahnstrecken zu Häfen. Die 1837 im österreichischen Gebiet gegründetenLombardisch-venetianischen Eisenbahnen übernahm Italien 1866, die Betriebsführung ging an dieFamilie Rothschild. 1905 entstanden die bis heute bestehendenStaatsbahnen.[134] Die Produktion vonLokomotiven blieb wegen hoher Rohstoffpreise bis zum Ersten Weltkrieg gering; bei den Waggons dominiertenGüterwaggons.[135]

    Große Probleme bereitete die Währungspolitik, denn imDeutsch-Französischen Krieg hatte auch Italien die freieKonvertierbarkeit ausgesetzt. Nun setzte sich derGoldstandard durch, der dafür sorgte, dass Geldnoten nur in einem festgesetzten Verhältnis zu denGoldreserven ausgegeben werden durften. Man erwartete, dass dies für eine Stabilisierung der Währungsverhältnisse durch denGoldautomatismus sorgen würde, wobei sich die jeweiligenZentralbanken an strikte Regeln halten mussten. Wurde eineWährung schwächer, führte dies demnach zu einem Goldabfluss in Richtung der stärkeren Währung, womit die Banknotenausgabe entsprechend den verminderten Goldreserven vermindert werden musste. Dies erhöhte die Zinsen undsenkte die Preise. Im Land, dem Gold zuströmte, wuchs der Papiergeldumlauf; dadurch sanken die Zinsen und die Preise stiegen. Ab einem bestimmten Punkt kehrte sich der Goldfluss wieder um, dieZahlungsbilanz wurde ausgeglichen, die Währung stabilisiert. Auch wenn sich die Zentralbanken häufig nicht an die Vorgaben hielten, war das System erfolgreich, weil man auf die jederzeitige Umtauschbarkeit von Geld und Gold vertraute. Mit der Anbindung der 1865 gegründeten, aufBimetallismus, also auf Gold- und Silbermünzen basierendenLateinischen Münzunion und damit derLira ans Gold konnte die Regierung soviel Vertrauen herstellen, dass ausländisches Investivkapital nach Italien kam. FinanzministerSidney Sonnino versuchte zudem die großen Vermögen ebenso zu belasten, wie der Konsum belastet wurde; er scheiterte aber am konservativen Widerstand. Nach der Überwindung der Wirtschaftskrise ab 1896 gelang es, einen ausgeglichenenStaatshaushalt zu erreichen.

    Filippo Turati (1857–1932), einer der Gründer derSozialistischen Partei und Kopf einer eher sozialdemokratisch ausgerichteten Gruppe; später bekämpfte er Mussolini

    In den 1880er Jahren kam es zu schweren Arbeitskämpfen, um 1889 setzten Repressionen gegen den Partito Operaio (Arbeitspartei) ein, so dass der Zusammenschluss aller sozialistischen Organisationen des Landes in einer Partei angestrebt wurde. Den Industriearbeitern gelang es, sich 1892 imPartito dei Lavoratori Italiani (Partei der italienischen Arbeiter) zu organisieren, der 1893 inPartito Socialista Italiano (Sozialistische Partei Italiens) umbenannt wurde. MinisterpräsidentFrancesco Crispi setzte ab 1894 Ausnahmegesetze gegen die Sozialisten durch, doch blieben sie letztlich ohne Erfolg. 1901 versuchte sein NachfolgerGiovanni Giolitti die Partei, die in den Wahlen 32 Sitze gewonnen hatte, in die Regierung einzubinden, was diese jedoch ablehnte. Doch von 1908 bis 1912 kam es zur Zusammenarbeit mit der bürgerlichen Linken, bis sich ein radikaler Syndikalismus durchsetzte. 1912 spaltete sich derPartito Socialista Riformista Italiano ab, der aus patriotischen Gründen demKrieg gegen die Osmanen zustimmte. 1917 wechselte die Mehrheit der sozialistischen Abgeordneten zu den Kriegsbefürwortern über, die Parteiführung lehnte den Krieg hingegen weiterhin ab.

    Erster Weltkrieg

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    Obwohl Italien durch denDreibund an Deutschland und Österreich gebunden war, erklärte die RegierungAntonio Salandra bei Ausbruch desErsten Weltkrieges die Neutralität des Landes, da sie den Dreibund als ein Verteidigungsbündnis betrachtete, Österreich-Ungarn aberoffensiv in den Krieg eingetreten war. In der Folge entbrannte ein innenpolitischer Streit um eine Kriegsteilnahme. Die Interventionisten, zu denen der damals noch der Sozialistischen Partei zugehörigeBenito Mussolini gehörte, sahen in einem Kriegseintritt die Chance, dieirredentistischen Pläne zu verwirklichen, und gewannen schließlich die Oberhand. Der Irredentismus beinhaltete die Forderung nach dem Anschluss desTrentino undIstriens, teilweise auch anderer Gebiete (Korsika,Nizza, Savoyen,Monaco,Tessin, Dalmatien, Malta,San Marino,Südtirol). Die unter österreichischer Herrschaft stehenden Gebiete Trentino (damals ein TeilTirols) undKüstenland (Istrien,Triest und ein TeilFriauls) waren die vorrangigen Ziele. Im März 1915 verhandelte Italien mitÖsterreich-Ungarn, das aber allenfalls bereit war, südliche Teile des Trentino abzutreten. DieEntente-Mächte versprachen Italien im Falle eines Kriegseintritts auf ihrer Seite mehr: das südliche Tirol bis zumBrennerpass, das österreichische Küstenland, die Ostadriaküste (v. a.Dalmatien, das bis Ende des 18. Jahrhunderts zurRepublik Venedig gehört hatte) und eine Erweiterungdes Kolonialbesitzes. Nachdem imLondoner Vertrag am 26. April 1915 diese Gebietserweiterungen zugesagt worden waren, kündigte Italien am 4. Mai den Dreibund. Mit derKriegserklärung an Österreich-Ungarn am 23. Mai (die Erklärung an dasDeutsche Reich erfolgte erst 1916) trat es auf Seiten derTriple Entente in den Ersten Weltkrieg ein.[136]

    Italien und Österreich-Ungarn standen sich an zweiFronten gegenüber: im gebirgigenIsonzo-Gebiet und in den Alpen im Trentino und südlich davon. Italien begann also weitgehend einenGebirgskrieg, der die Verteidiger begünstigte. Daneben gab es noch kleinere Seegefechte in der Adria (Pula undKotor waren Häfen derk. u. k. Kriegsmarine). An der Isonzofront fanden von 1915 bis 1917 elfSchlachten statt, die Italien nur geringe Gebietsgewinne brachten. Im Trentino versuchte Österreich-Ungarn 1916, die Isonzofront durch einenGroßangriff zu brechen. Der Angriff scheiterte nach anfänglichen Gewinnen aber. Er musste eingestellt werden, weil Russland am 4. Juni 1916 an derOstfront dieBrussilow-Offensive begann.

    Als Italien 1917 in derelften Isonzoschlacht dasBainsizza-Hochplateau eroberte, geriet der Südabschnitt der angeschlagenen österreich-ungarischen Isonzofront in Gefahr. Für einen Entlastungsangriff am oberenIsonzo wurden mehrere deutsche Divisionen zur Verfügung gestellt. Im Oktober 1917 gelang deutschen und österreich-ungarischen Truppen beiKarfreit/Caporetto in derzwölften Isonzoschlacht ein Durchbruch, der dasitalienische Heer bis an denPiave zurückwarf. Gleichzeitig brach die italienische Gebirgsfront nordöstlich vonAsiago zusammen. Ein weiterer Vormarsch derMittelmächte scheiterte jedoch amMonte Grappa und am Hochwasser führenden Piave. Kurz danach entsandten dieAlliierten zur Stabilisierung Verstärkung. Der italienische GeneralstabschefCadorna wurde wegen dieser schweren Niederlage abgelöst. Im Februar 1916 begann Österreich-Ungarn mitLuftangriffen auf Städte Norditaliens, darunter auf Verona und auf Padua.[137] Venedig wurde am 14. August 1917 und am 27. Februar 1918 von österreichischen Flugzeugen angegriffen, 1917 wurde das Krankenhaus (ospedale civile) getroffen.[138]

    Italien nach demVertrag von Saint-Germain

    Im Juni 1918 konnte Italien in der zweitenPiaveschlacht den letzten österreichischen Durchbruchsversuch abwehren. Im Oktober 1918 begann Italien mit einer Offensive, bei der Österreich-Ungarn am 29. Oktober in derSchlacht von Vittorio Veneto unterlag. ImWaffenstillstand von Villa Giusti wurde Österreich-Ungarn gezwungen, allen alliierten und italienischen Forderungen nachzukommen, was einer bedingungslosen Kapitulation gleichkam. Italienische Truppen besetzten danach die ihnen zugesprochenen Gebiete, darunter Südtirol. Einer geplanten Offensive durch dasInntal gegen das Deutsche Reich kam derWaffenstillstand an der Westfront zuvor. Ein separater Kriegsschauplatz war ab Januar 1916 derSüden Albaniens, das Italien als seineEinflusssphäre betrachtete und von wo es seine Truppen erst 1920 abzog.[139]

    Italien hatte insgesamt 5.615.000 Männer mobilisiert, davon fielen 650.000,[140] 947.000 wurden verletzt. 1976 Produktionsanlagen waren an der Kriegsproduktion beteiligt; allein bei FIAT schnellten die Beschäftigungszahlen von 4000 auf 40.500 in die Höhe. 1917 nahmen dabei 168.000 Arbeiter an 443 Streiks teil, 1920 kam es zuFabrikbesetzungen, an denen eine Million Arbeiter teilnahm.[141]

    ImVertrag von Saint-Germain 1919 wurden ItalienTrentino,Südtirol, dasKanaltal, das gesamteKüstenland und ein Teil derKrain, die StadtZara und einigenorddalmatinische Inseln zugesprochen. Italien bekam damit dennoch weniger, als es erwartet hatte. Auf die erhoffte Herrschaft über den ganzen Ostadriaraum und die Vergrößerung seines Kolonialbesitzes musste es verzichten. Aus Protest verließ der italienische MinisterpräsidentVittorio Emanuele Orlando die Friedensverhandlungen.

    Die mehrheitlich italienischsprachige StadtFiume, die dem Königreich nicht zugesprochen worden war, wurde 1919 von paramilitärischen Verbänden unter LeitungGabriele D’Annunzios besetzt: Dieser rief dieitalienische Regentschaft am Quarnero aus, die aber ohne internationale Anerkennung, auch von Seiten Italiens, blieb. Nachdem D’Annunzio zur Aufgabe gezwungen worden war, vereinbarten Italien und Jugoslawien imGrenzvertrag von Rapallo, einen unabhängigenFreistaat Fiume anzuerkennen. Durch einenStaatsstreich übernahmen dort 1922 italienische Nationalisten die Macht, die eine Angliederung an Italien anstrebten. Diese wurde mit demVertrag von Rom im Januar 1924 besiegelt.

    Faschismus und Zweiter Weltkrieg (1922–1945)

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    Hauptartikel:Italienischer Faschismus undGruppo veneziano
    DasLiktorenbündel-Emblem (L’emblema del fascio littorio) in der von 1927 bis 1929 verwendeten Form.

    Die tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Krise nach dem Ersten Weltkrieg, den Italien mitgewonnen hatte, dessen Sieg aber nach Ansicht der Nationalisten von italienischen Verzichtspolitikern und den Alliierten „verstümmelt“ worden war (Gabriele D’Annunzio prägte das enorm einflussreiche Schlagwort derVittoria mutilata), führte das Land an den Rand eines Bürgerkrieges. Die zwei „roten Jahre“(Biennio rosso) 1919 und 1920 wurden von der politischen Agitation der Linken geprägt: Demonstrationen und Streiks, die vielfach mit gewaltsamenFabrikbesetzungen und Landbesetzungen endeten, legten die Wirtschaft Italiens lahm. Den Regierungen unterVittorio Emanuele Orlando undFrancesco Saverio Nitti gelang es nicht, der schwierigen Lage Herr zu werden.Benito Mussolini nutzte die Angst vor einer bolschewistischen Revolution, um sich als ein Garant vonRecht und Ordnung zu präsentieren. Unterstützung fand er dabei in weiten Teilen des Bürgertums, insbesondere bei den betroffenen Industriellen und Grundbesitzern. Es folgten 1921 und 1922 die zwei „schwarzen Jahre“(Biennio nero).Faschistische Squadristen, die paramilitärisch organisiertenSchwarzhemden, gingen mit Gewalt gegen sozialistische und katholischeGewerkschaftsbewegungen sowie gegen linke, als subversiv bezeichnete politische Gegner vor. Insgesamt starben zwischen 1919 und 1922 wohl etwa 1.000 Faschisten und Antifaschisten in denbürgerkriegsähnlichen Kämpfen.

    Nachdem Mussolini Ende 1921 aus der lose zusammenhängenden faschistischen Bewegung eine Partei, denPartito Nazionale Fascista (PNF), geschaffen hatte, organisierte er im Oktober 1922 mit etwa 26.000 faschistischen Anhängern einenSternmarsch, der alsMarsch auf Rom(Marcia su Roma) in die Geschichte einging. Am 28. Oktober trafen diese Gruppen im strömenden Regen vor den Toren Roms ein. Der Anführer des Marsches reiste später mit einem Schlafwagen ausMailand an, als infolge angeblicher Putschdrohungen KönigViktor Emanuel III. MinisterpräsidentLuigi Facta bereits entlassen hatte. Der König ernannte daraufhin Mussolini zumMinisterpräsidenten; die Faschisten zogen zu einem Siegesmarsch in Rom ein.

    Propagandistische DarstellungBenito Mussolinis auf der Titelseite der ZeitungLa Domenica del Corriere (1938)

    Im Juli 1923 gewährte ein neues Wahlgesetz, dieLegge Acerbo, der stimmenstärksten Partei zwei Drittel der Parlamentssitze. Kurz nach denParlamentswahlen vom 6. April 1924 wurde der sozialistische OppositionspolitikerGiacomo Matteotti entführt und ermordet. Indizien deuten darauf hin, dass Mussolini selbst den Auftrag für diesen Mord gegeben hatte – in einer berühmt-berüchtigten Rede vor der Abgeordnetenkammer am 3. Januar 1925 gab er dies selbst zu. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, den Aufbau der faschistischenDiktatur anzukündigen und voranzutreiben, nachdem er im Gefolge der Krise zeitweise unter starken Druck der Kirche, von Gewerkschaften und Opposition, aber auch von „intransigenten“, revolutionär-squadristischen Kreisen des Faschismus geraten war. Im November 1926 wurden endgültig alle Oppositionsparteien verboten. Zu den Wahlen 1928 traten nur noch Kandidaten an, die vom PNF zugelassen wurden; mit der Schaffung des „Faschistischen Großrats“(Gran Consiglio del Fascismo) existierte nun auch ein Gremium, das Partei- und Staatsfunktionen vereinte. Der institutionelle Umbau des italienischen Staates zur faschistischen Diktatur war damit abgeschlossen.

    Getreu der nationalistischen Ideologie betrieb das Regime eine strikteItalianisierungspolitik. Die am meisten Leidtragenden waren ethnische Minderheiten im Lande, insbesondereFrankoprovenzalen, Slawen undSüdtiroler.

    Am 11. Februar 1929 wurden dieLateranverträge zwischen demVatikan und dem Königreich Italien abgeschlossen. In dem von dem KardinalstaatssekretärPietro Gasparri und Mussolini unterzeichneten Vertragswerk wurde die Souveränität einesKirchenstaates anerkannt, wurden die Beziehungen zwischen der Kirche und dem italienischen Staat geregelt und wurden dem Vatikan Entschädigungen zugesprochen. Das faschistische Regime löste damit die seit 1870 mit der Einnahme Roms durch italienische Truppen schwelende Frage des Verhältnisses von katholischer Kirche und italienischem Staat. Dieser Erfolg brachte dem Faschismus die Zustimmung auch vieler bürgerlich-konservativer Kreise, die von der faschistischen Gewaltpolitik noch abgeschreckt worden waren.

    Wirtschaftspolitisch hatte das Regime mit den Folgen derGroßen Depression zu kämpfen. Die drei wichtigsten, beinahe bankrotten Banken wurden bereits 1926 von der öffentlichen Hand übernommen und unter den Schutzschirm des 1933 gegründeten StaatskonzernsIstituto per la Ricostruzione Industriale gestellt, das erst am 28. Juni 2000 aufgelöst wurde. Es wurde massiv in öffentliche Infrastrukturen investiert. Mehr und mehr unterstützte das Regime einenprotektionistischen Kurs. DieWeizenschlacht(battaglia del grano) sollte die Autarkie in der Nahrungsmittelversorgung erreichen. Die Trockenlegung derPontinischen Ebene war ein umfangreichesArbeitsbeschaffungsprogramm für arme Familien aus dem Norden Italiens, besonders für Venetien und die Emilia.

    Außenpolitisch verfolgte Italien nach dem ungeschickten Überfall aufKorfu 1923 zunächst eine Politik, die das Land als Stütze der internationalen Ordnung und als Friedensgaranten im Mittelmeerraum erscheinen lassen sollte. Zunehmend jedoch radikalisierten sich die faschistische Kultur und Politik – eine Rückkehr zu roher Gewalt, jetzt auf internationaler Ebene, war die Konsequenz eines Weltbildes, das auf der Vorstellung eines ewigen Kampfes und der imperialistischen Expansion Italiens fußte. So setzte Mussolini mit einer bisher ungekannten Brutalität denZweiten Italienisch-Libyschen Krieg fort, den noch das liberale Italien 1922 begonnen hatte, der letzten Endes imVölkermord in der Cyrenaika gipfelte.[142] Zudem begann Mussolini Ende der 1920er-Jahre, in zahlreichen europäischen Ländern subversiv über Geheimagenten Einfluss zu nehmen.[143] Gemäß der vonDino Grandi vertretenen Maxime despeso determinante stellte Italien das „entscheidende Gewicht“ auf der Waagschale der europäischen Diplomatie dar und sollte in keinem Fall eine Feindschaft mit England beginnen.[144]

    1935–1943: Abessinienkrieg, Spanienkrieg und erste Jahre des Zweiten Weltkriegs

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    Das faschistische Italien mit seinem Kolonialreich in Europa und Afrika (1939)

    Mit demAbessinienkrieg begann Italien eine kriegerische expansionistische Außenpolitik, um den Traum vom italienischenLebensraum(spazio vitale) schrittweise umzusetzen: DasKaiserreich Abessinien konnte trotz internationaler Proteste erobert werden und wurde mit den bestehenden Kolonien Eritrea und Somalia zuItalienisch-Ostafrika zusammengeschlossen. Dabei kam es zu zahlreichen Völkerrechtsverbrechen und massivem Einsatz von Giftgas;[145] zugleich unterdrückte Mussolinis Partei Kontakte italienischer Soldaten mit afrikanischen Frauen(madamato).[146] Der anfängliche militärische Erfolg – die Kampfhandlungen in Abessinien gingen tatsächlich bis zur Eroberung Italienisch-Ostafrikas durch die Briten im November 1941 weiter – festigte die Herrschaft der Faschisten und deren Popularität im Inland, führte aber zu einer zunehmenden Isolierung im Ausland. DerVölkerbund verhängte Sanktionen, an denen sich allerdings das vomNS-Regime beherrschte Deutschland nicht beteiligte. Dies und dieIntervention beider Staaten imSpanischen Bürgerkrieg zugunsten der nationalistischen Militärs umFrancisco Franco – auf der Gegenseite kämpfte bis 1939 dasGaribaldi-Bataillon – führten 1936 zu einer Annäherung an Deutschland, der sogenannten „Achse Rom-Berlin“.

    Mussolini 1937 bei Hitler in München
    Variante derschwarzen Parteiflagge der Faschisten

    1937 trat Italien aus dem Völkerbund aus, nachdem es bereits dem von Deutschland und Japan 1936 gegründetenAntikominternpakt im November 1937 beigetreten war. Ab 1938 wurdenItalienische Rassengesetze im Mutterland eingeführt, die vor allem Juden und Afrikaner diskriminierten. 1939 folgte dieBesetzung Albaniens und das als „Stahlpakt“ bezeichnete Kriegsbündnis mit dem Deutschen Reich.

    In denZweiten Weltkrieg griff Italien zunächst nicht ein. Es war für einen größeren Krieg noch längst nicht gerüstet und seine Streitkräfte waren nach der Intervention in Spanien sowie Ostafrika in einer Phase der Modernisierung. Mussolini proklamierte 1939 daher zunächst die „Nichtkriegführung“(non belligeranza) seines Landes.

    Angesichts des erfolgreich verlaufenden deutschenFeldzugs gegen Frankreich fürchtete Mussolini, auf einer Friedenskonferenz ohne eigene militärische Erfolge nicht profitieren zu können. Der „Duce“ erklärte Großbritannien und Frankreich gegen den Rat seiner Generäle am 10. Juni 1940den Krieg und begründete diesen Schritt mit der Ambition, dasImperium Romanum wieder aufleben zu lassen: Italien wollte sein Territorium aufNizza,Korsika,Malta, die gesamte Küste Dalmatiens mitsamtAlbanien,Kreta und weitere griechische Inseln ausweiten. Zu den bisherigen Kolonien würdenTunesien,Ägypten (mit derSinai-Halbinsel),Sudan und TeileKenias hinzukommen, um eine Landverbindung vonLibyen nachItalienisch-Ostafrika zu schaffen. Auch die Territorien vonBritisch- undFranzösisch-Somaliland sowie TeileFranzösisch-Äquatorialafrikas sollten somit in Besitz genommen und mit derTürkei und arabischen Staaten Vereinbarungen über Einflusszonen getroffen werden. Zudem solltenAden undPerim unter italienische Kontrolle kommen.

    Bei seinen eigenen Kriegsanstrengungen konnte Italien jedoch – abgesehen von einer kurzlebigen Vertreibung der Briten aus Ostafrika (Ostafrikafeldzug) – keine Erfolge verzeichnen: Der Angriff gegen das militärisch bereits geschlagene Frankreich blieb nach geringen Geländegewinnen in den Alpen stecken; die Offensive gegen die Briten in Nordafrika Ende 1940 und derFeldzug gegen Griechenland (ab dem 28. Oktober 1940) gerieten jeweils zum Desaster, das nur durch das Eingreifen der deutschenWehrmacht überdeckt werden konnte (Balkanfeldzug (1941),Afrikafeldzug). Ursachen waren mangelnde Ausbildung, zum Teil schlechte Ausrüstung, vor allem aber dilettantische strategische Planung und maßlose Selbstüberschätzung des „Duce“ und einiger Generäle. Trotz Überlegenheit auf dem Papier gelang es deritalienischen Marine nicht, diebritische Marine aus dem Mittelmeer zu vertreiben. Später verhinderte Kraftstoffmangel solche Vorhaben. In Ostafrika unterlag die italienische Armee britischen Truppen, die von äthiopischen Einheiten unterstützt wurden. Im Mai 1941 zogHaile Selassie wieder in Addis Abeba ein. Viele Italiener adaptierten das Erklärungsmuster, Italiener seien menschlicher als die Deutschen; sie könnten nicht hassen und deswegen auch keine Kriegsverbrechen begehen.[147]

    Amdeutschen Feldzug gegen die Sowjetunion nahmen von 1941 bis 1943das Expeditionskorps und die8. Armee mit insgesamt 62.000 bzw. 230.000 Mann teil. Allein die 8. Armee verlor dabei etwa 77.000 Mann.[148] Auch auf dem Balkan verfolgten die Italiener teilweise ein nationalistisches Regiment, vor allem gegenüber denSlowenen und in der Zusammenarbeit mit der faschistischen Bewegung derUstascha inKroatien. Im September 1942 scheitertedie letzte deutsch-italienische Offensive in Nordafrika; seitdem riss die Kette ihrer militärischen Niederlagen nicht mehr ab.

    Neben den militärischen Niederlagen und Nahrungsmittelknappheit führten auch die angloamerikanischen Bombardierungen italienischer Städte zur allmählichen Erosion der „inneren Front“.[149] Ab Herbst 1942 kam es erstmals zu massivenarea bombings norditalienischer Städte, welche direkt die Zivilbevölkerung trafen, mit dem Ziel, politischen und psychologischen Druck auszuüben.[150]

    Nach derKapitulation der Achsentruppen in Tunesien im Mai 1943 eroberten amerikanische und britische Truppen Ende Juni die InselnLampedusa undPantelleria. Mit derLandung britischer und amerikanischer Truppen auf Sizilien begann am 10. Juli 1943 derItalienfeldzug. Am 19. Juli 1943 erlitt Rom seine erste Bombardierung, die zahlreiche Todesopfer forderte und insbesondere das ViertelSan Lorenzo traf.[151]

    Sommer 1943: Seitenwechsel der italienischen Regierung

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    Deutsche Verteidigungslinien in Mittelitalien 1943
    Deutsche und italienische RSI-Soldaten nehmen Zivilisten nach demAttentat in der Via Rasella auf eine Südtiroler Polizeieinheit am 23. März 1944 vor demPalazzo Barberini fest. Sie wurden tags darauf beimMassaker in den Ardeatinischen Höhlen ermordet.

    In der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943 stimmte derGroße faschistische Rat für eine ResolutionDino Grandis, die den Organen des liberalen Staats wieder ihre Macht zurückgab. Tags darauf ließ KönigViktor Emanuel III. Mussolini verhaften und ernannteMarschallPietro Badoglio zum neuen Regierungschef.[152] Nach demSturz Mussolinis wurde Italien während der folgenden 45 Tage bis zum 8. September von einer autoritären Militärdiktatur geführt, die gewaltsam gegen Demonstranten vorging.[153] Kurz nach seinem Regierungsantritt erklärte Badoglio diefaschistische Partei und ihre Gliederungen per Gesetz für aufgelöst. Am 3. September 1943 schloss dieRegierung Badoglio mit den Alliierten denWaffenstillstand von Cassibile, der am Abend des 8. September 1943 öffentlich bekanntgegeben wurde. Im Krieg waren seit 1940 bis dahin etwa 198.500 Italiener gestorben.[154]

    Der deutschen Wehrmacht gelang es, große Teile der italienischen Armee zu entwaffnen, die nur vereinzelt Widerstand entgegensetzte und sich rasch auflöste.[155] Hitler versuchte die „Schwarzhemden“ wieder an die Macht zu bringen und ließ dazu Mussolini am 12. September 1943 imUnternehmen Eiche befreien. Große Teile Nord-, Mittel- und Süditaliens inklusive Roms wurdenvon deutschen Truppen besetzt und in diesem Gebiet eineMarionettenregierung unter Mussolini eingesetzt, welche dieItalienische Sozialrepublik (kurz RSI oder informellRepublik von Salò) proklamierte. Diese faschistische Parallelregierung blieb mit Deutschland verbündet, erklärte ihrerseits dem von den Alliierten besetzten Teil Italiens den Krieg und führte in Norditalien Krieg gegenPartisanen. Etwa 20.000 italienische Soldaten schlossen sich in Griechenland den Partisanen an.[156] Die nach Süditalien geflohene Regierung Badoglio erklärte am 13. Oktober 1943 dem Deutschen Reichden Krieg.

    1943–1945: Faschistische Sozialrepublik (RSI), deutsche Besatzung und Resistenza

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    Zum 1. Oktober 1943 wurden im Norden zwei deutsche Operationszonen gegründet, nämlich dieOperationszone Adriatisches Küstenland, bestehend aus den ProvinzenUdine,Görz,Triest,Pola,Fiume undLaibach (Laibach stand kurzzeitig ebenfalls unter italienischer Verwaltung) und dieOperationszone Alpenvorland, bestehend aus den ProvinzenBelluno,Bozen undTrient. Entlang der Grenzezur Schweiz und zu Frankreich entstand aus einem etwa 50 km tiefen Streifen dieOperationszone Nordwest-Alpen.

    Vor allemMittelitalien wurde von den schweren Kämpfen entlang dervorrückenden Front verwüstet. Die Zivilbevölkerung wurde zum Ziel deutscher Repressalien (→Deutsche Kriegsverbrechen in Italien). Ab Mitte September 1943 wurden beimMassaker vom Lago Maggiore mindestens 56 Juden ermordet.[157] AlsRepressalie für dasAttentat in der Via Rasella in Rom vom 23. März 1944 gegen das SS-Polizeiregiment „Bozen“ wurden tags darauf beimMassaker in den Ardeatinischen Höhlen 335 Zivilisten erschossen, unter ihnen 75 Juden.[158]

    In der vielfältig gegliedertenResistenza zur Befreiung Italiens fanden sich Kommunisten, Sozialisten, Katholiken und Liberale. Im September 1943 entstand dasComitato di Liberazione Nazionale, in dem Vertreter von sechs Parteien kooperierten. Die Zahl der Kämpfer wird auf 130.000 geschätzt, die Gesamtzahl der aktiven Unterstützer auf vielleicht 250.000.[159] Vor allem die SS, aber auch Truppen Mussolinis gingen mit terroristischen Maßnahmen gegen Partisanen vor, wie etwa inSant’Anna di Stazzema bei Lucca, wo die SS etwa 560 Zivilisten ermordete, oder imMassaker von Marzabotto.

    Auf InitiativePius’ XII. erklärte GeneralfeldmarschallAlbert Kesselring Rom Anfang Juni 1944 zur offenen Stadt, die am 4. Juni 1944 von alliierten Truppen befreit wurde.

    Angesichts der sich abzeichnenden Niederlage unternahm Mussolini kurz vor Kriegsende einen Fluchtversuch in die Schweiz, wurde jedoch inDongo amComer See am 27. April 1945 von kommunistischen Partisanen erkannt und gefangen genommen. Trotz einer Zusage, ihn an die Alliierten auszuliefern, wurde er zusammen mit seiner GeliebtenClara Petacci am 28. April inGiulino di Mezzegra erschossen. Am 29. April kapitulierten die deutschen Streitkräfte bedingungslos. Allein 30.000 Italiener in deutschen Kriegsgefangenenlagern wurden in Frankreich interniert (insgesamt 65.000), in der Sowjetunion weitere 11.000.[160] Von den 40.000 Italienern, die auf Titos Seite gekämpft hatten, kam etwa die Hälfte ums Leben;[161] insgesamt starben etwa 70.000 Partisanen, mindestens 77.000 Soldaten fielen zwischen dem 8. September 1943 und dem Kriegsende.[162]

    Ausgrenzung der Juden, Fluchtversuche der Juden und ihre Ermordung

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    Durchgangslager Fossoli, 1944
    Güterwaggon, in dem Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden, zur Erinnerung an den Holocaust 2007 in Verona aufgestellt

    1924 zählte man 54.000 Juden, was etwa 0,14 % der damaligen Bevölkerung Italiens entsprach (zum Vergleich: im Deutschen Reich lebten ca. 550.000 Juden). 1931 bestanden 23 jüdische Gemeinden in Italien. 1936 zählte man 28.299 Juden in Libyen.[163] Im August 1938 wurde eine Judenzählung nach den Kriterien der Faschisten vorgenommen, bei der 58.412 Juden registriert wurden, wobei 46.656 „mosaischen Glaubens“ waren. Sie lebten vorwiegend in den Großstädten des Nordens, 1938 lebten zudem 12.799 in Rom. Überall dort, wo die Spanier lange geherrscht und fast alle Juden vertrieben hatten, also im gesamten Süden, lebten nur sehr wenige von ihnen – 1931 waren es nur noch etwa 1.500.

    Im Norden hingegen waren sie Teil der Gesellschaft, wenn diese auch nicht frei vonAntisemitismus war.Leonida Bissolati fabulierte 1879 (im Alter von 22 Jahren) über die unterschiedliche Intelligenz von Semiten und Indoeuropäern, doch hielt sich die Politik von diesen Thesen fern. Das galt nicht für einige Wissenschaften, wie dieAnthropologie, deren Gründer in Italien,Giuseppe Sergi, 1889 den Rassen verschiedene Fähigkeiten zur Kulturbildung zuschrieb. Der SprachwissenschaftlerAngelo De Gubernatis behauptete 1886 als erster in Italien öffentlich einen „Gegensatz zwischen arischer und semitischer Rasse“. Erst spät drangen diese durch den Kolonialismus verstärkten, auch in der Medizin verbreiteten Denkmuster, die nicht mehr auf den Schutz und die Erhaltung des Einzelnen, sondern der Rasse abzielten, auch in die Politik vor, ohne zunächst fassbare Wirkung zu erzielen.[164]

    Ernesto Nathan (1848–1921), 1907–1913 Bürgermeister von Rom

    Die Gleichstellung der Juden erlaubte einigen von ihnen den gesellschaftlichen Aufstieg. 1876 wurdeIsacco Artom erster jüdischer Senator,Giuseppe Ottolenghi wurde 1902 Kriegsminister,Alessandro Fortis (1905–1906),Sidney Sonnino (1909–1910) undLuigi Luzzatti (1910–1911) waren Premierminister, 1922 zählte das Parlament 24 jüdische Abgeordnete.[165]Giuseppe Emanuele Modigliani (Bruder des MalersAmedeo Modigliani) oderClaudio Treves (Onkel vonCarlo Levi) repräsentierten die Sozialistische Partei.Ernesto Nathan war von 1907 bis 1913 Bürgermeister von Rom. In den Anfangsjahren waren zahlreiche Juden in den Oppositionsparteien und im Widerstand aktiv, einige gehörten jedoch auch zu den Unterstützern des Regimes wie etwaEnrico Rocca, der Gründer der faschistischen Partei in Rom. Innerhalb der faschistischen Bewegung fanden sich von Anfang an Personen mit eindeutig antisemitischer Ausrichtung, Mussolini selbst verspottete jedoch Hitlers Rassentheorien und die Politik des Regimes war bis 1938 nicht antisemitisch.

    Mussolinis Haltung änderte sich erst nach dem Abschluss der „Achse Rom-Berlin“ 1936. Mit dem „Gesetz zum Schutz der italienischen Rasse“ vom 17. September 1938 erließ Italien Rassengesetze, die sich gegen die Juden richteten. Diese mussten den Öffentlichen Dienst verlassen, durften nur mehr geringen Grundbesitz haben und nur kleine Firmen leiten. Im Innenministerium wurde die „Generaldirektion für Demographie und Rasse“ eingerichtet, die eine Judenzählung betrieb und die jüdische Bevölkerung Schritt für Schritt ausgrenzte. Nach dem Kriegseintritt im Juni 1940 folgte Zwangsarbeit für italienische und Internierung inKonzentrationslagern für ausländische Juden. Der Katalog diskriminierender Gesetze und Verordnungen wurde ständig erweitert; als Mussolini im Juli 1943 gestürzt wurde, gab es kaum einen Beruf mehr, den Juden legal ausüben durften.

    Nachdem die Wehrmacht am 12. September 1943 Italien besetzt hatte, befahlHeinrich Himmler am 24. September 1943 dieDeportation der italienischen Juden.[166] Am 13. Oktober wurde dieBiblioteca della Communità Israelitica beschlagnahmt. Am 16. Oktober erfolgte unterWilhelm Harster die erste „Judenrazzia“ in Rom. 1007 Juden wurden nach Auschwitz deportiert. Von diesen starben 811 sofort, vor allem durchMassenvergasungen. Nur 149 Männer und 47 Frauen überlebten.[167] In derRepublik von Salò wurden zunächst die verbliebenen 39.000 Juden enteignet, dann 8.566 über Durchgangslager wie dieRisiera di San Sabba beiTriest in die Vernichtungslager im Osten Europas deportiert.[168] Dabei arbeiteten nationalsozialistische und faschistische Behörden eng zusammen, die Häscher erhielten Belohnungen.[169] Etwa ein Viertel der jüdischen Bevölkerung Italiens kam auf diese Weise ums Leben.[170] 1946 reisten über 20.000 der Überlebenden illegal von La Spezia in das zu dieser Zeit noch britischePalästina (La-Spezia-Affäre).[171]

    1995 zählten die jüdischen Gemeinden 26.706 Mitglieder, 2001 nur noch 25.143 und Ende 2010 noch 24.930. Die Gesamtzahl wird auf 28.400 geschätzt,[172] davon lebte rund die Hälfte in Rom, dessen Großrabbiner von 1951 bis 2002Elio Toaff war.

    Republik Italien

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    Ende der Monarchie, Gebietsabtretungen

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    Grenzverschiebungen zwischen Frankreich und Italien 1860 und 1947
    Diese Karte zeigt die Zustimmungsraten zur Einführung einer Republik in den 31 italienischen Wahlkreisen beim Referendum von 1946. An den Farbabstufungen erkennbar sind starke regionale Unterschiede im Abstimmungsverhalten: Während im Norden überall mehr als 50 % der Wähler die neue Staatsform begrüßten, erhielten im Süden die Monarchisten eine breite Mehrheit.

    KönigViktor Emanuel III. trat, diskreditiert durch den Faschismus (Ernennung Mussolinis zum Premier, Unterzeichnung der Rassengesetze), am 9. Mai 1946 zugunsten seines SohnesUmberto (II.) zurück. Am 2. Juni 1946 fand, gleichzeitig mit derWahl zu einer verfassunggebenden Versammlung, eineVolksabstimmung über die künftige Staatsform statt. An beiden Wahlen durften erstmals auchFrauen teilnehmen. 54,3 Prozent votierten für eine Republik, die übrigen 45,7 Prozent für eine Monarchie.[173]Angehörige desHauses Savoyen mussten danach Italien verlassen.

    Dierepublikanische Verfassung trat 1948 in Kraft. Auf Grund der Erfahrungen mit der faschistischen Diktatur legte man den Schwerpunkt der politischen Macht auf einkompliziertes parlamentarisches System mit zwei gleichberechtigten Kammern. Die von beiden Kammern abhängige Regierung erhielt eine relativ schwache Stellung. Die erstmals vorgesehene umfassendeDezentralisierung wurde in den Jahren danach nur zögerlich durchgesetzt.

    ImPariser Vertrag von 1947 verlor Italien auch formal seine KolonienLibyen,Äthiopien undEritrea.Italienisch-Somaliland wurde zuerst von den Briten besetzt und anschließend von den Vereinten Nationen als Treuhandgebiet wieder unter italienische Verwaltung (1949–1960) gestellt.

    Das Gebiet um Triest zwischen 1947 und 1954 bzw. 1993

    Auch das italienische Mutterland war von Gebietsabtretungen betroffen. Die Gemeinden Briga und Tenda (frz.La Brigue undTende) mussten an Frankreich abgetreten werden, dasDodekanes (mitRhodos) fiel an Griechenland. Italien musste auch den GroßteilJulisch Venetiens (Istrien, die StädteFiume undZara sowie dienorddalmatinischen Inseln) anJugoslawien abtreten.Triest und sein Umland wurden zunächst internationalisiert und in zwei Zonen (Zone A undZone B) geteilt (Schaffung einesFreien Territoriums Triest), ehe 1954 eine Regelung getroffen wurde. Die Stadt Triest blieb bei Italien, das südliche Umland wurde Jugoslawien zugeschlagen. Mit demPariser Vertrag von 1947 wurden damit, vorbehaltlich des Territoriums um Triest, die heutigen Grenzen Italiens festgelegt. Im Zuge dieser Grenzänderungen sowie bereits zuvor zwischen 1943 (Waffenstillstand) und 1945 kam es seitens der kommunistischen Partisanen Jugoslawiens zu Massakern an der italienischen Bevölkerung sowie an slawischen Antikommunisten (Foibe-Massaker). Zwischen 200.000 und 350.000 ethnischeItaliener(Esuli) wurden in der Zeit von 1943 bis 1954 aus Jugoslawien vertrieben.[174] Jene Gebiete, die das faschistische Italien während des Zweiten Weltkriegs oder kurz davor erworben hatte, also „Mittelslowenien“, Dalmatien und das Königreich Albanien (das nach der Aufteilung Jugoslawiens auch die albanischsprachigen Teile desKosovo und derBanschaft Vardar umfasste), verlor Italien ebenso.

    Kalter Krieg und Wirtschaftswunder, Gegensatz zwischen Christdemokraten und Kommunisten

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    Hauptartikel:Italienisches Wirtschaftswunder

    UnterMinisterpräsidentAlcide De Gasperi gehörte das Land zu den Mitbegründern derNATO, desEuroparats und derEuropäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Seine Partei, dieDemocrazia Cristiana, war die wichtigste politische Partei Italiens zwischen 1945 und 1993 und stellte fast alle Ministerpräsidenten in diesem Zeitraum. Sie verstand sich als gemäßigte katholische Volkspartei, deren sozial- und wirtschaftspolitisches Programm bereits während des Krieges zwischen dem 18. und 23. Juli imKloster vonCamaldoli festgelegt worden war(Codice di Camaldoli).[175]

    DieKommunistische Partei Italiens mit ihren VorsitzendenPalmiro Togliatti undEnrico Berlinguer war mit über zwei Millionen Mitgliedern[176] und zirka 30 % der Wählerstimmen die stärkste kommunistische Partei Westeuropas. 1976 konnte die Partei mit 34,4 %[177] ihr bestes Ergebnis bei den Parlamentswahlen verzeichnen, 1984 gelang es ihr zum ersten und einzigen Mal, als stärkste Partei aus einer Wahl hervorzugehen. Sie erreichte bei derEuropawahl 1984 33,3 % der Stimmen und lag damit vor den Christdemokraten mit 33,0 %.[178]

    Obwohl sich die PCI unter Berlinguer vom Kommunismus sowjetischer Prägung lossagte und versuchte, den Weg desEurokommunismus zu beschreiten – so verurteilte sie denEinmarsch in Prag 1968 –, hielt die Furcht vor einer Machtbeteiligung an. Auch von Seiten derUSA gab es erhebliche Bedenken gegen eine Regierungsbeteiligung der Kommunisten, da man einenDomino-Effekt befürchtete.[179] 1950 wurde die geheimeparamilitärische EinheitGladio gegründet, die nach einer Invasion von Truppen desWarschauer PaktesGuerilla-Operationen gegen die Invasoren durchführen sollte. Ihre Existenz wurde 1990 bekannt.

    Unter Beibehaltung einesVerhältniswahlrechts (ohne 4- oder 5-Prozent-Hürde) gelang es derDemocrazia Cristiana durch die Einbeziehung von in der Regel vier oder fünf kleineren Parteien (Sozialisten,Sozialdemokraten,Republikaner undLiberale, sog.Pentapartito), die Kommunisten von einer Regierungsübernahme abzuhalten. Doch vertraten diese Parteien zunehmend Partikularinteressen, zahlreiche Regierungskrisen und eine Zunahme der organisierten Kriminalität bis in Regierungskreise hingen damit zusammen.

    Nach dem Krieg erlebte Italien, ähnlich wie das übrige Westeuropa, ein „Wirtschaftswunder(miracolo economico). Die Bevölkerung wuchs von 1951 bis 1961 von 47,5 auf 50,6 Millionen, in den Jahren 1959 bis 1962 wuchs dasBruttosozialprodukt jedoch erheblich schneller, nämlich um 6,4 und 5,8, dann um 6,8 und 6,1 %.[180]

    Der Boom blieb jedoch hauptsächlich auf den Norden und die Mitte Italiens beschränkt. Viele Süditaliener mussten nach wie vor ihre Heimat verlassen, um Arbeit zu finden, und ins europäische Ausland (besonders Deutschland, Schweiz, Belgien und Frankreich) oder in eine norditalienische Region auswandern (siehe auchGastarbeiter). Ab 1973 kehrten viele Gastarbeiter aus dem europäischen Ausland nach Italien zurück. Zum einen war auch im Süden die extreme Armut fast völlig verschwunden; anstelle der Elendsviertel und Baracken, die in den Nachkriegsjahren an den Rändern der durchLandflucht undUrbanisierung rasch wachsenden Großstädte oft entstanden waren, wurden infolge deslegge 167-1962Großwohnsiedlungen gebaut. Zum anderen begann durch die ersteÖlpreiskrise (ab Oktober 1973) in vielen Industrieländern eine jahrelange Phase derStagnation undInflation („Stagflation“) mit relativ hohen Arbeitslosenquoten.

    1970er und 1980er Jahre: Bleierne Jahre, Historischer Kompromiss

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    Die Nachwirkungen der68er-Bewegung zeigten sich in Italien in gesellschaftlichen Liberalisierungen und neuen sozialen Bewegungen, die von den „roten“ Universitäten ausgingen, etwa derFrauenbewegung. Im Jahr 1975 vereinbarten Arbeitgeber und Gewerkschaften diescala mobile, nach der die Löhne automatisch der Inflationsentwicklung folgen sollten. Andererseits radikalisierten sich einige linke Bewegungen, was zu einer Welle von Gewalt und Terrorismus führte.

    Aldo Moro in Gefangenschaft derRoten Brigaden

    Der linksextreme Terrorismus derRoten Brigaden und die Attentate neofaschistischer Extremisten, an denen möglicherweise Geheimdienste beteiligt waren, prägten das Land in den 1970er Jahren, die alsanni di piombo (bleierne Jahre) bezeichnet wurden. Zwischen demBombenanschlag auf der Piazza Fontana 1969 und 1983 wurden mehr als 14.000 Anschläge mit 374 Toten und über 1170 Verletzten verübt.[181] Die Destabilisierung der politischen Situation ließ einen Staatsstreich nicht unwahrscheinlich scheinen. Bekannt sind die Putschpläne derCarabinieri unterGiovanni De Lorenzo im Jahr 1964 (Piano Solo[182]) und derGolpe Borghese von FürstJunio Valerio Borghese.[183]

    Es kam in dieser Situation zu einer Annäherung von Christdemokraten und Kommunisten. An der Ausarbeitung desHistorischen Kompromisses(compromesso storico) waren der ChristdemokratAldo Moro und der KommunistEnrico Berlinguer beteiligt. Nach denWahlen von 1976, bei denen die Kommunisten stark zulegten, wurdeGiulio Andreotti Ministerpräsident einer Minderheitsregierung, die auf die Tolerierung der Kommunisten angewiesen war. Am 11. März 1978 kam es, abermals unter Führung von Andreotti, zur Bildung einer Regierung der nationalen Solidarität, an der erstmals die Kommunisten beteiligt sein sollten. Am 16. März wurde Aldo Moro entführt und am 9. Mai nach 55-tägiger Geiselhaft von den Roten Brigaden ermordet. DerAnschlag von Bologna 1980 markierte den Höhepunkt der terroristischen Aktionen in Italien.

    Der Einfluss derkatholischen Kirche auf die Gesellschaft schwand. 1984 wurde ein neuesKonkordat mit dem Heiligen Stuhl unterzeichnet, durch das derKatholizismus seinen Status alsStaatsreligion verlor. Bereits 1970 wurde dieEhescheidung gegen ihren Widerstand ermöglicht; das Gesetz wurde 1974 bei einer Beteiligung von 87,7 % in einer Volksabstimmung von 59,3 % der Wähler befürwortet.[184] 1979 wurde dieAbtreibung legalisiert.

    Der Anteil der Bevölkerung, die einen Studienabschluss erwarb, stieg im Rahmen derBildungsexpansion drastisch an. Im akademischen Jahr 2006/07 waren 1.809.186 Studenten an 95 Universitäten eingeschrieben,[185] was etwa 3 % der Bevölkerung entsprach, während es 1960/61 noch 0,4 % oder 217.000 Studenten gewesen waren.[186]

    Als Anfang der 1970er dasBretton-Woods-System zusammenbrach, begann weltweit eine Zeit freier Wechselkurse. DieÖlpreiskrise im Winter 1973/74 trug dazu bei, die Inflation zu erhöhen; es kam zu einerStagflation. 1979/80 folgte eine zweite Ölkrise. Die italienische Wirtschaft bekam die Folgen der Krise besonders zu spüren, die Regierung des sozialistischen MinisterpräsidentenBettino Craxi reagierte ab 1983 mit Kürzungen und einer schrittweisen Abschaffung derscala mobile. Die Craxi-Jahre waren von einem außerordentlichen Wirtschaftswachstum gekennzeichnet, wobei sich das Bevölkerungswachstum verlangsamte (von 1971 bis 1981 von 54,1 auf 56,5 Millionen Einwohner, bis 1991 auf 56,8 Millionen[180]). 1987 kündigte die Regierung Craxi densorpasso an, denn Italien hatte Großbritannien „überholt“ und war nun zur fünftgrößten Wirtschaftsnation der Welt aufgestiegen.[187] Dieses Wachstum konnte nur durch eine massiv ausgeweiteteStaatsverschuldung aufrechterhalten werden, was die Lage der öffentlichen Haushalte dramatisch verschlechterte; die Staatsverschuldung verdoppelte sich im Laufe der 1980er Jahre. DieInflation blieb relativ hoch, dieLira wurde abgewertet (was Exporte förderte und Importe bremste, also die eigene Industrie stützte).

    Zerfall der etablierten Parteien und Privatisierungen (1990–1994)

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    Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen gelangen dem Staat Anfang der 1990er Jahre einige Erfolge. Nach den Attentaten gegen die StaatsanwälteGiovanni Falcone[188] undPaolo Borsellino[189] im Jahr 1992 wurden die Gesetze noch einmal verschärft.

    Ab 1992 erfolgte durch die Aufdeckung von Korruptions- und Parteifinanzierungsskandalen (Tangentopoli undMani pulite) eine grundlegende Neuordnung der Parteienlandschaft. Die Christdemokraten, die Sozialisten, die Sozialdemokraten, die Liberalen und die Republikaner, die das Land vierzig Jahre lang geführt hatten, hörten innerhalb eines Jahres auf, als eigenständige Parteien zu existieren oder verschwanden in der völligen Bedeutungslosigkeit. Gleichzeitig stürzte der Zusammenbruch des Ostblocks die Kommunisten in eine ideologische Krise. Aus der KPI gingen die nun sozialdemokratisch orientierte PDS (Partito Democratico della Sinistra) sowie zahlreiche kommunistische Neugründungen hervor. Im wohlhabenden Norden des Landes wurde der Unmut der Bevölkerung über die Politik von der sezessionistisch auftretendenLega Nord angesprochen. Dieser Zusammenbruch des etablierten Parteiensystems und die damit einhergehenden politischen Veränderungen gelten als größte Zäsur der italienischen Nachkriegsgeschichte. Obwohl die Verfassung aus dem Jahr 1948 unverändert gültig ist, wurde es üblich von der Zeit vor dem Umbruch der Jahre 1992–94 als Erste Republik(prima repubblica) und den Jahren danach als Zweite Republik(seconda repubblica) zu sprechen.

    Auch finanziell stand Italien vor dem Kollaps, die Schulden überstiegen das BIP, die Lira wurde um 20 % abgewertet.[190] Dies veranlasste die Regierung unterGiuliano Amato 1992 zu einem scharfen Sparkurs. Als äußerste Maßnahme wurden sämtliche Bankkonten einer einmaligen Sonderbesteuerung unterworfen, was das Vermögen der meisten Haushalte erstmals seit den 1960er Jahren reduzierte.[191] Die RegierungCiampi, eine parteilose Expertenregierung(governo tecnico), setzte 1993 diesen Kurs der Privatisierung und der Auflösung der Netzwerke aus staatlich-privaten Patronage- und Klientelverhältnissen fort, um den Euro einführen zu können, wofür Ciampi den SpitznamenSignor Euro erhielt. Im Zuge der Sanierung der Staatsfinanzen machte man sich an einePrivatisierung der zahlreichen, durch politischePatronage korrumpierten Staatsbetriebe. Diese erwirtschafteten zeitweise die Hälfte des BIP. Den Anfang machten 1990 die Banken, die verpflichtet wurden, sich in Aktiengesellschaften umzuwandeln. 1994 befanden sich bereits 73 % des Aktienkapitals in den Händen von Sparkassen-Stiftungen, die bis 2005 das gesamte Kapital privatisierten. Dabei konnten die fünf größten Banken ihren Marktanteil unter den von 1100 auf 800 verminderten Banken von 34 auf 54 % steigern.[192] Daraus entstanden letztlich zwei Großgruppen, 2007 dieIntesa-San-Paolo- und dieUnicredit-Gruppe. Weit dahinter liegenMediobanca,Monte dei Paschi di Siena undUnione di Banche Italiane. 1993 wurde die Trennung von Geschäfts- und Finanzbanken, die 1936 eingeführt worden war, wieder abgeschafft, so dassUniversalbanken entstanden. Insgesamt brachten alle Privatisierungen zusammen dem Fiskus weit über 100 Milliarden Euro ein, womit sie die größte jemals durchgeführte Privatisierungswelle darstellten. Allein die Verkäufe der Anteile anENI undEnel brachten 35 Milliarden Dollar ein.[193] Strategische Anteile an der Energieversorgung, der Luft- und Raumfahrtindustrie und an der Daseinsvorsorge blieben allerdings in staatlicher Hand. Zwar stieg der Streubesitz an den Unternehmensaktien, doch haben Shareholderabsprachen eher die Kontrolle durch einzelne Familien gestärkt, während der Einfluss der Banken zurückging.

    Wechselnde Regierungsbündnisse, Wirtschaftskrise, Flüchtlingskrise und Pandemie (seit 1994)

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    Bei denParlamentswahlen 1994, bei denen erstmals ein gemischtes Mehrheits- und Proporzwahlrecht mit Sperrklausel Anwendung fand, setzte sich überraschenderweise die Koalition des Bau- undMedienunternehmersSilvio Berlusconi gegen das Linksbündnis unter Führung vonAchille Occhetto durch. SeineForza Italia, nur wenige Monate zuvor gegründet, hatte sich mit der Lega Nord sowie derAlleanza Nazionale verbündet, die aus dem postfaschistischenMovimento Sociale Italiano hervorgegangen war. Doch zerbrach die Koalition nach nur wenigen Monaten. Die daraufhin einberufene Expertenregierung unterLamberto Dini, dem ehemaligen Generaldirektor der italienischen Zentralbank und Finanzminister unter Berlusconi, regierte von Januar 1995 bis Mai 1996.

    Die Wahlen von 1996 gewann eine Mitte-links-Koalition (Ulivo) unter Führung des ehemaligen ChristdemokratenRomano Prodi. In der RegierungProdi I (Mai 1996 – Oktober 1998) saßen erstmals eurokommunistische Minister. Prodis strikter Sparkurs ebnete Italien den Weg in dieEurozone. Von seinen Verbündeten verlassen, musste er zurücktreten undMassimo D’Alema bzw.Giuliano Amato sein Amt überlassen. Der aus der kommunistischen Partei 1991 hervorgegangenePartito Democratico della Sinistra (PDS) hatte sich nach der Vereinigung mit anderensozialistischen Gruppen 1998 in „Linksdemokraten“ (Democratici di Sinistra, DS) umbenannt. Ihr Vorsitzender D’Alema blieb bis 2000 Ministerpräsident, ihm folgte Giuliano Amato, der dieses Amt bereits von Juni 1992 bis April 1993 innegehabt hatte.

    Die Wahlen 2001 konnte Berlusconis BündnisCasa delle Libertà für sich entscheiden. Nach fünf Jahren Amtszeit musste er sich bei denParlamentswahlen 2006 erneut Romano Prodi geschlagen geben. Mitte Mai 2006 wurde dann auch mitGiorgio Napolitano der Kandidat Romano Prodis zum Präsidenten der Republik gewählt, mit dem zum ersten Mal ein ehemaliges Mitglied der Kommunistischen Partei dieses Amt einnahm.

    Auf der Ebene der Gemeinden, Provinzen undRegionen wurden ebenso Reformen durchgeführt wie auf der nationalen Ebene. Auch wurden 1997 Reformen derStreitkräfte eingeleitet, die 2005 in die Aussetzung derWehrpflicht mündeten. Auf eine Verfassungsreform zur Stärkung der Regierung, zur Verbesserung der parlamentarischen Arbeit und zur Einführung einer Vertretung derGebietskörperschaften konnte man sich jedoch nicht einigen. Dasitalienische Parlamentswahlrecht wurde hingegen seit 2005 mehrfach geändert.

    Die Staatsfinanzen litten weiterhin an einer hohen Steuerhinterziehung (je nach Schätzung 20–30 % desBIP), an den wachsenden Lasten in Gesundheitswesen und Altersversorgung, sowie an einer zu sehr auf Rom ausgerichteten Finanzierung der Regionen. Steigende Zinsen, bei gleichzeitigem Anstieg der Steuer- und Abgabenlast, belasteten die Gesamtwirtschaft. Als problematisch wird zudem die Schwerfälligkeit von Justiz und Verwaltung angesehen. Die strukturellen Probleme Süditaliens sind ungelöst; als besonders hemmend gilt der Einfluss der organisierten Kriminalität auf das Wirtschaftsleben.

    Im Januar 2008 zerfiel das vonRomano Prodi geführte Bündnis, nachdem sich der KoalitionspartnerUDEUR aus dem Bündnis zurückgezogen hatte. Prodi scheiterte in derVertrauensfrage. StaatspräsidentGiorgio Napolitano beauftragte daraufhin den SenatspräsidentenFranco Marini mit der Bildung einer Übergangsregierung, doch musste er das Mandat zur Regierungsbildung am 4. Februar wieder zurückgeben.[194] Daraufhin löste Napolitano beide Kammern des Parlaments auf und schriebNeuwahlen aus.[195]

    Aus diesen ging mit 46,8 % (Abgeordnetenkammer) und 47,3 % (Senat) Silvio Berlusconis neues WahlbündnisPopolo della LibertàLega NordMovimento per l’autonomia als Sieger hervor. Dievierte Regierung Silvio Berlusconis wurde am 8. Mai 2008 vereidigt. Bedingt durch dieFinanzkrise schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2008 um 1 %, im Jahr 2009 um weitere 5 %. Dank seines Bankensystems und der niedrigen Verschuldung der Privathaushalte konnte sich das Land zunächst vor den wirtschaftlichen Folgen schützen,[196] wurde jedoch 2011 von derEurokrise erfasst.

    Giorgia Meloni, seit dem 22. Oktober 2022Ministerpräsidentin

    Angeführt vom Präsidenten des AbgeordnetenhausesGianfranco Fini verließen seit Mitte 2010 zahlreiche Parlamentarier Berlusconis Koalition, bis dieser im November 2011 über keine Mehrheit mehr im Abgeordnetenhaus verfügte. Von ihm selbst ausgelöste Skandale und anstehende Gerichtsverfahren sowie die Zuspitzung der Eurokrise zwangen Silvio Berlusconi am 12. November 2011 zum Rücktritt.

    Staatspräsident Napolitano beauftragte den Parteilosen und ehemaligenEU-Kommissar für Binnenmarkt und WettbewerbMario Monti mit der Bildung einerneuen Regierung. DieSchuldenkrise im Euroraum verschärfte sich, Ende 2011 hatte Italien 1,9 Billionen Euro Schulden. Die Zinsen für Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit erreichten im November 2011 bei 7,56 % den höchsten Satz.[197] Die Arbeitslosigkeit lag im März 2012 bei 9,3 %, dabei stieg die seit langem hohe Arbeitslosigkeit unter den 19- bis 24-Jährigen auf 31,9 %.[198] Im Dezember lag die Arbeitslosenquote bereits bei 11,2 % oder 2,9 Millionen.[199]

    Am 25. Februar 2013 gewann das Mitte-links-Bündnis vonPier Luigi Bersani knapp dieWahl mit 29,54 % der Stimmen vor dem Bündnis Berlusconis, das 29,18 % erhielt.[200] Die vom Berufskomiker Beppe Grillo gegründete Fünf-Sterne-Bewegung (MoVimento 5 Stelle) konnte mit 25,09 % einen überraschenden Erfolg feiern.Enrico Letta vomPartito Democratico wurde auf Vorschlag von Staatspräsident Napolitano vom Parlament zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Nach einem parteiinternen Machtkampf wurde Letta nach weniger als einem Jahr im Amt vom ehemaligen Bürgermeister von Florenz,Matteo Renzi, abgelöst. Unter der Regierung Renzi wurden zahlreiche Reformvorhaben auf dem Arbeitsmarkt, in den Sozialsystemen und den staatlichen Institutionen durchgeführt sowie gesellschaftspolitische Liberalisierungen wie die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft(unione civile). Die von Renzi angestrebte Verfassungsänderung wurde am4. Dezember 2016 durch das Volk in einem Referendum abgelehnt, infolgedessen trat Renzi zurück. Neuer Ministerpräsident wurdePaolo Gentiloni, welcher zuvor alsAußenminister in Renzis Kabinett diente.[201]

    Im Jahr 2015 kulminierte dieFlucht und Migration über das Mittelmeer zu einerFlüchtlingskrise in Europa 2015/2016, von der insbesondere Italien betroffen war und in dem Zusammenhang unter anderem wegen chaotischer Zustände auf der InselLampedusa in die Schlagzeilen geriet. Spätestens seit 2015 ist Italien für nach Europa ziehende afrikanische Migranten beliebtes Ziel- undTransitland.

    Bei denParlamentswahlen am 4. März 2018 konnten die Fünf-Sterne-Bewegung mit 32,68 % und die nunmehr italienisch-national auftretendeLega (ohne den Zusatz Nord) mit 17,34 % die größten Zugewinne verzeichnen und bildeten zusammen eine Regierung unter Führung des parteilosenGiuseppe Conte.Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung undMatteo Salvini von der Lega übernahmen jeweils den Posten eines stellvertretenden Ministerpräsidenten. Nachdem Salvini die Beendigung der Regierungskoalition erklärt hatte, bildete Conte seinKabinett um, das neben der Fünf-Sterne-Bewegung von Partito Democratico,Liberi e Uguali,Italia Viva und demMovimento Associativo Italiani all’Estero unterstützt wurde. Im Januar 2021 verließ Italia Viva das Regierungsbündnis und Conte erklärte seinen Rücktritt. Während der Regierungszeit von Conte wurde unter anderem eineVerfassungsreform zur Verkleinerung des Parlaments beschlossen und in einer Volksabstimmung bestätigt.

    StaatspräsidentSergio Mattarella (seit 2015 im Amt) sprach sich gegen Neuwahlen während derCOVID-19-Pandemie aus, von der Italien seit Januar 2020 betroffen ist, und beauftragteMario Draghi, den früheren Präsidenten der Europäischen Zentralbank und früheren Gouverneur der italienischen Zentralbank, eineRegierung zu bilden, die am 13. Februar 2021 vereidigt wurde. DieseRegierung der nationalen Einheit wurde insbesondere vonFünf-Sterne-Bewegung,Partito Democratico,Lega undForza Italia getragen. Die rechtsnationale ParteiBrüder Italiens war an dieser Regierung nicht beteiligt.

    Nach einer Vertrauensabstimmung, die Draghi zwar gewann, bei der aber mit der Fünf-Sterne-Bewegung, Lega und Forza Italia drei Regierungsparteien nicht teilnahmen, reichte Draghi seinen Rücktritt ein und Präsident Mattarella löste am 21. Juli 2022 beide Parlamentskammern auf.[202] Aus denvorgezogenen Parlamentswahlen vom 25. September 2022 gingen dieBrüder Italiens unter Führung vonGiorgia Meloni und deren KoalitionspartnerLega undForza Italia als Sieger hervor (43,79 % der Wählerstimmen für die Abgeordnetenkammer und 44,02 % für den Senat) und konnten eine Rechts-Mitte-Regierung (Kabinett Meloni) unter Einbeziehung auch kleinerer Parteien bilden (Stand Oktober 2022:Noi con l’Italia,Italia al Centro,Coraggio Italia,Unione di Centro,Movimento Associativo Italiani all’Estero). Giorgia Meloni wurde am 22. Oktober 2022 als Ministerpräsidentin vereidigt, womit zum ersten Mal in der Geschichte Italiens seit der Staatsgründung 1861 eine Frau dieses Amt bekleidet.

    Bevölkerungswachstum, Zuwanderung

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    Wanderungssaldo zwischen 1862 und 2014

    1861 hatte Italien 21,7 Millionen Einwohner, bei der Volkszählung 1901 über 30 Millionen und 1931 41,6 Millionen Einwohner. Lag dieGeburtenrate pro tausend Einwohner um 1850 bei 38,6, so sank sie bis 1913 auf immer noch sehr hohe 31,7, dieSterberate sank im selben Zeitraum jedoch viel schneller von 29,9 auf 18,7,[203] so dass die Bevölkerungszahl steil anstieg. 1946 hatte Italien etwa 45,5 Millionen Einwohner, 1960 über 50, 1975 mehr als 55 Millionen. Diezusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer lag 1946 bei 3,01 Kindern pro Frau und noch im Jahr 1976 oberhalb der natürlichen Reproduktionsrate bei 2,11. Danach nahm sie bis 1995 auf 1,17 ab und schwankt seither zwischen 1,2 und 1,3.[204] Bei den neu Zugewanderten lag sie 2006 etwa doppelt so hoch; bis 2009 sank sie auf 2,05.[205][206]

    Die Bevölkerung stieg weiter an, auf etwa 60 Millionen Einwohner im Jahr 2011, wobei das Bevölkerungswachstum nunmehr überwiegend auf Zuwanderung zurückzuführen war, deren jährlicher Saldo zwischen etwa 300.000 und 600.000 lag; ansonsten übertrifft seit 1993 die Zahl der Sterbefälle die der Geburten, im Jahr 2010 um 25.000.[207] 2010 lag die Geburtenziffer bei 9,3 und die Sterbeziffer bei 9,7.[208] DieLebenserwartung stieg von 50 Jahren im Jahr 1920 auf 77,5 im Jahr 1994. 2010 lag sie bei 79,1 Jahren bei Männern und bei 84,3 bei Frauen.

    Die Zahl der Zuwanderer ist seit den 1990er Jahren stark angestiegen, nachdem Italien bis 1972 überwiegend Auswandererland gewesen war.[209] 1991 zählte das Statistikinstitut ISTAT 625.034 Ausländer bei 56,8 Millionen Einwohnern, 1997 schätzte man ihre Zahl auf 1,25 Millionen,[210] Anfang 2011 auf 5,4 Millionen.[211] Davon kamen 969.000 ausRumänien, 483.000 ausAlbanien, 452.000 ausMarokko; dann folgtenChina (210.000) und dieUkraine (201.000). Die meisten Immigranten leben im Norden Italiens. Bis März 2012 kamen 64.000 Flüchtlinge aus Nordafrika viaMittelmeerroute nach Italien.[212][213] Die Zahl der „stranieri“ wurde 2023 auf 5,775 Millionen geschätzt.[214] Die Einwanderungs- undFlüchtlingspolitik war und ist ein wichtiges Thema der italienischen Politik.

    Verwaltung des Kulturerbes

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    Seit 1974 besteht dasMinisterium für Kulturgüter und -aktivitäten unter wechselnden Namen. Dem Ministerium sind 157Staatsarchive, 298 archäologische Stätten, 58 Bibliotheken, 244 Museen, insgesamt 1052 staatliche Institutionen zugeordnet, hinzu kommen 2.119 nicht-staatliche (Stand: 26. Februar 2012).[215] Einige der Museen sind Nationalmuseen. Zu diesen zählen dasArchäologische Nationalmuseum in Ferrara sowie das vonFlorenz, dasvon Rom undvon Neapel, dann dasjenigevon Tarent sowie dasMuseo Nazionale Alinari della Fotografia in Florenz. Hinzu kommen dasMuseo Archeologico Nazionale di Reggio Calabria, ehemalsMuseo Nazionale della Magna Grecia, in Reggio, dasMuseo Nazionale G. A. Sanna auf Sardinien ebenso wie dasNationalmuseum der Kunst des 21. Jahrhunderts in Rom. Allerdings ist die Bezeichnung „Nationalmuseum“ nicht genau abgegrenzt, so dass zahlreiche weitere, überregional bedeutende staatliche Museen mitzurechnen sind.

    In keinem Land gehören so viele Stätten zumUNESCO-Welterbe (2024: 60), 2024 kam dieVia Appia hinzu. Die früheste geschützte Stätte sind die seit 1979 eingetragenenFelsbilder des Valcamonica und seit 1980 das gesamte historische Zentrum von Rom, seit 1982 das von Florenz, 1987 Venedig und seine Lagune, 1995 Neapels Kernstadt, im Jahr 2000 die von Verona, 2011 diePrähistorischen Pfahlbauten um die Alpen und dieStätten der Langobarden. Neben dem Schutz, dem einComando Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale dient, arbeiten die Institutionen vor allem daran, die Kulturschätze zu erhalten und zu restaurieren sowie der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich zu machen, bzw. zu halten.

    Siehe auch

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    Portal: Italien – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Italien

    Literatur

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    Überblickswerke

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    Regionen und Städte

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    • Adele Cilento:Bisanzio in Sicilia e nel sud dell’Italia, Magnus, Udine 2005,ISBN 88-7057-196-3
    • Thomas Dittelbach:Geschichte Siziliens. Von der Antike bis heute, Beck, München 2010,ISBN 978-3-406-58790-0
    • Chris Wickham:Medieval Rome. Stability and Crisis of a City, 900–1150, Oxford University Press, Oxford 2015.
    • Cinzio Violante:Economia, società, istituzioni a Pisa nel Medioevo, Dedalo, Bari 1980.
    • Volker Reinhardt:Geschichte von Florenz, Beck, München 2013.
    • Robert Davidsohn:Geschichte von Florenz, 4 Bde., Berlin 1896–1927 (einst Standardwerk, vielfach veraltet, enorme Detailtiefe).
    • John M. Najemy:A History of Florence, 1200–1575, Blackwell Publishing, 2006 (ital.:Storia di Firenze dal 1200 al 1575, Einaudi, Turin 2014).
    • Teofilo Ossian De Negri:Storia di Genova, Giunti Editore, Florenz, 2003,ISBN 88-09-02932-1
    • Alberto Tenenti,Ugo Tucci (Hrsg.):Storia di Venezia, 12 Bde., Rom 1992–1995.
    • Giovanni Treccani degli Alfieri (Hrsg.):Storia di Milano, 16 Bde., Mailand 1962.
    • Alessandro Barbero:Storia del Piemonte. Dalla preistoria alla globalizzazione. Einaudi, Turin 2008.

    Wirtschaftsgeschichte

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    • Vera Zamagni:Introduzione alla storia economica d’Italia, Il Mulino, Bologna 2007 (Einführung, Mittelalter bis Gegenwart),ISBN 978-88-15-12168-4
    • Gino Luzzatto:Storia economica d’Italia. Il Medioevo, Sansoni, Florenz 1967.
    • Alfred Doren:Italienische Wirtschaftsgeschichte, Jena 1934 (vielfach veraltet, dennoch ein Epochenwerk).
    • Valerio Castronovo:Storia economica d’Italia. D’all Ottocento ai giorni nostri, Einaudi, Turin 2006,ISBN 88-06-13621-6
    • Rolf Petri:Storia economica d’Italia. Dalla Grande guerra al miracolo economico (1918–1963), Il Mulino, Bologna 2002.
    • Neville Morley:Metropolis and Hinterland. The City of Rome and the Italian Economy, 200 BC–AD 200, Cambridge University Press, 1996.
    • Richard A. Goldthwaite:The Economy of Renaissance Florence, The Johns Hopkins University Press, Baltimore 2009,ISBN 978-0-8018-8982-0
    • Gino Luzzatto:Storia economica di Venezia dall’XI al XVI secolo, Venedig 1961, Nachdruck 1995.
    • Mercanti e banchieri ebrei (= Zakhor. Rivista di storia degli Ebrei d’Italia I), Giuntina, Florenz 1997,ISBN 88-8057-047-1
    • Paolo Malanima, Vera Zamagni:150 years of the Italian economy, 1861–2010, in:Journal of Modern Italian Studies 15 (2010) 1–20.

    Vorschriftliche Geschichte

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    • Margherita Mussi:Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic, Springer, 2001,ISBN 0-306-46463-2.
    • John Robb:The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy, Cambridge University Press, 2007,ISBN 978-0-521-84241-9.
    • Andrea Pessina, Vincenzo Tiné:Archeologia del Neolitico. L’Italia tra VI e IV millennio a.C., 2. Auflage. Carocci, Rom 2010,ISBN 978-88-430-4585-3.
    • Robert Leighton:Sicily before History. An Archaeological Survey from the Palaeolithic to the Iron Age, Cornell University Press, 1999,ISBN 0-8014-8585-1.

    Antike, Frühmittelalter

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    • Furio Durando u. a.:Magna Graecia. Kunst und Kultur der Griechen in Italien, Hirmer, München 2004,ISBN 3-7774-2045-X.
    • Sabatino Moscati:Italia Punica, Rusconi, Mailand 1986, 1995 (Tascabili Bompiani 2000).
    • Moses I. Finley:Das antike Sizilien. Von der Vorgeschichte bis zur arabischen Eroberung, dtv, München 1993,ISBN 3-423-04592-2.
    • Martin Dreher:Das antike Sizilien, C. H. Beck, München 2008,ISBN 978-3-406-53637-3.
    • Hans-Joachim Gehrke,Helmuth Schneider (Hrsg.):Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, 2., erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart 2006,ISBN 3-476-02074-6.
    • Neil Christie:From Constantine to Charlemagne. An Archaeology of Italy, AD 300–800, Ashgate Publishing, Aldershot 2006,ISBN 1-85928-421-3.
    • Cristina La Rocca (Hrsg.):Italy in the Early Middle Ages, Oxford University Press, Oxford 2002.
    • Chris Wickham:Early Medieval Italy. Central Power and Local Society, 400-1000, University of Michigan Press, Ann Arbor 1990,ISBN 0-472-08099-7.
    • Walter Pohl, Peter Erhart (Hrsg.):Die Langobarden. Herrschaft und Identität, Wien 2005. (26 Beiträge zur archäologischen, geschichtswissenschaftlichen und linguistischen Langobardistik, Abteilung 3:Langobardische Herrschaft und langobardische Identitäten in Italien),ISBN 3-7001-3400-2.
    • Paolo Cammarosano:Storia dell’Italia medievale. Dal VI all’XI secolo, Laterza, Bari 2001,ISBN 88-420-6338-X.
    • Ovidio Capitani:Storia dell’Italia medievale, 410–1216. Laterza, Bari 1992,ISBN 88-420-2998-X.
    • Dick Harrison:The Early State and the Towns. Forms of Integration in Lombard Italy, AD 568–774, Lund University Press, Lund 1993,ISBN 91-7966-218-8.
    • Clemens Gantner, Walter Pohl (Hrsg.):After Charlemagne. Carolingian Italy and its Rulers, Cambridge University Press, 2021.
    • Salvatore Cosentino (Hrsg.):A Companion to Byzantine Italy, Brill, Leiden/Boston 2021 (= Brill’s Companions to the Byzantine World, 8) (zum byzantinischen Italien zwischen dem 6. und dem 11. Jahrhundert, gegliedert nach den ThemenSociety and Institutions,Communications, Economy and Landscape sowieCulture and Education; die Einführung von Cosentino undEnrico Zanini (byzantinische Archäologie) trägt den TitelMapping the Memory of Byzantine Italy, unterteilt inWritten Memory undMaterial Sources).[216]

    Hoch- und Spätmittelalter, Renaissance

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    • Johannes Bernwieser:Honor civitatis. Kommunikation, Interaktion und Konfliktbeilegung im hochmittelalterlichen Oberitalien. Herbert Utz, München 2012,ISBN 978-3-8316-4124-6.
    • Thomas James Dandelet, John A. Marino:Spain in Italy. Politics, Society, and Religion 1500–1700. Brill, Leiden 2007,ISBN 978-90-04-15429-2.
    • Andrea Gamberini, Isabella Lazzarini (Hrsg.):The Italian Renaissance States. Cambridge University Press, Cambridge 2012,ISBN 978-1-107-01012-3.
    • Gudrun Gleba:Die oberitalienischen Städte vom 12. bis 15. Jahrhundert. Forschungstendenzen der achtziger Jahre. In:Zeitschrift für Historische Forschung 20 (1993) 463–483.
    • Elke Goez:Geschichte Italiens im Mittelalter. Primus Verlag, Darmstadt 2010,ISBN 978-3-89678-678-4 (Rezension).
    • Kenneth Gouwens:The Italian Renaissance. The Essential Sources, Blackwell Publishing, 2004,ISBN 0-631-23165-X.
    • Alberto Grohmann:La città medievale. Laterza, Bari 2010,ISBN 978-88-420-6844-0.
    • Dennys Hay, John Law:Italy in the Age of the Renaissance 1380–1530. Longman, London/New York 1989,ISBN 0-582-48358-1.
    • Hagen Keller:Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.–12. Jahrhundert). Niemeyer, Tübingen 1979,ISBN 3-484-80088-7.
    • John Larner:Italy in the Age of Dante and Petrarch 1216–1380. Longman, London/New York 1980,ISBN 0-582-48366-2.
    • Gino Luzzatto:An Economic History of Italy. From the Fall of the Roman Empire to the Beginning of the 16th Century. 2006 (Nachdruck der 2. Auflage von 1963; italienische Originalausgabe Florenz 1928).
    • Heike Johanna Mierau:Kaiser und Papst im Mittelalter, Böhlau, Köln u. a. 2010,ISBN 978-3-412-20551-5.
    • Ferdinand Opll:Zwang und Willkür. Leben unter städtischer Herrschaft in der Lombardei der frühen Stauferzeit. Böhlau, Wien 2010 (Aussagen von 80 Zeugen von 1184 bilden die Grundlage),ISBN 978-3-205-78499-9
    • Bernd Rill:Sizilien im Mittelalter. Das Reich der Araber, Normannen und Staufer. Belser, Stuttgart 1995,ISBN 3-7630-2318-6.

    Bis zur Staatsgründung

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    • Alberto Mario Banti:Il Risorgimento italiano, Laterza, Rom/Bari 2004,ISBN 88-420-7174-9.
    • Lucy Riall:Risorgimento. The history of Italy from Napoleon to nation state, Palgrave Macmillan, 2009,ISBN 978-0-230-21670-9.
    • Ruggiero Romano, Corrado Vivanti:Storia d’Italia, Bd. 3:Dal primo Settecento all’Unità, Einaudi, Turin 1973,ISBN 978-88-06-36475-5.
    • Alberto Mario Banti,Paul Ginsborg:Storia d’Italia. Annali. Bd. 22:Il Risorgimento, Einaudi, Turin 2008,ISBN 978-88-06-16729-5.
    • Ulrich Wyrwa:Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich. Aufklärung und Emanzipation in Florenz, Livorno, Berlin und Königsberg in Preußen, Mohr Siebeck, Tübingen 2003,ISBN 3-16-148077-5.
    • John Anthony Davis:Naples and Napoleon. Southern Italy and the European revolutions (1780–1860), Oxford University Press, 2006.
    • Marco Severini:La Repubblica romana del 1849, Marsilio, Venedig 2011,ISBN 978-88-317-0803-6.
    • Lauro Rossi (Hrsg.):Giuseppe Garibaldi. Due secoli di interpretazioni, Gangemi, Rom 2011,ISBN 978-88-492-6974-1.
    • Salvatore Lupo:L’unificazione italiana. Mezzogiorno, rivoluzione, guerra civile, Donzelli, 2011,ISBN 978-88-6036-627-6.
    • Gigi Di Fiore:Controstoria dell’Unità d’Italia. Fatti e misfatti del Risorgimento, Rizzoli, Mailand 2010,ISBN 978-88-17-04281-9.
    • Gualtiero Boaglio:Die Entstehung des Begriffs Italianità, in: Florika Griessner, Adriana Vignazia (Hrsg.):150 Jahre Italien. Themen, Wege, offene Fragen, Praesens, Wien 2014, S. 66–81.

    Königreich und Faschismus

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    Republik (seit 1946)

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    Geschichtsschreibung

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    • Andreas Mehl:Römische Geschichtsschreibung. Grundlagen und Entwicklungen, Kohlhammer, Stuttgart 2001,ISBN 3-17-015253-X.
    • Gabriele Zanella:Storici e storiografia del Medioevo italiano, Pàtron, Bologna 1984.
    • Fulvio Tessitore:Contributi alla storiografia arabo-islamica in Italia tra Otto e Novecento, Edizioni di Storia e Letteratura, Rom 2008,ISBN 978-88-6372-054-9.
    • William J. Connell:Italian Renaissance Historical Narrative, in:The Oxford History of Historical Writing, Bd. 3, Oxford University Press, 2012, S. 347–363.
    • Edoardo Tortarolo:Italian Historical Writing, 1680–1800, in:The Oxford History of Historical Writing, Bd. 3, Oxford University Press, 2012, S. 364–383.
    • Silvia Riccardi:Die Erforschung der antiken Sklaverei in Italien vom Risorgimento bis Ettore Ciccotti, Steiner, Stuttgart 1997,ISBN 3-515-07137-7.
    • Eugenio Di Rienzo:Storia d’Italia e identità nazionale. Dalla grande guerra alla Repubblica, Le Lettere, Florenz 2006,ISBN 88-7166-986-X.
    • Angelo D’Orsi, Patrizia Cancian, Bruno Bongiovanni:La città, la storia, il secolo. Cento anni di storiografia a Torino, Il Mulino, Florenz 2001,ISBN 978-88-15-07802-5.
    • Umberto Massimo Miozzi:La scuola storica romana 1926–1943, Rom 1982,ISBN 88-8498-105-0.
    • Norbert Campagna, Stefano Saracino:Staatsverständnisse in Italien. Von Dante bis ins 21. Jahrhundert, Nomos, 2018.

    Weblinks

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    Commons: Geschichte Italiens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikisource: Italien – Quellen und Volltexte

    Archive, Quellen

    Jüdische Geschichte Italiens

    Anmerkungen

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    1. Art.Mantel. In:Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 19, hier: S. 239.
    2. Marta Arzarello, Federica Marcolini, Giulio Pavia, Marco Pavia, Carmelo Petronio, Mauro Petrucci, Lorenzo Rook, Raffaele Sardella:L’industrie lithique du site Pléistocène inférieur de Pirro Nord (Apricena, Italie du sud): une occupation humaine entre 1,3 et 1,7 Ma / The lithic industry of the Early Pleistocene site of Pirro Nord (Apricena South Italy): The evidence of a human occupation between 1.3 and 1.7 Ma In:L’Anthropologie 113,1 (2009), S. 47–58.
    3. Margherita Mussi:Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic. Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York 2001, S. 18.
    4. Paolo Villa:Terra Amata and the Middle Pleistocene archaeological record of southern France.University of California Press, Berkeley 1983, S. 54f.
    5. Wil Roebroeks, Paola Villa:On the earliest evidence for habitual use of fire in Europe. In:Proceedings of the National Academy of Sciences 108,13 (2011), S. 5209–5214.
    6. Stefano Benazzi u. a.:Early dispersal of modern humans in Europe and implications for Neanderthal behaviour. In:Nature. Band 479, 2011, S. 525–528,doi:10.1038/nature10617
    7. Fulco Pratesi:Storia della natura d’Italia, Soveria Manelli: Rubbettino Editore, 2010, o. S. (AbschnittUn mondo in equilibrio).
    8. Andrea Pessina, Vincenzo Tiné:Archeologia del Neolitico. L’Italia tra VI e IV millennio a.C. Rom: Carocci editore, 1. Auflage. 2008, 2. Nachdruck 2010, S. 28ff.
    9. R. J. King, S. S. Özcan, T. Carter, E. Kalfoğlu, S. Atasoy, C. Triantaphyllidis, A. Kouvatsi, A. A. Lin, C.-E. T. Chow, L. A. Zhivotovsky, M. Michalodimitrakis, P. A. Underhill:Differential Y-chromosome Anatolian Influences on the Greek and Cretan Neolithic. In:Annals of Human Genetics 72 (2008), S. 205–214.
    10. Andrea Pessina, Vincenzo Tiné:Archeologia del Neolitico. L’Italia tra VI e IV millennio a.C. Rom: Carocci editore, 1. Auflage. 2008, 2. Nachdruck 2010, S. 32.
    11. John Robb:The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy. Cambridge University Press, Cambridge 2007, S. 36.
    12. Im Val Petronio, östlich von Sestri Levante; vgl. Nadia Campana, Roberto Maggi, Mark Pearce:ISSEL DIXIT. In:La nascità della Paletnologia in Liguria. Atti del Convegno, Bordighera 2008, S. 305–311. Der Titel bezieht sich aufArturo Issel (1842–1922), der schon 1879 ein so hohes Alter des Kupferbergbaus vermutete.
    13. Der Jahrtausendknall, in: Die Zeit, 10. April 2003. Vgl. C. Albore Livadie:Territorio e insediamenti nell’agro Nolano durante il Bronzo antico (facies di Palma Campania): nota preliminare. In:Actes du colloque L’Eruzione vesuviana delle „Pomici di Avellino“ e la facies di Palma Campania (Bronzo antico): Atti del Seminario internazionale di Ravello, 15-17 luglio 1994. Edipuglia, Bari 1999, S. 203–245.
    14. Harald Haarmann:Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen, München: Beck 2010. Ihm folgt die weitere Darstellung.
    15. Francesco Carimi, Francesco Mercati, Loredana Abbate, Francesco Sunseri:Microsatellite analyses for evaluation of genetic diversity among Sicilian grapevine cultivars, in:Genet Resources and Crop Evolution 57 (2010) 703–719, hier: S. 704.
    16. Thomas UrbanStudien zur mittleren Bronzezeit in Norditalien, 1993. Allgemein zu den Venetern: Art.Veneter. In:Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 32, S. 133–138, ab S. 136 zu den oberitalienischen Venetern.
    17. Grundlegend: Luisa Franchi dell’Orto (Hrsg.):Die Picener. Ein Volk Europas. Ausstellungskatalog Frankfurt a. M. 1999, Rom 1999.
    18. Grundlegend: Gianluca Tagliamonte:I Sanniti: Caudini, Irpini, Pentri, Carricini, Frentani, Longanesi, Mailand 1996.
    19. Dazu Barbara Scardigli:I Trattati Romano-Cartaginesi. Introduzione, edizione critica, traduzione, commento e indici, Scuola Normale Superiore, Pisa 1991.
    20. Famed Roman statue „not ancient“, BBC, 20. Juli 2008
    21. Grundlegend zur Geschichte Roms in der Antike:Frank Kolb:Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike. Beck, München 2002.
    22. Lukas Grossmann:Roms Samnitenkriege. Historische und historiographische Untersuchungen zu den Jahren 327 bis 290 v. Chr. Wellem, Düsseldorf 2009, S. 115.
    23. Dietmar Kienast:Augustus, Prinzeps und Monarch. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, S. 480.
    24. Paul Petit:Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 50.
    25. Paul Petit:Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 56.
    26. Diesen Anteil reduzierteMark Aurel auf ein Viertel (Sabine Panzram:Stadtbild und Elite, Steiner, Stuttgart 2002, S. 67). BeiPlinius (Epistulae 6,19,4) heißt es: „Occurrit; nam sumptus candidatorum, foedos illos et infames, ambitus lege restrinxit; eosdem patrimonii tertiam partem conferre iussit in ea quae solo continerentur, deforme arbitratus — et erat — honorem petituros urbem Italiamque non pro patria sed pro hospitio aut stabulo quasi peregrinantes habere.“
    27. Gunnar Seelentag:Der Kaiser als Fürsorger. Die italische Alimentarinstitution. In:Historia 57 (2008) 208–241.
    28. Paul Petit:Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 83.
    29. Karl Strobel:Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans. Habelt, Bonn 1984, S. 221, gibt (wie die meisten Historiker) 5 Millionen Pfund an. Karl Christ:Geschichte der römischen Kaiserzeit: Von Augustus bis zu Konstantin. 6. Auflage. Beck, München 2009, S. 300 bezweifelt diese Zahlen, die vonJohannes Lydos stammen, der sich wiederum auf den Leibarzt Trajans, auf T. Statilius Kriton beruft.
    30. Hans Kloft:Die Wirtschaft des Imperium Romanum. von Zabern, Mainz 2006, S. 116.
    31. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 25, S. 173.
    32. Günter Stangl:Antike Populationen in Zahlen. Überprüfungsmöglichkeiten von demographischen Zahlenangaben in antiken Texten. Peter Lang, Frankfurt am Main, 2008, S. 86.
    33. Michael E. Jones:The End of Roman Britain. Cornell University 1998, S. 262.
    34. Marc Bloch:Les invasions. In:Annales. 8, 1945, S. 18.
    35. Karl Julius Beloch:Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt. Duncker & Humblot, Leipzig 1886. Seine Schätzungen lagen zunächst niedriger, für Italien bei 6 Millionen, doch erhöhte er später einige Ergebnisse.
    36. Josiah Cox Russell:Late Ancient and Medieval Population. American Philosophical Society, Philadelphia 1958, S. 93f.
    37. Reinhard Blänkner,Bernhard Jussen:Institutionen und Ereignis. Über historische Praktiken und Vorstellungen gesellschaftlichen Ordnens. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 143.
    38. Attilio Milano:Il ghetto di Roma. Illustrazione storiche. Einaudi, Turin 1987, S. 15–18.
    39. Michael Borgolte, Juliane Schiel, Annette Seitz, Bernd Schneidmüller (Hrsg.):Mittelalter im Labor. Die Mediävistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft. Akademie, Berlin 2008, S. 446f.
    40. Orosius:Historiarum adversum paganos VII, 37, 9.
    41. Vgl. Kristina Sessa:The Formation of Papal Authority in Late Antique Italy. Roman Bishops and the Domestic Sphere. Cambridge University Press 2011.
    42. Dieser Fragestellung geht Marco Aimone:Romani e Ostrogoti fra integrazione e separazione. Il contributo dell’archeologia a un dibattito storiografico. In:Reti Medievali Rivista. 13, 1 (2012) 1-66 erstmals auf der Grundlage archäologischer Untersuchungen nach.
    43. Gregor forderte von den lokalen Autoritäten die Zwangsbekehrung der verbliebenen Heiden in Epist. 9, 204.
    44. Auguste Boullier:L’Île de Sardaigne. Description, histoire, statistique, mœurs, état social. E. Dentu, Paris, 1865, S. 78.
    45. Dies zeigt einPlacitum von 845 aus Trient (Joseph von Hormayr:Kritisch-diplomatische Beyträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter, Bd. 1, Wien 1803, Nr. 2, 26. Februar 845), in dem zwischen „Longobardi“ und „Teutisci“ (solchen, die eine germanische Sprache sprechen) unterschieden wird.
    46. J. F. Böhmer: Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751-918 (926), Bd. 3. Die Regesten des Regnum Italiae und der burgundischen Regna. Teil 1. Die Karolinger im Regnum Italiae 840-887 (888), Köln 1991 (RI I, 3 n. 99, Oktober 852).
    47. Cristina La Rocca:Italy in the Early Middle Ages. 476-1000. Oxford University Press, 2002, AbschnittJustice: principles, personnel, and places.
    48. Liutprand von Cremona warf dem KarolingerArnulf von Kärnten vor, er habe, selbst von 894 bis 899 König von Italien, die Ungarn gegen seine Feinde herbeigerufen (Antapodosis I,13, Hrsg.: Joseph Becker, Hannover 1915).
    49. Dazu:François Menant:Lombardia feudale. Studi sull’aristocrazia padana nei secoli X–XIII, Vita e Pensiero, Mailand 1992.
    50. Frans Theuws:Rituals of Power: From Late Antiquity to the Early Middle Ages, Brill, Leiden 2000, S. 22 bzw.Paulus Diaconus:Historia Langobardorum I, 14.
    51. Gerd Althoff:Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. In:Kohlhammer Urban Taschenbücher. 3. durchgesehene Auflage.Band 473. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2013,ISBN 978-3-17-022443-8,S. 96. 
    52. Grundlegend: Stefano Del Lungo:Bahr ʻas Shâm. La presenza musulmana nel Tirreno centrale e settentrionale nell’alto medioevo. Archaeopress, Oxford 2000.
    53. Ekkehard Eickhoff:Seekrieg und Seepolitik zwischen Islam und Abendland. Das Mittelmeer unter byzantinischer und arabischer Hegemonie (650–1040). de Gruyter, Berlin 1966, S. 189.
    54. Josiah Cox Russell:Late Ancient and Medieval Population. American Philosophical Society, Philadelphia 1958, S. 93f.
    55. Italien. In:Lexikon des Mittelalters, Bd. V, Sp. 732.
    56. Maureen Fennell Mazzaoui:The Italian Cotton Industry in the Later Middle Ages, 1100–1600 Cambridge University Press, Cambridge 1981.
    57. Zu den italienischen Kaufleuten in Europa vgl.Arnold Esch:Viele Loyalitäten, eine Identität. Italienische Kaufmannskolonien im spätmittelalterlichen Europa. In:Historische Zeitschrift 254 (1992), S. 581–608.
    58. Erstmals bei Raymond de Roover:The Commercial Revolution of the Thirteenth Century. Diskussionsbeitrag zu N. S. B. Grass:Capitalism – Concept and History. In:Business History Review 16 (1942), S. 34–39, Nachdruck 1962.
    59. Die Debatte hierüber fand in den 1970er bis 90er Jahren statt und teilte Historiker wie Archäologen in solche, die eher einen katastrophischen Umbruch sahen (diecatastrofisti), wieAndrea Carandini,Richard Hodges,David Whitehouse oderGian Pietro Brogiolo, und die Verfechter einer Kontinuität (diecontinuisti), wieBrian Ward-Perkins,Chris Wickham, Cristina La Rocca.
    60. Vgl. Frederic C. Lane:Family Partnerships and Joint Ventures in the Venetian Republic. In:Journal of Economic History 4 (1944), S. 178–196.
    61. Gino Luzzatto:Storia economica di Venezia dall’XI al XVI secolo. Venedig 1961, Nachdruck 1995, S. 121.
    62. Grundlegend zur Zweiteilung Italiens ist immer nochDavid Abulafia:The Two Italies. Economic Relations between the Norman Kingdom of Sicily and the Northern Communes. Cambridge University Press, Cambridge 1977.
    63. Grundlegend:Hagen Keller:Pataria und Stadtverfassung. In: Josefl Fleckenstein (Hrsg.):Investiturstreit und Reichsverfassung. Thorbecke, Sigmaringen 1973, S. 321–350.
    64. Piero Majocchi:Pavia città regia. Storia e memoria di una capitale altomedievale. Viella, 2008, S. 91f.
    65. Zu kirchlichen Reformbestrebungen und der Veränderung der Gesellschaft vgl. John Howe:Church Reform and Social Change in Eleventh-Century Italy. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1997.
    66. Für das Bistum Verona untersuchte dies Maureen Catherine Miller:The Formation of a Medieval Church. Ecclesiastical Change in Verona, 950-1150. Cornell University Press, Ithaca, 1993.
    67. St Dominic and the Albigenses in derWEB Gallery of Art
    68. Zur Geschichte der Spiritualität in Italien vgl. Pietro Zovatto (Hrsg.):Storia della spiritualità italiana. Città Nuova, Rom 2002.
    69. Zur Rezeption vgl. Romedio Schmitz-Esser:Arnold von Brescia im Spiegel von acht Jahrhunderten Rezeption. Ein Beispiel für Europas Umgang mit der mittelalterlichen Geschichte vom Humanismus bis heute. LIT Verlag, Münster 2007.
    70. Dies und das Folgende nach Wolfgang Behringer:Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung. Beck, München 2002, S. 44f.
    71. Massimo Prevideprato:Tu hai renegà la fede – Stregheria ed inquisizione in Valcamonica e nelle Prealpi lombarde dal XV al XVIII secolo. Vannini, Brescia 1992.
    72. Wolfgang Behringer:Witches and Witch-Hunts. A Global History. Polity Press, Cambridge 2004, S. 167.
    73. Wolfgang Behringer:Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung. Beck, München 2002, S. 61.
    74. Diese Einreihung als frühester Kreuzzug bietet Paul E. Chevedden:„A Crusade from the First“: The Norman Conquest of Islamic Sicily, 1060–1091. In:Al-Masaq: Islam and the Medieval Mediterranean 22 (2010), S. 191–225.
    75. Ferdinand Opll:Ytalica Expeditio. Die Italienzüge und die Bedeutung Oberitaliens für das Reich zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas (1152–1190). In: Hubert Houben (Hrsg.):Deutschland und Italien zur Stauferzeit, Göppingen 2002, S. 93–135.
    76. Zur Italienpolitik der römisch-deutschen Könige im 14. Jahrhundert siehe zusammenfassend Roland Pauler:Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert. WBG, Darmstadt 1997.
    77. Hubert Houben (Hrsg.):La conquista turca di Otranto (1480) tra storia e mito. Atti del convegno internazionale di studio, Otranto-Muro Leccese, 28–31 marzo 2007. 2 Bde., Congedo, Galatina 2008, passim.
    78. La storia della Comunità Ebraica di Roma (Memento vom 1. Januar 2014 imInternet Archive), Website der Gemeinde in Rom.
    79. Gian Maria Varanini, Reinhold C. Mueller:Ebrei nella terraferma veneta del Quattrocento. Atti del convegno di studi, Verona, 14 novembre 2003. Florenz 2005, passim.
    80. Italy, Jewish Virtual Library.
    81. Rafael Arnold:Spracharkaden. Die Sprache der sephardischen Juden in Italien im 16. und 17. Jahrhundert. Universitätsverlag Winter, 2006, passim.
    82. Roberto Bonfil:Gli Ebrei in Italia nell’epoca del Rinascimento, Sansoni, 1991, S. 64. Weitere Ghettos entstanden in: Florenz 1571,Siena 1571,Mirandola 1602,Verona 1602,Padua 1603,Mantua 1612,Rovigo 1613,Ferrara 1624,Urbino,Pesaro,Senigallia 1634,Modena 1638,Este 1666,Reggio Emilia 1670,Conegliano 1675,Turin 1679,Casale Monferrato 1724,Vercelli 1725,Acqui 1751,Moncalvo 1732,Finale Emilia 1736,Correggio 1779.
    83. Hans Conrad Peyer:Zur Getreidepolitik oberitalienischer Städte im 13. Jahrhundert, Diss. Wien 1950, S. 54.
    84. Dies und das Folgende nach Michael North:Kleine Geschichte des Geldes. Beck, München 2009, S. 24–26.
    85. Dies und das Folgende nach: Hans-Jürgen Hübner:Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert. Peter Lang, Frankfurt/M. u. a. 1998, S. 126–132.
    86. Alan M. Stahl:The Venetian Tornesello. A medieval colonial coinage, American Numismatic Society, New York 1985, S. 45.
    87. Jacob Burckhardt:Die Kultur der Renaissance in Italien, bearb. v.Walter Goetz. 12. Auflage. Kröner, Stuttgart 2009,ISBN 978-3-520-05311-4.
    88. Massimo Livi BacciEuropa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 24 (ital. Bari: Laterza 1998).
    89. Silvana Seidel Menchi:Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 21.
    90. Silvana Seidel Menchi:Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 7–11 (ital. 1992) konnte dies anhand von Inquisitionsakten nachweisen.
    91. Silvana Seidel Menchi:Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 33f.
    92. Lorenz Hein:Italienische Protestanten und ihr Einfluß auf die Reformation in Polen während der beiden Jahrzehnte vor dem Sandomirer Konsens 1570. Brill, Leiden 1974,ISBN 90-04-03893-0.
    93. Manfred E. Welti:Kleine Geschichte der italienischen Reformation (=Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. Band 193). Mohn, Gütersloh 1985,ISBN 3-579-01663-6. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
    94. Protestantismus in Italien und Spanien, Website museeprotestant.org (abgerufen am 20. September 2025)
    95. Corinna Mühlstedt:Reformation in Italien. In Feindesland. Gibt es eine Hölle, so steht Rom drauf! Martin Luther formulierte ein hartes Urteil über das Zentrum der katholischen Kirche. Seine Gedanken breiteten sich schnell in Italien aus. Die Inquisition machte dem ein Ende. 1588 galt die evangelische Bewegung als „erloschen“. Deutschlandfunk, 27. Dezember 2017.
    96. Andrea Spalinger:Luthers vergessene Vorläufer. Die 1175 gegründete Waldenser-Bewegung wurde über Hunderte von Jahren fast ausgerottet. Sie zählt in Italien noch 30'000 Mitglieder. Über 500'000 Italiener vertrauen ihr jedoch ihre Kirchensteuer an. In:Neue Zürcher Zeitung. Zürich, 29. August 2017.
    97. Massimo Firpo:Riforma protestante ed eresie nell’Italia del Cinquecento. Un profilo storico. Laterza, Bari 2008, passim.
    98. Massimo Livi Bacci:Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 105f.
    99. Massimo Livi BacciEuropa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 190f. (ital. Bari: Laterza 1998).
    100. Ilaria Porciani:Stato e nazione: l’immagine debole dell' Italia. In: Simonetta Soldani, Gabriele Turi (Hrsg.):Fare gli italiani, Bologna 1993, Bd. I, S. 385–428.
    101. Massimo Livi BacciEuropa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 19 (ital. Bari: Laterza 1998).
    102. Dazu Elena Maria Garcia Guerra, Giuseppe De Luca:Il Mercato del Credito in Età Moderna. Reti e operatori finanziari nello spazio europeo. Mailand 2010.
    103. Michael North:Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 95f.
    104. Bernd Roeck:Geschichte Augsburgs
    105. Thomas Babington Macaulay, zitiert nach Michael North:Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 110.
    106. Stephen Quinn, William Roberds:An Economic Explanation of the Early Bank of Amsterdam, Debasement, Bills of Exchange, and the Emergence of the First Central Bank. Federal Reserve Bank of Atlanta, September 2006, S. 41–44.
    107. Pietro Custodi (Hrsg.):Breve trattato delle cause che possono far abbondare li regni d’oro e d’argento dove non sono miniere. Mailand 1803.
    108. Michael North:Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 124f.
    109. Michael North:Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 227.
    110. Vgl. etwaAlberto Mario Banti:Il Risorgimento italiano. Laterza, Rom / Bari 2004,ISBN 88-420-7174-9, S. 4.
    111. DazuRudolf Lill:Geschichte Italiens in der Neuzeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 4., durchgesehene Auflage, Darmstadt 1988, S. 91.
    112. Jens Späth:Revolution in Europa 1820–23. Verfassung und Verfassungskultur in den Königreichen Spanien, beider Sizilien und Sardinien-Piemont. (=Italien in der Moderne, Bd. 19), Böhlau, Köln 2012,ISBN 978-3-412-22219-2 (Rezension).
    113. Alberto Mario Banti:Il Risorgimento italiano. Laterza, Rom / Bari 2004,ISBN 88-420-7174-9, S. 49–52.
    114. Es standen nur die Alternativen „Annessione alla monarchia costituzionale del Re Vittorio Emanuele II“ und ein „Regno separato“ zur Wahl. Zudem galt das piemontesische Zensuswahlrecht und Analphabeten, deren Zahl fast 80 % betrug, waren von der Abstimmung ausgeschlossen. Vgl.Peter Stadler:Cavour. Italiens liberaler Reichsgründer. Oldenbourg Verlag, München 2001,ISBN 3-486-56509-5, S. 146.
    115. Nach: Jörg Fisch:Das Selbstbestimmungsrecht der Völker oder die Domestizierung einer Illusion, Beck, München 2010, S. 125, „Tabelle 3: Die Plebiszite im Zusammenhang mit der italienischen Einigung, 1860–1870“.
    116. Dazu ausführlich Denis Mack Smith:Cavour and Garibaldi 1860. A study in political conflict. Cambridge University Press, reissued with a new preface, Cambridge 1985 (1954).
    117. Pascal Oswald:Giuseppe Garibaldi und die ‚Römische Frage‘. Vom Volturno nach Mentana (1860–1870). (=Geschichte & Kultur. Kleine Saarbrücker Reihe. Band 9) Verlag für Geschichte & Kultur, Trier 2023 (Rezension (italienisch)). Für eine digitale Kurzfassung vgl. auch Pascal Oswald:Vom Volturno nach Mentana: Giuseppe Garibaldi und die ‚Römische Frage‘. In:risorgimento.info (abgerufen am 6. März 2020).
    118. Denis Mack Smith:Storia d’Italia 1861–1969. Laterza, Bari 1972 (Sonderausgabe mitIl Giornale), S. 151.
    119. Michele Sarfatti:Gli ebrei nell’Italia fascista. Vicende, identità, persecuzione, Einaudi, Turin 2000, S. 9.
    120. Ulrich Wyrwa:Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich, Mohr Siebeck, 2003, S. 169f.
    121. Ulrich Wyrwa:Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich, Mohr Siebeck, 2003, S. 179.
    122. Ulrich Wyrwa:Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich, Mohr Siebeck, 2003, S. 184f.
    123. Lutz Klinkhammer:Staatliche Repression als politisches Instrument. Deutschland und Italien zwischen Monarchie, Diktatur und Republik. In:Christof Dipper (Hrsg.):Deutschland und Italien 1860–1960. Politische und kulturelle Aspekte im Vergleich, Oldenbourg, München 2005, S. 133–157, hier: S. 139.
    124. Waltraud Weidenbusch:Das Italienische in der Lombardei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schriftliche und mündliche Varietäten im Alltag, Gunter Narr Verlag, 2002, S. 67f. liefert diese Zahlen, wenn sie auch für die Lombardei eine höhere Alphabetisierungsrate sieht.
    125. Rudolf Lill:Geschichte Italiens in der Neuzeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 4., durchgesehene Auflage, Darmstadt 1988, S. 205–213.
    126. Ute Klammer:Alterssicherung in Italien. Eine institutionelle, theoretische und empirische Analyse. Berlin 1997, S. 90.
    127. Ada Negri widmete dem Ereignis ein Sonett mit TitelSette maggio 1898 (in der Nachdichtung von Hedwig Jahn mit dem Titel „Der siebente Mai 1898“ erschienen inMutterschaft, Berlin 1905, S. 104).
    128. Adolphus William Ward,George Walter Prothero,Stanley Leathes (Hrsg.):Riots at Milan. In:The Cambridge Modern History, Band XII:The Latest Age. Cambridge University Press, Cambridge 1910, S. 220 (online).
    129. Raffaele Colapietra:Bava Beccaris, Fiorenzo In:Dizionario Biografico degli Italiani Bd. 7 (1970).
    130. Ute Klammer:Alterssicherung in Italien. Eine institutionelle, theoretische und empirische Analyse. Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 87f.
    131. Georg Wannagat:Lehrbuch des Sozialversicherungsrechts. Bd. 1, Mohr, Tübingen 1965, S. 83.
    132. Massimo Livi BacciEuropa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, München: Beck 1999, S. 19 (ital. Bari: Laterza 1998).
    133. HOME emigrati.it
    134. Einen guten Überblick über die Entstehung der italienischen Bahnen bietet Italo Briano:Storia delle ferrovie in Italia. 3 Bde., Mailand: Cavallotti, 1977; die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe beleuchtet stärker Stefano Maggi:Politica ed economia dei trasporti nell’età contemporanea (secoli XIX–XX). Una storia della modernizzazione italiana. Il Mulino, Bologna 2001.
    135. Dies ist das Ergebnis von Carlo Ciccarelli, Stefano Fenoaltea:The Rail-Guided Vehicles Industry in Italy, 1861–1913: The Burden of the Evidence. In: Christopher Hanes, Susan Wolcott (Hrsg.):Research in Economic History, Bd. 28, 2012, S. 43–115.
    136. Maddalena Guiotto:Italien und Österreich: ein Beziehungsgeflecht zweier unähnlicher Nachbarn. In: Maddalena Guiotto, Wolfgang Wohnout (Hrsg.):Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit / Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali. Böhlau, Wien 2018,ISBN 978-3-205-20269-1,S. 17. 
    137. Stephen Harvey:The Italian War Effert and the Strategic Bombing of Italy. In:History 70 (1985) 32–45.
    138. Andrea Moschetti:I danni ai monumenti e alle opere d’arte delle Venezie nella guerra mondiale MCMXV–MCMXVIII. C. Ferrari, Venedig 1932, S. 65.
    139. Pietro Pastorelli:L’Albania nella politica estera italiana, 1914–1920. Jovene, Neapel 1970.
    140. Antonella Astorri, Patrizia Salvadori:Storia illustrata della prima guerra mondiale. Bd. 1, Florenz 1999, S. 160.
    141. Vito Avantario:Die Agnellis. Die heimlichen Herrscher Italiens. Campus 2002, S. 217.
    142. Hans Woller:Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010 (Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert), S. 132 f.
    143. Wolfgang Altgeld:Vorlesung. Das faschistische Italien. Bonn 2016, S. 220–222.
    144. Rudolf Lill:Das faschistische Italien (1919/22–1945). In:Wolfgang Altgeld u. a. (Hrsg.):Geschichte Italiens. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart 2016, S. 392–454, hier S. 419 f.
    145. Aram Mattioli:Entgrenzte Kriegsgewalt. Der italienische Giftgaseinsatz in Abessinien 1935–1936. In:Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 51, Heft 3, 2003, S. 311–337,online (PDF; 7 MB).
    146. Antonella Randazzo:L’Africa del Duce. I crimini fascisti in Africa. Arterigere, Varese 2008, S. 237f.
    147. Osti Guerazzi:Zum Selbstbild der italienischen Armee während des Krieges und nach dem Krieg. In:Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll. Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht deutscher und italienischer Soldaten. Herausgegeben vonHarald Welzer,Sönke Neitzel undChristian Gudehus. Fischer TB 2011,ISBN 978-3-596-18872-7.
    148. Steven D. Mercatante:Why Germany Nearly Won. A New History of the Second World War in Europe. ABC-CLIO, Santa Barbara 2012, S. 167.
    149. Dazu auch Pietro Cavallo:Italiani in guerra. Sentimenti e immagini dal 1940 al 1943. Il Mulino, Bologna 2020,ISBN 9788815287380. (Rezension)
    150. Marco Gioannini:Bombardare l’Italia. Le strategie alleate e le vittime civili. In:Nicola Labanca (Hrsg.):I bombardamenti aerei sull’Italia. Politica, stato e società (1939–1945). Il Mulino, Bologna 2012, S. 79–98.
    151. Cesare De Simone:Venti angeli sopra Roma. I bombardamenti aerei sulla Città Eterna (19 luglio e 13 agosto 1943). Mursia, Mailand 1993.
    152. Emilio Gentile:25 luglio 1943. Laterza, Bari/Rom 2018,ISBN 978-88-581-3123-7. (Rezension)
    153. Nicola Gallerano,Luigi Ganapini, Massimo Legnani:L’Italia dei quarantacinque giorni. Studio e documenti.Istituto Nazionale per la Storia del Movimento di Liberazione, Mailand 1969. Auf Deutsch auchJens Petersen:Sommer 1943. In: Hans Woller (Hrsg.):Italien und die Großmächte 1943–1949 (=Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 57). Oldenbourg, München 1988, S. 23–48.
    154. Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945,Lexington Books, Lanham 2001, S. 162, Anm. 40.
    155. Elena Aga Rossi:A Nation Collapses: The Italian Surrender of September 1943. Cambridge University Press, 2006,ISBN 978-0-521-59199-7.
    156. Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington Books, Lanham 2001,ISBN 978-0-7391-0195-7, S. 105.
    157. Aldo Toscano:L’olocausto del Lago Maggiore (settembre – ottobre 1943). Verbania, Alberti 1993.
    158. Shalom – Zeitschrift der Jüdischen Gemeinde Roms (ital.) 5. April 2019
    159. Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 207.
    160. Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 157. Nur 10.000 der 60.000 gefangenen Italiener kehrten aus sowjetischen Gefangenenlagern zurück.
    161. Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 106f.
    162. Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 154. Demnach werden auch 87.303 angegeben.
    163. Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 184f.
    164. Brunello Mantelli:Rassismus als wissenschaftliche Welterklärung. In:Christof Dipper (Hrsg.):Deutschland und Italien 1860–1960. Politische und kulturelle Aspekte im Vergleich. Oldenbourg, München 2005, S. 207–226.
    165. Martin Baumeister:Ebrei fortunati? Juden in Italien zwischen Risorgimento und Faschismus. In:Petra Terhoeven (Hrsg.):Italien, Blicke. Neue Perspektiven der italienischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 43–60, hier: S. 46.
    166. Monica Fioravanzo:Mussolini e Hitler. La Repubblica sociale sotto il Terzo Reich. Donzelli 2009, S. 80.
    167. EintragWilhelm Harster. In:Andreas Schulz, Günter Wegmann,Dieter Zinke,Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Die militärischen Werdegänge der Generale sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang (=Deutschlands Generale und Admirale. Teil 5, Band 2). Biblio, Bissendorf 2005,ISBN 3-7648-2592-8, S. 59–67.
    168. Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 185.
    169. Sie erhielten 5.000 Lire für jeden zur Deportation ausgeliefertem Mann, 2.000 pro Frau und 1.000 pro Kind (Charles T. O’Reilly:Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 69).
    170. Carlo Moos:Ausgrenzung, Internierung, Deportationen, Antisemitismus und Gewalt im späten italienischen Faschismus (1938–1945). Chronos, Zürich 2004,ISBN 3-0340-0641-1.
    171. Ada Sereni:I clandestini del mare. L’emigrazione ebraica in terra d’Israele dal 1945 al 1948. Mursia, 2006.
    172. Sergio DellaPergola:World Jewish Population, 2010. Hrsg. v. Berman Institute – North American Jewish Data Bank, University of Connecticut, 2010, S. 50.
    173. amtliche Statistik
    174. Enrico Miletto:Istria allo specchio. Storia e voci di una terra di confine. FrancoAngeli, Mailand 2007, S. 136.
    175. Nico Perrone:Il dissesto programmato. Le partecipazioni statali nel sistema di consenso democristiano. Dedalo, Bari 1991, S. 7ff.
    176. Christian Jansen:Italien seit 1945. UTB, Göttingen 2007, S. 122.
    177. Christian Jansen:Italien seit 1945. UTB, Göttingen 2007, S. 187f.
    178. Christian Jansen:Italien seit 1945. UTB, Göttingen 2007, S. 187.
    179. Schlappheit und Schlendrian In:Die Zeit, 16. Januar 1976.
    180. abGiuseppe Vottari:Storia d’Italia (1861–2001). Mailand 2004, S. 191.
    181. Ruth Glynn, Giancarlo Lombardi:Remembering Aldo Moro. In: dies. (Hrsg.):Remembering Aldo Moro: The Cultural Legacy of the 1978 Kidnapping and Murder. Routledge, Abingdon, New York 2012, S. 1–16, hierS. 1 f. Eine Grafik zur Entwicklung der Anschlagsanzahlen zeigt Tobias Hof:Staat und Terrorismus in Italien 1969–1982. Oldenbourg, München 2012,S. 51.
    182. Aurelio Lepre:Storia della prima Repubblica. L’Italia dal 1943 al 2003, il Mulino, Bari 2006, S. 207f.
    183. Aurelio Lepre:Storia della prima Repubblica. L’Italia dal 1943 al 2003. Il Mulino, Bari 2006, S. 246.
    184. Markus Schaefer:Referenden, Wahlrechtsreformen und politische Akteure im Strukturwandel des italienischen Parteiensystems. Lit, Münster 1998, S. 39.
    185. MIUR – Unterrichtsministerium: Studierende 2006/7 (Memento vom 17. Mai 2013 imInternet Archive) (PDF; 57 kB).
    186. Ricerca Italiana (Memento vom 7. März 2012 imInternet Archive).
    187. Craxi will nicht weichen. In:Die Zeit, 27. Februar 1987;Italien: Das Wunder. In:Die Zeit, 7. August 1987;Madonna, was ist passiert in bella Italia? In:Der Spiegel.Nr. 32, 1987,S. 98–107 (online3. August 1987). 
    188. Zum 10. Jahrestag erschien u. a. Francesco La Licata:Storia di Giovanni Falcone. Mailand 2002, 3. Auflage. 2005.
    189. Alexander Stille:Excellent Cadavers. The Mafia and the Death of the First Italian Republic. Random House 2011.
    190. David Furch:Marktwirtschaften unter dem Druck globalisierter Finanzmarkte. Eine Vergleichende Untersuchung der Finanzsysteme und Corporate-Governance-Strukturen in Deutschland und Italien. Diss., Universität Hamburg 2011, Springer 2012, S. 177.
    191. Orazio P. Attanasio, Agar Brugiavini:L’effetto della riforma Amato sul risparmio delle famiglie italiane. In:Ricerche quantitative per la politica economica 1995. hrsg. von derBanca d’Italia, S. 596.
    192. David Furch:Marktwirtschaften unter dem Druck globalisierter Finanzmarkte. Eine Vergleichende Untersuchung der Finanzsysteme und Corporate-Governance-Strukturen in Deutschland und Italien. Springer 2012, S. 179.
    193. David Furch:Marktwirtschaften unter dem Druck globalisierter Finanzmarkte. Eine Vergleichende Untersuchung der Finanzsysteme und Corporate-Governance-Strukturen in Deutschland und Italien. Springer 2012, S. 181 f.
    194. Tagesschau:Neuwahlen in Italien rücken näher (tagesschau.de-Archiv) vom 4. Februar 2008.
    195. Sciolte le Camere, si vota il 13 e 14 aprile Corriere della Sera, 6. Februar 2008.
    196. Italien hält sich im Trubel abseits. In:Handelsblatt 11. Februar 2010.
    197. Anleihe bringt Italien relativ günstiges Geld. Spiegel online, 29. Dezember 2011.
    198. Arbeitslosigkeit in Italien auf höchstem Stand seit 2004 (Memento vom 6. April 2012 imInternet Archive), in:Wirtschaftsblatt, 2. April 2012.
    199. Arbeitslosigkeit in Italien auf Rekordhoch, oe24.at, 1. Februar 2013.
    200. Gespaltene Mehrheit in Italien. In:Die Zeit online, 26. Februar 2013.
    201. „Gentiloni gewinnt Vertrauensabstimmung im italienischen Senat“, abgerufen am 15. Dezember 2016.
    202. Die Zeit:Der Pakt des Vertrauens ist zerbrochen
    203. Massimo Livi Bacci:Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 176 (ital. Bari: Laterza 1998).
    204. Anna Montanari:Stranieri extracomunitari e lavoro. Wolters Kluwer Italia, Mailand 2010, S. 11 Anm. 26,ISBN 978-88-13-29103-7.
    205. Sedicesiomo Rapporto Sulle Migrazioni 2010, hrsg. v. d. Fondazione ISMU (Iniziative e studi sulla multietnicità), Mailand 2011, S. 40.
    206. siehe auchwww.ismu.org
    207. Istituto Nazionale di Statistica:Bilancio demografico nazionale. Anno 2010 (Memento vom 9. Februar 2013 imInternet Archive) (PDF).
    208. ISTAT (Memento vom 8. März 2012 imInternet Archive) (PDF; 13 kB).
    209. Giovanna Zincone:The case of Italy. In: Giovanna Zincone, Rinus Penninx, Maren Borkert (Hrsg.):Migration Policymaking in Europe. The Dynamics of Actors and Contexts in Past and Present. Amsterdam University Press, Amsterdam 2012, S. 247–290, hier: S. 247.
    210. William Stanton (2003):The Rapid Growth of Human Populations, 1750–2000. Histories, Consequences, Issues Nation by Nation.ISBN 0-906522-21-8, S. 30.
    211. Dies und das Folgende nach: Fondazione Ismu (Hrsg.):Diciassettesimo Rapporto sulle Migrazioni 2011, S. 8.
    212. Schutz statt Abwehr von Flüchtlingen, Deutschlandradio, 8. März 2012.
    213. zum aktuellen Stand siehe auchfrontex.europa.eu (Memento vom 25. Februar 2019 imInternet Archive)
    214. Sono 5 milioni e 775mila gli stranieri che vivono in Italia, in:Vita, 13. Februar 2024.
    215. Luoghi della Cultura (Memento vom 14. September 2019 imInternet Archive), Website des Kultusministeriums.
    216. Rezension
    Geschichte neuzeitlicher Staaten in Europa

    Geschichte Europas
    45 europäische Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen:
    Albanien |Andorra |Belarus |Belgien |Bosnien und Herzegowina |Bulgarien |Dänemark |Deutschland |Estland |Finnland |Frankreich |Griechenland |Irland |Island |Italien |Kasachstan |Kroatien |Lettland |Liechtenstein |Litauen |Luxemburg |Malta |Moldau |Monaco |Montenegro |Niederlande |Nordmazedonien |Norwegen |Österreich |Polen |Portugal |Rumänien |Russland |San Marino |Schweden |Schweiz |Serbien |Slowakei |Slowenien |Spanien |Tschechien |Türkei |Ukraine |Ungarn |Vereinigtes Königreich

    Europäisches Nichtmitglied der Vereinten Nationen:
    Vatikanstadt

    Abhängige Gebiete:
    Ålandinseln |Färöer |Gibraltar |Guernsey |Isle of Man |Jersey

    Umstrittene Gebiete:
    Kosovo |Transnistrien

    Geschichte der Staaten von:
    Afrika |Asien |Nordamerika |Ozeanien |Südamerika

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