Georg Thiel (*1957 inKöln) ist ein deutscherJurist imRuhestand. Er war von Oktober 2017 bis Dezember 2022Präsident desStatistischen Bundesamtes und mit der Aufgabe desBundeswahlleiters betraut.
Thiel studierteRechtswissenschaften an derUniversität zu Köln. 1988promovierte er mit derDissertationRechtsfragen der atomaren Entsorgung[1] zumDoktor der Rechte. Anschließend trat Thiel in dasBundesamt für Zivilschutz ein und wurde dortReferatsleiter. Zwischen 1997 und 2002 leitete er dasReferatOrganisation und Informationstechnik sowie verschiedene Projektgruppen imBundesministerium des Innern (BMI). Anschließend war er Präsident desTechnischen Hilfswerks (THW). Am 16. Oktober 2017 übernahm er die Leitung des Statistischen Bundesamtes und die Funktion des Bundeswahlleiters. Mit Ablauf des Jahres 2022 trat Thiel in denRuhestand. Seine Nachfolgerin wurde zum 1. Januar 2023Ruth Brand.[2]
2006 wurde Thiel vom Amt des THW-Präsidenten entbunden und zum Bundesministerium des Innern zurückversetzt. Vorausgegangen waren Vorwürfe gegen Thiel, er sei für denSuizid eines Mitarbeiters verantwortlich gewesen, nachdem dieser Thiel in seinem Abschiedsbrief den „Auslöser“ des Selbstmordes nannte.[3] Der damalige Bundesminister des InnernWolfgang Schäuble bezeichnete die Vorwürfe als „haltlos“, berief Thiel aber dennoch ab, „um weiteren Schaden von der Organisation abzuwenden“.[4] Thiel hatte selbst um seine Amtsentbindung gebeten.[5]
Im BMI war Thiel anschließend als ständiger Vertreter der Abteilungsleitung „Verwaltungsmodernisierung; Verwaltungsorganisation“ unter anderem für die BereicheGeoinformation,Statistik, Beschaffungswesen undEinheitliche Behördenrufnummer zuständig. Eine Verwendung beimBundesamt für Verfassungsschutz scheiterte, nachdem es dort Beschwerden über Thiel gab.[6]
Ab dem Oktober 2015 bis zum Oktober 2017 war Thiel stellvertretender Leiter desBundesamts für Migration und Flüchtlinge. Im Oktober 2015 wurde er außerdem zum Vizepräsidenten des Statistischen Bundesamtes und zum Stellvertreter des Bundeswahlleiters ernannt.
Am 16. Oktober 2017 wurde er Nachfolger vonDieter Sarreither im Amt des Präsidenten des Statistischen Bundesamts und zugleich neuer Bundeswahlleiter.[7] Thiel begann unmittelbar nach seinem Amtsantritt damit, das Statistische Bundesamt zu modernisieren. Nach Informationen vonZeit Online wurde sein Führungsstil von den Beschäftigten von Beginn an als schikanös und belastend empfunden. Deshalb wandten sich 2019 mehrere Führungskräfte schriftlich an Thiel und baten ihn „Anspruch und Wirklichkeit seines Führungsstils stärker in Übereinstimmung [zu] bringen“.[6]
2021 erhoben mehrere Mitarbeiter des Statistischen Bundesamts gegenüber demWiesbadener Kurier und derAllgemeinen Zeitung (Mainz) Vorwürfe gegen Thiel. Thiel habe seit seiner Amtsübernahme 2017 „ein Klima der Angst, Überforderung undVetternwirtschaft etabliert“.[8] Beschäftigte, die seine Anforderungen nicht erfüllten, würden öffentlich gedemütigt; Vertraute Thiels würden ohne Stellenausschreibungen in wichtigen Positionen installiert; hochbezahlte Berater gingen ein und aus. Thiels Führungsstil wird als autoritär beschrieben, seine Art als „aufbrausend und aktionistisch“.[9] Auf anschließende Anfrage desWiesbadener Kuriers und derTaz erklärte das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Mai 2021, dass man zu Personalfragen „grundsätzlich nicht öffentlich Stellung“ nehme.[10][11] Wenige Tage später berichteten Medien, dass derartige Vorwürfe gegen ihn „ähnlich in jeder Behörde erhoben wurden, in der Thiel bislang tätig war“, die jeweils zum Geschäftsbereich des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gehörten. Die vorangehenden Vorwürfe waren demnach schon aktenkundig, bevor er zum Präsident des Statistischen Bundesamtes ernannt wurde. Aus Gesprächen mit aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden und Führungskräften lasse sich inzwischen das Bild einer „Behörde im Verfall“ zeichnen. Es bestehe eine Kultur, bei der „niemand widerspricht“.[6]
Am 23. Juni 2021 wurde dieCausa Thiel imAusschuss für Inneres und Heimat desDeutschen Bundestags erörtert. Bereits im Vorfeld hatte das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat mitgeteilt, dass es mittlerweile Gespräche mit den zuständigen Personalvertretungen gegeben habe. Die Verunsicherung der Destatis-Beschäftigten sei wohl auf behördeninterne Veränderungsprozesse zurückzuführen. Hingegen sei der „Vorwurf der menschenverachtenden Personalführung“ durch Thiel „ehrverletzend und unzutreffend“. Einzelne Ausschussmitglieder warfen dem Innenministerium hingegen vor, seine Aufsichtspflichten gegenüber dem Bundesamt und anderen nachgeordneten Behörden vernachlässigt zu haben.[12]
Im August 2021 stellte sich die Bundesregierung dann in einer schriftlichen Stellungnahme ausdrücklich vor Georg Thiel als Präsident des Statistischen Bundesamtes und als Bundeswahlleiter. Sie wies die Behauptung, Thiel würde ein „System von Druck und Angst erzeugen und sein Amt nicht zum Wohle der Gemeinschaft ausüben“, als Unterstellung zurück.[13]
Personendaten | |
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NAME | Thiel, Georg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verwaltungsjurist, Präsident des Statistischen Bundesamtes und Bundeswahlleiter |
GEBURTSDATUM | 1957 |
GEBURTSORT | Köln |