Georg Julius von Schultz (PseudonymDr. Bertram, auchGeorg Julius von Schultz-Bertram,russischЕгор Христианович ШульцJegor Christianowitsch Schulz; * 22. Septemberjul. /4. Oktober 1808greg. inReval; †16. Mai1875 inWien) war eindeutschbaltischerArzt,Dichter,Publizist,Folklorist und Zeichner.
Schultz stammt aus einer Predigerfamilie, deren Vorfahren ausMecklenburg eingewandert waren. Seine Mutter war Caroline Charlotte Schultz, geborene Asverus (1789–1875). Sein Vater war der Oberpastor der Ritter- und Domkirche in Reval Christian Timotheus Schultz (1767–1809). Schultz hatte drei Brüder. Zwei aus der ersten Ehe seines Vaters mit Henriette Elisabeth Schultz, geborene Henning (1780–1805), nämlich Woldemar August Schultz (1800–1849) und Carl Schultz (1802–1823) und einen leiblichen Bruder, nämlich Moritz Franz von Schultz (1806–1888).
Georg Julius von Schultz wurde nach dem frühen Tod seines Vaters bei seinem Großvater auf dem Gut Friedental (heuteestnischRahuoru mõis) inTorma erzogen (daher auch gelegentlichSchoultz de Torma). Von 1823 bis 1826 besuchte Schultz die Domschule in Reval. 1826–1833 studierte er an derKaiserlichen Universität Dorpat Medizin mit Vertiefung in Augenheilkunde und Chirurgie. Er gehörte der StudentenverbindungBaltische Corporation Estonia Dorpat an. 1834 bis 1836 war SchultzProsektor am Anatomikum in Dorpat. 1836 erlangte er den Dr. med. an der Universität Dorpat. Von 1836 bis 1839 praktizierte Schultz als Hausarzt bei GeneralFjodor Semjonowitsch Uwarow auf dessen Gut im DorfCholm im russischenGouvernement Smolensk. In den Jahren 1840 bis 1842 bereiste er Deutschland und war als ärztlicher Reisebegleiter in Italien. Ab 1842 bis 1848 war Schultz Konservator an derKaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Im Jahr 1843 arbeitete er zusätzlich als Arzt bei der St. Petersburger Mineralwasseranstalt. Von 1845 bis 1857 war Schultz Prosektor am Anatomischen Institut der Medizinisch-Chirurgischen Akademie in St. Petersburg.[1]
Am 24. Mai 1845 heiratete er Theodora von Unzer (1820–1899)[2], eine Enkelin vonJohann Christoph Unzer. Das Ehepaar wohnte inSankt Petersburg. Das Paar hatte zwei Töchter: Die Komponistin und MusiktheoretikerinElla Adaïewsky (1846–1926) und die MalerinPauline Geiger (1851–1934). Pauline Geigers Sohn war der österreichische Dichter, Kunsthistoriker und ÜbersetzerBenno Geiger (1882–1965)[3].
Schultz wurde 1853Prosector an derPetersburger Akademie und russischer Staatsrat. Seit 1854 arbeitete er zudem als Ordinator, also als hauptamtlich tätiger Arzt mit Zuständigkeit für eine Station am Zweiten Militärhospital. Dann privatisierte er, reiste von 1856 bis 1860 durch Europa und begann unter dem PseudonymDr. Bertram eine schriftstellerische Laufbahn. Er traf sich mitAlexander von Humboldt in Berlin, mitJustinus Kerner undLudwig Uhland in Württemberg, mitHeinrich Heine in Paris undFriedrich Hebbel in Wien. 1860 gründete Schultz ein literarischen Wochenblatt in St. Petersburg und arbeitete dort als Redakteur. Von 1862 bis 1864 war er frei praktizierender Arzt und Inhaber einer kleinen Augenklinik auf dem Gut Friedental bei Torma in Livland (heuteestnischRahuoru mõis). Anschließend arbeitete Schultz zeitweilig als Sekretär im Ministerium des Kaiserlichen Hofes; später alsZensor für estnischsprachige Literatur. Ab 1867 lebte Schultz inEstland. Schultz, ein Bewunderer der estnischen Kultur, war ein Freund des Arztes und SchriftstellersFriedrich Reinhold Kreutzwalds und trug maßgeblich zu dessen Entschluss bei, das estnische NationaleposKalevipoeg zu verfassen.
Georg Julius von Schultz starb auf einer Reise in Wien und erhielt ein Ehrengrab auf demFriedhof Matzleinsdorf. Für sein Engagement für die estnische Identifikation wurde ihm am 29. September 1968 im Park des Gutes Rahuoru (Friedenthal) inTorma ein Gedenkstein gesetzt.
„Auch den KönigFriedrich Wilhelm III. sahen wir aufs bequemste, denn er ruhte einen ganzen Tag lang inTorma und schob mich sehr liebreich zur Seite, als ich, ein Knabe von 10 Jahren, so vertieft war in der Bemühung, dem Könige zu Ehren ein paar lederne Handschuhe anzuziehen, daß ich den Weg zum Garten Sr. Majestät hartnäckig versperrte.“
„In russischen Annalen erscheintTorma sehr früh 1030, 1130 und 1212 als Gegend nördlich von Jurjew (Dorpat). Die Fürsten vonNowgorod undPleskau fielen hier ein, um die in früheren Zeiten tributär gewordenen, aber wieder abgefallenen Esten zu züchtigen.“
„Denn während derDniepr dem warmen Süden zueilt, die goldenen Kreuze der alten Wiege Rußlands wiederspiegelt und auf die Straße nach Byzanz hinweist, wälzt dieWolga mit ihren riesenhaften Nebenflüssen sich breit durch das Herz von Rußland und strömt durch einen Druckfehler der Schöpfung in den traurigen Kaspischen Binnensee, während dicht nebenbei der viel unbedeutendereDon sich eines Europäischen Ausflusses bei Asow bemächtigt hat.“
„Geben wir dem Volke ein Epos und eine Geschichte und alles ist gewonnen.“
Personendaten | |
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NAME | Schultz, Georg Julius von |
ALTERNATIVNAMEN | Bertram, Dr. (Pseudonym); Schultz-Bertram, Georg Julius von; Шульц, Егор Христианович |
KURZBESCHREIBUNG | deutschbaltischer Arzt, Dichter, Publizist, Folklorist und Zeichner |
GEBURTSDATUM | 4. Oktober 1808 |
GEBURTSORT | Reval |
STERBEDATUM | 16. Mai 1875 |
STERBEORT | Wien |