

Georg Anton (tschechisch Jiří Antonín)Benda (getauft30. Juni1722 inAlt-Benatek an der Iser (nordöstlich Prag), Böhmen; †6. November1795 inKöstritz) war ein böhmischerKapellmeister undKomponist.
Georg (Anton) Benda[2] war der vierte Sohn desLeinewebers und MusikersHans Georg Benda und seiner Ehefrau Dorothea (1686–1762), geboreneBrixi, Tochter des Dorfkantors Heinrich Brixi inSkalsko.[3][4] Sein ältester Bruder war der Violinist und KomponistFranz Benda, wie dieser (ab 1733) waren auch die BrüderJohann Georg (seit 1734) undJoseph (seit 1742) als Violinisten Mitglieder derHofkapelle vonFriedrich II. von Preußen („dem Großen“). Der Vater hatte die Familie zusätzlich durch Auftritte (Hackbrett,Oboe,Schalmei) bei Tanzveranstaltungen in Gasthäusern ernährt, wobei ihn teilweise auch die Kinder mit Instrumenten und Gesang begleiten mussten (Georg Anton spielte Geige und Oboe).[5] Nach einem Besuch inPotsdam waren die Eltern in Böhmen wiederholt Verhören ausgesetzt, bis Friedrich II. bei ihremLehnsherrn die Ausreise der restlichen Familie erwirkte. Am 5. März 1742 fuhren die Eltern mit den Kindern Viktor (ebenfalls Leineweber) undAnna Franziska bei Georg Antons Internat inJičín vor und nahmen ihn mit nachPreußen.[6]
Der Vater hatte den Dreizehnjährigen 1735 auf dasPiaristen-Kolleg inKosmanos beiJung-Bunzlau geschickt, welches ein Schultheater beinhaltete. Von 1739 an war er Seminarist imJesuiten-Kolleg in Jičín, welches bekannt war für seine intensive Pflege der Vokal- und Instrumentalmusik,Rhetorik und insbesondere seinen Theaterbetrieb. Die Aufführungen derJesuitendramen, bei denen gesprochener Text und gesungene Partien sich abwechselten, inspirierten Georg Anton Benda möglicherweise später inGotha zu seinenMelodramen.[7] In Potsdam führte Franz Benda seinen Bruder Georg Anton in die von Friedrich II. bevorzugte Spielweise auf der Geige ein, und er bekam noch im selben Jahr ebenfalls eine Anstellung als Violinist im königlichen Orchester. Außerdem vervollkommnete er sich auf der Oboe, war aber auch ein so guterCembalo- und Clavierspieler, dass er zeitweilig alsRepetitor undSolist tätig sein konnte.
Nach der streng gegenreformatorischenJesuitenerziehung kam Benda in Potsdam undBerlin nun in Berührung mit deraufklärerischen Musikästhetik am Hofe von Friedrich II. unter dem Einfluss der französischen Philosophie vonVoltaire undRousseau und derAffektenlehre. Als Mitglied der Hofkapelle lernte er die Kompositionen vonJohann Joachim Quantz, den BrüdernJohann Gottlieb undCarl Heinrich Graun,Johann Adolph Hasse kennen, insbesondere auch italienische Opern (Eröffnung der neuenKöniglichen Oper am 7. Dezember 1742). 1742–1749 hatte er Gelegenheit, die Singspiele der Schauspielergesellschaft vonJohann Friedrich Schönemann zu erleben. MitCarl Philipp Emanuel Bach, 1738–1768 als Cembalist ebenfalls Mitglied der Hofkapelle, war Benda zeitlebens in Kontakt in Form von Briefen,Subskriptionen und gegenseitigen Besuchen. Er lernte wohl auch dessen VaterJohann Sebastian Bach und BruderWilhelm Friedemann Bach kennen, als sie 1747 in Berlin zu Besuch waren und bei Hofe erschienen. Nach dem Vorbild des Königs wurde Georg Anton Benda in BerlinProtestant undFreimaurer.[8]
Auch der in Gotha geboreneGraf Gotter,Oberhofmarschall undIntendant derBerliner Hofoper, war in Berlin Freimaurer (Meister der Loge„Zu den drei Weltkugeln“). Ebenso wie die Gothaer HerzoginLuise Dorothea, ebenfalls Mitglied einer Loge, förderte Gotter die Niederlassung von böhmischen Emigranten in der Region, und auf seine Vermittlung konnte Georg Anton Benda sich als Nachfolger des 1749 verstorbenen HofkapelldirektorsGottfried Heinrich Stölzel am Hof von Gotha vorstellen, wo er insbesondere durch sein Klavierspiel und seine Freimaurer-Zugehörigkeit überzeugte. Zum 1. Mai 1750 ernannte HerzogFriedrich III. vonSachsen-Gotha (1699–1772) Benda zumHofkapellmeister mit der Hauptaufgabe, den sonntäglichen Gottesdienst aufSchloss Friedenstein musikalisch zu gestalten.

In Gotha unterstützte Bendas Schwester Anna Franziska ihn in der Haushaltsführung, wozu auch die Betreuung von drei Kapellknaben[9] gehörte, aber auch bei Kirchen- und Hofkonzerten mit ihrer von Franz Benda ausgebildeten, besonders reinen Stimme. Auf Bendas Gesuch von Ende 1750 wurde sie als Hofkammersängerin angenommen. Nachdem sie mit dem ViolinistenDismas Hattasch eine eigene Familie gegründet hatte, heiratete Benda Ende 1751 die Tochter des GothaerCantzley-Advocatus Leichner.[10] Der Haushalt vergrößerte sich nicht durch eigene Kinder, und auch durch Pflegetochter und Musikschülerin Susanne Maria Zinck (1751–1821)[11] und Geiger Johann Christoph Reinhardt.[12] Sie bewohnten ein Haus in der Großen Sieblebergasse; dazu hatte Benda einen Garten am Kanal vor dem Sundhäuser Tor, in den er sich häufig zum Komponieren zurückzog.[13] Am 15. September 1757, unmittelbar nach dem siegreichen Gefecht bei Gotha, besuchte Friedrich II. mit seinem BruderHeinrich das Gothaer Herzogspaar, und Benda hatte Gelegenheit, seinem ehemaligen König und Orchesterchef seine Aufwartung zu machen (Friedrich II. kam noch einmal am 3. Dezember 1762 von seinem Leipziger Winterquartier nach Gotha, um dort zu übernachten).[14]
Neben Schlossmusiken bei diversen höfischen Anlässen, z. B.Tafelmusik, Trauermusik, schuf Benda für die Hofkirche nahezu vier JahrgängeKantaten, die nach der Gottesdienstordnung kurz zu sein hatten,[15] dazuMessen undPassionsmusiken.[16] Die Gestaltung des Theaterbetriebes war dagegen nicht Bendas Aufgabe, auch war wegen derSchlesischen Kriege das Geld knapp und Hofprediger Ernst Salomon Cyprian ein Gegner von Theater und Oper, aber gelegentlich erschienen durchreisendeSchauspielergesellschaften:Franz Schuch der Ältere zeigte einfache deutsche und französische Stücke,Heinrich Gottfried Koch anspruchsvollere Singspiele undIntermezzi. Benda selbst brachte im August 1765 seine einzige nach Berliner Art komponierteOpera seriaXindo riconosciuto anlässlich des Geburtstags der Herzogin zur Aufführung. Während der ersten 15 Jahre hielt sich Benda nur selten außerhalb Gothas auf (einige Male inWeimar, einmal in Berlin). Als er gegenüber dem Herzog mangelnde künstlerische Anregungen beklagte, genehmigte ihm dieser eine Art Stipendium für eine mehrmonatige Fortbildungsreise durch Italien im Sinne einerGrand Tour, die er im Oktober 1765 antrat.
Italien
Nach einer Unterbrechung inMünchen, wo er für den Vortrag eines selbst komponierten Clavierkonzertes aufSchloss Nymphenburg vom bayrischenKurfürsten Max Joseph eine goldene Uhr erhalten hatte,[17] schloss sich Benda in Norditalien der Reisegruppe vonFürst Leopold Friedrich Franz ausDessau an, zu dessen umfangreicherEntourage auch KapellmeisterFriedrich Wilhelm Rust (ehemals Schüler von Franz Benda[18]) gehörte.[19]InVenedig lernten sie Hasse undAnton Schweitzer persönlich kennen. Hier hatte Benda eine einschlägige Begegnung mit der italienischenOpera buffa: An die strengen Vorgaben der in Berlin üblichen Opera seria gewöhnt, verließ er empört und vorzeitig die Aufführung einerGaluppi-Oper, aber nach einem erneuten Opernbesuch einige Tage später war er von der „Manier der Italiener“[20] nachhaltig begeistert. NachBologna war Benda inFlorenz beeindruckt vonGlucksAlceste, und inRom hörte er weihnachtlicheOratorien, besonders berührt vonAllegrisMiserere in derSixtinischen Kapelle. Ende Februar erlebte er inNeapelPergolesisStabat mater. Über Rom und Florenz traf Benda Anfang Juni 1766 wieder in Gotha ein.
Benda wurde zwar in den Rang eines Hofkapelldirektors erhoben, aber seine Italien-Eindrücke konnten nicht in Form der großen Oper verarbeitet werden, sondern mussten sich auf das kleine aber kostengünstigere Intermezzo beschränken.[21] Die eigens hierfür engagierten italienischen Sänger wurden gleich nach dem Tod der Herzogin 1767 wieder entlassen. Der trauernde Herzog, der im März 1772 ebenfalls verstarb, hatte nichtkirchliche Musik mit Ausnahme vonKammermusik ohnehin abgelehnt.Zwar hatte es 1773 unterGotter undHeinrich August Ottokar Reichard (1751–1822) den Versuch eines Amateurtheaters gegeben, aber die jahrelange musikalische „Durststrecke“ sollte für Benda erst im Mai 1774 mit dem Eintreffen der Singspiel-erfahrenenSeylerschen Schauspiel-Gesellschaft zu Ende gehen.
Nach demWeimarer Schlossbrand 1774 verpflichtete der kulturell aufgeschlossene junge HerzogErnst II. (Sachsen-Gotha-Altenburg) vertraglich die gesamte Truppe, der auchConrad Ekhof, das EhepaarBrandes sowie der Benda von Venedig her bekannte Kapellmeister Schweitzer angehörten. Brandes hatte in Weimar für seine Ehefrau einAriadne-Libretto geschrieben und bat nun Benda um Vertonung, da Schweitzers Version unvollendet geblieben war. Mit Esther Charlotte Brandes in der Hauptrolle (in einem neuartig antik nachempfundenen Kostüm[24][25]) kam die Benda-Version vonAriadne auf Naxos bereits im Januar 1775 zur Aufführung. Nach diesem Aufsehen erregenden Erfolg komponierte Benda zu Gotters Libretti innerhalb von nur drei Jahren seine bekannteste Bühnenmusik:Der (Dorf)Jahrmarkt,Medea,Walder,Romeo und Julie (mitHappy End!) undDer Holzhauer.[26]
Im September 1775 verließ Seyler Gotha vorzeitig mit einem Teil seiner Gesellschaft einschließlich Ehepaar Brandes sowie den beiden ältesten Benda-Söhnen Friedrich-Ludwig und Heinrich als Violinisten. Herzog Ernst schuf daraufhin nach einem klar umrissenen Regelwerk den ersten deutschen Hoftheater-Betrieb mit feststehendem Ensemble, zu welchem nun auch das Bürgertum Zugang hatte. Ekhof bekam die künstlerisch-schauspielerische Leitung, Reichard die dramaturgisch-ökonomische, und es wurden neue, jugendliche Kräfte hinzuverpflichtet, darunter der aus seinem hochgebildeten Elternhaus entfloheneIffland (Debüt in Gotha im März 1777).[27][28]
Hamburg, Mannheim, Wien, Berlin
Im Frühjahr 1778 setzten Benda Spannungen zwischen Schweitzer und ihm derart zu, dass er seinen vorläufigen Rücktritt ankündigte. Offenbar neideten sich beide Kapellmeister ihren jeweiligen besonderen Stellenwert (Benda als erfolgreicher Komponist, Schweitzer als Theater-Kapellmeister), wodurch sich Benda zurückgesetzt fühlte.[29] Er glaubte, auf Grund seines Bekanntheitsgrades andernorts wieder eine feste Anstellung finden zu können, und unternahm eine als Bildungsreise deklarierte Tour, die ihn zunächst nachHamburg führte, wo er beiSchröder, der sich besonders für die Inszenierung vonShakespeare-Trauerspielen einsetzte, seineRomeo und Julie-Version (mit Tochter Justina und Sohn Hermann Christian in den Hauptrollen) zur Aufführung brachte, aber auchHolzhauer,Ariadne,Medea,Jahrmarkt. Hier traf Benda Carl Philipp Emanuel Bach wieder, seit 1768 verantwortlich für die Kirchenmusik an denHamburger Hauptkirchen, und war begeistert von dessen doppelchörigemHeilig, Heilig in derSt.-Michaelis-Kirche.[30]
Im Oktober 1778 reisten Benda und Hermann Christian nachMannheim, wo die älteren Söhne Heinrich und Friedrich Ludwig (mit seiner jungen Ehefrau, der SängerinFelicitas Agnesia Ritz sowie Pflegetochter Susanna, soeben verehelichteNeefe), als Mitglieder der Seylerschen Gesellschaft engagiert waren.[31] Es ist nicht auszuschließen, dassMozart, der ein Bewunderer Bendas[32] war, auf der Rückreise von Paris sich zu diesem Zeitpunkt noch in Mannheim aufhielt.
Über Gotha setzten Benda und Hermann Christian ihre Reise fort und kamen im November 1778 in Wien an. Seine Werke wurden aufgeführt imDeutschen Nationaltheater (altes Burgtheater) in Wien und imTheater in der Josephstadt. Benda gab auch sogenannteAkademien im Deutschen Nationaltheater und imKärntnertor-Theater. Er fand in den sechs Monaten seines Aufenthaltes auch noch Zeit, die Musik zu den MelodramenPygmalion undPhilon und Theone zu komponieren. Bei seinen Bemühungen um den Posten des Kapellmeisters beim Deutschen Nationaltheater unterlag er Schweitzer und Mozart, der sich allerdings zuvor wegen Bendas Beliebtheit Sorgen gemacht hatte.[33]
Im Frühjahr 1779 besuchte Benda in Berlin die Familien seiner Brüder Franz und Joseph und alte Freunde wieJohann Philipp Kirnberger, und amDöbbelinschen Theater leitete er die Aufführungen einiger seiner Melodramen, über dieCarl Friedrich Zelter mit Enthusiasmus ausführlich berichtete.[34] Mitte August 1779 reiste Benda überDessau, wo er seinen Italien-Begleiter und Freund Rust wiedersah, nach Gotha zurück.[35]
Ende August 1779 bat Benda Herzog Ernst offiziell um die Gewährung einer lebenslangen Pension, und dessen Bruder PrinzAugust sagte ihm zusätzlich noch einmal den gleichen Betrag zu, sodass er imstande war, sich in ländlicher Gegend einen Haushalt mit Kammerdiener und Köchin zu leisten.Am 20. September 1779 führte Benda sein in Wien komponiertes MelodramPygmalion in Gotha erstmals auf, eine Woche später wurde nach der Aufführung vonRomeo und Julie alsBenefiz-Veranstaltung zugunsten der letzten Schauspieler das Hoftheater auf Veranlassung des Herzogs geschlossen. Als Gründe werden vermutet: nach Ekhofs Tod im Juni 1778 Nachlassen von Leistung und Charakter vieler Schauspieler sowie Abwanderung aus Unzufriedenheit mit der Entlohnung, außerdem Interessenverlagerung des Herzogs auf andere wissenschaftliche und kulturelle Gebiete. Aufführungen von gelegentlich durchreisenden Theatergesellschaften, wie z. B. der Truppe von Joseph Bellomo,[36] fanden für Bürger nur noch imGasthof zum Mohren statt.[37]
1780 ließ sich Benda inGeorgenthal bei Gotha nieder. In den folgenden Jahren ordnete er das Gesamtwerk seiner Kompositionen und traf Vorbereitungen fürSubskription und Druck. Im Sommer 1781 leitete er in Paris (Théâtre-Italien) die Aufführung seinerAriadne. Benda komponierte etwa zwischen 1782 und 1787 seine letzten Singspiele:Das tartarische Gesetz, das 1782/83 in seinem Beisein in Mannheim aufgeführt wurde und das er selbst als seinen „Abschied vom Theater“ bezeichnete, sowieDas Findelkind oder Unverhofft kommt oft.[38]1783 zog er nachOhrdruf, von wo aus er wiederholt Kuraufenthalte inRonneburg antrat. Dies hielt Benda auch bei, als er 1790 nachKöstritz gezogen war. 1792 komponierte er (sein erfolgreicher ältester Sohn Friedrich Ludwig war im März des Jahres in Königsberg ganz plötzlich verstorben)Bendas Klagen,[39] eine Cantate, begleitet von zwey Violinen, zwey Flöten, Bratsche und Bass und verabschiedete sich damit nun auch bewusst vom Komponieren, indem er das Deckblatt mit dem Vermerk „Hiermit endet der Verfasser seine musikalische Laufbahn im 70sten Jahre seines Alters“ versah. Der von ihm selbst[40] gedichtete Text seines „Schwanengesangs“[41] lautet eingangs:
Er ist dahin, der Frühling meiner Blüte!
Wo, süß belohnt bei Scherz und Saitenspiel,
Ich um die Gunst der Schönen mich bemühte!
Kein Kranz der Liebe krönt mich mehr am Ziel!
Nimm dann, o Zeit! Nimm mit gerechter Güte
Auch meiner Brust dieß zärtliche Gefühl,
Das mir zur Quaal, noch immer nicht verglühte.
Soll ich des Lebens süßesten Genuß,
Das Glück, geliebt zu sein, entbehren?
Soll ich, ein zweyter Tantalus,
Nur hoffnungslose Wünsche nähren?
Soll dieß Gefühl, das mir die Liebe gab,
Bis an mein Grab in banger Sehnsucht sich verzehren?
O Zeit! –
Alle Werke deiner Hand
Fallen deinem Sensenschlage;
Trenne doch auch dieses Band,
Der Erinnrung beßrer Tage,
Wo ich Gegenliebe fand!
Am 6. November 1795 verstarb Georg Anton Benda nach längerem Krankenlager in seiner Köstritzer Wohnung (zwei Zimmer, zwei Kammern) in der Berggasse 5, 1. Stock. Die Beerdigung fand am 9. November statt, auf seinen Wunsch hin „so prunklos als möglich“, jedoch in Abwesenheit seiner fernen Familienangehörigen, die nicht rechtzeitig informiert werden konnten. Bendas Grab, bedeckt mit einer großen Granitplatte, soll sich auf dem alten Friedhofsteil vor der Kirche befunden haben und musste später der Errichtung eines Heldendenkmals weichen. Der Inhalt von Bendas Testament vom August 1795 wurde als nicht öffentlich behandelt. Zur Versteigerung der Hinterlassenschaft reiste in Vertretung seiner Geschwister Bendas jüngster Sohn Carl Ernst Eberhard aus Berlin an, der überwiegend den Zuschlag erhielt, so dass der Hauptteil des musikalischen Nachlasses in der Familie blieb.[43] Inwieweit Erinnerungsstücke danach möglicherweise an staatliche Stellen übergeben worden sind, ist nicht bekannt.
Zu Bendas Gedenken befinden sich in Köstritz Exponate (Fotomaterial) imSchütz-Museum sowie je eine Gedenktafel an seinem Sterbehaus Berggasse 5 und in einer Nische an der Südseite vonSt. Leonhard.[44] Bildmaterial aus Bendas Gothaer Zeit soll sich laut Biograf Lorenz im dortigen Bildarchiv desMuseums für Regionalgeschichte befinden.[45]
Bendas Kinder waren der Violinist und KomponistFriedrich Ludwig Benda, zuletzt Königsberg, der Berliner ViolinistHeinrich Benda, die Schauspielerin und SängerinCatharina Justina Benda (Zimdar/Blanchard), zuletzt Breslau, der Weimarer Sänger und SchauspielerHermann Christian Benda, sowie der Berliner Hofschauspieler und SängerCarl Ernst Eberhard Benda. Die Patenschaften hatten das Herzogsehepaar und höhere Hofbeamte übernommen. Die beiden ältesten Söhne hatten sich 1775 Seyler angeschlossen. Justina debütierte 1776 inRomeo und Julie als Laura, Hermann Christian 1777 inDer Dorfjahrmarkt als Lukas; beide begleiteten ihren Vater 1778 nach Hamburg, Justina gründete dort eine Familie. Bendas Ehefrau starb bereits 1768 im Alter von 42 Jahren. Nach dem Tod seiner Tante Anna Franziska 1781 kam Carl E. E. nacheinander zu den Brüdern inLudwigslust und Berlin, wo er 1785 beiDöbbelin alsFritz im LustspielDer Hofmeister vonHeinrich Gottfried Reichard (nachCarlo Goldoni) debütierte. Benda, der kein zweites Mal heiratete, hat den frühen Verlust seiner Ehefrau auch noch in seiner letzten Kantate,Bendas Klagen (1792), betrauert, worin die Melodie der Arie „O meine Julie“ (Romeo und Julie, 3. Akt) durchklingt.[46][47]
Biograf Lorenz bedauert 1971 die schwierige Recherche im geteilten Deutschland mit der Erkenntnis, dass – im Gegensatz zu Franz Bendasvon Benda-Nachfahren[48] – sich „die Spuren nach Enkeln und einem Urenkel Georg Bendas im Dunkel“ verlieren.[49] Auch heute lassen sich dem OpernsängerAdolph Benda musikalisch aktive Künstler nicht zuordnen, zumal die Anzahl seiner Kinder sowie deren mögliche Namensänderungen in den einschlägigen Quellen bisher nicht festgestellt werden konnten.

Johann Friedrich Reichardt, Ehemann von Bendas NichteJuliane, Franz Bendas jüngster Tochter, beschrieb Georg Benda ausführlich als „Vereinigung höchster Talente“.[51] Schlichtegroll bezeichnete ihn als „klugen Denker“, Fazit aus Bendas Briefen an seinen Gothaer Freund Johann Wilhelm Dumpf.[52][53] Reichardt gibt ebenfalls Beispiele für Bendas „treffenden Witz“, andererseits skizziert er anschließend viele Episoden von Bendas eigentümlichem, teils befremdlichem Verhalten.[54]
Auch anderswo kursiert in der Literatur,[55] zur „Unterhaltung“ der Leserschaft, eine bunte Mischung von Anekdoten, welche Bendas auffällige Verwirrtheitszustände im Sinne derRedensartzerstreuter Professor belegen sollen, preisgegeben vom Benda-Sohn Christian sowie der ehemaligen Haushälterin. Im Laufe der Jahrzehnte erschienen diese in verschiedenen Versionen und mit zusätzlichen Ausschmückungen, und während Schlichtegroll das Phänomen noch als „Er lebte in seinen Gedanken, nicht in den Dingen“ zusammenfasst, heißt es über Benda bei Hermann Ebert,Versuch einer Geschichte des Theaters in Rostock, 1872, S. 58:[56] „…durch seine melodischen Compositionen ebenso berühmt wie durch seine beispiel‚lose‘(!) Zerstreutheit“, und Wolff meint inNeues elegantestes Conversations-Lexicon für Gebildete aus allen Ständen, 1834, S. 188: „…fast mehr durch seine Zerstreutheit bekannt“.[57] Benda soll bereits als Kind ein „nachdenklicher Geselle“[58] gewesen sein, der nicht für die väterliche Leineweberei getaugt habe.
Die negativen Auswirkungen seiner Introvertiertheit brachten Benda den Vorwurf ein, kein guter Haushaltsvorstand und Erzieher gewesen zu sein, aber seine Ehefrau hatte Dienstpersonal und nahm seine Eigenheiten mit Herz und Humor. Seinen Kindern war er ein liebevoller Vater, ihnen widmete er das LiedSüßes Mädchen, holder Knabe!: „Wenn mich eure Händchen streicheln, Sanft wie euer Auge lacht: O so hab’ ich auf das Schmeicheln Einer ganzen Welt nicht Acht, Gern misch’ ich in eure Spiele Mich mit milder Nachsicht ein, O des Glücks, das ich dann fühle, Wieder einmal Kind zu sein!“ (Auszug).[59] Die literarisch ebenfalls wiederkehrend ausgebreiteten Schilderungen von Bendas Genuss von Wein, Speisen und Spiel ergaben sich aus seiner Freude an den ihn häufig umgebenden geselligen Zusammenkünften, auch im Rahmen seiner Freimaurer-Logenbrüder, für die er ein damals beliebtes Trinklied auf den TextAuf und trinkt! vonMatthias Claudius komponierte: „Auf und trinkt! Brüder trinkt! Denn für gute Leute ist der gute Wein, Und wir wollen heute frisch und fröhlich sein. Stoßet an und sprecht daneben: Alle Kranken sollen leben. Jeder Bruder lebe, sei ein guter Mann! Förd're, tröste, gebe, helfe, wo er kann!“ (Auszug). In diesem Sinne war Benda im Großen wie im Kleinen wohltätig. So spendete beispielsweise den Erlös seiner KantateAmynts Klagen für eine neue Armenschule.[60]
Im Alter achtete Benda auf seine Gesundheit und versuchte bei täglichen Wanderungen den frühen Verlust seiner Ehefrau bzw. seinen erlebten Theaterverdruss („Adieu Theater mit deiner häßlichen Tochter Cabale“,[61] „Jede geringe Wiesenblume gewährt mir jetzt mehr Vergnügen, als alle Musik“) aufzuarbeiten. Er mied zunehmend die Begegnung mit Menschen, informierte sich jedoch wöchentlich in den neuesten Zeitungen über das Weltgeschehen, insbesondere die Ereignisse im Zusammenhang mit derFranzösischen Revolution. Hierüber sowie über philosophische und religiöse Fragen tauschte er sich ausführlich in dem Briefwechsel mit seinem Gothaer Freund Johann Wilhelm Dumpf aus.[62]
Zusammenfassend lässt sich der Stellenwert Georg Bendas als „kleines b zwischen zwei großen B“, zwischen Johann Sebastian Bach (Barock) und Ludwig van Beethoven (Klassik) bezeichnen. In dieser Epoche derVorklassik oder Frühklassik, auch Zeitalter derEmpfindsamkeit genannt, schuf Benda sein vielseitiges Werk aus innerem Bedürfnis heraus mit viel Gefühl und Temperament.
Dies zeigt sich im Kleinen in seinen mit Hingabe dem Text folgenden Kantaten („Als Mensch fängt Gott zu fühlen an und was er fühlt ist meine Not“, „Blut walle auf, verdopple Deine Schläge“ in:Gott steigt herab), seinen Liedern voller Zartheit undEmpathie, bei seinenSinfonien mit ihren meist typisch gestalteten drei Sätzen: 1. Satz = temperamentvoll, elegant, vorwärtsstrebend, 2. Satz: tiefgehend, sehnsuchtsvoll, 3. Satz: bodenständig, tänzerisch beschwingt; im Großen in seinen Singspielen mit ihren gefühlvollen Arien sowie in den Melodramen mit ihren einfühlsamen Lautassimilationen und teils hochdramatischen Szenen.[63]
Mit dieser Sonderform eines musikalischen Bühnenwerks, demMelodram, hatte Benda große Erfolge weit über Gotha und seinen Tod hinaus.[64]Mozart,Ludwig van Beethoven undCarl Maria von Weber bewunderten Bendas Werke sehr und ließen sich von ihnen inspirieren (Mozarts „Zaide“-Fragment, Beethovens Kerkerszene in „Fidelio“, von Webers Wolfschluchtszene in „Der Freischütz“), experimentell oder andeutungsweise auch noch nachfolgende Komponisten wieRobert Schumann,Richard Strauss,Arnold Schönberg,Alban Berg,Bertolt Brecht,Kurt Weill,Luigi Nono.[65] Diese Reihe mündet in dem Satz: „Das Prinzip, Textdeklamation mit Musik empathisch zu verbinden, hat gerade in unserer Zeit noch populären Nachhall erfahren – freilich, ohne dass einer der ‚Gangsta‘-Rapper den alten Benda noch kennte.“[66]
Auf die stilistische Verwandtschaft im Schaffen von Georg Benda und Beethoven wird in der Literatur verschiedentlich hingewiesen,[67][68] und der Versöhnungs-Schlusschor („… Zwietracht abzuschwören“) von BendasRomeo und Julie lässt an BeethovensOde an die Freude denken.
2002 wurden etliche Musikstücke aus BendasSingspielDer Dorfjahrmarkt als Filmmusik für den Spielfilm „Vive la joie! – Barockfest am Gothaer Hof“ verwendet, der zu jener Zeit spielt, als Benda Hofkapellmeister HerzogFriedrichs III. vonSachsen-Gotha war.
Das Landessinfonieorchester Thüringen-Gotha spielte Werke Bendas für CD-Veröffentlichungen ein.
Die mit den Bendas nicht verwandte Familie vonSebastian Benda, früher unter dem NamenThe Benda Musicians[69] bekannt, hat sich schon vor vielen Jahren der Pflege der Musik von Franz Benda und seinen Brüdern angenommen. SohnChristian Benda, Cellist und Dirigent, spielte von Georg Benda u. a. die MelodramenAriadne,Medea undPygmalion ein, ebenso dasViolinkonzert G-Dur und die Musik zuBendas Klagen (alle beiNaxos). Siehe auchBenda (Familien).
I. Geistliche Werke
1. Oratorien, Messen u. a.2. Kantaten3. Motetten4. Arien, Lieder u. a.
II. Weltliche Werke
1. Kantaten und Oden2. Lieder,[70] Arien u. a.
I. Orchesterwerke
II. Konzerte
III. Kammermusik
IV. Cembalomusik u. a.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Benda, Georg Anton |
| ALTERNATIVNAMEN | Benda, Jiří Antonín |
| KURZBESCHREIBUNG | böhmischer und deutscher Komponist |
| GEBURTSDATUM | 30. Juni 1722 |
| GEBURTSORT | Alt-Benatek an der Iser, Böhmen |
| STERBEDATUM | 6. November 1795 |
| STERBEORT | Köstritz |