Geschlechtsorgan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet vonGenitalbereich)
Zur Navigation springenZur Suche springen
Äußere weibliche Geschlechtsorgane verschiedener Säugetiere: Schäferhündin, Stute, Katze, Mensch
Äußere männliche Geschlechtsorgane unterschiedlicher Säugetiere: Haushund, Hengst,Richardson-Ziesel und Mensch

EinGeschlechtsorgan (lateinischOrganum genitale; synonymFortpflanzungsorgan,Sexualorgan,Geschlechtsteil,Genitale,Geschlecht) ist ein Organ vonLebewesen mit zwei oder mehrerenPaarungstypen (Geschlechtern), dessen Funktion im Zusammenhang mit dersexuellen Fortpflanzung steht. Die Geschlechtsorgane werden auch alsprimäreGeschlechtsmerkmale bezeichnet.

In diesem Artikel werden vorrangig die Geschlechtsorgane vonWirbeltieren einschließlich desMenschen behandelt. Zu den Geschlechtsorganen von Pflanzen sieheFruchtblatt undStaubblatt.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Unterscheidungen

Funktional unterscheidet man zwischen denSexualorganen – Organen, die derBegattung bzw. der Ausübung vonGeschlechtsverkehr dienen – und denReproduktionsorganen, welche die Fortpflanzung gewährleisten. Weiterhin werdenäußere voninneren Geschlechtsorganen unterschieden. Bei männlichen Individuen kommt hinzu, dass der Penis eine dritte Funktion hat, denn er ist durch dieHarnröhre ein Teil derableitenden Harnwege. Unterschieden wird ferner zwischen den eigentlichen (primären) Geschlechtsdrüsen wieHoden undEierstöcke und (zusätzlichen)akzessorischen Geschlechtsdrüsen.

Reproduktionsorgane

Die Funktion alsReproduktionsorgane bei der Bildung und Reifung derGameten hängt von der Bildung und Ausschüttung vonReleasing-Hormonen und von in derHypophyse freigesetzten Steuerungshormonen ab, die ihrerseits die Bildung von Sexualhormonen in denGonaden anregen. Die Ausprägung der Geschlechtsorgane wird schon beimUngeborenen sowie in derKindheit und in derPubertät entscheidend durchSexualhormone beeinflusst.[1][2]

Sexualorgane

Damit die unmittelbar der Paarung dienendenSexualorgane ihre physiologischen Funktionen entfalten können, istsexuelle Erregung erforderlich. Diese stellt eine multiple Reaktion deslimbischen Systems imGehirn dar, sie baut das Paarungsverlangen auf (siehe auchsexueller Reaktionszyklus,Human sexual response cycle).

Ontogenetische Entwicklung der Geschlechtsorgane

Hauptartikel:Geschlechtsdetermination
Unterschiedliche Entwicklung der menschlichen Geschlechtsorgane beim männlichen und weiblichenFötus bis zumNeugeborenen

Während der frühenEmbryogenese bzw.Fetogenese weisen dieAnlagen für die Geschlechtsorgane bei Säugetierembryonen beiderlei Geschlechts indifferente Strukturen auf, die sich dannpränatal zu weiblichen oder männlichen Ableitungen entwickeln.[3] Infolge der Entwicklung aus gemeinsamen frühembryonalen Anlagen haben einige – jedoch nicht alle – Geschlechtsorgane in einem Geschlecht einehomologe Entsprechung in dem anderen Geschlecht. Der gesamte Prozess der sexuellen Differenzierung umfasst auch die in derjuvenilen Phase stattfindende Entwicklungsekundärer Geschlechtsmerkmale. Wegen der starkensexuellen Selektion, die die Struktur und Funktion der Genitalien beeinflusst, bilden sie ein Organsystem, das sich schneller als jedes andere entwickelt. Eine große Vielfalt an genitalen Formen und Funktionen ist daher bei Tieren zu finden.[4]

DieAnlage der Keimdrüsen entsteht neben derUrniere. Dort bildet sich ausCoelomepithel,Mesenchym und Teilen der Urniere dieGenitalleiste. Aus deren Mittelteil bildet sich das Gonadenblastem, in welches aus demEntoderm desDottersacks und desAllantoisstiels dieUrkeimzellen einwandern. Dabei entstehen unter Einbeziehung von weiteren Urnierenzellen dieKeimstränge. Die weitere Entwicklung ist bei den meisten Säugetieren vomSRY-Gen abhängig. Dessen Anwesenheit führt zur Differenzierung der Keimdrüsenanlage zumHoden und damit zur Ausprägung des männlichen Geschlechts. Fehlt das SRY-Gen, entstehen dieEierstöcke und die anderen weiblichen Geschlechtsorgane. Die weitere Entwicklung wird dann vor allem durch die Hormone der Keimdrüsen gesteuert. DerUrnierengang (Wolff-Gang) entwickelt sich unter dem Einfluss vonTestosteron zuNebenhodenkanal,Samenleiter undBläschendrüse, während er sich bei weiblichen Individuen weitestgehend zurückbildet. Bei den meisten Säugetieren wandern die Hoden um die Geburt herum aus dem Bauchraum durch den Leistenkanal in den Hodensack („Hodenabstieg“,Descensus testis). Bei weiblichen Tieren entstehen aus einem weiteren Gang seitlich des Urnierengangs, demMüller-Gang, dieEileiter, dieGebärmutter und dieVagina. Bei männlichen Föten bilden dieSertoli-Zellen der fetalen Hoden dasAnti-Müller-Hormon, welches zur Rückbildung der Müller-Gänge führt.[5]

Die äußeren Geschlechtsorgane entstehen durch Mesenchymbildungen, die alsGenitalhöcker bezeichnet werden. Bei männlichen Föten verlängert sich dieser unter Testosteroneinfluss zum Phallus. An seiner Unterseite entsteht dieUrogenitalrinne, die von den beidenUrogenitalfalten flankiert wird. Letztere werden beim weiblichen Fötus zu den Schamlippen. Seitlich der Geschlechtshöcker entstehen dieGenitalwülste, aus denen beim männlichen Fötus der Hodensack entsteht, während sie sich beim weiblichen Fötus weitgehend zurückbilden.[6]

Neben einer eindeutig männlichen oder weiblichen Ausprägung kann es zur Ausprägung von Merkmalen beider Geschlechter kommen, dieHermaphroditismus genannt wird.

Während die Entwicklung zum männlichen oder weiblichen Geschlecht bei Säugetieren unumkehrbar ist, können bei einigen Reptilien, Amphibien und Fischen auch adulte Tiere ihr Geschlecht im Laufe des Lebens verändern (Dichogamie).[7]

Weibliche und männliche Geschlechtsorgane

Hauptartikel:Menschliche Geschlechtsunterschiede

Die männlichen und weiblichen Organe des menschlichen Fortpflanzungssystems unterscheiden sich zwar sowohl in den äußerlich sichtbaren als auch in den inneren Strukturen, sie sind jedoch miteinander verwandt, denn sie teilen einen gemeinsamen Entwicklungspfad. Bei beiden Geschlechtern gibt es Organe, die hinsichtlich ihrer Lage und/oder funktionell eine Entsprechung im jeweils anderen Geschlecht haben. Da es auch Organe gibt, die nur bei einem Geschlecht ausgebildet werden, sind dennoch nicht alle als biologischhomologe Organe zu betrachten.

Weibliche Geschlechtsorgane der Säugetiere

Schematische Darstellung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane einer Frau
Vagina und Uterus sind bei denBeuteltieren paarig angelegt. DieHöheren Säugetiere haben nur eine Vagina.
Ihr Uterus kann paarig oder unpaarig sein.[8]

Bei denTheria finden sich in der Anatomie des Genitaltrakts interspezifische Unterschiede, wobei insbesondere bei den weiblichen Tieren starke Variationen bestehen.[9]

Die weiblichen Geschlechtsorgane (Organa genitalia feminina) werden wie folgt eingeteilt:

Äußere weibliche Geschlechtsorgane

DieVulva bildet die Gesamtheit der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. Beim Menschen verläuft sie vomVenushügel bis zumPerineum. Die äußerenSchamlippen schließen mit der Schamspalte die inneren Schamlippen, denScheidenvorhof, den Ausgang derHarnröhre sowie dieKlitoris samtKlitorisvorhaut ein. Der Scheidenvorhof stellt die Verbindung zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen dar.

Innere weibliche Geschlechtsorgane

DieVagina ist die Verbindung zwischen den äußeren und inneren weiblichen Geschlechtsorganen. DieVagina des Menschen, auch Scheide genannt, mündet unten in den Scheidenvorhof und wird oberhalb durch den äußeren Muttermund abgeschlossen, der in denGebärmutterhals (Cervix uteri) führt. In derGebärmutter (Uterus) können sich befruchtete Eizellen bzw.Blastocysten einnisten (Nidation).Die Bildung und Reifung der Eizellen erfolgt in denEierstöcken, von wo aus sie über dieEileiter, in denen sie befruchtet werden können, in die Gebärmutter gelangen. Die Eierstöcke sind gleichzeitigHormondrüsen.

Aufnahme der Gebärmutter einer trächtigen Katze

Studien an Mäusen zeigten, dass bei der Entwicklung des Urogenitaltrakts vor allem dieHox-Gene eine essentielle Rolle spielen, insbesondere die Gene HOXA9, A10, A11 und A13. InTierversuchen wurde nachgewiesen, dass HOXA10 für die Uterusentwicklung, HOXA11 für den kaudalenUterus- und Zervix-Anteil, HOXA13 für die obere Vagina und HOXA9 für die Eileiterentwicklung alsTranskriptionsfaktoren verantwortlich sind.[10]

BeiHöheren Säugetieren unterscheiden sich sowohl die Struktur der inneren Geschlechtsorgane als auch die Dauer derTrächtigkeit enorm. Während bei derHausmaus 20 bis 23 Tage normal sind[11], können beiElefantenkühen bis zu 680 Tage zwischen Befruchtung und Geburt vergehen.[12] Vor der Geburt entwickeln sich dieMilchdrüsen und produzierenMilch, mit der das Muttertier den Nachwuchs überZitzen oder einEutersäugt.

Akzessorische Geschlechtsdrüsen

Männliche Geschlechtsorgane der Säugetiere

Schematische Darstellung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane eines Mannes.

DerPenis ist das Begattungsorgan des männlichen Tieres bzw. des Mannes. Darüber hinaus ist er gleichzeitig ein Teil der ableitenden Harnwege, indem er dieHarnröhre umschließt. DerHodensack (Skrotum) ist ein Hautsack unterhalb des Penis. Er umhüllt einen Teil der inneren Geschlechtsorgane: dieHoden, dieNebenhoden und den dort beginnenden unteren Teil derSamenleiter. Die Einteilung der männlichen Geschlechtsorgane (Organa genitalia masculina) mag auf den ersten Blick erstaunen: Die Hoden liegen zwar außen, zählen aber dennoch zu den inneren Geschlechtsorganen. Dies ist darin begründet, dass die Hoden sich zunächst im Bauchraum entwickeln und bei den meisten Säugetieren erst bei oder nach der Geburt in den Hodensack wandern (Hodenabstieg,Descensus testis).

Äußere männliche Geschlechtsorgane

Folgende Einträge beschreiben die äußeren männlichen Geschlechtsorgane bei unterschiedlichen Säugetieren:

Innere männliche Geschlechtsorgane

DieHoden sind die männlichen Keimdrüsen. Sie sind das Bildungsgewebe der männlichen Keimzellen, derSpermien, und sind gleichzeitigHormondrüsen. Zu den inneren Geschlechtsorganen gehören hier des Weiteren dieNebenhoden,Samenleiter sowie dieProstata und einige weitere Drüsen.[13]

Akzessorische Geschlechtsdrüsen

Entlang des Samenweges sind bei den männlichen Säugetieren bis zu vier paarige akzessorische (zusätzliche) Geschlechtsdrüsen ausgebildet. Dies sind dieSamenleiterampulle, dieSamenblasendrüse, dieProstata und dieBulbourethraldrüse. Sie produzieren einen Großteil der Samenflüssigkeit (Ejakulat).

Alte Bezeichnung

Die alte Bezeichnung „Gemächt“ (von mittelhochdeutschgemaht/gemëht/gemëhte) bezeichnet das männliche Geschlechtsteil, wurde aber unter anderem auch in den Bedeutungen Geschlechtsteil(e), Geschlechtsorgane, Penis,Hoden(sack) und (sowohl Frau als auch Mann betreffend) „Zeugungsglied“ verwendet.[14][15][16]

Geschlechtsorgane der übrigen Wirbeltiere

Vögel

BeiVögeln liegen die Hoden vor den Nieren an denNebennieren. DerSamenleiter führt zum männlichen Begattungsorgan. DerPenis der Vögel liegt in derKloake und kann vorstülpbar oder in Form kleiner erigierbarer Höckerchen oder Falten ausgebildet sein. DieErektion erfolgt durchLymphe. Bei den weiblichen Vögeln sind in der Regel nur die linksseitigen Teile der Geschlechtsorgane ausgebildet, die rechtsseitigen werden zwar angelegt, bilden sich aber noch während der Embryonalentwicklung wieder zurück. Der (linke)Eierstock liegt vor der Niere und erscheint durch die vielen Dotterkugeln traubenförmig. Die weiteren Teile der weiblichen Geschlechtsorgane werden aufgrund des gewundenen Verlaufs alsLegedarm (Oviductus, Ovidukt) bezeichnet. Er kann in fünf Abschnitte unterteilt werden und dient der Bildung derHagelschnüre, desEiklars, derEischale und des Eioberhäutchens. Der Ovidukt mündet in die Kloake.[17]

  • Eierstock mit Dotterkugeln (1) und Legedarm (2, 3) eines Haushuhns
    Eierstock mit Dotterkugeln (1) und Legedarm (2, 3) eines Haushuhns
  • Legedarm eines Haushuhns: 1 Infundibulum, 2 Magnum, 3 Isthmus, 4 Uterus, 5 Vagina mit Ei
    Legedarm eines Haushuhns: 1 Infundibulum, 2 Magnum, 3 Isthmus, 4 Uterus, 5 Vagina mit Ei
  • Situs eines Haushahns (ohne Verdauungsorgane): 3 Hoden
    Situs eines Haushahns (ohne Verdauungsorgane): 3 Hoden
  • Penis einer Stockente
    Penis einerStockente

Reptilien

Hemipenis einerKlapperschlange

BeiReptilien liegen die Hoden in der Bauchhöhle. Der Nebenhoden ist als langer Gang ausgebildet und fehlt beiSchlangen. Der Samenleiter (Vas deferens) führt in die Kloake. Bei denSchuppenkriechtieren ist ein paarigerHemipenis ausgebildet, bei der Begattung wird aber nur einer dieser beiden Kopulationsorgane benutzt. DieSchildkröten haben einen unpaaren Penis. Die weiblichen Geschlechtsorgane sind paarig angelegt, bei denBlindschlangen werden die der linken Seite jedoch zurückgebildet. Die Eierstöcke liegen in der Bauchhöhle. Über den Eileitertrichter gelangen die Dotterkugeln in den Eileiter. Hier finden die Befruchtung und die Bildung der übrigen Eianteile statt. Er mündet auf einem kleinen Zapfen, derGenitalpapille, in die Kloake.[18]

Amphibien

Schematische Darstellung der männlichen Geschlechtsorgane einer Kröte

Bei denAmphibien entstehen aus der Anlage der Keimdrüsen zusätzlich ein Fettkörper und bei Kröten auch dasBidder-Organ. Die Hoden liegen beidseits an der rückenseitigen Bauchwand. Ihre 3–30 ableitenden Kanälchen (Ductuli efferentes) vereinigen sich zu größeren Sammelgängen, welche in den vorderen Pol derUrniere ziehen, der damit de facto als Nebenhoden fungiert. Dort gewinnen sie Anschluss an dieNierentubuli und damit an denUrnierengang (Wolff-Gang), welcher bei männlichen Amphibien somit ein gemeinsamer Harn-Samenleiter (Ductus urogenitalis) ist. Dieser hat im Bereich seiner Mündung in die Kloake artspezifische Modifikationen (Ampulle, Samenbläschen, gewundener Wollf-Gang oder Sinus urogenitalis), die als Samenspeicher dienen. Begattungsorgane fehlen den Amphibien.[19] Die Eierstöcke liegen ebenfalls in der Leibeshöhle. Die Eizellen werden in dieCoelomhöhle abgegeben, von dort gelangen sie in den Ovidukt, der wie bei anderen Wirbeltieren aus demMüller-Gang entsteht. Hier bekommen sie eine mehrlagige klebrige Hülle, die das Zusammenkleben der Eipakete ermöglicht. Der Ovidukt mündet in die Kloake. Der Urnierengang ist bei den weiblichen Amphibien ein reiner Harnleiter.[20]

Fische

Die meistenFische sind getrenntgeschlechtlich. Die meist paarigen Hoden bzw. Eierstöcke liegen unterhalb der Schwimmblase im Bauchraum und können in derLaichzeit beträchtlich an Größe zunehmen. Bei etwa 500 der 28.000 Fischarten aus 27 Familien können auch adulte Tiere sich unter bestimmten Umweltbedingungen zum anderen Geschlecht entwickeln. Dieser Vorgang wirdDichogamie genannt. BeiThalassoma bifasciatum entstehen sogar nahezu immer zunächst Weibchen (Rogener), bei Abwesenheit eines dominanten Männchens wechselt ein Rogener sein Geschlecht zum Männchen (Milchner,Proterogynie). Diese Geschlechtstransformation dauert nur etwa 8 bis 10 Tage.[7] BeiAnemonenfischen ist es umgekehrt, hier lebt ein Weibchen mit mehreren Männchen, stirbt das Weibchen, bildet sich bei einem Milchner der Hoden zum Eierstock um (Proterandrie).[21]Schleimaale haben nur eine unpaarige zwittrige Keimdrüse, die männlichen und weiblichen Keimzellen (Gameten) entstehen aber zeitversetzt, so dass eine Eigenbefruchtung (Autogamie) weitgehend ausgeschlossen ist.[22]

Die Hoden der meisten Fische haben keine Tubuli seminiferi, die Spermien werden in ihnen entsprechenden runden Bildungen, denSpermienampullen gebildet. Die Spermienampullen werden zur Laichsaison gebildet und anschließend wieder zurückgebildet.[23] BeiRundmäulern,Lachsfischen,Aalen werden die Keimzellen (Gameten) direkt in die Bauchhöhle und von dort über eine Bauchöffnung freigesetzt. Andere Fischarten haben spezielle Ausführungsgänge. Die Befruchtung findet bei den meisten Fischarten durch Abgabe derEier und desSpermas ins Wasser statt, Begattungsorgane sind dafür nicht notwendig. Bei lebendgebärendenHaien und Knochenfischen gibt es eine innere Befruchtung, die männlichen Begattungsorgane werden bei ihnenKlaspern genannt, sie entstehen aus umgewandeltenBauchflossen.[24] DasGonopodium derlebendgebärenden Zahnkarpfen ist eine umgestaltete Afterflosse.[25][26]

Geschlechtsorgane der Wirbellosen

Auch die Keimdrüse bei Wirbellosen wird als Testis (Hoden) bzw. Ovar (Eierstock) bezeichnet. Viele Wirbellose, beispielsweise diePlattwürmer, sindZwitter, das heißt, sowohl Hoden als auch Eierstöcke sind in einem Individuum angelegt, bei Bandwürmern enthält sogar jedesBandwurmglied sowohl Hoden als auch Eierstock.[27] Es gibt aber auch Zwitter, bei denen bei jedem Individuum nur eines der beiden Gonaden aktiv ist. Bei einigen Wirbellosen wieLungenschnecken oderHinterkiemerschnecken sind Hoden und Eierstock zu einem Organ verschmolzen, derOvotestis.[28] Bei einigen Tieren erfolgt die Fortpflanzung über Jungfernzeugung (Parthenogenese), die Nachkommen entstehen aus unbefruchteten Keimzellen.Ringelwürmer[29], vieleFadenwürmer[30] und dieGliederfüßer sind getrenntgeschlechtlich. Die Abgabe der Geschlechtszellen erfolgt durch spezielle Öffnungen wie denGonoporus, bei einigen finden sich auch Kopulationsorgane wieBursa copulatrix,Gonopodium,Aedeagus,Pedipalpus oderOvipositor, teilweise auch als Penis oder Phallus bezeichnet.[31]

Literatur

  • Uwe Gille:Harn- und Geschlechtsapparat, Apparatus urogenitalis. In: Franz-Viktor Salomon, Hugo Černý:Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2004,ISBN 3-8304-1007-7, S. 368–403.

Weblinks

Commons: Geschlechtsorgan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Geschlechtsorgan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Geschlechtsteil – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Neil A. Campbell,Jane B. Reece:Biologie (=Spektrum-Lehrbuch.). Spektrum, Akademischer Verlag, Heidelberg / Berlin 2003,ISBN 3-8274-1352-4, S. 1175–1185.
  2. Ulrich Schwabe, D. Paffrath (Hrsg.):Arzneiverordnungsreport von 2002. S. 467.
  3. Silvia Basanta, Laura Nuño de la Rosa:The female orgasm and the homology concept in evolutionary biology. In:Journal of Morphology. 15. Dezember 2022.
  4. Menno Schilthuizen:Nature’s Nether Regions: What the Sex Lives of Bugs, Birds, and Beasts Tell Us About Evolution, Biodiversity, and Ourselves. Viking, New York (NY) 2014,ISBN 978-0-670-78591-9 (Google-books).
  5. Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.):Anatomie für die Tiermedizin. 4. Auflage, 2020,ISBN 978-3-13-242675-7, S. 384–386.
  6. Bertram Schnorr, Monika Kressin:Embryologie der Haustiere. Thieme, Stuttgart 2011,ISBN 3-8304-1147-2.
  7. abErica V. Todd et al.:Stress, novel sex genes, and epigenetic reprogramming orchestrate socially controlled sex change. In:Science Advances. Band 5, Nummer 7, Juli 2019,doi:10.1126/sciadv.aaw7006.
  8. Rüdiger Wehner, Walter J. Gehring:Zoologie (=Flexibles Taschenbuch: Bio.). 22., völlig neubearbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart 1990,ISBN 3-13-367422-6, S. 746.
  9. Mihaela Pavlicev, Anna Nele Herdina, Günter Wagner:Female Genital Variation Far Exceeds That of Male Genitalia: A Review of Comparative Anatomy of Clitoris and the Female Lower Reproductive Tract in Theria. In:Integrative & Comparative Biology. Band 62, Ausgabe 3, 3. September 2022, S. 581–601.
  10. Weibliche genitale Fehlbildungen. AWMF-Register Nr. 015/052, Klasse: S1 + IDA, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), herausgebende Fachgesellschaft in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie, der Deutschen Gesellschaft für Urologie, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik. [In Überarbeitung], S. 4;awmf.org (Memento vom 30. Juli 2018 imInternet Archive; PDF)
  11. Hausmaus. Fortpflanzung.Umweltbundesamt; abgerufen am 12. Dezember 2023
  12. Elefanten: Rätsel um längste Schwangerschaft der Welt gelöst.Thieme Tiermedizin; abgerufen am 12. Dezember 2023
  13. Intersexualität – Stellungnahme. Deutscher Ethikrat, Berlin, 23. Februar 2012,ISBN 978-3-941957-27-5, S. 30–31;Volltext (Memento vom 18. März 2016 imInternet Archive; PDF).
  14. Gerhard Wahrig:Deutsches Wörterbuch. 2. Auflage. Mosaik-Verlag, München 1986, S. 539.
  15. Lykke Aresin,Helga Hörz,Hannes Hüttner,Hans Szewczyk (Hrsg.):Lexikon der Humansexuologie. Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1990,ISBN 3-333-00410-0, S. 75 (Gemach).
  16. Siehe auchJoseph Hyrtl:Die alten deutschen Kunstworte der Anatomie. Braumüller, Wien 1884 / Neudruck: Fritsch, München 1966, S. 59 f. (dort „Frauenscham“, Hoden, Geschlechtsteil).
  17. Günther Michel:Geschlechtssystem. In:Franz-Viktor Salomon (Hrsg.):Lehrbuch der Geflügelanatomie. G. Fischer, Stuttgart 1993,ISBN 3-334-60403-9, S. 197–226.
  18. Petra Kölle:Echsen und Schlangen: Heimtier und Patient. Thieme, Stuttgart 2015,ISBN 978-3-8304-1225-0, S. 128–129.
  19. Maria Oielska:Reproduction of Amphibians. CRC Press, Raton (FL) 2009,ISBN 978-1-4822-8013-5, S. 44–47.
  20. Dev Raj Khanna, P. R. Yadav:Biology of Amphibia. Discovery Publishing House, New Delhi 2005,ISBN 81-7141-932-1, S. 241.
  21. Daphne G. Fautin, Gerald R. Allen:Anemonenfische und ihre Wirte. Tetra-Verlag, Melle 1994,ISBN 3-89356-171-4, S. 139.
  22. Gunde Rieger, Wolfgang Maier:Myxinoida, Schleimaale, Inger. In: W. Westheide, R. Rieger:Spezielle Zoologie. Teil 2:Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum, München 2004,ISBN 3-8274-0307-3.
  23. Alfred Sherwood Romer, Thomas S.Parsons.The Vertebrate Body. Holt-Saunders International, Philadelphia 1977,ISBN 0-03-910284-X, S. 385–386.
  24. Arnold Brass:Abriss der Zoologie. Engelmann, Leipzig 1882, S. 131.
  25. Werner Gelhaar:Aquarien-Fischzucht. Lehrmeister Bücherei Nr. 1029. A. Philler, Minden 1957, S. 20–22.
  26. Dieter Gentzsch, Matthias Trauzettel:Xiphophorus […]. In: Claus Schaefer, Torsten Schröer (Hrsg.):Das große Lexikon der Aquaristik. Ulmer, Stuttgart 2004,ISBN 3-8001-7497-9.
  27. Lexikon der Biologie: Plattwürmer Auf:spektrum.de; abgerufen am 22. Juni 2021.
  28. Volker Storch, Ulrich Welsch:Kurzes Lehrbuch der Zoologie. 7. Auflage. G. Fischer, Stuttgart / Jena / New York 1994,ISBN 3-437-20507-2,S. 256. 
  29. Annelida. In:Kompaktlexikon der Biologie. Auf:spektrum.de; abgerufen am 16. Dezember 2023.
  30. Fadenwürmer. In:Lexikon der Biologie. Auf:spektrum.de; abgerufen am 16. Dezember 2023.
  31. Begattungsorgane. In:Lexikon der Biologie. Auf:spektrum.de; abgerufen am 16. Dezember 2023.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4020555-1(lobid,OGND,AKS) |LCCN:sh85053822 |NDL:00570440
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geschlechtsorgan&oldid=252719616
Kategorien: