Gelbe Gefahr


Gelbe Gefahr ist einPejorativum aus derKolonialzeit, mit dem die USA und die europäischen Kolonialmächte Ressentiments gegen(süd-)ostasiatische Völker, insbesondere gegenChina, zu schüren versuchten.
Herkunft
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]„Schöpfer“ des Pejorativums im Französischen war wahrscheinlich der russischstämmige SoziologeJacques Novikow mit seinem AufsatzLe péril jaune aus dem Jahr 1897.[1] Eine ähnliche Warnung stellt das bereits 1895 nach Skizzen des deutschen KaisersWilhelm II. vonHermann Knackfuß angefertigte GemäldeVölker Europas, wahret eure heiligsten Güter dar, auf dem ein auf einer düsteren Gewitterwolke aus dem Osten heranschwebenderBuddha zu sehen ist, der von denPersonifikationen der europäischen Nationen (Marianne,Germania,Italia,Britannia usw.) beobachtet wird. Dahinter steckt auch eine unterschwellige Anerkennung des Potenzials Ostasiens, dem man um die Wende zum 20. Jahrhundert zutraute, die europäisch-nordamerikanische Weltmachtstellung zu brechen.
Im Englischen wurde der Begriff durch eine Serie wöchentlich erscheinender Kurzgeschichten vonMatthew Phipps Shiel geprägt, die 1898 unter dem TitelThe Yellow Danger veröffentlicht wurden und in späteren Editionen den TitelThe Yellow Peril erhielten, eine Bezeichnung, die im Englischen noch heute verwendet wird. Shiel, der selbst wegen seinermulattischen Herkunft diskriminiert wurde, gab hier seinen antichinesischen Gefühlen freien Lauf und gewann so große Bekanntheit. Anlass war die Ermordung von Missionaren 1897 inKiau-Tschou, die zur Stationierung vonSchutztruppen in China führte. 1899, mit dem Ausbruch desBoxeraufstands, und 1905, als imJapanisch-Russischen Krieg erstmals eine fernöstliche Macht eine europäische besiegte, gewann der Begriff weitere Verbreitung.
Im Deutschen schließlich geht der Begriff wahrscheinlich auf den SchriftstellerStefan von Kotze und dessen BuchDie gelbe Gefahr (um 1900) zurück.[2]
In den 1980er Jahren, als Japan bzw. dieTigerstaaten die wirtschaftliche Vorherrschaft zu übernehmen schienen, kam der Begriff in den USA und zuvor auch schon Ende der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland als ablehnende Bezeichnung für dasChinaMao Zedongs in Gebrauch.[3]
Weitere Verwendung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]„Gelbe Gefahr“(Yellow Peril) ist auch der Spitzname einer gelben Skulptur des BildhauersRon Robertson-Swann, die 1980 inMelbourne,Australien errichtet wurde. Der eigentliche Name lautet „Vault“. Anfangs wurde der Spitzname von Gegnern dieser Skulptur verwendet, heute hat er sich etabliert.
Der letzte Doppeldecker der US-Marine, dieNaval Aircraft Factory N3N, wurde wegen seiner gelben Bespannung ebenfallsYellow Peril genannt.
Im Bahnjargon wird der Begriff „gelbe Gefahr“ scherzhaft aufgrund deren gelber Lackierung für Baufahrzeuge verwendet. Bei Baumaßnahmen läuft der Bahnbetrieb häufig abweichend vom Regelbetrieb, womit besondere Gefahren verbunden sind.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Stefanie Affeldt:Consuming Whiteness. Australian Racism and the ‘White Sugar’ Campaign. Lit-Verlag, Münster 2014, S. 189–205 u. S. 330–357.
- Sebastian Bischoff, Frank Oliver Sobich:Vom Gelehrtenvolk zur Gelben Gefahr. Deutsche Imaginationen über ChinesInnen bis 1919. In:iz3w. 305, März/April 2008,ISSN 1614-0095, S. 42–45.
- Heinz Gollwitzer:„Die Gelbe Gefahr. Geschichte eines Schlagworts. Studien zum imperialistischen Denken“. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1962. aufGoogle Bücher (eingeschränkte Vorschau)
- Thoralf Klein:Die „gelbe Gefahr“. In:Europäische Geschichte Online, Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, 2017; abgerufen am 11. März 2021;d-nb.info (PDF; 340 kB).
- Mechthild Leutner:Deutsche Vorstellungen über China und Chinesen und über die Rolle der Deutschen in China, 1890–1945. In: Heng-yue Kuo (Hrsg.):Von der Kolonialpolitik zur Kooperation. Studien zur Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen. Minerva-Publikation, München 1986,ISBN 3-597-10600-5, S. 401–442 (Berliner China-Studien, 13).
- S. Noma (Hrsg.):yellow peril. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993,ISBN 4-06-205938-X, S. 1745.
- Ute Mehnert:Deutschland, Amerika und die „Gelbe Gefahr“. F. Steiner Verlag, Stuttgart 1998,ISBN 3-515-06820-1.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Sven Scheffler:China, die gelbe Gefahr? (Memento vom 18. Februar 2011 imInternet Archive) vom 8. Februar 2010 aufHandelsblatt.com
- Die ewige Angst vor dem Chinesen.Welt Online, Geschichte.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Jacques Novikov:Le péril jaune. In:Revue Internationale de Sociologie. V. Giard & E. Brière Libraires-Éditeurs. Paris 1897; nach:Le péril jaune by Yakov Aleksandrovich Novikov; Project Gutenberg eText
- ↑Facebook-Seite derStefan-von-Kotze-Gesellschaft
- ↑„Pakt China-Japan. Moskau fühlt sich eingekreist: Die gelbe Gefahr“. Zitat auf der Titelseite. In:Der Spiegel, 45/1978.