Geistestaufe
DieGeistestaufe, eigentlich „Taufe imHeiligen Geist“, bedeutet die in derBibel beschriebene Taufe durchJesus Christus am Gläubigen, wie sie vonJohannes dem Täufer vorausgesagt wurde und anPfingsten erstmals auftrat sowie die auch wiederholt auftretende Zurüstung zum Dienst mit Heiligem Geist gemäßApostelgeschichte.
InevangelikalenGlaubensgemeinschaften desDispensationalismus, d. h. Gemeinden, in denen die Bibelheilsgeschichtlich gesehen wird, wird die Geistestaufe als ein mit derWiedergeburt identisches Ereignis betrachtet. Dies wird mit den Bibelstellen1Kor 12,13EU undApg 11,1–18EU begründet. Inpfingstlerischen undcharismatischen Gemeinden jedoch wird sie als separates Ereignis gesehen. Dies wird vor allem mit der BibelstelleApg 8,15–17EU begründet.
Pfingstbewegung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In einem Teil der Pfingstbewegung gilt die Geistestaufe als eine konkret erlebbare, von derBekehrung und der Wassertaufe unabhängige, eigenständige und wiederholbare Erfahrung. Die Voraussetzung zum Empfang der Geistestaufe ist die stattgefundeneBekehrung und die dabei erlebteWiedergeburt im Geist. Der wiedergeborene Christ kann die Geistestaufe kurz darauf oder auch erst viele Jahre nachBekehrung undWiedergeburt empfangen. Bei der Geistestaufe erfüllt der Heilige Geist den Gläubigen mit Kraft zum Dienst. Sie kann durch Handauflegung vermittelt werden, aber auch spontan auftreten oder alleine im Gebet[1] gesucht und empfangen werden. Während der Geistestaufe zeigen die Betroffenen zumeist Geistesgaben als Zeichen. Als äußeres, sichtbares Zeichen wird häufig erwartet, dass der Betroffene die Gabe derZungenrede erhält, dieses Zeichen wird jedoch nicht explizit gefordert. Sichtbare Zeichen in Form vonGeistesgaben gehören in derPfingstbewegung zum vollen Evangelium, gelten aber nicht als heilsnotwendig. Gewisse charismatische Bibellehrer (z. B. Dr. Wolfhard Margies) vertreten die Auffassung, dass zwischen Geisteserfüllung und Geistestaufe zu unterscheiden sei. Nach deren Ansicht stellt die Geistestaufe als einmaliges Erlebnis den Abschluss der erstmaligen Geisteserfüllung dar. Die Geisteserfüllung hingegen ist eine wiederholbare Erfahrung.
Ein anderer Teil der Pfingstbewegung betrachtet die Geistestaufe als einmaliges historisches Ereignis in Raum und Zeit, nämlich das Pfingstwunder schlechthin: das Ausgießen des Heiligen Geistes auf die Jünger, die zu jenem Zeitpunkt, im Jahr 33 nach Christus, in Jerusalem versammelt waren (Apg 2,1 ELB). Dabei geht es nicht um eine Heilserfahrung, sondern um die Zurüstung zum Dienst für die damaligen Gläubigen. Davon zu unterscheiden ist das Getauftwerden mit dem Heiligen Geist des einzelnen Gläubigen, wobei es betreffend der Zeit, wo dies geschieht (Zeitpunkt wie Zeitraum), verschiedene Unter-Auffassungen gibt. Pfingstereignis und Pfingsterfahrung seien jedenfalls verschiedene Dinge.[2]
Protestantismus
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]ImevangelikalenProtestantismus wird die Geistestaufe meist mit derWiedergeburt gleichgesetzt, derBuße,Umkehr undGlaube vorausgehen müssen.Gott bietet sie dem Menschen als unverdientes Geschenk (Gnade) an, dieser muss es jedoch bewusst annehmen. Auch diePfingstbewegung sieht sich im Zeichen evangelikaler, protestantischer Tradition und sieht die Versiegelung mit Heiligem Geist bei der Wiedergeburt als spezielle, weil einmalige Form der Geistestaufe an, die jedoch von der wiederholbaren Zurüstung mit Heiligem Geist zu unterscheiden ist. Ausnahmen bilden hier die im Protestantismus zahlreich vorhandenen charismatischen Gemeinden, welche sich teilweise an die Position der Pfingstbewegung anlehnen.
Im klassischen Protestantismus ist von der Geistestaufe weniger die Rede. Die Wiedergeburt geschieht hier bei der Wassertaufe (Vgl.Joh 3,5 EU), die meist am Säugling vollzogen wird. Ein „Ja“ des Täuflings kann für den gültigen Vollzug der Taufe durch den stellvertretenden Glauben der Eltern und Paten vorweggenommen werden. Jedoch wird eine spätere Bestätigung des Getauften (ein bewusstes „Ja“ zu Gott) erwartet und wird oft in derKonfirmation veranschaulicht.
Neuapostolische Kirche
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In derNeuapostolischen Kirche wird neben der Wassertaufe und dem Abendmahl die „Heilige Versiegelung“ als drittesSakrament gespendet. Nach diesem Verständnis strömt unter dem Ritus der Handauflegung durch einen ordinierten Apostel der Heilige Geist in den Gläubigen über und verleiht ihm damit den Status derGotteskindschaft.
Das Consolamentum bei den Katharern
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei denKatharern, die die Wassertaufe ablehnten, bestand die Aufnahmezeremonie in den Kreis derPerfecti imConsolamentum, das nachRöm 1,12 EU undKol 2,2 EU auchGeisttaufe genannt wurde. DasConsolamentum galt als einziger Weg zum Heil. Ihm ging einNoviziat voraus. DasConsolamentum wurde in einem feierlichen Akt vollzogen, an dem – unter der Leitung des Bischofs oder des ältesten Katharers der Gemeinde oder der Umgebung – alle Katharer teilnahmen, die das Consolamentum schon erhalten hatten. Die Übergabe des Consolamentums vollzog sich, nach Vergebung der Sünden und der Übergabe desVaterunsers an den Novizen, durch Auflegen desJohannesevangeliums auf den Kopf des Kandidaten. Nacheinander berührten die Anwesenden den Kopf des Novizen und übertrugen somit den Geist der Erkenntnis auf ihn. Frauen konnten dasConsolamentum ebenso wie Männer empfangen und weitergeben. Beging einPerfectus eine Sünde, war nicht nur sein Consolamentum hinfällig, sondern auch diejenigen Geisttaufen, die von dem Sünder gespendet wurden.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Julia Berndt: Beispiel eines Gebets für die Geistestaufe aus charismatischer Sicht. Abgerufen am 6. September 2023.
- ↑Reinhold Ulonska:Geistesgaben in Lehre und Praxis. Bundes-Unterrichts-Werk (BUW) im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Erzhausen 2014, S. 13ff.