Gehlberg
Gehlberg StadtSuhl | |
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Koordinaten: | 50° 41′ N,10° 47′ O50.68138888888910.790555555556720Koordinaten:50° 40′ 53″ N,10° 47′ 26″ O |
Höhe: | 720 m |
Fläche: | 20,43 km² |
Einwohner: | 472 (31. Dez. 2021)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 23 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2019 |
Postleitzahl: | 98528 |
Vorwahl: | 036845 |
![]() Lage von Gehlberg in Suhl |

Gehlberg ist ein Ortsteil der kreisfreien StadtSuhl inThüringen inDeutschland. Der Ort liegt imThüringer Wald.
Geografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gehlberg liegt am Nordhang des Thüringer Waldes auf einer Hochfläche zwischen den Tälern vonWilder undZahmer Gera im Thüringer Wald. Der Ort erstreckt sich von etwa 680 bis 750 Metern Höhe. Der vom restlichen Dorf getrennte OrtsteilGehlberger Grund liegt auf etwa 600 Metern Höhe im Tal desLangen Bachs. DerRennsteig verläuft zwei Kilometer südlich vom Ort. Etwa einen Kilometer westlich liegt der 978 Meter hoheSchneekopf, der zweithöchste Berg Thüringens. Gehlberg ist von ausgedehnten Fichtenwäldern umgeben; während desOrkans Kyrill im Januar 2007 ereigneten sich hier zum Teil sehr starke Forstschäden.
Zum Ortsgebiet von Gehlberg gehört neben dem Schneekopf u. a. auch dieSchmücke.
Nachbarorte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gehlberg ist von großen Fichtenwaldflächen umgeben. Die nächstgelegenen Orte im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden sind:Geratal,Elgersburg,Ilmenau (alle Ilm-Kreis),Schmiedefeld am Rennsteig,Goldlauter-Heidersbach,Suhl (alle kreisfreie Stadt Suhl) undOberhof (Landkreis Schmalkalden-Meiningen).
Die Entfernung zum nächstgelegenen NachbarortGräfenroda beträgt auf der Straße knapp zehn Kilometer, womit Gehlberg zu den isoliertesten Orten in Deutschland gehört.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gehlberg wurde 1645 im Zuge des Baues einer von HerzogErnst I. von Sachsen-Gotha privilegiertenGlashütte imAmt Schwarzwald gegründet. Die erste Glashütte des Dorfes wurde von den beiden ausFehrenbach stammendenGlasmeistern Hans Holland und David Schmidt gegründet. Der Ort, der zunächst nur aus zwei Wohnhäusern nebst Back- und Brauhaus sowieSchneidemühle bestand, ist damit die jüngste Ortsgründung im heutigenIlm-Kreis. 1793 wurden 169 Einwohner gezählt, 1820 waren es 230. Nachdem 1821 der Bau einer Hohlglasfabrik in Gehlberg genehmigt wurde, produzierte man dort ab 1842Tafelglas. Die Fabrik wurde zum wichtigsten Arbeitgeber des Ortes. Gehlberg wurde noch im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der Herstellung vonThermometern und technischen Glasartikeln für Messgeräte.[2]Speziell geformtes Glas war die Voraussetzung von zunächst noch in Handarbeit gefertigtenRöntgenröhren und vergleichbarenElektronenstrahlröhren. Auch auf diesem Gebiet besaßen Gehlberger Unternehmen (Firma Gundelach) zunächst einen hohen Marktanteil. 1875 waren 120 von etwa 450 Einwohnern dort beschäftigt. Die industrielle Glasproduktion wurde auch zu DDR-Zeiten in einer eigenen Glashütte fortgeführt und erst 1990 eingestellt. Bis heute gilt Gehlberg als Glasmacher-Ort.
Gehlberg gehörte bis 1918 zum HerzogtumSachsen-Coburg und Gotha, bis 1920 zumFreistaat Sachsen-Gotha, zwischen 1922 und 1952 zum ThüringerLandkreis Arnstadt, bis 1994 zumKreis Suhl-Land und bis 2019 zumIlm-Kreis und zurVerwaltungsgemeinschaft Oberes Geratal.
Nachdem bereits im Januar 2018 der Gemeinderat beschlossen hatte, sich der kreisfreien Stadt Suhl anzuschließen und auch am 21. März der Stadtrat von Suhl für eine Eingemeindung der Gemeinde stimmte, votieren am 28. Oktober 2018 bei einem Bürgerentscheid 219 von 383 Gehlbergern (57,3 %) für einen Wechsel nach Suhl.[3] Die Eingliederung wurde am 1. Januar 2019 vollzogen.[4]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohnerzahl |
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1843 | 0.225[5] |
1939 | 1.042[6] |
1989 | 0.821[7] |
2005 | 0.778 |
2010 | 0.652 |
2015 | 0.505 |
2018 | 0.487 |
2020 | 0.485[1] |
Datenquelle: ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik – Werte vom 31. Dezember[8]
Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ehemaliger Gemeinderat
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der ehemalige Rat der Gemeinde Gehlberg bestand aus acht Mitgliedern.
- Schneekopfverein Gehlberg e. V.: 2 Sitze
- Wählergruppe Fasching und Kirmesverein Gehlberg: 1 Sitz
- Wählergruppe pro Gehlberg: 5 Sitze
(Stand: 16. Juni 2017)
Ortsteilbürgermeister
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei der Wahl zum Ortsteilbürgermeister am 12. Juni 2022 bekam Rainer Gier knapp 96 % der abgegebenen gültigen Stimmen (Wahlbeteiligung: 42,4 %). Er konnte sein Amt somit verteidigen, einen Herausforderer hatte es nicht gegeben.[9]
Wappen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Wappen wurde am 14. Mai 1992 genehmigt.
Blasonierung: „In Grün eine erhöhte eingeschweifte goldene Spitze, darin auf einem grünen Hügel wachsend eine grüne Fichte; oben vorn eine goldene Blüte, oben hinten ein goldenes Kelchglas.“
Die Geschichte Gehlbergs begann 1645 mit der Gründung einer Glashütte, die die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung bildete. Fichte undArnikablüte verweisen auf die Wälder rund um den Ort.[10]
Das Wappen wurde von demHeraldikerFrank Diemar gestaltet.
Ortspartnerschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Breuna in Hessen
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ein Faltblatt der Touristinformation unterrichtet über einige historische Gebäude des Ortes.
Bergkirche
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Die Bergkirche wurde 1751 als vermutlich letztes Werk des gothaischen OberlandbaumeistersJohann Erhard Straßburger errichtet. Der Grundstein wurde am 15. September 1749 gelegt. Die erste Predigt am 19. April 1754 konnte der Architekt nicht mehr hören, da er drei Monate vorher in Gotha verstorben war.
Die Kirche erhielt 1857 eine neue Orgel aus der Werkstatt von Friedrich und GuidoKnauf. 1859 wurde das Holzschindeldach gegen ein Schieferdach ausgetauscht. 1938 entstand eine neue Emporenbemalung mit Flora- und Faunamotiven des Thüringer Waldes; der Flügelaltar des MalersLudwig Treß stammt aus dem Jahr 1952 und zeigt biblische Motive. Ein Holzhaus (Haus zur Gottestreue), das später als Pfarr- und Gemeindehaus fungierte, erhielt die Kirchgemeinde 1962 von der Lutherischen KircheFinnlands; da der Ort keine eigenePfarrstelle mehr besitzt, wird es heute alsKindergarten genutzt (Haselbrunnstraße). Die Kirchgemeinde gehört demKirchspielGräfenroda an.
Ende desZweiten Weltkriegs, im April 1945, sollte derBrandleitetunnel gesprengt werden. Der Reichsbahnobersekretär Ernst Kallert (1901–1947), dessen Grabstein auf dem Friedhof in Gehlberg diese Information trägt, soll maßgeblich dazu beigetragen haben, dass das Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt wurde.
Museen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Museum der Gehlberger Glastradition in der Ortsmitte
- Wilderermuseum
Ausflugsziele
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- In vier Kilometern Entfernung befindet sich amRennsteig die zu Gehlberg gehörendeSchmücke. Mit 916 Metern über dem Meeresspiegel ist die Ausflugsgaststätte das höchstgelegene Gasthaus am Rennsteig.
- Zu den wichtigsten Wanderzielen in der Umgebung Gehlbergs gehört nach dem Abzug sowjetischer Truppen Anfang der 1990er Jahre auch wieder der 978 Meter hoheSchneekopf mit einem in den Jahren 2007/2008 wiedererrichteten Aussichtsturm und der 2010 eröffneten Bergbaude. Jährlich finden dort das Schneekopffest und das Jägersteinfest statt, zu dem sich tausende Gäste auf dem Gipfel einfinden.
- Zwischen Gehlberg und dem Gabelbachskopf wurde derNatur- und Erlebnisweg Gehlberg angelegt und ausgeschildert.
Wirtschaft und Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gehlberg war seit der Gründung ein Glasmacherdorf. DieGlasindustrie existierte bis 1990, heute gibt es noch einzelne kunsthandwerklicheGlasbläser. Während der DDR-Zeit war Gehlberg ein stark frequentierterFDGB-Ferienort. Alsstaatlich anerkannter Erholungsort besitzt die Gemeinde mehrere Hotels und Pensionen; Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftszweig im Ort.
Gehlberg liegt an der StraßeSchmücke–Gräfenroda, wobei die Straßenanbindung aufgrund der Topografie sehr umwegig ist. So beträgt die Wegstrecke auf der Straße ins (Luftlinie) neun Kilometer östlich gelegeneIlmenau 23 Kilometer und ins zehn Kilometer südwestlich gelegeneSuhl 25 Kilometer. Der Ort besitzt auch einen Bahnhof an der StreckeNeudietendorf–Ritschenhausen, die einen Teilabschnitt der Verbindung zwischen Erfurt und Würzburg darstellt. Der Bahnhof liegt etwa einen Kilometer nordwestlich im Tal derWilden Gera imGehlberger Grund, kurz vor dem Portal desBrandleitetunnels, welcher beim seit Dezember 2017 aufgelassenenBahnhof Oberhof endet.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Hans Kehr (1862–1916),Chirurg, Begründer der Gallenwegschirurgie in Deutschland, wirkte alsMäzen in Gehlberg, wo er sich 1908 eine Sommerresidenz erbauen ließ, das noch heute existierende „Glöckchen im Tal“. Auch Kehrs Grabstätte befindet sich auf dem Grundstück. Zum Gedenken wurde ein Aussichtsfelsen nordöstlich von Gehlberg amBettelmannskopf in „Hans-Kehr-Stein“ umbenannt. Seit einigen Jahren findet sich dort auch eine von einem Ärzte-Symposium in Suhl gestiftete Gedenktafel.
- Rudi Gering (1917–1998), Skispringer und Unternehmer, wurde in Gehlberg geboren und wuchs dort auf. Er hielt zwischen 1941 und 1948 denSkiflugweltrekord.
- Ralf Schenk (1956–2022), Filmkritiker und -historiker mit Fokus auf dieDEFA, wuchs in Gehlberg auf.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Hans von Minckwitz:Ein Dorf im Walde. Die Geschichte Gehlbergs. Verlagsanstalt Otto Böhmer, Arnstadt 1939.
- Wilhelm Stieda:Thüringische Glashütten in der Vergangenheit. Leipzig 1910 (darin:Die Glashütte zu Gehlberg.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abStadt Suhl: Jahresstatistik 2021. (PDF; 1 MB) Stadt Suhl, Amt für Prozessmanagement, S. 2, abgerufen am 5. November 2022.
- ↑Tabellarische Übersicht Gehlberger Thermometerhersteller etc. (PDF; 380 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2009; abgerufen am 4. Mai 2023.
- ↑Gehlberg: Mehrheit stimmt für Wechsel nach Suhl. In:Südthüringen.de. Suhler Verlagsgesellschaft, 28. Oktober 2018 (insuedthueringen.de [abgerufen am 15. November 2018]).
- ↑Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 14/2018 S. 795 ff., aufgerufen am 1. Januar 2019
- ↑Quelle für schwarzburgische und sächsische Orte:Johann Friedrich Kratzsch:Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten. Naumburg, 1843. Online abrufbar beiGoogle Books. Quelle für preußische Orte:Handbuch der Provinz Sachsen. Magdeburg, 1843. Online abrufbar beiGoogle Books
- ↑Michael Rademacher: Einwohnerzahlen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
- ↑Bevölkerungsentwicklung im Ilm-Kreis. (PDF) Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, abgerufen am 4. Mai 2023.
- ↑Thüringer Landesamt für Statistik, Gemeinde Gehlberg, Bevölkerung. Abgerufen am 27. August 2022.
- ↑Wahlen in Thüringen, Ortsbürgermeisterwahlen, Wahlergebnisse (mit Link zu einer Excel-Datei mit den Wahlergebnissen). Abgerufen am 27. August 2022.
- ↑Neues Thüringer Wappenbuch, Band 2 Seite 10; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e. V. 1998,ISBN 3-9804487-2-X.