
Zu derGartenkunst im Vorderen Orient gehören die Gärten derAssyrer undBabylonier wie auch die der auch im Mittleren Osten wirkendenAchämeniden undSassaniden.
DasGilgamesch-Epos erwähnt Gärten inUruk.Königsgräber in Ur aus dem dritten Jahrtausend enthielten einen goldenen Kopfschmuck, der mitGänseblümchen verziert ist. In densumerischen Palastgärten wuchsenDattelpalmen undTamarisken, in deren Schatten Festmähler stattfanden.[1]
Auf Inschriften haben einige Herrscher Hinweise auf ihre Gärten hinterlassen. So rühmt sichTiglat-pileser I. (1115–1077 v. Chr.) üppiger Gärten; inNimrud fand sich eine Steinstele, die den königlichen Garten desAssurnasirpal II. (883–859 v. Chr.) beschreibt; eine Keilschrifttafel, die imBritischen Museum,London aufbewahrt wird, zählt die Pflanzen im Garten des babylonischen KönigsMarduk-Apla-Iddina II. (721–710 v. Chr.) auf und ein ebenfalls im Britischen Museum befindliches Relief desAssurbanipal (668–627 v. Chr.) vermittelt einen Eindruck eines assyrischenLustgartens.
KönigSargon II. (721–705) undSanherib (705–681) legten großeJagdparks an, bürgerten in diesen Parks Bäume wieZypressen,Zedern,Palmen und auchBaumwolle ein und versuchten in ihren Palastgärten Pflanzen aus allen Weltgegenden anzupflanzen. InHeiligen Hainen wuchsen unter anderem Dattelpalmen,Granatäpfel undKiefern.[2] Assyrische Reliefs ausNiniveh zeigen Weinreben, die in Bäumen wachsen undMadonnenlilien.[2] Auf den Reliefs halten Könige oft die rote illuru-Blume in den Händen.[3]
Ob dieHängenden Gärten von Babylon, in der Antike als eines dersieben Weltwunder betrachtet, wirklich existierten, ist umstritten.
Der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebendeDiodorus Siculus schreibt über diesen Garten: „Neben der Burg lag auch der so genannte hängende Garten (…) auf jeder Seite gegen vierPlethren lang, ansteigend wie ein Berg, ein Stockwerk über das andere, so dass er einen Anblick wie ein Theater darbot. Unter den ansteigenden Terrassen waren Mauerreihen gebaut, welche die ganze Schwere des Gartens zu tragen hatten und die, wie das Ganze anstieg, immer ein wenig über die vorhergehenden hervorragten (…) hierauf also trug man Erde an, in genügender Tiefe, dass die größten Bäume Wurzeln fassen konnten. Oben war der Boden geebnet und mit zahlreichen Bäumen bepflanzt, welche sowohl durch ihre Größe, als auch durch sonstige Lieblichkeit den Sinn des Beschauers ergötzten.“
Nach der Eroberung Mesopotamiens 539 v. Chr. übernahmen die Perser die Gartenkultur der Babylonier und Assyrer. Auch für diealtpersischen Gärten sind archäologische Zeugnisse eher spärlich. Das Meiste, was wir über diese Gärten wissen stammt von griechischen Historikern.
Xenophon berichtet: „In welchen Gegenden immer (der Perserkönig) wohnt oder zu welcher er sich wendet, da trägt er Sorge, dass dort Gärten sind, die so genanntenParádeisoi, von allen schönen und guten Dingen voll, welche die Erde hervorbringen mag, und in eben diesen hält er sich die meiste Zeit auf, solange die Jahreszeit es zulässt.“[4]
Zu den persischenParádeisoi zählten nicht nur die Gartenanlagen der königlichen Paläste, wie sie schonKyros II. (559–529), der Gründer des persischen Reiches anlegen und dieDareios I. (549–486 v. Chr.) vollenden ließ. Zu denParádeisoi zählten auch die ausgedehnten Obstgärten, die für die Versorgung der Bevölkerung gedacht waren.Xenophon berichtet, dass Kyros der Jüngere sich rühmte, selbst solche Obstgärten angelegt zu haben. Gleichfalls zu denParádeisoi werden die großköniglichenWildgehege oder Jagdparks gezählt. EinRelief vomApadana inPersepolis zeigt, wie dieElamiter Löwen alsTribut darbringen. Auch Wildgeflügel gab es im königlichen Park. Von Verwaltungstafeln aus der Zeit von Dareios I. wissen wir, dass beispielsweisePfauen mit Getreide gefüttert wurden. Parádeisoi lagen nach Xenophon inDaskyleion,Sittake und in Syrien.[5]
Der griechische SöldnerXenophon lernte die persischenParádeisoi kennen, als er 401 v. Chr. im so genannten „Zug der Zehntausend“ Obermesopotamien undArmenien durchquerte. Das persische Wortpairidaeza bedeutet Umzäunung. Xenophon führte es als Wort für Garten in den griechischen Wortschatz ein, von wo es zum mitteleuropäischen „Paradies“ wurde. Nach seiner Rückkehr legte er auf seinem LandgutSkillous beiOlympia einen davon inspirierten Wildpark an, der vonPausanias im 2. Jahrhundert nach Christus beschrieben wurde. Er ist die älteste schriftlich bezeugte Parkanlage Europas.