Gallspach liegt auf 365 m Höhe im Hausruckviertel. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 3,4 km, von West nach Ost 3,8 km. Die Gesamtfläche beträgt 6,18 km². 11,7 % der Fläche sind bewaldet, 75 % der Fläche sind landwirtschaftlich genutzt.
Ursprünglich im Ostteil desHerzogtums Bayern gelegen, gehörte das Gemeindegebiet seit dem 11. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der Grafen vonLambach, nach deren Aussterben der steirischenOtakare/Ottakaringer und der Grafen vonFormbach, ab 1192 der österreichischenBabenberger. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts sind hierDienstleute der Formbacher undSteinbacher nachgewiesen, die 1108 mitPerengar de gailisbach erstmals urkundlich in Erscheinung traten. Die häufig angeführte Erstnennung Gallspachs im Jahre 1111 bezieht sich auf Gallsbach (Ober- und Untergallsbach) beiPrambachkirchen.[2] In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel der Steinbacher Besitz – und mit ihm Gallspach – durch Heirat der Richezzanobilis matrona de Steinbach mit Gundacker vonSteyr, einem Ministerialen der Otakare, an dieses Geschlecht, aus dem ab dem 13. Jahrhundert die Herren vonStarhemberg hervorgingen. Zum Edelsitz gehörte im 13. Jahrhundert eineCapellen ze Gailspach. 1343 scheintEberhard V. von Walsee als Besitzer Gallspachs auf. Er veranlasste im selben Jahr die Lösung des Ortes von der PfarreGrieskirchen und die Gründung einer eigenen kleinenPfarre, die nur denBurgfrieden umfasste. Zwischen 1354 und 1483 hat die FamilieGeymann Gallspach alsWallseer, später als landesfürstliches Lehen inne. Am 4. Mai 1439Markterhebung durch KönigAlbrecht II. Bestätigung am 20. Dezember 1442 durchFriedrich III.:
„Wir Friedrich von gotes gnaden Römischer Kunig zu allen zeyten Merer des Reichs Herzog ze Österreich ze Steyr ze Kernden und ze Krain Grave zu Tirol cc. bekennen Als weilend unser lieber Vetter Kunig Albrecht unserm getrewen Stephan Gewman und den Leuten zu Gailspach einen ewigen Wochenmarkht geben hat all wochen am Mittichen daselbs zuhaben nach lautt des briefs darumb usgegangen und uns furpracht. Also haben wir durch fleizzige bete des benanten Stephans und williger dienst willen so er uns erzeigt hat und hinfur tun sol und mag Im und den benanten Leuten zu Gailspach den gemelten wochenmarkht gnediclich vernewet und bestettigt. Vernewen und bestettigen In den auch von römischer kuniglicher macht in kraft diezs briefs und meinen daz Er den nach umhaltt des egenanten unßs Vetters Brief haben und des geprauchen sullen von allermeintlich ungehindert. Mit urkund diß Briefs. Versigilt mit unserm kuniglichen anhangundem Insigil. Geben zu Insprukh an sand Thamans Abend des heiligen Zwelfpoten nach krist gepurd vierzehenhundert Jar und darnach in dem Zweyunduierzigisten Jar. Unsers Reichs Im dritten Jare.“[3]
Im 16. Jahrhundert war Gallspach ein Zentrum des oberösterreichischenProtestantismus. Ab etwa 1560 war die katholische Pfarre unbesetzt. 1566 wurde erstmals eine Schule erwähnt; 1586 wurde Johann Tauber von der WelserLateinschule als Lehrer nach Gallspach berufen. Im Zuge der Gegenreformation musste 1624 der GallspacherPrädikant Augustin Kromayer (Krammauer) das Land verlassen. Aufständische Bauern besetzten am 20. Mai 1626 den Markt und erzwangen die Herausgabe aller Waffen aus der herrschaftlichen Rüstkammer. 1633 veräußerte die protestantische FamilieGeymann Herrschaft und Markt Gallspach. Durch denBauernkrieg und ständige Einquartierungen verarmte die Bevölkerung. Die katholische Pfarre wurde ab 1633 vomKloster St. Nikola aus wieder besetzt. 1634 begann die pfarrliche Matrikenführung.
Bedeutende Herrschaftsinhaber des 17. u. 18. Jahrhunderts waren die FamilieWaldberg (1638–1685), Augustin Freiherr v.Erhardt (1688–1695), FamilieHoheneck (1709–1796) und die FamilieImsland (1796–1871). Ab der Mitte des 17. Jh. folgte eine spürbare wirtschaftliche Erholung. Neben dem Mittwoch-Wochenmarkt gab es noch vier Jahrmärkte: am ersten Sonntag in denFasten (Sonntag Invocavit), anPeter und Paul (29. Juni), amBartholomäustag (24. August) und am Festtag derheiligen Katharina (25. November).
Im 18. Jahrhundert bestanden bis zu 108 Konzessionen für Wanderhändler, die Schnitt- und Kurzwaren auf Märkten in Oberösterreich und der Steiermark anboten. Eine Gilde von 12 Meisterinnen und 48 Gesellinnen fertigte Stickereien (Figuren, Blumen) auf Kottun, Seide und Musselin an. 1755 erstmalige Nennung einer bürgerlichen Schützengruppe, 1801 einerMusikkapelle. Von 1810 bis 1816 fiel Gallspach an das mitNapoléon Bonaparte verbündeteKönigreich Bayern. Die Staatsgrenze verlief durch das Gemeindegebiet von Gallspach entlang der Straße Kochlöffeleck-Gferedt-Schlatt-Egg-Meggenhofen.
Trotz des wirtschaftlichen Niederganges als Folge derFranzosenkriege nennt eine Aufstellung von 1820 im Markt noch folgende Gewerbebetriebe: 1 Bräuer, 5 Wirte, 3 Metzger, 4 Bäcker, 1 Maurermeister, 1Bethenmacher (Rosenkranzmacher), 1 Posamentierer, 3Grießler, 2 Schuhmacher, 1 Schlosser, 3 Fassbinder, 2 Schneider, 2 Sattler, 3 Weber, 1 Hutmacher, 1 Töpfer, 1 Rotgerber, 3 Beschlagschmiede, 1 Obsthändler, 2 Schleifer, 1 Seiler, 1 Naglschmid, 1 Tischler, 1 Glaserer, 1 Färber, 1 Stricker, 1 Nadler, 1 Kürschner, 1 Messerschmid, 3 Pferdehändler, 1 Eisenhändler und 36Krämereyen. 1870 Eröffnung des Postamtes, 1887 Gründung der FreiwilligenFeuerwehr Gallspach, 1903 Eröffnung einesGendarmeriepostens und Gründung der Raiffeisenkasse, 1906 Feuerwehrgründung in Enzendorf. Von 1891 bis 1893 betrieb der Gallspacher Arzt Franz Xaver Zadny (1840–1913) eineKaltwasserheilanstalt nach der Methode von PfarrerSebastian Kneipp ausWörishofen und bewarb Gallspach in der Presse alsLuftcurort.
Seit 1920 wachsender Bekanntheitsgrad als Sitz des elektrophysikalischen InstitutesZeileis[4]. Erweiterung des Ortsgebietes durch den Bau vieler Hotels und Pensionen. 1951 Eröffnung des Kurparkes. 1960 Ernennung zumLuftkurort. Den Höhepunkt des Kurtourismus erlebte Gallspach 1967 mit rund 456.000 Übernachtungen. Ab den 1980er Jahren ständiger Rückgang des Kurtourismus. 2014 zählte der Luftkurort Gallspach nur noch 21.743 Übernachtungen. Vor 1918 gehörte der Markt Gallspach zum Erzherzogtum Österreich ob der Enns, von 1918 bis 1938 und abermals seit 1945 zum Bundesland Oberösterreich, während der NS-Zeit (1938–1945) zum Gau Oberdonau. 1938 erfolgte die Eingemeindung vonEnzendorf, mit dem seit 1937 eine Verwaltungsgemeinschaft bestand.
1343–1439:Geumarkt. In der Gründungsurkunde der Pfarre (1343) wird in Gallspach erstmals einMarckht imBurkhfridt genannt. Neben der Kirche, derVeste, dem herrschaftlichenMeierhof und einigen Nebengebäuden (Zehentstadel, ev.Pflegerhaus) befinden sich im unmittelbaren Marktbereich keine nachweisbaren Häuser. Der Pfarrhof liegt oberhalb des Ortes, in einigem Abstand vom Burgort liegen die Bauernhäuser in Schützendorf, Obergallspach, Weinberg, Thal, Diesting, Nussbaumhof, Niederndorf, Neidhartsberg, Ditschenberg, Wies und Leiten, die großteils der Herrschaft Gallspach untertänig sind.
1439–1526:Privilegierter Markt als Teil der Wirtschaftsherrschaft Gallspach. Neben der Kirche, der Veste und dem Meierhof entsteht eine Infrastruktur für die Marktfahrer (Mühle, Bäcker, Fleischbank,Schmiede, Schuster,Weber, Schneider, Taverne,Badehaus, Marktbrunnen). Dazu werden im 15. Jh. 13 Burgrechte an sich ansiedelnde Handwerker vergeben. Das Urbar 1526 nennt 19 bewohnte Häuser. Die verstreut gebauten Häuser liegen teilweise beiderseits der Straße nach Grieskirchen, einige in leicht erhöhter Lage über dem Hofplatz. Ein verbauterMarktplatz existiert noch nicht.
1526–1610:Ausbau bzw. Verdichtung des Hausbestandes am Marktplatz und beiderseits der heutigen Linzer Straße (Bildung des alten Marktes mit etwa 50 Hausnummern und Bau der ersten Häuser im Thongraben). Beginn des bürgerlichen Marktes. 1607 erlässt Hans LudwigGeymann eineMarktordnung. Zweite Ansiedlungsphase von Handwerkern.
1610–1640:Niedergang des Marktes durch kriegerische Ereignisse. 1610 Einfall des Passauer Kriegsvolkes. 1619 Teilnahme Hans Ortolph Geymanns an der ständischen Revolution. 1620 Einmarsch der Bayern. 1625–1626 und 1632Bauernunruhen. GrafPappenheim übernachtet am 22./23. November 1626 mit seinen Truppen im Markt. Laufende Einquartierungen. Mehrmalige Aufforderung an die Evangelischen, zum katholischen Glauben zurückzukehren oder auszuwandern. 1634 wird die Zahl von nur 24 bewohnten Häusern als katastrophaler Zustand für den Markt bezeichnet.
1640–1710:Konsolidierungsphase nach der Gegenreformation. Weitere Verdichtung der Markthäuser. Dritte Ansiedlungsphase. EineBrauerei wird genannt. Der Vormarkt wird vergrößert. Gemeinsam mit dem alten Markt hat Gallspach etwa 60 Hausnummern. Dazu entwickelt sich noch der Thongraben als „Vorort“ mit 10 Häusern.
1710–1720:Erweiterung des Marktes durch Anlage des Neumarktes (22 Häuser). Weitere Verdichtung des Vormarktes. Der Markt zählt etwa 85 Hausnummern.
1730–1750:Abermalige Erweiterung des Marktes durch Anlage der St. Georgsgasse (21 Häuser). Bau der Häuser im Vöglthen. Anlage der Teichhäuser. Der Markt Gallspach zählt etwa 110 Hausnummern.
1750–1790:Letzte Verdichtung des Häuserbestandes in der St. Georgs Gasse. Der Markt Gallspach zählt 121 Hausnummern. Diese Häuserzahl wird sich bis 1923 nicht ändern.
Wasserschloss Gallspach: Erster Edelsitz urkundlich 1120 erwähnt. 1343Veste. Derzeitiger Bau aus dem 16.–18. Jh.
Barocke Mariensäule: Zwischen 1680 und 1695 am ehemaligen Hofplatz (heute Hauptplatz) errichtet.
KatholischePfarrkirche Gallspach hl. Katharina: mit neuer Kirchweihe am 11. Dezember 2005; mit Integration des alten Gotteshauses und Erhaltung alter Grabsteine des 14.–19. Jh.; Kreuzweg des bekannten Gallspacher Bildhauers Erwin Burgstaller.
Kiener-Kapelle: ist eine Lourdeskapelle. Laut Deckeninschrift 1885 von Florian und Elisabeth Feilegger erbaut. Hauskapelle des 2001 abgetragenen „Lotte Kiener-Hauses“, in dem die MundartdichterinKlothilde Kiener viele Jahrzehnte wohnte. 2004 wurde die Kapelle renoviert.
Museum des Institut Zeileis: Dokumentation der Geschichte der elektrophysikalischen Therapieanstalt und der vonValentin Zeileis begründeten und erfolgreich angewendeten Hochfrequenztherapie.[6][7][8]
Tesla Museum Gallspach – Erlebnis Elektrizität: Eröffnet 2008. Schaustücke zuNikola Tesla, Elektrostatik und Informationstechnologie.[9][10]
Bahn: Gallspach liegt 3 Kilometer von der 1861 eröffnetenBahnstrecke Wels–Passau entfernt. Seit 1932 heißt die Bahnstation Grieskirchen wegen des Zustromes von Kurgästen zum Institut ZeileisGrieskirchen-Gallspach. Eine geplante Verbindungsbahn von Grieskirchen über Gallspach nachGaspoltshofen wurde nicht realisiert.
Bus: An Werktagen bestehen Busverbindungen nach Grieskirchen, Gaspoltshofen und Wels.
Straße: Gallspach liegt an der B 135Gallspacher Straße, die zwischen Grieskirchen und demTraunfall beiSchwanenstadt verläuft. Gallspach besitzt inMeggenhofen eine eigene Abfahrt von derInnkreisautobahn A8 (Meggenhofen-Gallspach). Von regionaler Bedeutung sind die Straßen nach Meggenhofen (über Schlatt), St. Georgen (über den Tetzelweg), Kematen, Wels (durch das Sulzbachtal) und Schlüßlberg (über Kochlöffeleck).
DasWappen ist geteilt; oben in Gold ein schwarzerAdler, unten in Schwarz drei silbernePfähle.
Wenige Jahre nach dem Tod des kinderlos verstorbenen HerrschaftsbesitzersTobias von Waldberg († 1670) übernahm die Gemeinde dessen Wappen als Gemeindewappen. Die älteste offizielle Darstellung als Marktwappen datiert vom 2. Jänner 1728 auf einem Siegel der Bürgerschaft.
Tobias Prodlfischer von Waldberg (ca. 1600–1670), diente demAbt von Kremsmünster,Anton Wolfradt, sieben Jahre als Hofmeister und wurde 1635 zum Verwalter desStiftes Kremsmünster aufSchloss Kremsegg installiert. 1635 heiratete er Anna Margarete Hüedt zu Weitersdorf, eine Nichte des Abtes, nach deren frühem Tod 1639 Maria Johanna Spindler von Hofeck. Ab 1638 belebte er den Markt Gallspach neu und gilt auch als zweiter Gründer einer selbstständigen Pfarre.
Valentin Zeileis (1873–1939), Metall-Kunsthandwerksmeister der Wiener Werkstätte (1903/04). Ab 1905 in zweiter Ehe verheiratet mit FriederikeMautner von Markhof. Ab 1912 Besitzer des Schlosses Gallspach. Übersiedelte 1920 vonWien nach Gallspach und richtete im Schloss die erste Ordination ein. 1926 Ehrenbürgerrecht von Gallspach. 1929 Bau des Institut Zeileis.
Lotte Kiener (1891–1980), Mundartdichterin, die seit 1926 in Gallspach lebte. Sie stammte vom Aichergut inGroßkrottendorf beiOffenhausen ab. 1975 wurde sie mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Stelzhamerbundes ausgezeichnet.
Fritz Zeileis (1898–1978), Sohn aus der ersten Ehe von Valentin Zeileis mit der Pianistin Helene Gundler. Medizinstudium in Wien,München,Erlangen und Frankfurt/Main. Setzte das Werk seines Vaters fort. Langjähriger Leiter des Institut Zeileis. Ehrenbürger (1937) und Ehrenringträger (1971) von Gallspach. 1973 Verleihung desGroßen Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich.
↑Peter Wiesinger,Karl Hohensinner, unter Mitarbeit vonHermann Scheuringer, Christina Schrödl, Stephan Gaisbauer, Aurelia Schneckenreither:Die Ortsnamen der Politischen Bezirke Grieskirchen und Eferding (nördliches Hausruckviertel) (=Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Band 5). Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, Linz 2017,ISBN 978-3-9027-4014-4, S. 88, Nr. 5.2.5.5 („Die Belege bis 1200 lassen sich weder mit diesemGallspach noch 5.4.5.12Gallsbach, Ober-, Unter-/Prambachkirchen sicher identifizieren“).
↑Werner-Christian Simonis:Die Hochfrequenz-Therapie von Arsonval bis Zeileis. Verlag der Aerztlichen Rundschau Otto Gmelin, München 1930 (landesbibliothek.at [abgerufen am 30. Oktober 2021]).
↑Wolfgang U. Eckart:Illustrierte Geschichte der Medizin, Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. 2. Auflage. Springer, 2011,S.207f. (Online bei Google Books [abgerufen am 7. Mai 2013]).
↑Tesla Museum. Verbund Oberösterreichischer Museen, 2011, archiviert vom Original am 15. August 2013; abgerufen am 29. August 2015.