Gae Aulenti


Gaetana „Gae“ Aulenti (*4. Dezember1927 inPalazzolo dello Stella,Provinz Udine,Italien; †31. Oktober2012 inMailand[1]) war eineitalienischeArchitektin, Innenarchitektin, Gestalterin und Architekturtheoretikerin. International bekannt wurde sie durch die Gestaltung mehrerer berühmter Museen inParis undBarcelona.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gae Aulenti erwarb 1954 ihr Diplom für Architektur amPolitecnico di Milano. Anschließend arbeitete sie als selbstständige Designerin in Mailand und entwarf Möbel und Inneneinrichtungen unter anderem für Knoll International undOlivetti sowie Leuchten für Stilnovo undArtemide. Von 1955 bis 1965 war sie als Redakteurin und Grafikdesignerin bei der ZeitschriftCasabella-continuità (ISSN 0008-7181) tätig. 1960 bis 1962 unterrichtete sie als wissenschaftliche Assistentin Architekturkomposition (in etwaGebäudekunde) an derUniversität Venedig. 1964 bis 1967 unterrichtete sie in gleicher Funktion am Politecnico in Mailand.
Für die 13. Architektur-Triennale in Mailand 1964 entwarf sie den preisgekrönten italienischen Pavillon. Von 1966 bis 1969 war sie Vizepräsidentin der ADI, derAssociazione per il Disegno Industriale (Gesellschaft für Industriedesign). 1974 wurde sie Direktoriumsmitglied bei der ZeitschriftLotus International (ISSN 0076-101X). 1976–1979 unterrichtete sie amLaboratorio di Progettazione Teatrale (Theater-Projektlabor) inPrato. Daneben unternahm sie als Gastdozentin Reisen in dieUSA, nachKanada,Spanien,Deutschland,Schweden und in denIran.

Die außerordentlich vielseitige Künstlerin entwarf Bühnenbilder (vor allem für den RegisseurLuca Ronconi, der sie zu dieser Arbeit animiert hat), Möbel und Einrichtungsgegenstände, Gärten, Wohnbauten, Hotels, Schulen und Geschäftshäuser. In den 1980er Jahren wurde sie international bekannt. Von 1980 bis 1986 leitete sie den Umbau desPariserGare d’Orsay zu einem Museum. 1987 zeichnete der französische PräsidentFrançois Mitterrand sie für diese Leistung zumChevalier de la Légion d’Honneur (Ritter derEhrenlegion) aus. 1982 bis 1985 gestaltete sie dasMuseum für moderne Kunst imCentre Georges Pompidou neu. In den Jahren 1985 und 1986 war sie am Umbau desPalazzo Grassi inVenedig für Museumszwecke beteiligt.

In den Jahren 1985 bis 1992 leitete Gae Aulenti den Umbau desPalacio Nacional de Montjuic inBarcelona zumMuseu Nacional d’Art de Catalunya. FürCarlo Caracciolo di Castagneto restaurierte sie die Burg vonTorrecchia Vecchia. 1989 wurde sie Ehrenmitglied desBundes Deutscher Architekten BDA und 1991 erhielt sie für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Architektur dasPraemium Imperiale des japanischen Kaiserhauses.
Über ihre Arbeit und das Fehlen einer einheitlichen Stilrichtung darin bemerkte sie: „Weil Stil ein Fehler ist. Ich kann nicht überall mit ein und derselben Handschrift arbeiten. Denn es ist der Ort, der die Art und Weise vorgibt, wie etwas zu gestalten ist. Stil bedeutet die Wiederholung einer immer gleichen Idee und von immer gleichen Details. Das hat mich nie interessiert.“[2] Die RedaktionSchöner wohnen schrieb über sie: „Gae Aulentis Entwicklung ist eine Emanzipationsgeschichte der gestalterischen Art; für das Recht des Entwerfers auf Individualität, frei von Dogmen und Ismen, kämpft sie mit Witz und Intellektualität.“[3]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1964 Italienischer Pavillon auf der 13. Architektur-Triennale in Mailand
- 1973–1974 Haus Via Fiori Oscuri 3, Mailand[4]
- 1973–1974 Studio Gae Aulenti, Piazza San Marco 4, Mailand[5]
- 1980–1986 Umbau des Gare d’Orsay, Museum, Paris
- 1982–1985 Umgestaltung des Museums für moderne Kunst im Centre Georges Pompidou
- 1985/1986 Umbau des Palazzo Grassi
- 1985–1992 Umbau des Palacio Nacional de Montjuic, Barcelona zum Museu Nacional d’Art de Catalunya
- 1998–2000 Piazzale Cadorna und neue Ferrovie Nord-Fassade, Piazzale Luigi Cadorna, Mailand, Gae Aulenti mit Marco Buffoni, Massimo Cazzaniga, Carlo Lamperti, Giuseppe Villoresi, Renato Vitaliani[6]
- 2006–2009 Stadtbibliothek und Kulturzentrum Tilane, Piazza della Divina Commedia 3, Paderno Dugnano, Mailand[7]
Möbel- und Leuchtendesign (Auswahl)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1952Sgarsul, Schaukel-Sessel, Hersteller Poltronova[8]
- 1964April, Armlehnenstuhl, Hersteller Zanotta[8]
- 1965Jumbo Table, Marmortisch, Hersteller Knoll International[8]
- 1967Pipistrello, Tischlampe, Hersteller Martinelli Luce[8]
- 1980 Glastisch mit Rädern, Hersteller Fontana Arte[8]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Charlotte Fiell; Peter Fiell (Hrsg.):Design des 20. Jahrhunderts, Taschen Verlag, Köln 2012,ISBN 978-3-8365-4107-7, S. 75.
- Sonia Ricon Baldessani:Wie Frauen bauen. Architektinnen. Von Julia Morgan bis Zaha Hadid. AvivA Verlag, Berlin, 2001,ISBN 3-932338-12-X, S. 137–149.
- Laurel Frances Rogers:Gae Aulenti. In: Jan Cigliano Hartman (Hrsg.):The women who changed architecture. Beverly Willis Architecture Foundation / Princeton Architectural Press, New York 2022,ISBN 978-1-61689-871-7, S. 108f.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Gae Aulenti im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- gaeaulenti.it
- Produktübersicht und Biographie von Gae Aulenti auf edition20 (Webarchiv)
- Gae Aulenti. In: archINFORM.
- Luigi Monzo: Gae Aulenti: Architektin des Neoliberty (abgerufen am 1. November 2012)
- Gae Aulenti bei der Design-Agentur Tagwerc mit Texten zu Ihren Entwürfen und Ihrer Designphilosophie
- Gae Aulenti, openhouseitalia.org, Architekturfestival Mailand 2022.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑derStandard.at. Abgerufen am 21. Januar 2023.
- ↑Designline Living - Im Gespräch: Interview mit Gae Aulenti | designlines.de. 23. August 2010, archiviert vom Original am 23. August 2010; abgerufen am 21. Januar 2023. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.designlines.de
- ↑Schöner Wohnen:Das Buch der Klassiker – Die 500 besten Möbel und Wohnaccessoires. Gruner + Jahr AG & Co KG, Hamburg 2011,ISBN 978-3-517-08706-1,S. 190.
- ↑Gae Aulenti. Casa-Archivio Gae Aulenti, openhouseitalia.org, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑Gae Aulenti. Studio Gae Aulenti, openhouseitalia.org, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑Gae Aulenti. Piazzale Cadorna e nuova facciata Ferrovie Nord, openhouseitalia.org, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑Gae Aulenti. Biblioteca civica e centro culturale Tilane, openhouseitalia.org, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑abcdeModerne Klassiker. Möbel, die Geschichte machen, Gruner + Jahr, 18. Auflage, Hamburg, 1996.ISBN 3-570-01367-7
Personendaten | |
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NAME | Aulenti, Gae |
ALTERNATIVNAMEN | Aulenti, Gaetana |
KURZBESCHREIBUNG | italienische Architektin |
GEBURTSDATUM | 4. Dezember 1927 |
GEBURTSORT | Palazzolo dello Stella, Provinz Udine, Italien |
STERBEDATUM | 31. Oktober 2012 |
STERBEORT | Mailand, Italien |