
Gaarden ist einStadtteil vonKiel, der sich inGaarden-Ost undGaarden-Süd gliedert. Bewohnt ist dieser Stadtteil von ungefähr 21.300 Einwohnern. Ortsfremde meinen mit „Gaarden“ meist Gaarden-Ost, den Stadtteil Nr. 12 von Kiel.Gaarden-Süd und Kronsburg bilden den Stadtteil Nr. 13 von Kiel. Kiel ist in18 Ortsbezirke mit 30 Stadtteilen gegliedert.
Gaarden-Ost liegt an der Hörn auf einer ehemals moorigen Geländestufe, die von 15 Meter auf 25 Meter über dem Meeresspiegel ansteigt. Neben der Förde ist Gaarden vonKiel-Südfriedhof,Hassee,Meimersdorf,Kronsburg,Wellsee,Elmschenhagen undEllerbek umgeben. Nur ein kleiner Teil von Gaarden-Süd stößt heute noch an die Stadtgrenze.
Der NameGaarden geht vermutlich darauf zurück, dass ein großes Gebiet, die beiden Dörfer Hemminghestorpe und Wulvesbrooke, einst als Garten verpachtet war.[1] Auch heute noch umfasst Gaarden vor allem im Süden, also in Gaarden-Süd, großeGrünanlagen wie zum Beispiel das Vieburger Gehölz. Erholung bietet beispielsweise derVolkspark, der 1899 alsWerftpark gebaut wurde und von 1936 bis 1945 nachHorst Wessel benannt worden war.[2] Er gilt noch heute als sehenswerte Parkanlage.[3] Das Zentrum von Gaarden stellt der 1903 nach dem KreuzerVineta benannte MarktplatzVinetaplatz dar. Sein Name geht auf die in einer Sage vor der Odermündung in der Ostsee versunkeneHandelsstadt Vineta zurück.





Gaarden wird das erste Mal dokumentarisch 1210 bei der Gründung desKlosters Preetz erwähnt (als Schreibweisen damals u. a.Ghardin undGarden).[4] Hervorgegangen sind Gaarden-Ost und Gaarden-Süd aus den beiden Dörfern Hemminghestorpe und Wulvesbrooke.[5] Die Mühlenau, an der eine Mühle des Klosters Preetz stand und die heute hauptsächlich unterirdisch verläuft, kennzeichnete die natürliche Grenze zwischen den beiden Dörfern.[1]
Es gründeten sich in den 1860er Jahren drei großeWerften auf dem Ostufer zwischen derHörn und derSchwentine: Die (Norddeutsche Schiffbaugesellschaft (Germaniawerft), dieKönigliche/Kaiserliche Werft Kiel und dieKieler Schiffswerft (Howaldtswerke)). Nach 1871, als Kiel zumReichskriegshafen ernannt wurde und in den Werften immer mehr Arbeiter beschäftigt wurden, wuchs die Gemeinde rasch. So wurden 1871 nur 2715 Einwohner vermerkt, im Jahr 1910 waren es schon 30.427 Einwohner.[6]
Gaarden-Ost wurde 1901 nach Kiel eingemeindet; Gaarden-Süd folgte neun Jahre später. Die wirtschaftlichen und militärischen Bestimmungen desFriedensvertrages von Versailles nach demErsten Weltkrieg trafen die Werften besonders, so dass die Arbeitslosenzahlen stiegen und die Einwohnerzahlen stagnierten. Deshalb wurde 1923Kronsburg genau wie andere Stadtteile Kiel hinzugefügt, so dass Gaarden nicht mehr zum Randgebiet zählte.[7]
Nach demZweiten Weltkrieg glichen die Ränder von Gaarden-Ost einer Mondlandschaft. Die umfassende Zerstörung des Stadtteils imLuftkrieg resultierte zum einen aus derU-Boot-Produktion auf den Werften, aber auch aus der vor allem durchArthur Harris ausgegebenen Taktik derBrandbombenteppiche auf Wohngebiete. In vielen Gärten von Kiel kann man heute noch Bomben und die charakteristischen Gewichte derStabbrandbomben finden.[8]
Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Leben in Gaarden zunächst stark an die Werften geknüpft. So beeinflusste auch das Auf und Ab der Werftindustrie diesen Stadtteil wie keinen anderen. Ab Ende der 1950er Jahre kam es nach der Sprengung aller Werftbunkeranlagen zuerst durch dasWirtschaftswunder zu einem Aufschwung, aber Anfang der 1980er Jahre wurde durch die Konkurrenz bzw.Dumpingpreise ausFernost eineWerftenkrise in vielen anderen Ländern (darunter auch Deutschland) ausgelöst, woraufhin dieEuropäische Gemeinschaft sich entschloss,Subventionen zuzulassen. Die Krise blieb bei derHDW, der einzigen noch übrig gebliebenen Werft auf dem Ostufer, gleichwohl spürbar. Anfang der 1980er Jahre waren dort noch ca. 12.000 Arbeitnehmer beschäftigt, 1990 waren es 5000 und 1995 noch 3751.[9] Durch denFall der Mauer und das Ende desKalten Krieges veränderte sich dann die geopolitische Lage.
Insbesondere Gaarden-Ost ist durchEinwanderung geprägt, dort leben verschiedene Nationalitäten. Dies bringt neben einem vielfältigen Kulturmix mit kleinen Geschäften und Restaurants auch Konflikte mit sich. Deshalb gilt Gaarden-Ost als einsozialer Brennpunkt. Die Mieten sind trotz der Nähe zum Stadtzentrum geringer, allerdings ist es angesichts der in Großstädten allgemein steigenden Mieten auch in Gaarden schwieriger geworden, eine günstige Wohnung zu finden, zumal Kiel Universitätsstadt ist. Die ehemals stadteigenenSozialwohnungen gehören mittlerweile dem WohnungsunternehmenVonovia SE und sind aus derMietpreisbindung herausgefallen, sodass auch für viele Wohnungen in Gaarden jährlich die Miete erhöht wird. 600 der 3000 Vonovia-Wohnungen in Gaarden werden aufwändig saniert.[10] Der Anteil an Arbeitslosen und Menschen mit niedrigem Einkommen ist im 16. Ortsteil von Kiel hoch. Die Arbeitslosenquote lag im ersten Quartal 2011 bei 15,2 %; rund 42 % der Gaardener erhalten Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II undSGB III).[11] Im Jahr 2018 stieg dieser Anteil auf 64 %.[12] Ferner ist der Anteil der Menschen mitMigrationshintergrund mit 53 % in Gaarden überdurchschnittlich hoch,[12] dies spiegelt sich insbesondere in den dortigen Schulen am hohen Anteil Kinder ausländischer Herkunft wider.[13]
Im Jahr 2006 wurde bekannt, dass der in Hamburg festgenommeneAl-Qaida-TerrorismusverdächtigeRedouane El-H. in Gaarden ein Internetcafé betrieb. Die Moschee der Kieler Islamischen Gemeinde in Gaarden wurde von dem inProjensdorf wohnhaften Kofferbomben-Attentäter regelmäßig besucht.[14]
Bei der Oberbürgermeisterwahl am 15. März 2009 lag die Wahlbeteiligung in Gaarden unter 20 %.[15]
Ein Teil der sozialen Probleme des Stadtteils wurde in der FolgeBorowski und die Kinder von Gaarden der FernsehkrimireiheTatort am 29. März 2015 thematisiert.[16] In der am 10. Oktober 2019 ausgestrahlten Folge 4 der ReiheHartes Deutschland – Leben im Brennpunkt desPrivatsendersRTL II wurden verschiedene reale Schicksale dokumentiert.[17]
Der Stadtteil Gaarden gehört zumBundestagswahlkreis Kiel,Altenholz undKronshagen (5), der direkt gewählte Abgeordnete dieses Wahlkreises istMathias Stein,SPD.
Gaarden gehört zumLandtagswahlkreis Kiel-Ost (15), hier ist die direkt gewählte Abgeordnete seit 2022Seyran Papo,CDU.
Gaarden hat zwei Kommunalwahlkreise, zum einen Gaarden-Ost, direkt gewählter Ratsherr hier ist Wolfgang Schulz, SPD, der andere Wahlkreis ist Gaarden-Süd, hier ist direkt gewählt der Ratsherr Michael Schmalz, auch SPD.
Der Stadtteil ist ein Ortsbeiratsbezirk. Die Funktion eines Ortsbeirates wird auf der Homepage der StadtKiel wie folgt beschrieben: „Die Ortsbeiräte wirken in Angelegenheiten mit, die ihren Stadtteil betreffen. Sie werden von den zuständigen Ämtern über alle wichtigen Vorhaben informiert und hierzu angehört. Interessierte haben beispielsweise bei öffentlichen Anhörungen zu Bebauungsplänen in den Ortsbeiräten Gelegenheit, Anregungen und Kritik zu äußern. Die Ortsbeiräte können Anträge, die speziell ihren Stadtteil betreffen, an die Ratsversammlung und an die Ausschüsse stellen. Zu Mitgliedern der Ortsbeiräte können Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils, aber auch Ratsmitglieder, gewählt werden. Die Sitzungen sind öffentlich.“
Der Ortsbeirat Gaarden besteht aus 13 Mitgliedern, Vorsitzende ist (seit Juni 2023) Edina Dickhoff,Bündnis 90/Die Grünen.
Die LandeshauptstadtKiel unternimmt seit 2018 im Rahmen des Projekts„Gaarden hoch 10“[18] verstärkte und gezielte Anstrengungen, um die Potenziale des StadtteilsGaarden nachhaltig zu fördern. Ziel des Projekts ist es, die Lebensqualität in Gaarden zu verbessern und den Stadtteil attraktiver zu gestalten. Dies soll durch eine integrierte Herangehensweise erreicht werden, die unter anderem folgende Maßnahmen umfasst:
„Gaarden hoch 10“ ist ein langfristig angelegter Prozess, der auf eine nachhaltige Entwicklung des Stadtteils abzielt.
In Gaarden befand sich bis Ende Mai 2018 eineSchwimmhalle[19] sowie dasFreibad Katzheide, dasVeranstaltungszentrum Räucherei, eineJugendherberge und eine Stadtteilbibliothek sowie diverse Kirchen und Moscheen und eineBerufsschule.
Gaarden verfügt über eine gute Nahversorgung. Die Elisabethstraße ist die Haupteinkaufsstraße, die angrenzend amVinetaplatz alsFußgängerzone eingerichtet ist. Auch in der Stoschstraße, Kaiserstraße und im Kirchenweg haben sich viele Einzelhandelsgeschäfte angesiedelt.
Durch Gaarden verläuft dieBahnstrecke Kiel Süd–Schönberger Strand mit dem ehemaligenHaltepunkt Kiel-Gaarden. Von 1911 bis 1961 war in Gaarden zudem eine Bahnstation derBahnstrecke Kiel–Segeberg, deren Gleise bereits 1962 entfernt wurden.
DerTheodor-Heuss-Ring bzw. Konrad-Adenauer-Damm (Bundesstraße 76) trennt Gaarden-Süd von Gaarden-Ost auf der Ost-West-Achse. T-förmig dazu verläuft quer durch Gaarden-Ost derOstring (Bundesstraße 502) und nach Süden ist Kiel hier mit der Neue Hamburger Straße (Bundesstraße 404) an das Bundesstraßennetz angebunden. Über dieHörnbrücke istKiel Hauptbahnhof für Fußgänger und Radfahrer schnell zu erreichen.
54.307310.141625Koordinaten:54° 18′ 26″ N,10° 8′ 30″ O