Die meisten Froschlurche werden – ohne näheren verwandtschaftlichen Zusammenhang mit diesen – als „Frösche“ bezeichnet. Zu den Froschlurchen zählen außerdemKröten undUnken.
Die BezeichnungenFrosch undKröte sindsystematisch nicht eindeutig abgegrenzt. Unter einem „Frosch“ wird landläufig ein relativ schlanker, agiler Froschlurch mit eher glatter und feuchter Haut sowie kräftigen Sprungbeinen verstanden. Beispiel: die GattungRana (Echte Frösche). Dagegen gilt eine „Kröte“ allgemein als plump und gedrungen gebaut. Ihre Haut ist eher trocken und „warzig“. Die vergleichsweise kurzen Hinterbeine dienen nur zu kurzen Hüpfern und zum Laufen auf allen vieren. Beispiel: die GattungBufo (Echte Kröten). In der Realität verschwimmen diese Abgrenzungsmerkmale häufig und lassen sich in derTaxonomie der Amphibien nicht bestätigen.
Eindeutiger sind dieUnken abzugrenzen und systematisch zuzuordnen: Eine Unke ist ein stammesgeschichtlich urtümlicher, kleiner Froschlurch mit einem abgeflachten Körper, warziger Oberseite und grell-bunt (gelb oder rot) marmorierter Bauchseite. Unken bilden die GattungBombina.
Im Gegensatz zu den Schwanzlurchen weisen die Froschlurche nur während der Larvenphase im Wasser einen Schwanz auf. Mit derMetamorphose zum Landtier wird dieser zurückgebildet. Je nach Ausprägung der Hinterbeine, die deutlich länger als die vorderen Extremitäten sind, bewegen sich Froschlurche laufend, hüpfend oder weit springend vorwärts. Einige können sehr gut klettern; andere graben sich im Boden ein oder leben ständig im Wasser.
Der Knochenbau ist wie bei allen Amphibien teilweise reduziert. So besitzen sie, bis auf wenige Arten derUnterordnungArchaeobatrachia, keine Rippen. Der Schultergürtel der Froschlurche ist im Gegensatz zu den Schwanzlurchen verknöchert und mit einem Schlüsselbein ausgestattet. Die Hüftregion ist besonders stabil gebaut und weist auffallend weit hinten positionierte Gliedmaßenansätze auf, um für die enorme Hebel- und Schubwirkung beim Springen geeignet zu sein.
Die Haut kann glatt oder warzig sein. Sie ist von Schleimdrüsen durchsetzt, die die Oberfläche feucht halten und eineHautatmung ermöglichen. Viele Arten weisen zudem Körperdrüsen auf, die ein giftiges Schutz- undWehrsekret produzieren.Pigmentzellen sind für eine vielfältige Färbung und Zeichnung verantwortlich.
Die größte Art ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von belegten 33 und vermuteten 35 bis 40 Zentimetern der seltene westafrikanischeGoliathfrosch (Conraua goliath). Mehrere „miniaturisierte“ Arten erreichen dagegen ausgewachsen kaum einen Zentimeter Größe, wie die brasilianischeSattelkröteBrachycephalus didactylus, das kubanischeMonte-Iberia-Fröschchen (Eleutherodactylus iberia), der madagassischeEngmaulfroschStumpffia pygmaea oder derSeychellenfroschSechellophryne gardineri, die auch zu den weltweit kleinstenLandwirbeltieren überhaupt zählen.
Die meisten Froschlurche suchen zur Vermehrung ein Gewässer auf, um dortLaich abzulegen; es gibt allerdings auch Arten mit direkter Larvenentwicklung innerhalb der an Land abgelegten Eier (Terrarana) und mindestens eine lebendgebärende Art (Limnonectes larvaepartus). Die Männchen verfügen oft überSchallblasen, um Paarungsrufe zu erzeugen. Der Laich wird über dieKloake des Weibchens in Form von Klumpen, Schnüren oder als Einzeleier ins Wasser – manchmal aber auch auf Blätter über dem Wasser oder auf den Waldboden – abgegeben und dabei vom imAmplexus befindlichen Männchen äußerlich besamt (vgl. dagegenSchwanzlurche). Nach mehreren Tagen hat sich aus demEmbryo eineKaulquappe entwickelt.
Zunächst sind dieKiemen noch außen liegend, später werden sie von einer Hautfalte bedeckt. Nach mehreren Wochen Larvalentwicklung, während der sich die Kaulquappe von Pflanzen, organischem Material, Kleinsttieren und Aas, bei einigenBaumsteigerfröschen auch von arteigenem, unbefruchtetem Laich ernährt, erscheint bei dem Tier zuerst ein hinteres Beinpaar. Die Vorderbeine werden erst einige Tage später äußerlich sichtbar.
Nach zumeist mehreren Monaten Wasseraufenthalt stellt sich die eigentlicheMetamorphose zum Landtier ein, wobei sich unter anderem die Kiemen zurückbilden. Die Atmung erfolgt nun über eine einfach gebaute Lunge sowie die sich stark verändernde Haut. Verdauungs- und Nervensystem sowie weitere Organe werden innerhalb kurzer Zeit völlig umgebildet. Äußerlich weicht die eher fischartige Gestalt den Formen eines Frosches oder einer Kröte (Näheres siehe unterKaulquappe). Am Schluss der Umwandlung wird der Ruderschwanz allmählichresorbiert.
Je nach Art dauert es unterschiedlich lange, meist ein bis drei Jahre, ehe das Tiergeschlechtsreif wird und selbst am Fortpflanzungsgeschehen teilnimmt.
Froschlurche kommen auf allen Kontinenten, mit Ausnahme vonAntarktika, und vielen Inseln von den kalt-gemäßigten bis in die tropischen Zonen vor. Diebiogeografische Region derHolarktis ist vergleichsweise artenarm; Schwerpunkte der Artenvielfalt liegen insbesondere in den Subtropen und Tropen der neuweltlichenNeotropis (Mittel- und Südamerika) und altweltlichenPaläotropis (Südostasien, Afrika südlich der Sahara).
Derzeit werden je nach Übersicht 56 bzw. 58 rezente Familien mit rund 7680 Arten unterschieden – die Artenzahl ändert sich laufend, vor allem wegen neuer Erkenntnisse aus derphylogenetischen Forschung zurSystematik sowie aufgrund ständiger Neuentdeckungen insbesondere von tropischen Fröschen, die bisher unbekannt waren. Die formenreichste Familie bilden dieLaubfrösche (Hylidae) mit über 1000 Arten.
(Sortierung innerhalb desselben Ranges alphabetisch nach wissenschaftlichen Namen)
Genibatrachus baoshanensis aus der Unterkreide von China.
Der stammesgeschichtliche Ursprung der Froschlurche und der anderen modernen Amphibien (Lissamphibia) ist noch nicht mit absoluter Sicherheit geklärt. Meist wird angenommen, dass er in der Gruppe derTemnospondyli zu suchen ist.[1]Gerobatrachus, einunterpermischer Temnospondyle aus der Familie derAmphibamidae, zeigt eine Mischung von Frosch- undSchwanzlurchmerkmalen („Mosaikform“) und könnte dem gemeinsamen Vorfahren von Frosch- und Schwanzlurchen nahestehen.[2]Czatkobatrachus[3] aus demUntertrias von Polen undTriadobatrachus ausMadagaskar[4] zeigen schon deutliche Froschmerkmale. Beide werden zu denSalientia gezählt, eine Überordnung der Amphibien, zu der die modernen Froschlurche und ursprüngliche fossile Formen gehören. Einige derrezenten Froschfamilien können anhand vonFossilfunden bis in denJura und dieKreidezeit zurückverfolgt werden.[5]
Günther E. Freytag, Bernhard Grzimek, Oskar Kuhn, Erich Thenius (Hrsg.):Lurche. In:Grzimeks Tierleben. Bd. 5:Fische 2, Lurche. Lizenzausgabe im dtv, München 1980,ISBN 3-423-03204-9.
↑Jason S. Anderson, Robert R. Reisz, Diane Scott, Nadia B. Fröbisch, Stuart S. Sumida:A stem batrachian from the Early Permian of Texas and the origin of frogs and salamanders.Nature Band 453, 2008, S. 515–518.doi:10.1038/nature06865
↑Susan E. Evans, Magdalena Borsuk-Białynicka:A stem-group frog from the Early Triassic of Poland. Acta Palaeontologica Polonica 43 (1998), 4: S. 573–580.online (PDF; 1,3 MB)
↑André Leisewitz, Hermann Kruse, Engelbert Schramm:Erarbeitung von Bewertungsgrundlagen zur Substitution umweltrelevanter Flammschutzmittel; Forschungsbericht 204 08 542 (alt) 297 44 542 (neu), Umweltforschungsplan des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dezember, 2000(PDF-Datei), zuletzt abgerufen im Februar 2020
↑PHTHALATE, die nützlichen Weichmacher mit den unerwünschten Eigenschaften(PDF-Datei); (Deutsches) Umweltbundesamt für Mensch und Natur, zuletzt abgerufen im Februar 2020
↑abcP.Pfluger, B. Wasserrab, E. O’Brien, A.Prietz, P. Spengler, C.Schneider, A. Heußner, T.Schmid, B.Knörzer, J.W.Metzger, D.R.Dietrich:Entwicklung und Validierung vonin vitro Prüfsystemen zum Nachweis von endokrin wirkenden Fremdstoffen: Chemisch-analytische Überprüfung und biologischer Nachweis von potentiell endokrin wirksamen Stoffen in Kläranlagenausläufen bzw. Vorflutern; Programm Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherheit (BWPLUS); bei pudi.lubw.de (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg);(PDF-Datei);
↑W.Kloas, C.Bögi, A.Gaete, O.Jagnytsch, A.Krüger, G.Levy, C.Lorenz, N.Neumann, R.Opitz, C.Pietsch, W.Schumacher, A.Tillack, A.Trubiroha, R.Urbatzka, C.Van Ballegooy, C.Wiedemann, S.Würtz, I.Lutz:Testverfahren bei Amphibien zum Nachweis von endocrine disruptors (ED) mit Wirkungen auf die Reproduktion und das Schilddrüsensystem; in: Umweltbundesamt (Herausgeber): Tagungsband 3. Statusseminar Chemikalien in der Umwelt mit Wirkung auf das endokrine System. Wissenschaftliche Grundlagen der Bewertung und Regulierung, Berlin, 2005;ISBN 3-8167-6968-3, Seite 38;(PDF-Datei)
↑Frauke Hoffmann, Werner Kloas:Eignung des Rufverhaltens des Krallenfroschs als Endpunkt für die Erfassung der Effekte hormonell wirkender Stoffe auf aquatische Ökosysteme; Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; Im Auftrag des Umweltbundesamtes; April, 2016,(PDF-Datei)