Johan Fredrik „Frits“ Staal (*3. November1930 inAmsterdam[1]; †19. Februar2012 inChiang Mai,Thailand) war einniederländischerPhilosoph,Sprachwissenschaftler,Indologe undbekannter Forscher zur antiken Philosophie, der sich in seinen Forschungen unter anderem mit dem Vergleich desAdvaita-Vedanta undNeuplatonismus befasste.
Staal, ein Sohn desArchitektenJan Frederik Staal, studierte nach dem SchulbesuchMathematik,Naturwissenschaften undPhilosophie an derUniversität von Amsterdam. Im Anschluss setzte er seine Studien in den FächernIndische Philosophie undSanskrit an derBanaras Hindu University (BHU) fort und schloss dort 1957 seinePromotion mit einerDissertation zum Sanskrit inChennai ab.
Danach war er von 1958 bis 1962 alsLektor für Sanskrit an der Schule für orientalische und afrikanische Studien derUniversität London tätig sowie zeitgleich von 1961 bis 1962Assistant Professor undAssociate Professor für Indische Philosophie an derUniversity of Pennsylvania.
Im Anschluss kehrte er in die Niederlande zurück und übernahm zwischen 1962 und 1967 eineProfessur für allgemeine und vergleichende Philosophie an der Universität von Amsterdam.
1967 erregte er mit seinem AufsatzZinvolle en zinloze Filosofie in derLiteraturzeitschriftDe Gids Aufsehen: Darin schlug er vor, dass nur verifizierbare Aussagen eine sinnvolle Philosophie bilden. Aussagen wieMartin Heideggers „Das Nichts nichtet“ seien nicht untersuchbar oder überprüfbar und daher sinnlos. Seine in diesem Artikel geäußerten Ansichten übereuropäische und insbesonderedeutsche sowie niederländische Philosophen führten zu heftigen Auseinandersetzungen mit Vertretern dernichtanalytischen Philosophie wie J. Aler.
1968 erfolgte seine Berufung zum Professor für Philosophie und südasiatische Sprachen an derUniversity of California, Berkeley, an der er bis zu seinerEmeritierung 1991 lehrte. Daneben war er alsGastprofessor amMassachusetts Institute of Technology (MIT) sowie denUniversitäten vonBangkok,Kyōto,Paris,Peradeniya,Stanford,Sussex,Tokio und derGeorgetown University tätig.
1975 unternahm er als Leiter einer Gruppe von Wissenschaftlern eine zwölftägige Forschungsreise nachKerala zur Dokumentation des vedischenAgnicayana (Feueropfer). Die dortigen Untersuchungsergebnisse veröffentlichte er in zwei umfangreichen Fachbüchern sowie in einemDokumentarfilm mit dem TitelAltar of Fire.
2003 übernahm er schließlich für einige Zeit eine Gastprofessur an derUniversität Leiden. Seit 1979 war er korrespondierendes Mitglied derKöniglich Niederländischen Akademie der Wissenschaften.[2]
In seinen Forschungen befasste er sich unter anderem mit dem Vergleich von Advaita-Vedanta mit dem Neuplatonismus. Neben seiner Lehrtätigkeit beschäftigte sich Staal weiterhin mit Studien übervedischeRituale sowieMantren und unternahm Feldstudien über rituelle Handlungen undMystizismen. Des Weiteren bildeten Untersuchungen über dieLogik in derPhilosophie der Antike und der indischen Philosophie, dieGrammatik des Sanskrit sowie die griechische und vedischeGeometrie Schwerpunkte seiner Arbeit.
Methodologisch war Staal davon überzeugt, dass das gesamte Universum für rationale Untersuchungen offen ist. Dazu führte er aus:
Ein immer wiederkehrendes Thema Staals war, dass Gebiete wie die Mystik von Ritualen nicht für rationale, wissenschaftliche Untersuchungen offen waren wie andere Aspekte des Universums. Er bestritt die kulturelle oder soziale Bedeutung von Ritualen: „The only cultural values rituals transmit are rituals.“[3] Laut Staal verhinderten auch künstliche Unterscheidungen zwischen „Ost“ und „West“ bei den Natur- und Geisteswissenschaften eine fruchtbare Untersuchung des menschlichen Lebens. Seine Studie über die vonPanini verfasste Sanskrit-Grammatik mit dem TitelAshtadhyayi untergrub die bisher angenommene Überlegenheit der griechischen Klassiker auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Analyse. Daraus zog er die Schlussfolgerung, dass Logik, Linguistik und andere Wissenschaften keine Eigenschaften bestimmter Kultur seien, sondern universelle Merkmale der Menschheit.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Staal, Frits |
| ALTERNATIVNAMEN | Staal, Johan Fredrik |
| KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Philosoph und Sprachwissenschaftler |
| GEBURTSDATUM | 3. November 1930 |
| GEBURTSORT | Amsterdam |
| STERBEDATUM | 19. Februar 2012 |
| STERBEORT | Chiang Mai,Thailand |