Fritigern
Fritigern (* erste Hälfte des 4. Jahrhunderts; † um 382) war einterwingischerReiks und Feldherr.
DasterwingischeGotenreich (Gutþiuda) war in sogenannteKunja (SingularKuni, „Geschlecht,Gefolgschaft“) unterteilt, die von einemReiks (gotisch „Herrscher“) angeführt wurden.[1] In Krisenzeiten wurde ein Reiks zum Oberhaupt des Reiches (lateinischiudex „Richter“) gewählt.[2] Dieses Amt hatte vor demHunneneinfall 375Athanarich inne. Das Kuni von Fritigern lokalisiert man westlich desPruths.[3]
Fritigern warArianer und Gegner Athanarichs. Nach der Zerschlagung des Gotenreiches an derDonau durch dieHunnen führte Fritigern die Mehrheit der Terwingen 376 in dasRömische Reich, wobei KaiserValens den Terwingen Siedlungsraum inThrakien undSmyrna gewährte. Durch die schlechte Versorgung der terwingischen Goten kam es jedoch bald zumGotenkrieg. Fritigern besiegte Valens am 9. August 378 in der für die Römer katastrophalenSchlacht von Adrianopel, in der auch ein Teil der römischen Feldarmee im Osten vernichtet wurde. Die Terwingen konnten diesen Sieg, mit dem der HistorikerAmmianus Marcellinus sein Geschichtswerk enden ließ, jedoch nicht nutzen. Anschließend kam es zu Kampfhandlungen mit den Römern unterTheodosius I. Dieser schloss 382 einen Vertrag (foedus) mit den terwingischen Goten, wobei der Name Fritigern nicht mehr auftaucht, womit anzunehmen ist, dass er bereits verstorben war oder keine Rolle mehr spielte.
Sein gotischer Name ist nicht eindeutig belegt. In der Forschung wird Fritigern mitunter mit dem im gotischen Kalenderfragment genanntenFriþareiks[4] gleichgesetzt. Demnach entspräche sein Name dem deutschen NamenFriedrich. Nach diesem Kalender war sein Gedenktag der 23. Oktober.
In der im 19. Jahrhundert errichteten GedenkstätteWalhalla wurde die Gedenktafel Nr. 7 fürFriediger errichtet.
Quellen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Ammianus MarcellinusRes gestae 31,3–16
- Sokrates ScholastikosHistoria ecclesiastica IV,33,1–4
- SozomenosHistoria ecclesiastica VI,37, 6f u. 12
- JordanesGetica 134–140
- PhilostorgiosHistoria ecclesiastica 9,17
- ZosimosHistoria nova IV,34,2
Siehe auch:Analecta Bollandiana 31 (1912), S. 211–212
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Frank Ausbüttel:Germanische Herrscher. Von Arminius bis Theoderich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007,ISBN 3-534-18250-2, S. 62–72.
- Robert Malcolm Errington:Theodosius and the Goths. In:Chiron 26 (1996), S. 1–27.
- Peter J. Heather:Goths and Romans 332–489. Oxford 1991, S. 84–192.
- Ulrich Wanke:Die Gotenkriege des Valens. Studien zu Topographie und Chronologie im unteren Donauraum von 366 bis 378 n. Chr. Lang, Frankfurt a. M. u. a. 1990,ISBN 3-631-42396-9.
- Herwig Wolfram: Fritigern, § 2 (Historisches). In:Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 10, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998,ISBN 3-11-015102-2, S. 84–87.
- Herwig Wolfram:Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Entwurf einer historischen Ethnographie. 4. Aufl. Beck, München 2001,ISBN 3-406-33733-3, S. 125–145.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Vgl. Herwig Wolfram:Die Goten: Von den Anfängen bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts, S. 105 ff.
- ↑Ammianus Marcellinus (27,5,9) nennt Athanarich eineniudex gentis, „Richter des Volkes“, gotischkindins.
- ↑Herwig Wolfram:Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts, S. 105.
- ↑http://www.wulfila.be/gothic/text/minora/Kalender.html
Personendaten | |
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NAME | Fritigern |
ALTERNATIVNAMEN | Friediger |
KURZBESCHREIBUNG | terwingischer Richter und Feldherr |
GEBURTSDATUM | 4. Jahrhundert |
STERBEDATUM | um 382 |