Durch den Tod seines Vaters 1486 fielen dem 23-Jährigen aus derernestinischen Linie derWettiner dassächsische Kurland und die Kurwürde zu, hingegen regierte er zusammen mit seinem BruderJohann dem Beständigen über die übrigen weit verstreuten Herrschaftsgebiete. Aufgrund der durch seinen Vater Ernst und dessen BruderAlbrecht vorgenommenenLeipziger Teilung 1485 zwischen der ernestinisch-thüringischen und albertinisch-meißnischen Linie der Wettiner baute Friedrich Torgau zu seiner hauptsächlichen Residenzstadt aus. Die Einnahmen aus den Silberbergwerken Sachsens, sein Anteil am fälligenSchlagschatz der MünzstättenFreiberg,Leipzig,Annaberg,Buchholz,Zwickau,Schneeberg undLangensalza sicherten ihm die finanzielle Unabhängigkeit. Sein Brustbild auf demBartgroschen von 1492 ist das erste Bildnis eines Regenten auf Münzen derSächsischen Münzgeschichte.[1]
Nach den überlieferten Porträts hatte der Kurfürst einen beachtlichen Leibesumfang, weshalb ihn derpäpstliche NuntiusHieronymus Aleander als „fettes Murmeltier“ beschrieb. Obwohl Friedrich der Weise nicht verheiratet war, hatte er mit der unstandesgemäßen Anna Weller mehrere Kinder.Trotz dieser Tatsache verlieh ihm Papst Leo X. 1518 dieGoldene Rose, die höchste Auszeichnung des Papstes für besondere Verdienste um die katholische Kirche, in Wirklichkeit aber, um ihn zu bewegen, Luther an das Ketzergericht auszuliefern.
Friedrich III. lebte gemäß den Glaubenspraktiken seiner Zeit:täglicher Messbesuch,Werkfrömmigkeit,Marien- und Heiligenverehrung,Reliquienkult. Mit wahrer Leidenschaftsammelte er Reliquien – über 19.000 mit dem Gegenwert von rund zwei Millionen JahrenAblass. Die Reliquien, die er von seinerWallfahrt im Jahr 1493 insHeilige Land mitbrachte, bildeten den Grundstock seiner Sammlung, die er planmäßig erweiterte, so dass er schließlich die drittgrößte Reliquiensammlung seiner Zeit besaß. Lucas Cranach d. Ä. fertigte 1509 zu dieser Heiligtumssammlung in derWittenberger Schlosskirche eine detaillierte Beschreibung mit Holzschnitten an. Cranach war Nachfolger des von 1503 bis 1505 für Friedrich tätigenJacopo de’ Barbari.[3]
Die 1502 von ihm gegründeteUniversität Wittenberg entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer der bedeutendsten Universitäten. Zu Lebzeiten Friedrichs III. lag ihre Bedeutung vor allem in der von ihm geförderten Zuwendung zumRenaissance-Humanismus, später erlangte sie internationale Bedeutung als Ausgangspunkt und Lehrstätte der Reformation.
Friedrich der Weise war einer der ersten deutschen Kurfürsten, der auf dem medischen Nisäer basierende Pferde als 'Türken' nach Deutschland importierte. Sie wurden in seinen Gestüten inBleesern undTorgau gezüchtet und Bleesern wurde damit zum ältesten erhaltenen zahmen Gestüt Mitteleuropas.[6]
Friedrich stand dazu auch im Austausch mit dem Geschlecht derGonzaga, die inMantua derartige Pferde züchteten (das Gebäude ist heute derPalazzo Té). Die Pferde ermöglichten den Beginn der Entwicklung derReitkunst in Deutschland, die die ritterliche Reitweise mit durchgedrücktem Bein (à la brida oder auch Ghisa) ersetzte.[6]
Am 8. August 1507 übertrug KönigMaximilian I. Friedrich auf demReichstag vonKonstanz die Generalstatthalterwürde. Nachdem Maximilian nach seiner Wahl zumrömischen Kaiser am 4. Februar 1508 ausTrient zurückgekehrt war, erlosch das Statthalteramt. AufMünzen (Locumtenenstalern) des Kurfürsten von Sachsen erscheint erstmals die Würde desReichsvikars in Form von „Imperique locumtenens generalis“ (lat. = Reichsgeneralstatthalter).[8]
Das politische Reformdenken Friedrichs des Weisen, das eine Stärkung der Territorialfürsten und damit gleichzeitig eine Machtminderung der kaiserlichen Zentralgewalt und eine Schwächung des immer geldgierigerenPapsttums zum Ziele hatte, bewog ihn wohl auch,Martin Luthers Aufbegehren zu unterstützen. Das geschah auch mit der Prägung desSchautalers Friedrich des Weisen von 1522, den Christian Junker dem Ehrengedächtnis Martin Luthers zuschreibt.[9] Die Eindämmung der steigenden finanziellen Ansprüche der Renaissancepäpste, der päpstlichen Finanzpraktiken sowie des auf Machterweiterung agierendenKirchenstaates standen dabei im Vordergrund des politischen Vorgehens des sächsischen Kurfürsten und sicherlich nicht dietheologischen Überlegungen Luthers, denen er zurückhaltend gegenüberstand. So hat er Martin Luther im Laufe seiner Regierungszeit auch nie persönlich empfangen. Die Rolle des Vermittlers zwischen Kurfürst,Reformator und Papst übernahm oftmals der oberste Sekretär undSchatzmeister Degenhart Pfaffinger, der dem Kurfürsten seit der gemeinsamenWallfahrt zumheiligen Grab treu zur Seite stand.
Durch die Weigerung Friedrichs III., das 1518 von Rom gefällteKetzerurteil gegen Luther anzuerkennen, die Zusicherung freien Geleites für Luther zumReichstag zu Worms und seine Unterbringung auf derWartburg nach derÄchtung entstand ein offener Interessenkonflikt zwischen dem sächsischen Kurfürsten und der römischen Kurie bzw. dem Kaiser. Diese beharrliche Entschlossenheit, aber auch seine Abneigung, kriegerisch in Konflikte einzugreifen, mit der der Wettiner seine nach Ausgleich strebende politische Grundeinstellung umsetzte, trug ihm in der späteren Geschichtsschreibung den BeinamenFriedrich der Weise ein.
Viele Historiker führen den Beinamen aber auch auf sein überlegtes Handeln bei der Kaisernachfolge Maximilians zurück. Denn bei derWahl des römisch-deutschen Königs von 1519 spielte der sächsische Kurfürst eine entscheidende Rolle: Einerseits wurde Friedrich der Weise als Kandidat zuerst von PapstLeo X. unterstützt, der aus Interesse desKirchenstaates zu diesem Zeitpunkt keinen der beiden Hauptkonkurrenten, den französischen KönigFranz I. und den KaiserenkelKarl, der 1518 als Karl I. zum König vonAragonien gekrönt worden war, als Kaiser wünschte. Andererseits akzeptierte zeitweise auch die französische Seite den sächsischen Kurfürsten als Kompromisskandidaten. Somit hätte er gute Chancen gehabt, von denKurfürsten gewählt zu werden. Doch lehnte er die Kaiserwürde bereits im Vorfeld der Wahl ab und betätigte sich lieber als Vermittler im Kurfürstenkollegium. Schließlich wurde am 28. Juni 1519 inFrankfurt der 19-jährigeHabsburger einstimmig gewählt.Karl V. musste die wesentlich von Friedrich dem Weisen entworfeneWahlkapitulation unterschreiben, die sich gegen die kaiserliche Zentralmacht und für eine stärkere Mitentscheidungsgewalt derReichsstände aussprach.
Friedrich der Weise, der Luther vor der Kirchengerichtsbarkeit ebenso wie vor dem Vollzug der kaiserlichen Acht in Schutz nahm, trug mit seiner stillen und beharrlichen Art entscheidend zur Ausbreitung derreformatorischen Ideen bei. Er war einer der wenigen Fürsten, die gegen die Vernichtung der Bauern während derBauernkriege waren. Er war der Meinung, dass man die Forderungen der Bauern erfüllen sollte. Erst auf dem Sterbebett ließ er sich dasAbendmahl auf protestantische Art reichen, was als ein spätes Bekenntnis zurprotestantischen Konfession angesehen werden kann. Mit ihm starb der letzte Widerstand gegen einen Krieg mit den Bauern.
Friedrich der Weise wurde in der von ihm erbauten und ausgestatteten Wittenberger Schlosskirche beigesetzt. Sein BruderJohann der Beständige übernahm nach Friedrichs Tod dieKurwürde.
Standbild auf dem Marktplatz inBuchholz (Erzgebirge), das er 1501 gründete. Das Standbild wurde zum 400. Stadtjubiläum von Buchholz 1901 aufgestellt.
Prägung einer silbernenGedenkmünze zum 400-jährigen Reformationsjubiläum 1917 desKönigreichs Sachsen zu 3Mark mit einer geplanten Prägezahl von 330.000 Stück. Wegen der Lage auf dem Silbermarkt während desKrieges wurden aber tatsächlich nur 100 Exemplare geprägt, von denen mehr als die Hälfte wieder eingeschmolzen worden sein soll. Das Stück gehört zu den begehrtesten Münzen des zwanzigsten Jahrhunderts und ihr Katalogwert liegt im mittleren bis oberen fünfstelligen Bereich (siehe auchMünzstätte Muldenhütten).
Gedenkstein: nördlich in einer Waldinsel im Feld des Waldgebietes Nachthainigte, nord-westlich-westlich von Annaburg, Koordinaten: 51°44'17.2"N 13°00'56.7"E
Gedenkstein an Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, Kleine Waldinsel im Feld, nördlich des Waldes Nachthainigte
Armin Kohnle,Manfred Rudersdorf (Hrsg.):Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Band 1: 1513–1517. Bearbeitet von Stefan Michel, Beate Kusche und Ulrike Ludwig. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017,ISBN 978-3-374-04960-8.
Armin Kohnle, Manfred Rudersdorf (Hrsg.):Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Band 2:1518–1522. Bearbeitet von Stefan Michel, Beate Kusche, Ulrike Ludwig, Konstantin Enge, Dagmar Blaha und Alexander Bartmuß. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2022,ISBN 978-3-374-04961-5.
Armin Kohnle,Uwe Schirmer (Hrsg.):Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. Politik, Kultur und Reformation (=Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte. Bd. 40). Steiner, Stuttgart 2015,ISBN 3-515-11282-0.
Armin Kohnle:Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. Eine Biographie. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2024,ISBN 978-3-374-07642-0.
Bernd Stephan:»Ein itzlichs Werck lobt seinen Meister«. Friedrich der Weise, Bildung und Künste (=Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie. Bd. 24). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2014,ISBN 978-3-374-03767-4.
Klaus Kühnel:Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen. Eine Biographie. Drei-Kastanien-Verlag, Wittenberg 2004,ISBN 3-933028-81-7.
Uwe Schirmer:Kurfürst Friedrich der Weise (1486–1525). Sein politisches Handeln zwischen Pragmatismus, Demut und Frömmigkeit, in: „Dieweil die weltliche Gewalt von Gott geordnet ist…“ – Reformation und Politik. Wittenberger Sonntagsvorlesungen 2014, Wittenberg 2014, S. 28–68.
Manfred Schulze:Friedrich der Weise. Politik und Reformation. In: Athina Lexutt, Wolfgang Matz (Hrsg.):Relationen. Studien zum Übergang vom Spätmittelalter zur Reformation (=Arbeiten zur Historischen und Systematischen Theologie. Bd. 1). Lit, Münster 2000,ISBN 3-8258-3726-2, S. 335–355.
Dirk Syndram, Yvonne Fritz, Doreen Zerbe, Staatliche Kunstsammlungen (Hrsg.):Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen (1463–1525). Sandstein Verlag, Dresden 2014,ISBN 978-3-95498-101-4
Max Moritz Tutzschmann:Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen: ein Lebensbild aus dem Zeitalter der Reformation. Gebhardt, Grimma 1848.(online)
↑Georg Spalatin,Christian Gotthold Neudecker, Ludwig Preller:Historischer nachlass und briefe. 1851, S. 89 f.;Kai Brodersen: Balthasar Mencius: Von Wittenberg nach Jerusalem: Fürstliche Pilgerreisen 1476–1601. Zweisprachige Ausgabe. Speyer 2025.ISBN 978-3-939526-87-2.
↑Johann Friedrich Plessing:Ueber Golgatha und Christi Grab: Ein historisch-critischer Versuch mit einem Grundriss von der Gegend und Stadt des heutigen Jerusalems, 1789, S. 460.
↑Ulrike Ortrere, Christine Voigtmann:Kurfürstlicher Stall und Stallhof Dresden: Das erste Museum der Neuzeit (ArtEquestre Geschichte des Reitens, Band 3).
↑Walther Haupt:Sächsische Münzkunde, Deutscher Verlag der Wissenschaft, Berlin 1974, S. 167
↑Christian Junker:Das Guldene und Silberne Ehren-Gedächtniß … (1706), S. 81