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Friedrich August I. (Sachsen)

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Anton Graff: Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen, Öl auf Leinwand, 1795. Augusts Unterschrift:

Friedrich August I. Joseph Maria Anton Johann Nepomuk Aloys Xaverder Gerechte (* 23. Dezember1750 inDresden; † 5. Mai1827 ebenda) war ab 1763 alsFriedrich August III.Kurfürst und von 1806 bis zu seinem Tod alsFriedrich August I. ersterKönig von Sachsen. Er wurde 1791 zumKönig von Polen gewählt, amtierte jedoch nur von 1807 bis 1815 alsHerzog von Warschau.

Kurfürst von Sachsen und erwählter König von Polen

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Friedrich August als Kind (1751), vonAnton Raphael Mengs

Herkunft

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Friedrich August entstammt deralbertinischen Linie. Er war der Sohn von KurfürstFriedrich Christian von Sachsen und dessen GemahlinMaria Antonia von Bayern. Nach dem Tod des Vaters 1763 vertraten ihn wegen Minderjährigkeit bis 1768 seine Mutter als vormundschaftliche Regentin und sein Onkel PrinzFranz Xaver als Kur-Administrator.

Verzicht auf die polnische Königskrone

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Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen

1765 erklärte Prinzregent Franz Xaver für den unmündigen Herzog und Kurfürsten den Verzicht auf die polnische Königskrone zu Gunsten vonStanislaus II. August Poniatowski. Mit der Verabschiedung derpolnischen Verfassung vom 3. Mai 1791 durch denSejm wurde Friedrich August jedoch zum Nachfolger König Stanislaus’ II. ernannt und zugleich die Erbfolge des sächsischen Kurhauses für den polnischen Thron festgelegt (Artikel VII der polnischen Verfassung). Angesichts der schwierigen außenpolitischen Lage lehnte Friedrich August jedoch die Annahme der Krone ab, denn er befürchtete, als König von Polen in kriegerische Auseinandersetzungen mit Österreich,Preußen undRussland verwickelt zu werden, die bereits 1772 von Polen Gebietsabtretungen erzwungen hatten. Tatsächlich erfolgte bis 1795 und damit noch vor dem Ableben König Stanislaus’ II. dievollständige Aufteilung Polens unter den Nachbarmächten Österreich, Preußen und Russland.

Außenpolitische Haltung bis zur Auflösung des Reiches

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1791 arrangierte Friedrich August die Zusammenkunft von KaiserLeopold II. und KönigFriedrich Wilhelm II. vonPreußen aufSchloss Pillnitz, bei der u. a. eine Beistandserklärung für die französische Monarchie verabschiedet wurde. DiesePillnitzer Deklaration enthielt auch die Aussicht auf ein militärisches Vorgehen gegen diefranzösische Revolution und gab Frankreich den Anlass, Österreich im April 1792 denKrieg zu erklären. Friedrich August unterzeichnete die Pillnitzer Deklaration nicht.

Nach dem Tod des KaisersJoseph II. am 20. Februar 1790 wurde Kurfürst Friedrich August III. neben KurfürstKarl Theodor von Pfalz-Bayern zum ersten MalReichsvikar. Seine Amtszeit als Reichsverweser endete mit der KaiserkrönungLeopolds II. in Frankfurt am Main am 9. Oktober 1790. Nach dem Tod von Kaiser Leopold II. am 1. März 1792 übte Friedrich August III. zum zweiten Mal mit Karl Theodor das Amt des Reichsvikars aus, das bis zur Krönung von dessen Nachfolger KaiserFranz II. am 14. Juli 1792 für die Länder dessächsischen Rechtes andauerte. SeineVikariatsmünzen sind am erweiterten Titel VICARIVS (1790) und PROVISOR (Reichsverweser) (1792) und auf der Rückseite am doppelköpfige Reichsadler mit dem kursächsischen Brustschild unter dem Kurhut erkennbar.

Dem im Juli 1792 zwischen Österreich und Preußen geschlossenen Verteidigungsbündnis gegen Frankreich tratSachsen ebenfalls nicht bei. Die Ausrufung desReichskrieges durch den Reichstag im März 1793 verpflichtete Friedrich August freilich zur Kriegsteilnahme. Als Preußen im April 1795 plötzlich auf Kosten des Reiches einenSeparatfrieden mit Frankreich schloss, um ungehindert den Widerstand gegen die Aufteilung Polens brechen zu können, sorgte dies auch in Sachsen für Bestürzung. Nachdem weitere Reichsstände separate Friedensbündnisse mit Frankreich eingegangen und die Franzosen nach Osten vorgerückt waren, schied Sachsen im August 1796 aus demKoalitionskrieg aus. Sowohl bei seinem Friedensschluss mit Frankreich als auch auf demRastatter Kongress, der seit 1797 die Abtretung des linksrheinischen Reichsgebiets an Frankreich billigen sollte, ließ Friedrich August Treue zu den hergebrachten Verfassungsprinzipien des Reiches demonstrieren. Weder inRastatt noch beimReichsdeputationshauptschluss 1803 beteiligte sich Sachsen an dem allgemeinen Länderschacher, dessen Hauptnutznießer Bayern, Preußen, Württemberg und Baden waren.

Außenpolitische Haltung bis zum Friedensvertrag mit Napoleon

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Auch an der Gründung desRheinbundes, der zur endgültigen Auflösung desReiches führte, beteiligte sich Friedrich August nicht. Gegenüber der preußischen Idee eines norddeutschen Kaiserreiches, innerhalb dessen Sachsen zum Königreich erhoben werden sollte, zeigte er sich gleichfalls reserviert. AlsNapoleon jedoch in Reaktion auf ein Berliner Ultimatum, das den Rückzug der französischen Truppen auf linksrheinisches Gebiet forderte, seit September 1806 bis nach Thüringen vorrückte, vereinigte sich Friedrich August mit Preußen. In derDoppelschlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 erlitten die preußisch-sächsischen Truppen gegen Napoleon eine vernichtende Niederlage. Von Preußen, dessen Staats- und Armeeführung sich kopflos nach Osten abgesetzt hatte, völlig allein und auch ohne jede Nachricht gelassen, musste Friedrich August mit Napoleon, dessen Truppen alsbald Sachsen besetzten, Frieden schließen. Am 11. Dezember 1806 wurde inPosen durch die Bevollmächtigten beider Seiten derFrieden von Posen unterzeichnet: Sachsen trat dem Rheinbund bei, wurde wie zuvor Bayern und Württemberg zum Königreich erhoben und erhielt den bisher preußischenLandkreis Cottbus zugesagt, wofür es kleinere Gebiete dem neu zu errichtendenKönigreich Westphalen zu überlassen hatte.

König von Sachsen und Herzog von Warschau

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Erhebung zum sächsisch-polnischen Herrscher

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König Friedrich August I.
Büste vom BildhauerJoseph Herrmann (1828)

Am 20. Dezember 1806 erfolgte die Ausrufung Friedrich Augusts zum König von Sachsen. Nach demFrieden von Tilsit, denFriedrich Wilhelm III. von Preußen und ZarAlexander I. von Russland im Juli 1807 mitNapoleon geschlossen hatten, wurde Friedrich August außerdem zumHerzog von Warschau ernannt. Friedrich August, der die vomSejm angetragene erbliche Königswürde 1791 abgelehnt hatte, konnte sich diesmal nicht verweigern. Die von Napoleon am 22. Juli 1807 zu Dresden diktierte Verfassung für das Herzogtum Warschau verband in Artikel 5 – hierin anknüpfend an diepolnische Verfassung von 1791 – die Warschauer Herzogswürde erblich mit dem sächsischen Königshaus. Territorial war das Herzogtum Warschau nahezu identisch mit den 1792 und 1795 von Preußen annektiertenpolnischen Landesteilen.

Nachdem Österreich während desFünften Koalitionskrieges 1809 eine Niederlage erlitten hatte, zu der auch ein misslungenerFeldzug gegen das Herzogtum beitrug, musste es imFrieden von Schönbrunn die 1795 einverleibten polnischen Landesteile an das Herzogtum und einen Teil des Gewinns von 1772 an Russland abtreten. Friedrich August, als Rheinbundfürst im Lager der Sieger, erhielt fortan die Hälfte der Einnahmen der Salzmine vonWieliczka, wodurch seine herzoglichenSchatullengelder von jährlich 0,167 auf 1,5 Millionen Taler anstiegen.

Im Juli 1812 bestätigte Friedrich August eine Proklamation des Warschauer Reichstags anlässlich desEinfalls Napoleons in Russland zur Wiederherstellung des Königreiches Polen, wogegen Napoleon rücksichtlich der mit ihm verbündeten Teilungsmächte Preußen und Österreich Protest einlegte.

Lage und Haltung während des Befreiungskrieges

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Aufruf des Königs von Sachsen an die Bewohner Warschaus am 21. Januar 1813

Als sich im Dezember 1812 infolge der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug mit derKonvention von Tauroggen ein Seitenwechsel Preußens anbahnte, rief Friedrich August am 21. Januar 1813 die Bewohner Warschaus zum Durchhalten auf (siehe rechts den Aufruf). Die geschlagenen französischen und polnischen Truppen zogen sich aus dem Herzogtum zurück und russische Truppen besetzten es. Am 28. Februar schlossen Preußen und Russland imVertrag von Kalisch ein Offensiv- und Defensivbündnis gegen Napoleon zur Wiederherstellung Preußens im „früheren Zustand“ und zur Aufteilung des Herzogtums Warschau. Am 17. März 1813 erklärte Preußen an Frankreich den Krieg und rief sein Volk zu den Waffen. Damit löste Preußen dieBefreiungskriege aus. Am 9. April, eine Woche nach demGefecht bei Lüneburg, forderten die Verbündeten Friedrich August auf, sich ihnen anzuschließen. Um sich einer Entscheidung zu entziehen, hatte sich dieser, als die preußisch-russischen Truppen in Sachsen einrückten, überRegensburg ins österreichische Prag begeben, wo er am 20. April einen Bündnisvertrag mit dem mittlerweile faktisch neutralen Österreich abschloss. Nachdem Friedrich August den sächsisch-österreichischen Vertrag sofort den Verbündeten bekannt gegeben hatte, sahen ihn diese als Feind an.[1]

Nachdem er am 2. Mai die preußisch-russischen Truppen beiGroßgörschen geschlagen hatte, forderte Napoleon, dem die Absetzbewegung Friedrich Augusts nicht verborgen geblieben war, ihn ultimativ zur Rückkehr nach Sachsen auf. Angesichts der vermeintlichen Niederlage der preußisch-russischen Koalition, die Anfang Juni mit Napoleon denWaffenstillstand von Pläswitz vereinbarte, und ohne Aussicht auf konkrete österreichische Hilfe, entschloss sich Friedrich August, dem Ultimatum nachzukommen.

Friedrich Augusts Entscheidung brachte dem Land jedoch kaum noch Erleichterung. Napoleon, verärgert durch den halben Abfall des Königs und zugleich angewiesen auf die vollständige Mobilisierung aller verfügbaren Kräfte gegen dieKoalitionstruppen, nahm nun die Ressourcen Sachsens unnachsichtig in Anspruch. Während des Waffenstillstands scheiterte derFriedenskongress von Prag. Während der Mitte August wiedereröffneten Feindseligkeiten litt Sachsen unter dem wechselnden Kriegsglück und den damit verbundenen Durchzügen und Einquartierungen. Ende August gelang es den Verbündeten in derSchlacht um Dresden erneut nicht, Napoleon zu schlagen. Sachsen war mittlerweile Hauptkriegsschauplatz, Dresden Mittelpunkt der Bewegungen der französischen Armee. Österreich schloss sich am 9. September imBündnis von Teplitz der preußisch-russischen Koalition an; als vor der erweiterten Koalition Napoleons Truppen auch in Sachsen den Rückzug antraten, kam es noch im September zu ersten Übertritten aus dersächsischen Armee zu den Verbündeten. Offen drohte Napoleon dem König, er werde Sachsen als feindliches Gebiet betrachten und entsprechend behandeln, sollte Friedrich August die Seiten wechseln. Friedrich Augusts Handlungsspielraum war folglich stark eingeschränkt, wollte er nicht leichtfertig das Wohl des Landes aufs Spiel setzen. In ihm lebte noch sehr die Erinnerung, dass Preußen ihn 1806 einfach im Stich gelassen hatte, und wohl auch angesichts der Erfahrungen mit Österreich enttäuscht, mochte er der erweiterten Koalition nicht sofort beitreten, zumal das Land nach wie vor dem französischen Zugriff ausgesetzt war.

In dieVölkerschlacht bei Leipzig zogen im Oktober 1813 die sächsischen wie auch die polnischen Truppen deshalb an der Seite Napoleons. Angesichts der sich abzeichnenden Niederlage der Franzosen gingen aber noch während der Schlacht größere sächsische Truppenteile zur Koalition über, wohingegen die polnischen Truppen weitgehend aufgerieben wurden.

Schicksal bis zum Wiener Kongress

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Nach der Völkerschlacht zeigten die preußisch-russischen Verbündeten kein Interesse an einem Bündnis mit dem sächsischen König im weiteren Kampf gegenNapoleon, ungeachtet entsprechender Angebote Friedrich Augusts. Vielmehr wurde der König sofort in die Gefangenschaft nach dem Berliner Stadtschloss, ab Juli 1814 insSchloss Friedrichsfelde bei Berlin geführt und Sachsen unter russisch-preußische Kuratel in Gestalt einesGeneralgouvernements der Hohen Verbündeten Mächte gestellt. Nicht das vom russischen FürstenRepnin bis zum 8. November 1814 ausgeübte Gouvernement, wohl aber die anschließende, bis zum 6. Juni 1815 dauernde preußische Besatzung und das schroffe Auftreten desFreiherrn vom Stein sorgten in Sachsen für Missmut.

Auf demWiener Kongress sollte Friedrich August, dem – anders als etwa den Vertretern Frankreichs – die Teilnahme untersagt war, gleichsam stellvertretend für die Bündnispartner Napoleons abgestraft werden. Mehr noch als die schwierige geopolitische Lage, das wechselnde Kriegsglück, der fehlende Beistand Österreichs und zuletzt auch die zögerliche Haltung des sächsischen Königs wurde Friedrich August wie dem Land wohl die Tatsache zum Verhängnis, dass Preußen für seine Kriegsanstrengungen und die an Russland überlassenen polnischen Gebiete mit der Annexion Sachsens entschädigt werden sollte. Preußens Griff nach dem reichen, kulturell und wirtschaftlich höher entwickelten Sachsen resultierte freilich nicht aus irgendeiner Notwendigkeit zur Überwindung der napoleonischen Fremdherrschaft, sondern entsprach nur dem alten Einverleibungstraum, denFriedrich II. in seinem politischen Testament von 1752 entwickelt und bereits imSiebenjährigen Krieg zu verwirklichen gesucht hatte.

Dass es nicht zur völligen Auflösung Sachsens kam, lag an der Furcht Österreichs und Frankreichs vor einem übermäßigen Erstarken Preußens. Nachdem der Kongress an der sächsischen Frage zu zerbrechen drohte, gingen die verhandelnden Parteien auf den österreichischen Vorschlag ein, Sachsen zu teilen.

Zustimmung zur Wiener Nachkriegsordnung

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Friedrich August, der erst im Februar 1815 aus der preußischen Gefangenschaft entlassen wurde, zögerte lange, in die Spaltung des Landes einzuwilligen. Da dem König freilich keine Wahl blieb, gab er schließlich nach und willigte am 18. Mai in den ihm vorgelegten Friedensvertrag mit Preußen und Russland ein. Mit der Unterzeichnung des Vertrages am 21. Mai 1815 fielen gut 57 Prozent des sächsischen Territoriums und gut 42 Prozent der sächsischen Bevölkerung an den nördlichen Nachbarn.

Orte und Gebiete, die seit Hunderten von Jahren mit der sächsischen Landesherrschaft verbunden waren, wurden völlig fremden, zum Teil erst künstlich gebildeten Verwaltungsregionen einverleibt:Wittenberg etwa, die alte Hauptstadt des sächsischenKurstaates und Sitz der durchLuther undMelanchthon weltberühmtenLandesuniversität (die schon 1817 durch „Zusammenlegung“ mit der preußischenUniversität Halle aufgehoben wurde), oderTorgau, Geburtsort und Residenzstadt KurfürstFriedrichs des Weisen, wurden in ein von Preußen neu geschaffenes Hybrid namens „Provinz Sachsen“ eingefügt. DieNiederlausitz, die wie dieOberlausitz unter sächsischer Herrschaft ihre verfassungsmäßige Eigenständigkeit bewahrt hatte, wurde der preußischenProvinz Brandenburg einverleibt und hörte auf, als Land zu bestehen. Die Oberlausitz wurde willkürlich zerteilt: Die an Preußen abgetretenen Gebiete, darunterGörlitz, neben der HauptstadtBautzen (die bei Sachsen verblieb) jahrhundertelang Zentrum des Landes, wurden abgetrennt und der benachbartenProvinz Schlesien zugeschlagen; auch diese Gebiete verloren, anders als der unter sächsischer Herrschaft verbleibende Landesteil, ihre verfassungsmäßige Eigenständigkeit.

Am 22. Mai 1815 leistete Friedrich August außerdem Verzicht auf das Herzogtum Warschau, dessen Gebiet hauptsächlich von Russland, aber auch von Preußen und Österreich annektiert wurde. Auf dem Russland zugeteilten Gebiet wurde einKönigreich Polen errichtet, das in erblicher Personalunion mit dem Zaren verbunden wurde. Gegenüber dem 1807 errichteten Herzogtum und mehr noch im Vergleich zum alten polnischen Königreich war dieses in Wien verabredete „Königreich“ also ein Rumpfgebilde. Nur der alten Königsstadt Polens wurde alsRepublik Krakau eine formale Selbständigkeit zuerkannt. Die innere Autonomie, die das Königreich zunächst genoss, beseitigte Russland nach der Niederschlagung derpolnischen Erhebung von 1830/31.

König von Sachsen

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Ansehen im Volk bei der Heimkehr

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Rückkehr Friedrich Augusts aus der Gefangenschaft am 7. Juni 1815, Empfang in Dresden durch die am Pirnaischen Tore aufgebauteEhrenpforte mit dem SchriftzugSalvePater patriae

Als Friedrich August im Juni 1815 nach Sachsen heimkehrte, wurde er im ganzen Land begeistert begrüßt. Zahlreiche Treuebekenntnisse erreichten den König auch aus den abgetretenen Gebieten, wo sich die Bevölkerung kühl gegen die neuen Machthaber verhielt; der Begriff „Muss-Preuße“ machte hier bald die Runde. In Lüttich, wo Anfang 1815 die meisten Regimenter dersächsischen Armee lagen, kam es Ende April zur Revolte, alsBlücher auf Geheiß des preußischen Königs bereits die Soldaten, die aus den zu annektierenden Gebieten stammten, aus dersächsischen Armee ausgliedern sollte, ohne dass die Mannschaften von Friedrich August ihren Abschied erhalten hatten. Die sächsischen Soldaten gerieten darüber in Aufruhr; Blücher musste aus der Stadt fliehen und konnte die Revolte nur durch zusätzlich beigezogene preußische Truppen niederschlagen.

Die Sächsischen Grenadier-Bataillone revoltieren vor Blüchers Quartier in Lüttich, April 1815

Die Sympathie der öffentlichen Meinung lag bei der Rückkehr des Königs also deutlich auf Friedrich Augusts Seite. Allzu rücksichtslos erschien in Sachsen die preußische Politik gegen das Land wie gegen den König. Allzu befremdlich wirkte auch das Pathos, mit dem Berliner Partikularinteressen als Vermächtnis des Befreiungskrieges ausgegeben wurden und das etwaHardenberg weiter bemühte, um noch die „Entschädigung“ Preußens mit dem Rheinland für das nur halb gewonnene Sachsen zu legitimieren, nachdem der hauptsächlich von ihm undStein mit Russland verabredete Kalischer Annexionsplan auf demWiener Kongress nicht „eins zu eins“ hatte durchgesetzt werden können.

Erst spätere Generationen haben auch in Sachsen gelernt, die Haltung Friedrich Augusts im Befreiungskrieg mit Ablehnung zu betrachten – dies vor allem unter dem Einfluss der propreußischen GeschichtsschreibungHeinrich von Treitschkes, deren Bilder und Wertungen lange Zeit den akademischen Diskurs, die politische Publizistik und den schulischen Geschichtsunterricht bestimmten, zu Zeiten der deutschen Teilung gerade auch in derDDR.

Haltung und Ansehen während der letzten Regierungsjahre

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Sarkophag für Friedrich August I. in der Stiftergruft der Wettiner-Gruft

Die letzten zwölf Jahre der Regierung Friedrich Augusts verliefen weitgehend still. Der konservative Charakter des Königs, der sich außenpolitisch bis 1806 in Sachsens unbedingter Reichstreue manifestiert hatte, verstärkte sich nach den erlebnis- und verlustreichen Jahren der napoleonischen Hegemonie noch mehr. Für Neuerungen der Verfassung oder in Verwaltung und Politik war der König nicht zu gewinnen. Bis zu seinem Tod 1827 kam deshalb die verfassungsmäßige Vereinheitlichung des sächsischen Staates, der sich der König wohl schon aus Respekt vor den Rechten der bei Sachsen verbliebenen oberlausitzischen Stände versagte, ebenso wenig voran wie die von vielen Landesbewohnern gewünschte Erweiterung der ständischen Körperschaften hin zu einer echten Volksvertretung. Der Verehrung für den greisen Landesherrn, der die Geschicke Sachsens mehr als ein halbes Jahrhundert bestimmte, tat dies freilich kaum Abbruch. Noch zu Lebzeiten wurde Friedrich August der Beiname „der Gerechte“ zugelegt. Den Unmut über die im Vergleich zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes verzögerte Weiterentwicklung des Staatsaufbaus bekam erst Friedrich Augusts Bruder, der – bei seinem Regierungsantritt freilich gleichfalls greise – KönigAnton zu spüren.

Friedrich August wurde in derWettiner-Gruft derKatholischen Hofkirche in Dresden beigesetzt.

Ehrungen

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Friedrich-August-Denkmal auf dem Leipziger Königsplatz (um 1910)

Familie

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Ehe und Nachkommen

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Im Jahr 1769 heiratete Friedrich August die PfalzgräfinMaria Amalie Auguste von Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler, eine Nichte der pfälzischen KurfürstinElisabeth Auguste. Die Ehe galt als harmonisch.

Amalie brachte vier Kinder zur Welt, davon waren drei Totgeburten, nur die Tochter Augusta erreichte das Erwachsenenalter:

Nachfolger als König wurde 1827 Friedrich Augusts BruderAnton von Sachsen.

Vorfahren

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Ahnentafel Friedrich August I.
Ururgroßeltern

Kurfürst
Johann Georg III. (1647–1691)
⚭ 1666
Anna Sophie von Dänemark und Norwegen (1647–1717)

Markgraf
Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (1644–1712)
⚭ 1671
Sophie Luise von Württemberg (1642–1702)

Kaiser
Leopold I. (1640–1705)
⚭ 1676
Eleonore Magdalene von der Pfalz (1655–1720)

Herzog
Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg (1625–1679)
⚭ 1668
Benedicta Henriette von der Pfalz (1652–1730)

Kurfürst
Ferdinand Maria von Bayern (1636–1679)
⚭ 1652
Henriette Adelheid von Savoyen (1636–1679)

König
Johann III. Sobieski (1629–1696)
⚭ 1665
Maria Kazimiera Sobieska (1641–1716)

Kaiser
Leopold I. (1640–1705)
⚭ 1676
Eleonore Magdalene von der Pfalz (1655–1720)

Herzog
Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg (1625–1679)
⚭ 1668
Benedicta Henriette von der Pfalz (1652–1730)

Urgroßeltern

KönigAugust II. (1670–1733)
⚭ 1693
Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth (1671–1727)

KaiserJoseph I. (1678–1711)
⚭ 1699
Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg (1673–1742)

KurfürstMaximilian II. Emanuel (1662–1726)
⚭ 1695
Therese Kunigunde von Polen (1676–1730)

KaiserJoseph I. (1678–1711)
⚭ 1699
Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg (1673–1742)

Großeltern

KönigAugust III. (1696–1763)
⚭ 1719
Maria Josepha von Österreich (1699–1757)

KaiserKarl VII. (1697–1745)
⚭ 1722
Maria Amalia von Österreich (1701–1756)

Eltern

KurfürstFriedrich Christian von Sachsen (1722–1763)
⚭ 1747
Maria Antonia von Bayern (1724–1780)

Friedrich August I.

Literatur

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  • Jens Eschert:„Mit der Zeit gescheitert.“ Friedrich August I. von Sachsen und die Völkerschlacht. In: Sabine Graul/Marian Nebelin (Hrsg.):Verlierer der Geschichte. Von der Antike bis zur Moderne. Berlin 2008, S. 289–308.
  • Heinrich Theodor FlatheFriedrich August I. (König von Sachsen). In:Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 786–789.
  • Michael Fröhlich:Sachsen in der napoleonischen Ära. In:Josef J. Schmid (Hrsg.):Waterloo – 18. Juni 1815. Geschichte einer europäischen Schlacht (Studia Academica Historica 1), Bonn 2008, S. 143–183.
  • Agatha Kobuch:Das Angebot der polnischen Königskrone an Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen durch die Verfassung der Rzeczpospolita vom 3. Mai 1791. Akademie-Verlag, Berlin 1994,ISBN 3-05-002573-5 (Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig; Philologisch-Historische Klasse; Bd. 74, H. 1).
  • Rudolf Kötzschke,Hellmut Kretzschmar:Sächsische Geschichte. Verlag Flechsig, Würzburg 2002,ISBN 3-88189-450-0 (Nachdruck der Ausgabe Dresden 1935; umfassende, vielfach noch immer maßgebliche Darstellung; die sich bereits von den Verzerrungen inTreitschkes „Geschichte des 19. Jahrhunderts“ absetzt), S. 285–320.
  • Hellmut Kretzschmar:Friedrich August I., der Gerechte. In:Neue Deutsche Biographie. (NDB).Band 5. Duncker & Humblot, Berlin 1961,ISBN 3-428-00186-9,S. 575–576 (deutsche-biographie.de). 
  • Dorit Petschel:Sächsische Außenpolitik unter Friedrich August I. Zwischen Rétablissiment, Rheinbund und Restauration (Dresdner Historische Studien; Bd. 4). Böhlau, Köln 2000,ISBN 3-412-14299-9 (neueste umfassende Darstellung u. a. zur Haltung Friedrich Augusts im Befreiungskrieg).
  • Rainer Richter:Die Kunst unter Friedrich August dem Gerechten und König Anton. In:Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff 1736–1800. Leben – Werk – Wirkung. Wörlitz 1987, S. 107–116, mit 20 Abb. im Abbildungsteil (Anhang).
  • Dagmar Schäfer:Der gefangene Sachsenkönig. Eine Erinnerung an Sachsens ersten König, Friedrich August I. (1750–1827). Tauchaer Verlag, Taucha 1996,ISBN 3-910074-52-9.
  • Otto Eduard Schmidt:Aus der Zeit der Freiheitskriege und des Wiener Kongresses. 87 ungedruckte Briefe und Urkunden aus sächsischen Adelsarchiven. Teubner Verlag, Leipzig 1914. (Quellensammlung, mit der die besonders vonTreitschke verbreiteten Einseitigkeiten zur Haltung Friedrich Augusts im Befreiungskrieg widerlegt wurden).
  • Klaus-Dieter Stefan (Hrsg.):Friedrichsfelde – Der Ort. Das Schloss. Die Geschichte. Hendrik Bäßler Verlag, Berlin 2014, S. 155–171.

Filme

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  • Sachsen am Abgrund – Friedrich August I. und Napoleon aus der ReiheGeschichte Mitteldeutschlands desMDR 2013.

Weblinks

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Commons: Friedrich August I. (Sachsen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Friedrich August I. (Sachsen) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Rudolf Kötzschke,Hellmut Kretzschmar:Sächsische Geschichte. 3. Auflage. Weidlich, Frankfurt am Main 1977, S. 304.
  2. Lotte Burkhardt:Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II.Botanic Garden and Botanical Museum Berlin,Freie Universität Berlin, Berlin 2018,ISBN 978-3-946292-26-5,doi:10.3372/epolist2018.
VorgängerAmtNachfolger
Friedrich ChristianKurfürst von Sachsen
ab 1806König

1763–1827
Anton
Personendaten
NAMEFriedrich August I.
ALTERNATIVNAMENFriedrich August III. von Sachsen; Friedrich August der Gerechte; Friedrich August Joseph Maria Anton Johann Nepomuk Aloys Xaver von Wettin
KURZBESCHREIBUNGKurfürst und König von Sachsen, Herzog von Warschau
GEBURTSDATUM23. Dezember 1750
GEBURTSORTDresden
STERBEDATUM5. Mai 1827
STERBEORTDresden
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