Freiseele

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Freiseele in Gestalt desBa-Vogels imÄgyp­tischen Totenbuch (E. A. Wallis Budge 1895)

AlsFreiseele (freieSeele) bezeichnet dieReligionswissenschaft und dieEthnologie (Völkerkunde) die Auffassung von einer Seele, die auch unabhängig vombiologischen Körper existieren kann. Sie hat je nach Lehre bereits vor der Entstehung des Körpers existiert oder nicht und überlebt dessen Tod alsTotenseele oderSchatten. In derParapsychologie gibt es das verwandte Konzept der „Exkursionsseele“ (vonlateinischexcursio „Streifzug“), die ihren Körper bereits zu Lebzeiten vorübergehend verlassen kann, während dieser inTrance,Ohnmacht oderSchlaf liegt.

Inhaltsverzeichnis

Konzepte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Konzepte zur Seele finden sich in vielenMythologien undReligionen weltweit. Einige gehen davon aus, dass die Seele schon vor dem Körper existiert (Präexistenz einerunsterblichen Seele), andere nehmen an, dass die Seele zugleich mit dem Körper entsteht oder von einerGottheit geschaffen wird. Mit dem Tod trennt sich die Seele endgültig vom Körper und führt fortan als Totenseele ein eigenständiges Dasein, wobei sie entweder in einem jenseitigenTotenreich weilt oder sich als „Geist“ unter den Menschen aufhält. Durch ihre Unsterblichkeit ermöglicht die Seele dasindividuelle Fortbestehen der Person.

Vorstellungen einesLebens nach dem Tod gab es beispielsweise in denmesopotamischen Religionen,[1] imalten Ägypten (Ka undBa) und imantiken Griechenland (Unterwelt, Hades). Sie sind noch heute bei vielenethnischen Gruppen undindigenen Völkern verbreitet. Auch die Vorstellung der Wiedergeburt (Reinkarnation) geht von einer Seele aus, die verschiedene Körper nacheinander bewohnen kann („Seelenwanderung“), beispielsweise in denindischen ReligionenHinduismus undJainismus und im Buddhismus (sieheWiedergeburt im Buddhismus).

Das Konzept der „Exkursionsseele“ beschreibt die Vorstellung, die Seele könne bereits zu Lebzeiten eines Menschen seinen Körper zeitweilig verlassen, ohne dass dies seinen Tod herbeiführe, beispielsweise im Schlaf oderTraum („Traumseele“), im Zustand einerEkstase oder Ohnmacht, oder bewusst erlebt alsaußerkörperliche Erfahrung, etwa bei einerNahtoderfahrung.[2][3]

Im Gegensatz zur Freiseele ist eine „Körperseele“ oder „Vitalseele“ untrennbar an den Körper gebunden; sie entsteht und stirbt mit ihm und kann ihn grundsätzlich nicht verlassen. Sie regelt die körperlichen Funktionen eines Menschen (oder eines Tieres). Je nach Religion kann eine Person sowohl eine Körperseele als auch eine oder sogar mehrere Freiseelen haben.[2]

Seele im Christentum

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Engel holt die Seele eines Sterbenden (Holzschnitt, 15. Jahrhundert)
Hauptartikel:„Seele“ im Christentum

Während dasJudentum noch kein Konzept einer vom Körper lösbaren, unsterblichen Seele kannte, übernahm das Christentum diese Vorstellung aushellenistischen Überlieferungen, insbesondere demPlatonismus.[4]

Dass die Seele des Menschen schon vor seinem Körper existiere, wurde im frühen Christentum in derPräexistenzlehre des platonistisch geprägtenKirchenvatersOrigenes vertreten, die jedoch im 6. Jahrhundert alsHäresie verurteilt wurde. Die Kirche lehrt, Ausführungen über denKreatianismus des KirchenvatersLactantius zugrunde legend, dass die Seele jedes Menschen im Moment seinerZeugung von Gott geschaffen wird. Die bei der Zeugung geschaffene Seele überdauert jedoch dennoch den Tod des Körpers.

Die Lehre von denletzten Dingen ist Gegenstand derEschatologie desChristentums. Es sindTod,Gericht,Himmel undHölle. Die Lehre derrömisch-katholischen Kirche kennt dasFegefeuer, in dem die Seelen, mit Ausnahme derjenigen, die direkt in den Himmel eingehen, eine Läuterung erfahren, bevor sie in den Himmel aufgenommen werden. Nach christlicher Lehre erhalten die geretteten Menschen(seelen) einen neuen, verherrlichten Leib, mit dem sie dieEwigkeit in der Gegenwart des dreieinigen Gottes verbringen werden.

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Annette Zgoll:Der oikomorphe Mensch: Wesen im Menschen und das Wesen des Menschen in sumerisch-akkadischer Perspektive. In:Bernd Janowski (Hrsg.):Der ganze Mensch: Zur Anthropologie der Antike und ihrer europäischen Nachgeschichte. Akademie, Berlin 2012,ISBN 978-3-05-005113-0, S. 83–108, hier S. 95 (Seitenvorschau in der Google-Buchsuche).
  2. abHans-Peter Hasenfratz:Seele I: 2. Seele, Arten und Eigenart seelischer Epiphanien. In:Theologische Realenzyklopädie. Band 30. De Gruyter, Berlin/New York 1999,ISBN 3-11-016243-1, S. 734.
  3. Hans-Peter Hasenfratz:Religionswissenschaftliches zur Seelenkonzeption. Am Beispiel Altägyptens. In:Johann Figl,Hans-Dieter Klein (Hrsg.):Der Begriff der Seele in der Religionswissenschaft. Königshausen & Neumann, Würzburg 2002,ISBN 3-8260-2377-3, S. 121–130, hier S. 121–122 (Seitenvorschauen in der Google-Buchsuche).
  4. Markus F. Peschl:Die Rolle der Seele in der Kognitionswissenschaft und der Neurowissenschaft: auf der Suche nach dem Substrat der Seele. Königshausen & Neumann, 2005,ISBN 978-3-8260-2909-7,S. 28 (Seitenvorschau in der Google-Buchsuche). 
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Freiseele&oldid=250615751
Kategorien: