



DieFreilichtbühne Großer Garten ist ein Veranstaltungsort im Südosten des ParksGroßer Garten in Dresden. Sie wurde in den Jahren 1953 bis 1955 alsFreilichttheater „Junge Garde“ auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube geschaffen und am 12. August 1955 eröffnet. Sie bietet 4.900 Zuschauern Platz.
Bis 1989 wurde das Theater vor allem für Unterhaltungs- und Familienprogramme genutzt, in den 1980er-Jahren auch für Rockkonzerte undFilmvorführungen. Nach derWende hat sich der Veranstaltungsschwerpunkt aufKonzerte derRock- undPopmusik verschoben.[1]
Eine ehemalige Kiesgrube östlich desCarolasees wurde genutzt, um die ovale Freianlage nach einer Ideenskizze vonHerbert Schneider zu schaffen. Mit einer nahezu halbrunden Kreisaufteilung und den sanft ansteigenden Zuschauerreihen erinnert die Anlage anantike Theater. Die Traversen sind mit einem Höhenunterschied von sechs Metern in Form einer parabolischen Kurve angeordnet. Somit ist gute Sicht bis zur letzten der 35 Sitzplatztraversen gegeben.
Das Bühnenhaus hat eine längliche, leicht nach außen gebogene Form. Zwischen den zweistöckigenFlügelrisaliten befindet sind ein einstöckiger Verbindungsgang mit Rundbogenfenstern. Es erinnert in Art und Aufbau an ein kleines sächsisches Sommerschloss. Auch das Gebäude am gegenüberliegenden Rand der Anlage nimmt diese Gestaltung auf. Es dient dem Einlass und der Pausenversorgung und beherbergt Büros und sanitäre Einrichtungen.Krista Grunicke, die Architektin des „Sonnenhäusels“, äußerte 1957 in der ZeitschriftDeutsche Architektur, dass „die Formensprache der Kavaliershäuschen im Großen Garten [mit ihrer] heitere[n] barocke[n] Note“ den Architekten als „gerade für ein Freilicht-Theater besonders geeignet“[2] erschienen sei.
So wurde eine Vielzahl regionaler, traditioneller Architekturelemente, wieBalustradenmauern,Dachgauben undGesimse, in die Bauten aufgenommen. GeschwungeneSchieferdächer adaptieren den Stil derChinoiserie und erinnern an dasSchloss Pillnitz. Auch die farblich betontenSpiegelfelder unter den mit Sprossen gegliederten Fenstern sind in Dresden bekannte Fassadendetails und die Rundfenster im Eingangsbau wurden bereits 1925 vonHeinrich Tessenow in derSächsischen Landesschule verwendet. Das Dach wurde mitSchiefer gedeckt, Fenster und Türen wurden mit profilierten Teilen ausCottaer Sandstein gefasst. Mit der inOcker undAltrosa zweifarbig abgesetzten Fassaden kommen die vonVinzenz Wanitschke undJohannes Peschel gestalteten schmückenden Sandsteinreliefs derSchlusssteine über denTürgewändern gut zur Geltung. Sie zeigen spielende Kinder, im Inneren hingegen einen lachenden und einen weinenden Narr.
Der Wunsch der Stadt Dresden war eine Zuschauerkapazität von 10.000 Besuchern. Das war auf dem vorhandenen Platz aber nicht möglich. Das Areal war bei der letzten großen Erweiterung des Großen Gartens 1875 hinzugekommen.[3]
Das Projekt wurde durch die ArchitektenKurt Röthig,Hans Konrad undLothar Thiel ausgeführt. Eine Plakette am Eingang erinnert an zahlreiche gemeinnützig und unentgeltlich geleistete Arbeitsstunden:
„Auf Vorschlag und mit tatkräftiger Unterstützung derFreien Deutschen Jugend unserer Stadt wurde imNationalen Aufbauwerk das Freilichttheater Junge Garde im Jahre 1955 erbaut“
Der NameJunge Garde sollte insbesondere das Kollektivgefühl einer „enthusiastisch nach einer revolutionär neuen Gesellschaftsordnung strebenden jungen deutschen Nachkriegsgeneration“[4] stärken. Es geht auf den Refrain des ArbeiterliedesDem Morgenrot entgegen (Wir sind die junge Garde des Proletariats) vonHeinrich Eildermann zurück, der diesen Text 1907 verfasst hatte. Einerseits lebte Eildermann nach 1945 bis zu seinem Tod 1955 in Dresden und war Lehrbeauftragter an derTechnischen Universität Dresden, andererseits wurde dieses Lied in der DDR bei ausgesprochen vielen Anlässen gesungen und war bis zurWende nahezu jedem bekannt.
Nach dem Krieg fehlte es der zerstörten Stadt an Versammlungs- und Konzertsälen. Mit dem „Freilicht-Theater“ sollte daher ein Beitrag zur Förderung der Kulturarbeit geleistet werden, um dem „schaffenden Menschen“ eine Möglichkeit zur Teilhabe am kulturellen Leben zu geben. Daher durfte nicht nur die Architektur volkstümlich anmuten.Volkstümlich war auch das Programm, so wurden vor allem Unterhaltungs- und Familienprogramme aufgeführt. Neben Veranstaltungen, die in engem Zusammenhang mit Aktivitäten der Stadt standen, z. B. dieMaidemonstrationen, fanden hier Theater- und Konzertaufführungen, in den 1980er Jahren auch Rockkonzerte und Filmaufführungen statt, für die eine 60 mm Filmanlage[5] installiert wurde.
Nach der Wende hat sich der Veranstaltungsschwerpunkt unter der Obhut des StaatsbetriebesStaatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen aufKonzerte der Rock- und Popmusik verschoben.[1] Dennoch finden auchklassische Konzerte[6] und im Rahmen desDixieland-Festivals auchJazz-Konzerte[7] statt.
Seit Anfang des Jahres 2009 nimmt sich der VeranstalterBernd Aust KulturManagement GmbH der Bühne an. Zielsetzung war, die „alte Garde“ bei zehn bis fünfzehn Konzerten im Jahr wieder profitabel zu machen. Dazu wurde noch im gleichen Jahr dieOstrock-Nacht vomTheaterplatz indie Garde verlegt, auch dasMIA.-Konzert wurde wie das FestivalThe Rock von derFestung Königstein in die Garde geholt.[8] Viele verschiedene populäre Stilrichtungen werden jetzt bedient – vonHardrock undMetal, überSchlager undOstrock bis hin zuCountry-Punk. So gaben sich 2009 neben den oben genanntenMarilyn Manson,Nick Cave and the Bad Seeds,Subway to Sally,Tanzwut,Dieter Thomas Kuhn undThe BossHoss das Mikrofon in die Hand.[9]
In diesem Zusammenhang erfolgten zwischenzeitlich notwendig gewordene Sanierungen, zudem fanden im Jahr 2011 Umbauten an der Bühne statt. Das „Muscheldach“ wich dabei einer robusten Bühnendachkonstruktion, die mehr Technik aufnehmen kann und eine bessere Sicht bietet.[1]
DieJunge Garde steht als Teil einer Sachgesamtheit vor allem wegen seiner bau- und kulturhistorischen Bedeutung unter Denkmalschutz. Sie ist Zeugnis einer abgeschlossenen Epoche. Als eine der ersten Spielstätten in Dresden war das Freilicht-Theater ein wichtiger Bezugspunkt für die Belebung des Kulturschaffens in den ersten Nachkriegsjahren. In der Architektur des Ensembles ist der in den Anfangsjahren derDDR propagierten Baustil nach nationalen Bautraditionen gut erkennbar. Als Teil desAufbauwerkes war ihre Errichtung nicht nur von lokaler, sondern auch von nationaler Bedeutung. Mit Herbert Schneider, der bereits Entwürfe zurAltmarktbebauung beigesteuert hatte, war einer der bedeutendsten Architekten der Zeit an der Planung beteiligt.[10]
51.032313.7708Koordinaten:51° 1′ 56″ N,13° 46′ 15″ O