Fred Astaire war der Sohn von Friedrich Emanuel „Fritz“ Austerlitz (1868–1924), einem ausLinz stammendenösterreichischen Einwanderer mit jüdischen Wurzeln, der ab 1892 in den USA lebte. Seine Mutter Johanna „Ann“ Austerlitz geb. Geilus (1878–1975) wurde in den USA als Tochter protestantischer deutscher Einwanderer geboren, die ausOstpreußen und demElsass stammten. Beide hatten am 17. November 1894 in Omaha geheiratet.[1][2][3]
Im Januar 1905 zog die Familie nachNew York, wo Fred zwei Tanzschulen besuchte und mit seiner SchwesterAdele (1896–1981) aufKabarett-,Vaudeville- und Konzerthausbühnen auftrat. In dieser Zeit schlug die Mutter vor, den Namen „Austerlitz“, der an dieSchlacht bei Austerlitz erinnere, abzulegen und sich zukünftig nach einem Onkel mit dem Nachnamen „L’Astaire“ zu benennen. 1917 eroberten die beiden Kinder denBroadway mit dem StückOver the Top.
Als Adele 1932Lord Charles Cavendish heiratete, beendete sie ihre künstlerische Karriere. Fred war nun gezwungen, allein aufzutreten. Nach dem ersten Vorsprechen inHollywood soll die Kritik gelautet haben: “Can’t sing, can’t act, is slightly balding, but can dance a little” („Kann nicht singen, kann nicht schauspielern, hat eine Stirnglatze, aber kann ein wenig tanzen“).[4]
Am 12. Juli 1933 heiratete er Phyllis Livingston Potter (1908–1954) und ging mit ihr nach Hollywood, wo ihn noch im selben Jahr die FilmgesellschaftRKO Pictures unter Vertrag nahm, aber zunächst für den FilmIch tanze nur für Dich mitJoan Crawford undClark Gable anMGM auslieh. Danach drehte RKO im selben Jahr mit ihm undGinger Rogers in Nebenrollen den FilmCarioca, derDolores del Río groß herausstellte, ein Erfolg an der Kinokasse wurde und den eigentlichen Durchbruch in Astaires Filmkarriere darstellte. Die positive Reaktion aufCarioca war derart groß, dass Astaire und Rogers insgesamt neun weitere Filme zusammen drehten, in denen ihre Figuren sich nach anfänglicher Abneigung ineinander verlieben und gemeinsame Tanz- und Gesangsnummern durchführen. Astaire und Rogers schafften in den 1930er-Jahren den Sprung unter die zehn kassenträchtigsten Kinostars und sind bis heute das wohl bekannteste Tanzduo der Filmgeschichte. Die beiden sangen in ihren Filmen die Hits von populären Komponisten wieGeorge Gershwin,Irving Berlin undCole Porter. Astaire sang stets selbst und lehnte im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen Gesangsdoubles und Nachsynchronisierungen konsequent ab. Er nahm auch zahlreiche Schallplatten auf. Von ihren neun Astaire-Rogers-Filmen werden insbesondereIch tanz’ mich in dein Herz hinein (1935) vonMark Sandrich undSwing Time (1936) vonGeorge Stevens herausgehoben.
Schon 1948 hatte Astaire seinComeback an der Seite vonJudy Garland inOsterspaziergang, und es folgte eine sehr erfolgreiche Zeit bei MGM, in der er unter anderem mitJane Powell inKönigliche Hochzeit (1951), mitCyd Charisse inVorhang auf! (1953) und mitLeslie Caron inDaddy Langbein (1955) gemeinsam vor der Kamera stand. Eine seiner letzten Musicalrollen spielte er 1957 an der Seite vonAudrey Hepburn als Modefotograf Dick Avery inEin süßer Fratz vonStanley Donen. Astaire galt nun nebenGene Kelly, mit dem er nur einmal gemeinsam arbeitete (fürBroadway Melodie 1950 aus dem Jahr 1945), als der größte Filmtänzer seiner Zeit. Astaire arbeitete nicht nur sämtliche seinerChoreografien selber aus, er steuerte auch neue Ideen im Hinblick auf Kamerafahrten während seiner oft halsbrecherischen und schwerelos wirkenden Tanzeinlagen bei. Sein tänzerischer Stil war gekennzeichnet durch eine scheinbare Leichtigkeit, große Eleganz der Bewegung und durch seine Fähigkeit, schnelle Tempo- und Rhythmuswechsel in der Musik tänzerisch umzusetzen.
Ende der 1950er-Jahre ließ die Popularität von Musicalfilmen deutlich nach. Der mittlerweile 60-jährige Astaire nahm zunehmend von Tanzrollen Abstand, obwohl er noch in den 1960er-Jahren in Fernseh-Tanzspecials auftrat, die mit mehrerenEmmys ausgezeichnet wurden.[5] Ab den 1960er-Jahren beschränkte sich seine Präsenz im Kino auf das Schauspiel. 1968 trat er inFrancis Ford Coppolas VerfilmungDer goldene Regenbogen an der Seite vonPetula Clark auf, die damit Astaires letztes Filmmusical wurde. 1974 rettete er inFlammendes Inferno die kleine Katze vonJennifer Jones, was ihm eineOscar-Nominierung einbrachte. Neben seinen Nebenrollen im Kino trat er auch in Fernsehserien in Erscheinung: InIhr Auftritt, Al Mundy spielte er den Vater des vonRobert Wagner verkörperten Geheimagenten Al Mundy. In dem starbesetzten SpielfilmDas malvenfarbene Taxi (1977) mitPhilippe Noiret undCharlotte Rampling hatte er eine Nebenrolle als geheimnisvoller Landarzt. Astaire, der 1960 mit einem Stern auf demHollywood Walk of Fame geehrt wurde, blieb bis kurz vor seinem Tod als Schauspieler aktiv.
Im Jahr 1947 eröffnete er die Fred Astaire Dance Studios, deren Besitzer er bis 1966 war und die bis heute weltweit als Kette von Tanzstudios agieren. 1962 gründete er das Musiklabel AVA Records (Mitglied derASCAP), benannt nach dem Vornamen seiner Tochter.
Astaires Grab im Oakwood Memorial Park inChatsworth
Fred Astaire heiratete am 12. Juli 1933 in New York Phyllis Livingston Potter (1908–1954),[6] mit der er bis zu ihrem frühen Tod eine glückliche Ehe führte. Sie hatten zwei gemeinsame Kinder, Fred Jr. (* 1936) und Ava (* 1942).
Von 1980 bis zu seinem Tod war der Entertainer mit Robyn Smith verheiratet.
Fred Astaire starb am 22. Juni 1987 im Alter von 88 Jahren an den Folgen einerLungenentzündung. Sein Grab befindet sich im Oakwood Memorial Park inChatsworth,Kalifornien, wo 1995 auch Ginger Rogers ihre letzte Ruhe fand.[7]
Der erste deutsch synchronisierte Film von Fred Astaire warIch tanz’ mich in dein Herz hinein; er kam 1950, 15 Jahre nach seiner Erstaufführung, in die bundesdeutschenLichtspielhäuser. Mit Ausnahme dieses Films war in jenen JahrenErik Ode Astaires Standardstimme, gefolgt vonHans Nielsen undFriedrich Joloff. Spätere Synchronsprecher fürs Kino warenLeo Bardischewski undFriedrich W. Bauschulte. Die meisten seiner Filme, die zwischen 1933 und 1952 entstanden, wurden in den 1980er Jahren im Auftrag des Fernsehens, zumeist durchEckart Dux, nachsynchronisiert.
In der FilmsatireGinger und Fred vonFederico Fellini aus dem Jahr 1986, in der das überkommerzialisierteFernsehshow-Geschäft parodiert wird, spielt ein in die Jahre gekommenes Tanzpaar die Hauptrolle (dargestellt vonGiulietta Masina undMarcello Mastroianni), das in jungen Jahren als Rogers-Astaire-Imitate durch Nachahmungen von deren Stepptänzen Karriere gemacht hat.
Astaire and Rogers: Partners in Rhythm. Regie: Tara Tremaine, USA 2006, Sparkhill Production, Turner Entertainment, 76 Minuten.
Fred Astaire gibt den Ton an (Originaltitel:Fred Astaire donne le „la“). Regie: Yves Riou und Philippe Pouchain, Frankreich 2017, Zadig productions, Lobster Films,arte France, Reihearte Concert, 42 Minuten.
Fred Astaire, Poet der tanzenden Füße (Originaltitel:Fred Astaire – L’homme aux pieds d’or). Regie: Yves Riou und Philippe Pouchain, Frankreich 2017, Zadig productions, Lobster Films, arte France, 52 Minuten.
Stephen Harvey:Fred Astaire. Seine Filme – sein Leben. (Originaltitel:Fred Astaire.) 4. Auflage, Heyne, München 1991,ISBN 3-453-86043-8.
Neal Gabler:Ein eigenes Reich. Wie jüdische Emigranten Hollywood erfanden. Übersetzt aus dem Amerikanischen:Klaus Binder, Bernd Leineweber. Berlin Verlag, Berlin 2004,ISBN 3-8270-0353-9.
Peter J. Levinson:Puttin’ On the Ritz. Fred Astaire and the Fine Art of Panache. A Biography. St. Martin’s Press, New York 2009, XIV, 477 S.,ISBN 978-0-312-35366-7.
Kathleen Riley:The Astaires: Fred & Adele. Oxford University Press, Oxford [u. a.] 2012,ISBN 978-0-19-973841-0.
Belletristik
Perikles Monioudis:Frederick. Roman. dtv hardcover, München 2016,ISBN 978-3-423-28079-2.
↑Peter J. Levinson:Puttin’ On the Ritz. Fred Astaire and the Fine Art of Panache. A Biography. St. Martin’s Press, New York 2009, XIV, 477 S.,ISBN 978-0-312-35366-7.