Franz Stenzer (*9. Juni1900 inPlanegg; †22. August1933 inDachau) war eindeutscher Politiker derKommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Teilnehmer derMünchner Räterepublik und von 1932/33Reichstagsabgeordneter. Als Kommunist versteckte er sich 1933 in München und war kurzzeitig imWiderstand gegen den Nationalsozialismus aktiv. Der polizeilich gesuchte Stenzer wurde im Sommer 1933 verhaftet, gefoltert und imKZ Dachau ermordet.
Nach dem Besuch der Volksschule in seinem bayerischen Geburtsort absolvierte Franz Stenzer eine Lehre zumBootsbauer und wurdeStreckenarbeiter bei der Eisenbahn. Zum Ende desErsten Weltkriegs eingezogen, leistete er seinenWehrdienst als Matrose derKaiserlichen Kriegsmarine, wo er gegen den militärischen Drill aufbegehrte und dafür einen Monat strengen Arrest erhielt.[1] Stenzer nahm 1919 als Soldat derRoten Armee im kurzlebigen Versuch einerMünchner Räterepublik teil.
Nach dem Krieg arbeitete Stenzer imBahnbetriebswerk I in München, wo er 1920 derKPD beitrat. Die Belegschaft wählte ihn in den Betriebsrat, 1922 wurde er dessen Zweiter Vorsitzender. Stenzer wurde 1924 Mitglied der KPD-Bezirksparteiführung in Süd-Bayern, wo er hauptsächlich in der Gewerkschaftsabteilung arbeitete. 1928/29 übernahm er auch die Funktion eines Leiters für Agitation und Propaganda in derRevolutionären Gewerkschafts-Opposition in Bayern. Aufgrund dieser Funktion delegierte man ihn 1929 zu einem Lehrgang an dieInternationale Lenin-Schule derKommunistischen Internationalen nach Moskau. Anschließend übernahm Stenzer Funktionen im Auftrag desZentralkomitees der KPD wie die Verantwortung für die regionale Gewerkschaftsarbeit als „ZK-Instrukteur“. Zugleich war er Stadtrat seiner Partei imMünchner Stadtrat und ab Ende 1930 Chefredakteur derNeuen Zeitung in München. 1932 erwarb er in derRoten Gewerkschafts-Internationale in Moskau weiteres Wissen für seine politische Tätigkeit. Durch dieReichstagswahl im November 1932 kam er aus dem Wahlkreis 26 (Franken) als Abgeordneter der KPD-Fraktion in denReichstag.
Nach derMachtergreifung derNationalsozialisten tauchte Stenzer zunächst unter, nahm aber beispielsweise an derillegalen Tagung des ZK der KPD am 7. Februar 1933 imSporthaus Ziegenhals teil, um anschließend aus dem Untergrund in Süddeutschland die illegale Arbeit zu organisieren.[1] DieGestapo spürte sein Versteck am Roecklplatz in München auf; am 30. Mai 1933 verhaftete sie ihn.[2] Stenzer wurde im Konzentrationslager schwer gefoltert und kam am 10. August 1933 ins Lagergefängnis (Kommandatur-Arrest oderBunker), in dem er schließlich kurze Zeit später, am 22. August, ermordet wurde. Nach AngabenHimmlers in einem Schreiben an den bayerischen InnenministerAdolf Wagner wurde Stenzer bei einem angeblichen Fluchtversuch von einemSS-Scharführer durch einenGenickschuss getötet. Stenzer war der erste Reichstagsabgeordnete, der ermordet wurde.[3] Ein Ermittlungsverfahren gegen den Scharführer wurde im Dezember 1933 eingestellt, da dessen Darstellung nicht widerlegt werden konnte. Ein gerichtsmedizinisches Gutachten hatte zuvor kein eindeutiges Ergebnis erbracht. Nach Kriegsende wurde der Fall nochmals amerikanischen Ermittlern anvertraut, es kam zu keinen weiteren Prozessen.[4]
Stenzer war verheiratet; aus der Ehe gingen drei Töchter hervor. Stenzers Frau wurde seit April 1933als Geisel festgehalten und einen Tag nach der Beisetzung ihres Mannes freigelassen. Im November 1933 flüchtete sie zuerst in dasSaargebiet, dann nach Paris und im August 1934 in die Sowjetunion. Während derstalinistischen Verfolgungen wurde sie 1937 aus der KPD ausgeschlossen und war bis 1938 inhaftiert. Im Jahr 1946 kehrte sie nach Deutschland zurück, lebte später in derDDR und starb im März 1998 in Berlin. Stenzers Tochter Emmi war ab 1944 mitMarkus Wolf verheiratet und als Literaturwissenschaftlerin Verwalterin des Nachlasses ihres SchwiegervatersFriedrich Wolf.[5]
Für dieSED-Führung war der Lebensweg Franz Stenzers ein Vorbild als tapferer und standhafter Kämpfer gegen Faschismus und Militarismus. Seine Biographie wurde durch Befragung von Familienangehörigen, Mithäftlingen und ehemaligen Kampfgenossen niedergeschrieben, dasNeue Deutschland brachte im September 1963 unter dem Titel „Ein Leben für die Arbeiterklasse“ einen dreiteiligen Bericht. Eine Forschungsgruppe zum KZ Dachau publizierte in den 1970er Jahren den letzten Brief Franz Stenzers vom 24. Juni 1933 in einer Materialsammlung zu den Lageropfern. In der DDR wurde auch ein „Franz-Stenzer-Lied“ in Auftrag gegeben.[6]
Gedenkorte mit Bezug zu Franz Stenzer:
Personendaten | |
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NAME | Stenzer, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (KPD), MdR und Widerstandskämpfer |
GEBURTSDATUM | 9. Juni 1900 |
GEBURTSORT | Planegg |
STERBEDATUM | 22. August 1933 |
STERBEORT | Dachau |