Franz Rothbart
Franz Rothbart (auchFranz Rotbart, teilw. nurRuprecht bzw.Rupertus,[1] lat.Franciscus Aenobarbus;[2] *1480 inGörlitz; †29. Februar1570 inBunzlau)[3][4][5] war der erste evangelische Pfarrer in Görlitz. Durch seine gegenüber dem Rat beständigen lutherischen Predigen wird er auch als dereigentliche Görlitzer Reformator bezeichnet.[6]
Biografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Sein Vater Merten Rotbart[3] warTuchmacher bzw. je nach QuelleRotgerber.[1] Seine Mutter hieß Margarete.[3]
Bis zu seiner Zeit als Pfarrer in Görlitz war RothbartDiakon bzw.Pleban[5] inSprottau.[2] Im April 1520 wurde erzum Geistlichen gewählt[7] und als Nachfolger vonMartin Fabri[1] nach Görlitz berufen.[2] Der HistorikerOtto Kämmel beschrieb Rothbart als „keine bedeutende Natur“, der Görlitzer ChronistJohannes Hass als „guten, simplen (schlichten) Mann“. Zunächst eher zurückhaltend gewesen, begann er aber ab Sommer 1521 konsequent und mit Gehör bei der Gemeinde im Luther’schen Sinne zu predigen. Zu seinen Anhängern zählten hauptsächlich Tuchmacher und Handwerker.[8] Sie verbanden nämlich ihre sozialen Forderungen mitMartin Luthers Gedanken.[9] Am 23. Februar 1521 hatte der Görlitzer Rat und Pfarrer Rothbart dem GörlitzerErzpriester Thomas Leise noch erlaubt, eine Kopie derBannbulle gegen Luther an das Tor der Hauptkirche (St. Peter und Paul) zu schlagen.[7][10][11] Zudem war in diesem Jahr diePest in Görlitz ausgebrochen und der Rat aus Furcht aus der Stadt geflohen, was Rothbart Raum für seine Predigen verschaffte.[1] Die gleichermaßen geflüchteten Bürger kehrten durch Rotbarts Predigen und, „die Waffe des Volkes bereit zum Abfall von der alten Kirche“ erkennend, in die gezeichnete Stadt zurück.[7] Daraufhin entließ der Rat Rothbart, besonders auf Ansuchen Johannes Hass’,[12] im April 1523. Der neue Pfarrer Nikolaus Zeidler aber gab dem Druck der Gemeinde nach und predigte lutherisch.[13][5] Nach zwei weiteren altgläubigen Pfarrern entstandenTumulte. Weil der Rat einen Aufstand verhindern wollte und auf Vermittlung des eingeschalteten Dekans Paul Küchler, trat der nachBreslau geflüchtete Rothbart sein Amt, nach von ihm aus Breslau bekundeten Bedingungen[5] am 5. April 1525 in Görlitz wieder an.[14][13] Bereits 1524 hatte er vonHans Frenzel dieKollatur erhalten.[15]
Am 29. August 1530 heiratete er entgegen einerAbmahnung des Rates Anna Wolf (möglicherweise Tuchmacherstochter),[16] zudem auf demPfarrhof, und wurde, wie es einigen Pfarrern, beispielsweiseLorenz Heidenreich inZittau undDonat Pfeiffer inKamenz, vor ihm aus gleichem Grund auch erging, erneut abgesetzt, diesmal aber wirkungsvoll.[5][17]
Rothbart bewohnte den „uralten“ Pfarrhof neben derNikolaikirche. Er diente seinerzeit als Ort für „schwer (zu) beaufsichtigen(de)“ und dem Rat „mißliebige Versammlungen“ Geistlicher, die ihn innerhalb ihrerExemtion und dem Rat zur Erschwernis auch für den damals unliebsamen Bierausschank nutzten. 1532, unmittelbar nach Rothbarts Auszug, wurde er „bis auf den Grund“ abgerissen.[18]
Nun ging er nachWittenberg, noch 1532 wurde er nachBunzlau berufen, 1540 nachFreystadt, kehrte nach zwei Jahren aber wieder nach Bunzlau zurück, wo er „nach dreifacher Ehe“ alsJubelpriester im Alter von 90 Jahren starb.[5][17] Es sind zwei Töchter aus zweiter Ehe mit einer aus der Familie Hanewald überliefert: Martha und Dorothea.[16]
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcdJohannes Soffner:Geschichte der Reformation in Schlesien. G. P. Aderholz, 1887,S. 428–429 (google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑abcJohann A. Hensel:Protestantische Kirchengeschichte in Schlesien. 1768,S. 157 (google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑abcNeues lausitzisches Magazin: unter Mitwirkung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Die Gesellschaft, 1925,S. 147 (google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde. 1886,S. 511 (google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑abcdefZeitschrift für die historische theologie: In verbindung mit der Historisch-theologischen gesellschaft zu Leipzig. F.A. Perthes, 1842,S. 175 (google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑Verein für Geschichte Schlesiens:Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens.Band 63, 64, 1929,S. 113 (google.de [abgerufen am 3. August 2021]).
- ↑abcNeues lausitzisches Magazin: unter Mitwirkung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Die Gesellschaft, 1874,S. 126 (google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung: Nachträge. Aschendorff, 1989,ISBN 978-3-402-02977-0,S. 99 (google.de [abgerufen am 29. Juli 2021]).
- ↑Karlheinz Blaschke:Reformation in den Lausitzen. In:Beiträge zur Geschichte der Oberlausitz: gesammelte Aufsätze. Oettel, 2000,ISBN 978-3-932693-59-5,S. 73 (google.de [abgerufen am 18. Februar 2022]).
- ↑Martin Christ:Biographies of a Reformation: Religious Change and Confessional Coexistence in Upper Lusatia, C. 1520-1635. Oxford University Press, 2021,ISBN 978-0-19-886815-6,S. 36 (englisch,google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑Winfried Eberhard, Winfried Müller, Christian Speer, Lars-Arne Dannenberg, Ellen Franke:Die Nieder- und Oberlausitz – Konturen einer Integrationslandschaft: Band II: Frühe Neuzeit. Lukas Verlag, 2014,ISBN 978-3-86732-161-7,S. 47 (google.de [abgerufen am 5. Februar 2022]).
- ↑Deutsche Biographie: Haß, Johannes - Deutsche Biographie. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑abKlaus Garber, Heinz Wismann, Winfried Siebers:Europäische Sozietätsbewegung und demokratische Tradition: Die europäischen Akademien der Frühen Neuzeit zwischen Frührenaissance und Spätaufklärung. Walter de Gruyter, 2014,ISBN 978-3-11-096324-3,S. 1153 (google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑Martin Luther:Dr. Martin Luther's Briefwechsel: Bd. Vom Juni 1541 bis November 1542. Schriften-Niederlage des Evangel. Vereins, 1912,S. 25 (google.de [abgerufen am 26. Juli 2021]).
- ↑Winfried Eberhard,Winfried Müller,Christian Speer,Lars-Arne Dannenberg, Ellen Franke:Die Nieder- und Oberlausitz – Konturen einer Integrationslandschaft: Band II: Frühe Neuzeit. Lukas Verlag, 2014,ISBN 978-3-86732-161-7 (google.de [abgerufen am 4. August 2021]).
- ↑abDietmar Neß:Schlesisches Pfarrerbuch: Sechster Band: Regierungsbezirk Liegnitz, Teil I. Evangelische Verlagsanstalt, 2016,ISBN 978-3-374-04477-1,S. 64 f. (google.de [abgerufen am 6. August 2021]).
- ↑abJohannes Soffner:Geschichte der Reformation in Schlesien. G. P. Aderholz, 1887,S. 432 (google.de [abgerufen am 4. August 2021]).
- ↑Richard Jecht:Geschichte der Stadt Görlitz: Bd., 1. Halbbd. Allgemeine Geschichte der Stadt Görlitz im Mittelalter. Magistrates der Stadt Görlitz, 1926,S. 316 (google.de [abgerufen am 1. August 2021]).
Personendaten | |
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NAME | Rothbart, Franz |
ALTERNATIVNAMEN | Rotbart, Franz; Ruprecht, Franz; Rupertus, Franz; Aenobarbus, Franciscus |
KURZBESCHREIBUNG | Pfarrer in Görlitz |
GEBURTSDATUM | 1480 |
GEBURTSORT | Görlitz |
STERBEDATUM | 1570 |