Frankenweide

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Frankenweide
Waldlandschaft der Frankenweide
Waldlandschaft der Frankenweide
Waldlandschaft der Frankenweide
Alternative NamenHoher Pfälzerwald
Systematik nachHandbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Großregion 1. Ordnung07–23 →
Schichtstufenland beiderseits des Oberrheingrabens
Großregion 2. Ordnung17–19, 26 →
Nordfranzösisches Schichtstufenland
Großregion 3. Ordnung17 →
Pfälzerwald
Region 4. Ordnung
(Haupteinheit)
[1]
Mittlerer Pfälzerwald
Region 5. Ordnung170.3 →
Frankenweide
Naturraumcharakteristik
LandschaftstypMittelgebirge
Höchster GipfelWeißenberg (610 m)
Geographische Lage
Koordinaten49° 18′ 41″ N,7° 50′ 10″ O49.3114257.836102Koordinaten:49° 18′ 41″ N,7° 50′ 10″ O
Lage der Frankenweide (neongrün) im Pfälzerwald
Lage der Frankenweide (neongrün) im Pfälzerwald
Lage der Frankenweide (neongrün) im Pfälzerwald
OrtsbereichAnnweiler Forsthaus,Hermersbergerhof,Hofstätten,Johanniskreuz,Speyerbrunn,Stüterhof
GemeindeElmstein,Waldleiningen,Wilgartswiesen,Annweiler am Trifels,Merzalben,Hochspeyer,Trippstadt
KreisLandkreis Bad Dürkheim,Landkreis Kaiserslautern,Landkreis Südwestpfalz,Landkreis Südliche Weinstraße
BundeslandRheinland-Pfalz
StaatDeutschland

DieFrankenweide ist eineMittelgebirgslandschaft inRheinland-Pfalz. Sie bildet in derPfalz den zentralen Teil desPfälzerwalds mit Berghöhen bis610 m ü. NHN. In das heutige Gebiet der Frankenweide teilen sich die LandkreiseBad Dürkheim (Nordostteil),Kaiserslautern (Nordwestteil) undSüdwestpfalz (Südteil).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

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Lage und Grenzen

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Zwei der höchsten Gipfel: Weißenberg (609,9 m, links hinten) und Hortenkopf (606,2 m)

Die Frankenweide ist ein geschlossenesWaldgebiet von heute gut 200 km² Fläche. Sie besteht im Wesentlichen aus einer auf etwa 380 bis450 m gelegenen Hochfläche, die von Süd nach Nord kontinuierlich abfällt. Aus dem Plateau, das von tief eingeschnittenen Tälern eingerahmt wird, ragen einzelne Berggipfel heraus, die bis610 m Höhe erreichen.

Im Süden wird die Frankenweide durch das Tal derQueich begrenzt, im Osten durch das desWellbachs und seine gedachte Verlängerung nach Norden. Dort schließt sich derReichswald vonKaiserslautern an. Im Nordwesten bildet die Aue derMoosalbe die Begrenzung, im Südwesten dasGräfensteiner Land.

Von Nord nach Süd wird das Gebiet in dieUntere Frankenweide mit der GemeindeWaldleiningen, dieMittlere Frankenweide mit demEschkopf und dieObere Frankenweide um den zuWilgartswiesen gehörenden WeilerHermersbergerhof eingeteilt.[2]

Erhebungen

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In der Mittleren und Oberen Frankenweide liegen die vier höchsten Erhebungen, die sämtlich mehr als 600 m aufragen: derEschkopf (608,3 m), derMosisberg (etwa610 m), derHortenkopf (606,2 m) sowie derWeißenberg (609,9 m).[3] In einer hochgelegenen Mulde südöstlich des Mosisberg-Gipfels gab es früher einHochmoor (Hochmoor), dasMosisbruch. Es wurde durch den in seinem Zentrum entspringenden, knapp 800 m langenBach vom Saukopf versorgt, der dann vonrechts in den oberen Wellbach mündet, einen linken Zufluss der Queich.

Gewässer

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Speyerbach-OberlaufErlenbach

Drei der vier großen Flusssysteme der Pfalz haben ihren Ursprung im Bereich der Frankenweide. Direkt zumRhein­abschnittOberrhein im Osten fließen dieLauter, die hier am OberlaufWieslauter genannt wird, und derSpeyerbach, während derSchwarzbach seinen Weg nach Westen und dann überBlies,Saar undMosel zum RheinabschnittMittelrhein nimmt.

Durch die Frankenweide verläuft diePfälzische Hauptwasserscheide zwischen Rhein und Mosel. Anfangs ist sie etwa von Nord nach Süd gerichtet und überquert nacheinander Eschkopf, Mosisberg und Hortenkopf. Von dort aus wendet sie sich nach Südwesten in Richtung derBurg Gräfenstein, so dass der Weißenberg nicht mehr auf der Wasserscheide liegt.[4]

Geschichte

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Einst Verwaltungssitz: die Falkenburg
Wilgartswiesen unter der Falkenburg am Südrand der Frankenweide

Als Begriff entstand die Frankenweide, wie der Name anklingen lässt, schon infränkischer Zeit, und zwar spätestens im 6. Jahrhundert. Damals war das Waldgebiet insgesamt noch unbesiedelt und wurde teilweise alsViehweide genutzt, hauptsächlich fürSchweine undZiegen. Als die vermutlich fränkischen Grafen vonLeiningen im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt wurden, oblag ihnen bereits die Verwaltung der Frankenweide. Im 13. Jahrhundert sorgte der zänkische RitterJohannes von Wilenstein mehrmals für lokaleFehden. Nach ihm ist der WeilerJohanniskreuz benannt, wo er ein zur Eigentumsmarkierung dienendesFlurkreuz – angeblich widerrechtlich – in seinem Sinne verändern ließ. DasKloster Otterberg besaß in der Frankenweide Weide-, Holz- und Fischrechte.[5]

Obwohl vorübergehend auch dasWittelsbacher-Geschlecht vonPfalz-Zweibrücken Besitztümer und Ansprüche in der Frankenweide hatte, blieb das leiningische Oberamt auf derFalkenburg bei Wilgartswiesen verwaltungsmäßig zuständig. 1785 fiel dann die Frankenweide als Ganzes an Leiningen.[4][6] In den 1790er Jahren, nach derFranzösischen Revolution, wurden dielinksrheinischen deutschen Gebiete vonFrankreich erobert; 1801 wurden sie formellannektiert und in den französischen Staat eingegliedert. Nach demWiener Kongress (1815) gelangte die Pfalz aufgrund desVertrags von München 1816 an dasKönigreich Bayern, das – ab 1918 alsFreistaat Bayern – bis nach demZweiten Weltkrieg die Verwaltung innehatte.

Im Laufe ihrer Geschichte büßte die Frankenweide immer wieder Teile ein, insgesamt etwa 100 km². Im Osten wurde im 12. Jahrhundert derElmsteiner Wald abgetrennt, der beidseits des oberen Speyerbachtals liegt. 1304 schenkte KönigAlbrecht von Habsburg die große Fläche im Südosten, die sich zwischen den Tälern von Wellbach undEußerbach vomLandauer Forsthaus Taubensuhl im Norden bis zumQueichtal im Süden erstreckt, der ReichsstadtAnnweiler; das Gebiet bildet heute denAnnweiler Bürgerwald. 1602 wurde derEsthaler Wald im Nordosten dem LehenErfenstein zugeschlagen.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Besiedelung

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Denkmalgeschütztes Haus in Hofstätten

Als in der damals nochLotharingien zuzurechnenden Pfalz etwa ab dem 9. Jahrhundert vermehrtKlöster eröffnet wurden, setzte von den Rändern des Pfälzerwalds her eine allmähliche Besiedelung ein, die jedoch die in der Kernzone liegende Frankenweide nicht erreichte. Lange Zeit war der vomKloster Hornbach gegründete und bereits 828 erwähnte Hermersbergerhof der einzige Vorposten der Zivilisation. Im Laufe der Jahrhunderte wurden hie und da Forsthäuser und Köhlerhütten sowie – durch die leiningische Verwaltung – der WaldarbeiterstützpunktHofstätten errichtet, der 1379 erstmals nachweisbar ist. Ausgrabungen am Mosisbruch nahe dem Wellbachtal ergaben, dass hier vom 11. bis zum 14. Jahrhundert eine Ansiedlung bestanden haben muss. Die zu weit abseits liegende Verwaltung in Wilgartswiesen, zu dessen Gemarkung noch heute große Teile der Frankenweide gehören, konnte jedoch keine planmäßige Erschließung bewirken. Infolge desDreißigjährigen Kriegs fielen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch noch die wenigen besiedelten Plätze öd. Erst um das Jahr 1785 wurde auf Veranlassung von FürstCarl Friedrich Wilhelm von Leiningen-Hardenburg in der Unteren Frankenweide das WaldarbeiterdorfWaldleiningen angelegt.

Das Dorf blieb die einzige selbstständige Gemeinde auf der Frankenweide. Insgesamt leben heute auf der gesamten Frankenweide weniger als tausend Menschen.

Verkehr

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Altes Forsthaus in Johanniskreuz

Mit dem zentralen VerkehrsknotenpunktJohanniskreuz stellte die Frankenweide schon in frühester Zeit ein Durchzugsgebiet für den Verkehr zwischen derRheinebene und dem heutigenLothringen dar. Damals, als Straßen möglichst über die Höhenzüge geführt wurden, zweigten von der Hauptachse Wege in Richtung der KlösterWeißenburg und Hornbach sowie zurKaiserpfalz Kaiserslautern ab. Die Nordroute derPfälzer Jakobswege durchquerte den Nordteil der Frankenweide, wo sie bei Johanniskreuz mit470 m ihren höchsten Punkt hatte.

Heute noch folgen Wanderwege und Verbindungsstraßen vielfach den alten Wegverläufen.[7] Allerdings ist die Frankenweide nun nicht mehr hauptsächlich in West-Ost-Richtung erschlossen, sondern über die kurvenreicheB 48, die von derB 10 im Süden durch das Wellbachtal nach Johanniskreuz ansteigt, das neben dem imLandauer Stadtwald befindlichenFassendeich und dem zuWilgartswiesen gehörendenHäusel zu den wenigen Siedlungspunkten auf der ganzen Strecke gehört, und dann zurB 37 beiHochspeyer im Norden hinabführt.

Freizeit und Tourismus

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Haus der Nachhaltigkeit
„Pälzer Weltachs“ auf dem Roßrück bei Waldleiningen

Die Hochebene mit ihren geschlossenen Wäldern ist ein Ziel für Wanderer. Sämtliche mit einem Kreuzmarkierten Fernwanderwege desPfälzerwald-Vereins, die sternförmig über die gesamte Pfalz angelegt sind, treffen sich in Johanniskreuz im Herzen der Frankenweide.[7] Auf dem Weißenberg und dem Eschkopf stehen Aussichtstürme. Für Mountainbiker sindRundkurse durch die Frankenweide und das benachbarteHolzland ausgewiesen.[8]

Johanniskreuz ist mit demHaus der Nachhaltigkeit und seinen wenigen weiteren Häusern, zumeist Hotels und Gaststätten,touristisches Zentrum der Frankenweide. Der Pfälzische Katholikentag sowie Waldgottesdienste fanden hier statt, und an Sonntagen, zumal bei guter Witterung, treffen sich hunderteMotorrad­fahrer.

Beim550 m hoch gelegenen Hermersbergerhof, dessen 6 km lange Zufahrtsstraße, dieKreisstraße 56, zwischen Wilgartswiesen undHauenstein von der B 10 abzweigt und dann als schmale Fahrstraße über 10 km bis zurLandesstraße 496 (Leimen–Johanniskreuz) weiterführt, wird bei günstigen Schneeverhältnissen Wintersport betrieben. Weil die Winter immer milder werden, wurde derSkilift in den 1990er Jahren abgebaut, eineRodelbahn ist jedoch weiterhin vorhanden.

Ein Anziehungspunkt für Touristen ist die in den 1860er Jahren auf dem459 m hohenKleinen Roßrück (49.3942377.841513) bei Waldleiningen durch das Königreich Bayern installierte Landmarke, die im Volksmund den NamenPälzer Weltachs bekam. Sie regte später denHeimatpoetenPaul Münch (1879–1951) zu seiner bekanntenmundartlichen Gedichtpassage über ihre angebliche Schmierung an:

„Do werd die Weltachs ingeschmeert un uffgebaßt, daß nix basseert.“

Paul Münch

1964 wurde der Spruch in einen Steinblock bei der Landmarke eingemeißelt. Seitdem wird das Objekt alljährlich unter öffentlicher Anteilnahme, die den Charakter eines kleinen Volksfestes hat, auch tatsächlich „geschmiert“.[9][10]

Literatur

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  • August Becker:Die Pfalz und die Pfälzer. 7. Auflage. Pfälzische Verlagsanstalt, Landau/Pfalz 1975,ISBN 3-89857-193-9 (1. Auflage 1857). 
  • Karl Heinz:Pfalz mit Weinstraße. Landschaft, Geschichte, Kultur, Kunst, Volkstum. Glock und Lutz Verlag, Heroldsberg 1976. 
  • Emil Heuser:Neuer Pfalzführer. 14. Auflage. Waldkirch Verlag, Ludwigshafen/Rhein 1979 (1. Auflage 1900). 
  • Heinz Wittner:Großer Pfalzführer. Deutscher Wanderverlag Dr. Mair & Schnabel & Co, Ostfildern 1981,ISBN 3-8134-0106-5. 

Einzelnachweise

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  1. Das Gliederungskonzept des Handbuchs wurde für denBinnenbereich des Pfälzerwalds modifiziert.
  2. Heinz Wittner:Großer Pfalzführer.S. 249 (Karte). 
  3. LANIS: Topographische Karte. Abgerufen am 6. März 2022. 
  4. abAugust Becker:Die Pfalz und die Pfälzer.S. 354–358. 
  5. Jürgen Keddigkeit,Michael Werling, Rüdiger Schulz und Charlotte Lagemann:Otterberg, St. Maria. Zisterzienserabtei Otterburg. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hrsg.):Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden, Band 3:M–R. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 2015.ISBN 978-3-927754-78-2, S. 524–587 (538).
  6. Heinz Wittner:Großer Pfalzführer.S. 248. 
  7. abLandesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (Hrsg.):Topographische Karten 1:25.000 mit Wanderwegen – Hauenstein und Umgebung. Eigenverlag des Landesamtes für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, Koblenz 1999. 
  8. Heinz Wittner:Großer Pfalzführer.S. 258–263. 
  9. Die Weltachs. Ortsgemeinde Waldleiningen, abgerufen am 15. November 2016. 
  10. Stefan Germer: Landmarke Pfälzer Weltachse auf dem Kleinen Roßrück bei Waldleiningen. Kultur.Landschaft.Digital, 2017, abgerufen am 16. September 2021. 
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