
Francesco Morosini (*26. Februar1619 inVenedig; †6. Januar1694 inNauplia) war, folgt man der Zählweise der staatlich gesteuerten Geschichtsschreibung derRepublik Venedig, ihr 108.Doge. Er war von seiner Wahl am 3. April 1688 bis zu seinem Tod auf dem Höhepunkt des „Großen Türkenkrieges“ (auch 7. Venezianischer Türkenkrieg genannt) zwar Doge, doch konnte er sein Amt erst Anfang 1690 antreten.
Kaum 20 Jahre alt entschied sich Francesco Morosini für eine Militärkarriere, was in Venedig immer vorrangig dem Dienst aufGaleeren und insbesondereGaleassen gleichkam. Mit 30 führte er eigene Schiffe, 1647 wurde er Flottenführer, ab 1650 nahm er amKrieg um Kreta (1645–1669) gegen dieOsmanen teil, der ihn bis ans Lebensende beschäftigen sollte. Von 1657 bis 1660 befehligte er die gesamte Flotte, nachdem er am obersten Gerichtshof Venedigs die Vorwürfe eines Konkurrenten, der eine andere Strategie im Krieg verfolgte, hatte entkräften können. Von 1660 bis 1667 war Morosini innerhalb Venedigs, dann aber auch bei der Grenzsicherung im Nordosten Italiens tätig, um in diesem Jahr erneut vom Senat zum Oberbefehlshaber der Flotte gewählt zu werden. Trotz aller Bemühungen konnte er den endgültigen Verlust Kretas (1669) nicht verhindern. Wieder kehrte er nach Venedig zurück, wo er Posten auf derTerraferma, dem venezianischen TeilOberitaliens übernahm, aber auch in Venedig selbst. Ab 1684 bekämpfte er erneut die vordringenden Osmanen, die im Vorjahrvor Wien gescheitert waren. Es gelang ihm, die Morea, wie die Venezianer die HalbinselPeloponnes nannten, und weitere Gebiete in Griechenland zu erobern.
1688 in Abwesenheit zum Dogen gewählt, erkrankte Morosini Ende des Jahres. So konnte er sein Dogenamt erst Anfang 1690 antreten. Der Versuch, Kreta zurückzuerobern scheiterte 1692, die Lage im Süden Griechenlands war bald so prekär, dass Morosini zum vierten Mal den Oberbefehl übernehmen sollte. Nach Anfangserfolgen starb er Anfang 1694 im Süden der Morea an einem Fieber.
Die Familie Morosini hat insgesamt vier Dogen gestellt, diese waren vor FrancescoDomenico Morosini (1148–1156),Marino Morosini (1249–1253) undMichele Morosini, der nur vier Monate nach seiner Wahl im Jahre 1382 an derPest starb.
Francesco Morosini war der dritte der Söhne des zukünftigen Prokurators von San Marco namens Pietro di Michele aus der KirchengemeindeSanta Marina, und der Maria Morosini di Gabriele. Um denramo der weitverzweigten Familie zu bezeichnen, denZweig, belegte man sie nach der von ihnen bewohnten Gasse auch mit dem Beinamen „in calle dei Botteri“.
Als er kaum ein Jahr alt war, ertrank seine Mutter imBrenta beim Versuch, ihrem Mann zu Hilfe zu eilen, der in den Fluss gestürzt war. Wie immer in Venedig kursierten Gerüchte, Pietro habe ihren Tod verschuldet. 1627 heiratete er erneut, nämlich Laura Priuli, die Witwe des Francesco Malipiero, mit der er zwei weitere Kinder hatte und inderen Palast beiSanto Stefano die Familie nun umzog. Ähnlich wie sein Vater strebte auch Francesco sein Leben lang weniger nach Reichtum als nach Ruhm und Ehre.
Francesco Morosini wurde in das neu gegründeteCollegio di San Carlo zuModena geschickt, das der Ausbildung junger Adliger diente, insbesondere der Vorbereitung auf politische und vor allem militärische Posten. Dies förderte seine Neigung zu entsprechenden Aktivitäten und weniger zur Diskussionskultur in den Versammlungen, auf der die Regierung Venedigs mit ihrer Ausbalancierung der gesellschaftliche Kräfte basierte. Zudem dürfte er es angesichts der Tatsache, dass seine Brüder in der Ämterlaufbahn Konkurrenten gewesen wären, vorgezogen haben, sich, sobald es sein Alter zuließ, Militär und Marine zu widmen.
Als junger Mann konnte er an Bord erste seemännische Erfahrung sammeln. Im August 1638 erscheint Morosini erstmals auf einem Kriegsschiff, nämlich auf derGaleasse des Pietro Badoer. Dabei sammelte Morosini erste militärische Erfahrungen, nämlich im Kampf gegen Schiffe desBeys von Tunis.
Am 10. Juni 1640 wurde er zumSopracomito befördert, er führte also selbst eineGaleere, wobei er sich vor allem im Kampf gegen dieBarbaresken in Nordwestafrika hervortat. 1643 war er an den Kämpfen gegen die päpstlichen Stellungen beteiligt, dies galt vor allem für den Beschuss vonCesenatico,Senigallia undRimini.
Ab dem 1. Oktober 1645 führte er eineGalera grossa (große Galeere), ab dem 7. Juli 1647 führte er dieGalere dei condannati, also Schiffe mit Besatzungen, die aus zum Galeerendienst Verurteilten bestanden. Ab dem 29. September stieg er zumCapitano in Golfo auf. Alsgolfo wurde üblicherweise dieAdria bezeichnet, manchmal auch nur die obere Adria. Die vielfach auftauchende Annahme, er sei auch an den frühen Kämpfen um Kreta beteiligt gewesen, also vor 1650, dürfte auf Verwechslungen mit anderen Angehörigen der Morosini beruhen.Capitano generale war jedenfalls zu dieser Zeit Alvise II. Mocenigo.

Erst ab 1650 nahm Francesco Morosini unmittelbar an den Kämpfen um Kreta teil. Dies hing damit zusammen, dass er ab dem 17. Januar dieses Jahres, noch immer im Amt desCapitano in Golfo, das Kommando überGaleassen übernahm, große Kriegsschiffe mit größerer Reichweite.
Das erste schwere Seegefecht fand am 10. Juli 1651 zwischenParos undNaxos statt. Der osmanischeKapudan Pascha Ali, genanntMazzamamma (weil seine Mutter bei der Geburt gestorben war), war mit seiner Flotte von den Dardanellen aufgebrochen, um die Truppen auf Kreta zu versorgen.[1] Alvise Mocenigo sollte die Flotte abfangen. Morosini, am linken Flügel der Flotte streitend, gelang es, eineSultana mit 60 Kanonen zu kapern. Der neidische Mocenigo verdrängte Morosini aus seinem Beraterkreis, um ihm dann auch noch eine Klage wegen Befehlsverweigerung anzuhängen. Dazu wurde er zunächst 40 Tage in Haft genommen. Dagegen hielt Morosini am 5. August eine Rede vor dem Senat, in der er den Sieg für sich beanspruchte, seinem Vorgesetzten hingegen Übervorsichtigkeit vorwarf. Fünf Tage später teilte Morosinis Vater demSegretario alle voci mit, sein Sohn werde dasSestiere wechseln, er werde nämlich vonSan Marco nachCastello umziehen. Damit sollte der Eindruck entstehen, Francesco Morosini würde die militärische Karriere zugunsten einer politischen aufgeben, außerdem schien es so, als wolle alsConsigliere ducale für sein neues Sestiere kandidieren. Zwar wurde er tatsächlich am 14. April 1653 in dieses hohe Amt gewählt, doch füllte er es nie aus, da er in der Zwischenzeit von Mocenigo eine Rücknahme der gegen ihn erhobenen Vorwürfe erwirkt hatte.
So vorbereitet wurde Morosini am 25. Februar 1652 zumProvveditore generale d’Armata gewählt, was einem Flottenkommando gleichkam. 1653 terrorisierte Morosini mit seinen Schiffen dieÄgäis vonGallipoli bis zu denKykladen. Im Frühjahr 1654 kam es zu neuen Kämpfen an den Dardanellen, als Morosini zu verhindern suchte, dass osmanische Schiffe ihre Truppen auf Kreta versorgten. Am 13. Mai kam es dort zur Schlacht, in der Morosini acht Schiffe führte. Die türkischen Schiffe konnten durchbrechen, Mocenigo starb kurz darauf.
Nun übernahm Morosini das Oberkommando, der nun systematisch Schiffe kaperte, mit Hilfe von Ruderern ins Hinterland eindrang und die für Kreta bestimmten Lebensmittel vernichtete. Neuer Oberbefehlshaber wurde für die Kampagne 1655 Girolamo Foscarini. Doch dieser starb bereits am 5. Mai an einem Fieber. Nun wurde Morosini zumProvveditore generale delle armi inCandia, der Hauptstadt Kretas, eingesetzt. Statt seiner wurde am 10. Juni ein weiterer Verfechter der Dardanellen-Blockade, Lorenzo Marcello, zum Oberbefehlshaber gewählt. Morosini hatte das Ziel,Konstantinopel direkt anzugreifen. Nun starb auch Marcello am 26. Juni 1656 in derSchlacht an den Dardanellen. Im Senat waren viele weiterhin misstrauisch gegen Morosini, so dass auch diesmal ein anderer zum Flottenkommandanten gewählt wurde, nämlich der erst 32 Jahre alte Lazzaro Mocenigo. Dieser hatte sein rechtes Auge eingebüßt, war aber mit einer erbeutetenSultana direkt nach Venedig gesegelt, um als Erster die Siegesnachricht zu überbringen. Für den bereits kommandierenden Morosini war dies eine schwere Demütigung.
Am 19. Juli 1657 starb der jüngere Mocenigo in der besagten Meerenge. Nun endlich wurde Morosini am 30. August gewählt. Damit endete die jahrelange Strategie der Blockade, die nun von einer Plüngerungsstrategie abgelöst wurde.
Erst im Sommer 1660 versuchte Morosini mit Unterstützung eines französischen Kontingents unter der Führung von Almerico d’Este,Chania zurückzuerobern. Doch die Operation scheiterte. Morosini machte dafür denProvveditore dell’Armata Antonio Barbaro verantwortlich, mit dem er bereits seit 1651 im Streit lag. Barbaro beschuldigte seinen Ankläger beim höchsten Gericht der Unterschlagung, aber die Richter an derQuarantia sprachen Morosini frei, wenn auch nur mit einer Stimme Mehrheit.
Nun legte Morosini am 30. August 1660 sein Amt nieder. Am 31. Oktober wurde er zumPodestà vonPadua gewählt: Das Amt, das ihn von Venedig entfernte, kam zwar einer Strafe nahe, doch es gelang ihm, einen Dispens zu erwirken. Der Preis dafür war ein zweijähriger Verzicht auf eine aktive Politik.

In den Registern desSegretario alle voci taucht sein Name erst am 14. Juni 1663 wieder auf, als er zumProvveditore imFriaul gewählt wurde. Als zu dieser Zeit die Osmanen Richtung Ungarns HauptstadtEsztergom marschierten, musste dort für Verstärkung der Grenzen gesorgt werden. Erst nachdem die Osmanen inder offenen Feldschlacht vonRaimondo Montecuccoli besiegt worden waren, war wieder daran zu denken, auf Kreta noch einmal das Ruder herumzureißen.
Wieder wurde Morosini, der vom 1. Juni 1665 bis zum 31. Mai 1666Consigliere seines Stadtteils Castello war, am 3. Dezember zumProvveditore d’Armata gewählt. Doch lehnte er diesen in seinen Augen zu geringen Posten ab. Am 29. September 1666 wurde er nochmals auf diesen Posten gewählt. Inzwischen planten die Osmanen unter Führung ihres GroßwesirsAhmed Köprülü, der gegen Montecuccoli unterlegen war, die endgültige Eroberung Kretas.
Angesichts dieser Bedrohung wurde Morosini am 2. Januar 1667 zum zweiten Mal zumCapitano generale da Mar gewählt. Doch war sein Feind Antonio Barbaro derProvveditore generale der Insel. Dieser hielt die Verteidigung von Candia für ausschlaggebend, nicht die Seekriegsführung. So wurde ein Teil der Mannschaften und derArtillerie von den Galeeren in die Stadt gebracht. Zwar gelang Morosini in der Nacht vom 8. auf den 9. März 1668 ein Seesieg in der Nähe von Candia, der ihm den Titel einesCavaliere di S. Marco eintrug, doch die Kapitulation der Insel konnte er nicht verhindern. Trotz Verstärkungen unterFrançois d’Aubusson, dem Herzog von Le Feuillade, und vonPhilippe de Montault de Bénac, dem Herzog von Navailles, sah sich Morosini am 6. September 1669 – ohne vorherige Genehmigung des Senats – gezwungen, in die Kapitulation einzuwilligen. Immerhin konnte er Kunstschätze und die Archive in Sicherheit bringen.
Nach fünfundzwanzig Jahre langen, überaus heftigenKämpfen um Kreta musste er 1669 die Insel an die Osmanen übergeben. Venedig wurde neben einem ehrenhaften Abzug der Unterhalt einiger Flottenstützpunkte auf der Insel gestattet und es durfte die InselnTinos undKythira sowie Gebiete inDalmatien behalten.
Nach seiner Rückkehr nach Venedig wurde Morosini am 19. September 1670 des Ungehorsams, der Unterschlagung, des Diebstahls beschuldigt, jedoch in allen Punkten freigesprochen (die Söldner aus Frankreich, aus demKirchenstaat, ausMalta und aus Deutschland hatten die Venezianer zuletzt im Stich gelassen). Hinter dem Verfahren steckte Antonio Correr, ein Freund Antonio Barbaros. Der eingesetzte Inquisitor Francesco Erizzo kam nach Monaten zum Freispruch, zumal eine ganze Reihe von Patriziern sich am Krieg bereichert hatte.
Morosini wurde nun mehrfachProvveditore all’Armata, nämlich vom 7. November 1671 bis zum 6. November des nächsten Jahres, dann vom 18. Juli 1676 bis zum 17. Juli 1677, erneut vom 23. Januar 1683 bis zum 22. Januar des Folgejahres. Auch war er vom 28. Oktober 1679 bis zum 27. Oktober 1680Provveditore alle Artiglierie. Seiner Stellung alsProvveditore sopra Beni Inculti (31. Dezember 1680 bis 30. Dezember 1682) widmete er nur geringe Aufmerksamkeit, da er zugleich am 5. März 1681 zu einem derDeputati sopra le fortificazioni in Terraferma gewählt wurde, also wieder im Grenzbefestigungsfeld tätig war, nämlich für die Festungsbauten auf derTerraferma.
Zusammen mit seinen Amtskollegen Andrea Corner und Andrea Valier suchte er nun die Festungen vonPeschiera,Legnago,Orzinuovi undCrema auf, wo die von Bartolomeo Grimaldi geplanten Arbeiten durchgeführt wurden. Am 15. Juli 1683 – dieosmanische Offensive gegen Wien drängte – wurde Morosini zumProvveditore Generale in Friuli gewählt, um nahe am österreichischen Kriegsgebiet zu sein.


Nach der Niederlage der Osmanen vor Wien erklärte ihnen Venedig den Krieg und am 11. März 1684 wurde Morosini zumCapitano generale da Mar gewählt. Im Kampf gegen die Osmanen war es zu einer Koalition zwischen Venedig und den päpstlichen Truppen gekommen, die von Frankreich verstärkt wurden. Venedig lehnte zunächst ein Bündnis mit Österreich, das die Eroberung Wiens abgewehrt hatte, ab; in Anbetracht der existenziellen Bedrohung trat man der Koalition aber schließlich doch bei. Auch der Zar (Sofia Alexejewna war von 1682 bis 1689 Regentin für die beiden unmündigen ZarenIwan V. undPeter I.) dem es um einen freien Zugang zum Mittelmeer ging, schloss sich dem anti-osmanischen Bündnis an, woraufhin Venedig ihn mit Fachleuten für den Schiffbau unterstützte.
So versuchte Morosini, seiner alten Strategie entsprechend nicht, die Dardanellen zu blockieren, obwohl die osmanische Flotte in einem schlechteren Zustand war als während des letzten Krieges. Stattdessen richtete er seine Unternehmungen auf näher gelegene Ziele, nämlich auf dieIonischen Inseln und die Peloponnes, die die Venezianer Morea nannten. Am 6. August 1684 eroberten seine MännerSanta Maura aufLefkada, am 29. September folgtePrevesa. Im nächsten Jahr warCorone an der Reihe, nämlich am 11. August 1685, dannKalamata und die ganzeMaina.

Bis 1687 gewann Morosini imionischen Meer und auf der Morea annähernd so viel Territorium zurück wie vorher an die Osmanen verloren gegangen war. Dafür verlieh der Senat ihm den EhrentitelPeloponnesiacus.
1687 griff er an der Seite des venezianischen GeneralissimusOtto Wilhelm von Königsmarck Athen an, wo es zu dem fatalen Schuss einer venezianischen Kanone auf den als Pulverdepot genutztenParthenon kam. Das bisher weitgehend intakte Bauwerk – die osmanischen Verteidiger hatte allerdings vorsorglich den kleinen Tempel derAthena Nike abgerissen – wurde schwer beschädigt. Im August 1687 ankerte die Flotte im Hafen vonKorinth. Nach Verhandlungen um die Höhe der jährlichen Zahlungen Athens an Venedig einigte man sich mit einer Delegation der Stadt am 14. September. Die Armee marschierte dennoch nach gut einwöchiger Belagerung der Akropolis am 29. September 1687 ein – nach dem Willen der Verbündeten, gegen die Bedenken Morosinis, gewaltsam. Die schweren Zerstörungen versuchte Morosini in seinem Bericht einem Zufall zuzuschreiben, um die Wahrheit zu verschleiern.[2]
Für den siegreichen Feldherrn ordnete der Senat die Aufstellung einer Bronzebüste in der Waffenkammer desRates der Zehn an, mit der Inschrift: „Francisco Mavroceno Peloponnesiaco adhvc viventi Senatvs“.

Morosini wurde am 3. April 1688 einstimmig im ersten Wahlgang und in Abwesenheit zum Dogen gewählt. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich als Flottenkommandant (Capitan general da mar) vorÄgina. Schon zuvor hatte er 1686Argos undNauplia eingenommen. Auf seine Bitten erlaubte derGroße Rat ihm, weiter die Flotte im Kampf gegen die ‚Türken‘ zu führen. In der Zwischenzeit wurde er von Girolamo Grimani und Lorenzo Donà in seinem Amt vertreten.
Die Truppen Venedigs und seiner Verbündeten, rund 13.000 Mann stark, belagerten vom 13. Juli bis zum 21. Oktober 1688 die StadtChalkis (damals Negroponte genannt) aufEuböa. Damit warAttika militärisch nicht zu halten. Das Unternehmen scheiterte zudem, da im Juni 1688 ein Handstreich auf Candia misslungen war. 4000 Belagerer (darunter General Otto Wilhelm Königsmarck am 15. September) starben an derPest; die Eroberung Euböas scheiterte. Auf der Morea räumte Morosini den Griechen eine weitgehende Selbstverwaltung ein, doch ging er nicht so weit, dieMani zu einem eigenen Fürstentum zu erklären, das unter Liberio Garachari (Liberachi) dem Unternehmen eine ganz neue Richtung hätte verleihen können, nämlich die eines Befreiungskampfes aller Griechen.
Im Dezember 1688 erkrankte Morosini während der Belagerung der FestungMonemvasia. Erst im März 1689 konnte er wieder das Kommando übernehmen. Dieses hatte er zwischenzeitlich an Girolamo Corner übergeben, der die Stadt aushungerte und 1690 besetzte. Im Herbst 1689 bat Morosini um Erlaubnis heimkehren zu dürfen, nachdem er das Kommando an Andrea Pisani übergeben hatte.

Morosini traf am 11. Januar 1690 auf demLido ein. Er wurde auf demBucintoro, dem Staatsschiff, abgeholt und in einem Triumphzug zumDogenpalast gebracht. Dort empfingen ihn zahlreiche Schiffe und Boote unter Kanonensalven. EinTriumphbogen war errichtet worden. Anschließend zog er sich in den Palazzo der Familie Morosini amCampo Santo Stefano zurück. Es war das erste Mal in der venezianischen Geschichte seitBeatus, dass ein Doge außerhalb des Dogenpalastes wohnen durfte.
Doch die Eitelkeit Morosinis stieß manchem seiner Zeitgenossen auf. Am 25. November 1690 schmückte er sein Familienwappen mit Kommandostäben, Schwertern, Kreuzen aus Savoyen, französischen Lilien, Pferdeschwänzen aus türkischen Bannern und Lichtern gesunkener Galeeren. Er dachte darüber hinaus an ein Denkmal an der Fassade der KircheSan Vidal gegenüber seinem Palast. Deren eindrucksvolles Portal vertraute er dem ArchitektenAntonio Gaspari an. Ein Grabmal sollte in der Mitte des Bodens der KircheSanto Stefano entstehen.
Inzwischen war ein Versuch der Rückeroberung Kretas unterDomenico Mocenigo 1692 gescheitert; die militärische Lage auf der Morea war angespannt. Schließlich wählte der Senat Morosini am 25. November zum vierten Mal zumCapitano generale da Mar. Am 26. Mai 1693 brach die Flotte unter dem inzwischen 74-jährigen Dogen auf. Diese eroberte die InselnSalamis,Spetses undHydra und hinderte die Osmanen an der Eroberung vonKorinth.
Doch ein Fieber zwang Morosini zur Ruhe. Er starb am 6. Januar 1694 vorNauplia. Seine letzte Botschaft an den Senat lautete, er bedauere es, nicht mehr für Venedig getan zu haben.

Morosinis Leichnam wurde nach Venedig gebracht und in der KircheSanto Stefano bestattet.
| Vorgänger | Amt | Nachfolger |
|---|---|---|
| Marcantonio Giustinian | Doge von Venedig 1688–1694 | Silvestro Valier |
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Morosini, Francesco |
| KURZBESCHREIBUNG | Doge von Venedig (1688 bis 1694) |
| GEBURTSDATUM | 26. Februar 1619 |
| GEBURTSORT | Venedig |
| STERBEDATUM | 6. Januar 1694 |
| STERBEORT | Nauplia |