Ford Vedette


DerFord Vedette (französisch für „(Film)-Star“) war ein vonFord Société Anonyme France (Ford SAF) imAutomobilwerk Poissy von 1948 bis 1954 produzierterPkw deroberen Mittelklasse. Das Fahrzeug wurde 1948 auf demPariser Automobilsalon vorgestellt, war jedoch vollständig inDetroit entworfen worden. Es ähnelte den zeitgenössischenMercury-Modellen, hatte aber einen 2158-cm³-V8-Motor mitSeitenventilen, der 1936 in Frankreich unter dem NamenAquilon (römischer Gott der kalten Winde) eingeführt worden war. Die Karosserie war mit einem separaten, tragendenLeiterrahmen verschraubt.
Der Motor „Aquilon“
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Diesen Motor hatte auch schon der Vorkriegs-Matford (auf Basis des amerikanischenFord V8). Er leistete trotz seines für europäische Verhältnisse beträchtlichen Kraftstoffverbrauchs nur 60 PS (44 kW). Gründe für die schlechte Leistungsausbeute waren die wegen der schwankenden und oft schlechten Qualität der damaligen Treibstoffe sehr niedrige Verdichtung (6,8 : 1) und die seitlich stehenden Ventile. Sie bedingten die über den Kreis des Kolbens hinausragende Brennraumform und eine ungünstige Anordnung der Ansaug- und Abgaskanäle. Das Ansaugrohr musste das Gemisch mehrfach umlenken, damit es vom Fallstromvergaser aus von unten her durch den Zylinderblock den Zylinder erreichte, die Abgase wurden in drei Kanälen durch den Motorblock nach außen geleitet. Dies ergab eine hohe Kühllast und ungleichmäßige Erwärmung der Zylinder.
Hinzu kamen die Einschränkungen, die die nur dreifache Lagerung der Kurbelwelle mit sich brachte. Dauerhaft hohe Drehzahlen, wie sie bei Autobahnfahrten üblich sind, führen bei diesem Motor zu Schwingungen der Kurbelwelle, die im Wageninneren als starkes Brummen deutlich hörbar sind und erhöhten Verschleiß bis hin zur Materialermüdung oder gar -zerstörung bewirken. Deshalb wurde der Motor später vonSimca für das Modelljahr 1961 des Vedette Chambord noch einmal modifiziert: Die Kurbelwelle erhielt einen Schwingungsdämpfer. Doch nicht einmal 4000 Stück davon wurden in diesem Modelljahr in Frankreich hergestellt. Danach war in Europa die Produktion dieses Motors beendet. Simca do Brasil baute jedoch das Fahrzeug zunächst beinahe unverändert weiter. Mit einigen Änderungen, die auch den Motor betrafen, lief die Produktion bis 1969.
Das Fahrwerk
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Vorderachse des Ford Vedette der ersten Generation war anders als beim gleich altenFord Taunus G93A, der vorn eine Starrachse hatte, alsEinzelradaufhängung mitoberem und unterem Dreiecksquerlenker, Schraubenfeder und Teleskopdämpfer ausgeführt. Die starre Hinterachse wurde mit Blattfedern geführt und gefedert. Erst das Nachfolgemodell dieses ersten Ford Vedette mit selbsttragender Karosserie, das nach dem Verkauf an Simca im Jahr 1954 alsSimca Vedette auf den Markt kam, erhielt eine neue Aufhängung mit Federbein und Querlenker nachEarle S. MacPherson. Erstmals wurde die alsMacPherson-Federbein bezeichnete Konstruktion im englischen Ford Consul/Zephyr mitselbsttragender Karosserie von 1950 an eingebaut.
Schwierige Anfangsphase
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Da Poissy nach dem Krieg als Montagewerk wegen Kriegsbeschädigungen nicht sofort eine vollständige Automobilproduktion aufnehmen konnte, wurden die ersten Fahrzeuge beim französischen KarosserieherstellerChausson inGennevilliers gefertigt. Chausson war zu dieser Zeit Spezialist für Autobusse, die auch nach der Übernahme durch die Renault-TochterSaviem Hauptprodukt blieben. Ein weiteres bekanntes Fahrzeug, dessen Karosserie Chausson herstellte, war der ab 1968 produzierteOpel GT. Die Rohstoffe hatten in der Nachkriegszeit keine allzu hohe Güte, auch wichtige Zulieferteile waren angeblich von geringer Qualität. Dies trug zur begrenzten Popularität des Modells bei. Während der sechs Produktionsjahre gab es den Vedette in verschiedensten Ausführungen: viertürig mitFließheck undSelbstmördertüren hinten, später eine viertürigeLimousine, eine auf dem Modell mit Fließheck basierende viertürigeCabriolimousine,Sunliner genannt, deren Rolldach sich über die gesamte Fahrgastzelle abrollen ließ, ein zweitürigesCoupé und ein zweitüriges davon abgeleitetesCabriolet mit der BezeichnungDécapotable. Die Konstruktion mit separatem Rahmen ermöglichte diese Vielfalt an Karosserievarianten.
Ära Lehideux
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Unter der Leitung des neuen Präsidenten von Ford France,François Lehideux, wurde das Modell 1950 überarbeitet und es erhielt einen steiferen Rahmen. 1952 erfuhr das Auto eine gründliche Modellpflege mit einer ungeteiltenFrontscheibe, einem neugestalteten Wageninneren mitZigarettenanzünder, außerdem besserenStoßdämpfern,Bremsen und einem größerenKofferraum, der den Wagen jedoch nicht besser aussehen ließ. Beim Pariser Automobilsalon 1952 wurde eine Luxusversion des Vedette vorgestellt, derFord Vendôme, der von einem größeren 3923-cm³-V8-Motor mit 84 PS (62 kW),Mistral genannt, angetrieben wurde, wie er inLkw von Ford France eingesetzt worden war. Im gleichen Jahr kam das fünftürige und fünfsitzigeFließheck-ModellFord Abeille („Biene“) mit einer zweiteiligen, horizontal geteiltenHeckklappe heraus. Mit seinen blechverkleideten hinteren Fensterausschnitten und einer Zuladung von 500 kg galt er als praktischer und komfortablerKombi. Im Sommer 1952 brachen drei französische Fahrer auf einer Vedette mit einerStromlinienkarosserie auf einemRohrrahmen in Montlhéry mehrere Rekorde in der Klasse bis 2 Liter Hubraum, womit sie einige Aufmerksamkeit erregten, die sich die Werbung zunutze machte.[1]
Ära Pigozzi
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Seit Kriegsende hatte Ford angesichts der unbefriedigenden Umsatzentwicklung und wegen der Streiks in Poissy gegen Ende des Jahrzehnts versucht, das Werk abzustoßen. Eine gute Gelegenheit bot sich 1954, alsHenri Théodore Pigozzi, der Gründer des mit wachsendem Erfolg tätigen französischen AutomobilherstellersSimca, nach einer neuen Fabrik für sein wachsendes Geschäft Ausschau hielt. Ford France wurde mit Simcafusioniert, wobei Ford sowohl das Werk in Poissy als auch alle dort produzierten Modelle einbrachte, einschließlich des renovierten Vedette. Das neue Modell trat sein Debüt schon unter der BezeichnungSimca Vedette an, wurde aber auf einigen Absatzmärkten (einschließlich Deutschland und den Niederlanden) bis 1956 als Ford Vedette vertrieben.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Gloor, Roger: Nachkriegswagen – Personenautos 1945 – 1960; Benedikt Taschen Verlag Köln 1994,ISBN 3-8228-8994-X, S. 164
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Homepage des Ford Oldtimer und Motorsport Club Cologne
- niederländische Broschüre eines Ford Vedette mit Fahrzeugdaten von 1951
- Phil Seeds virtuelles Auto-Museum (englisch)
- Britische Seite zu Simca Vedette
- Französische Seite eines Vedette-Fanclubs mit vielen Fotos
- Portugiesische Seite zum Ford Vedette
- Französische Seite zur Restauration eines Ford Vedette aus dem Jahr 1954