Flussaue


DieFlussaue, auch nurAue oderAu (von mittelhochdeutschouwe, verwandt lateinischaqua „Wasser“) genannt, ist die vom wechselnden Hoch- und Niedrigwasser geprägteNiederung entlang eines Baches oder Flusses.
Zum Begriff der Aue
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Auen sind Uferlandschaften von Bächen bzw. Flüssen, deren Geländeformen und Lebensgemeinschaften vom Wechsel zwischen niederer und hoher Wasserführung geprägt werden. Sie stehen als Teil der Flusslandschaft in permanentem Austausch mit dem Fluss selbst und seinem Einzugsgebiet.
Auen schaffen ständig neue Lebensräume für Pioniere unter den Pflanzen und Tieren. Das bewegte Wasser versorgt den überfluteten Boden selbst in der Vegetationsperiode ausreichend mit Sauerstoff. Die Oberflächenstrukturen und Lebensraumbedingungen werden vorrangig vom Fluss bestimmt. Durch den Wechsel von Überflutung und Trockenfallen sind Auen sehr dynamische Lebensräume mit unterschiedlichsten Standortbedingungen, die mosaikartig untereinander verzahnt sind. Auenökosysteme beherbergen eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren auf engstem Raum.
Viele Flussauen derNordhalbkugel sind Produkte desHolozäns und wurden durch die Schmelzwasser der vergangenenKaltzeiten (des aktuellenEiszeitalters) aus derNiederterrasse herauspräpariert. Man findet in der Flussauefluviale Sedimente, wie Sande und Kiese, aber vorwiegendAuenlehme, die zur Bildung der typischenAuenböden wieVega oderTschernitza geführt haben.

Der Raum wurde in den vergangenen Jahrhunderten stark verändert und der menschlichen Nutzung angepasst. Die Flussaue ist heute ein außerordentlich wichtiger und vielfältig genutzter Raum für den Menschen und seine Tätigkeiten. Daher erklärt sich auch die Häufigkeit von altenOrtsnamen mit Wortendung auf-au. Die Flussaue gilt als guterSiedlungsraum, da er eben und dadurch für die Erschließung und Bebauung besonders gut geeignet ist. Nach derRodung desAuwaldes wurde die Aue meist nur als Weide genutzt, da der Boden für die ackerbauliche Nutzung zu feucht war.
Die Ermittlung und Ausweisung von Überschwemmungsflächen in einer Flussaue ist die technische Erfassung der Vorgänge aus natürlicher undanthropogener Interaktion zwischen Mittelwasserabfluss und Hochwasserabfluss und dient demHochwasserschutz. Der technische Hochwasserschutz mit Deichbauten, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten, hat mit Beginn des industriellen Zeitalters zu einer stetigen Verdrängung der angestammten Überflutungsflächen in den Flussauen geführt. Bei einer Zunahme der Hochwasserspitzen steigt auch das Risiko der Überflutung der vorhandenen Schutzanlagen in die ursprünglichen Flussauenbereiche mit seinen Siedlungsgebieten.
Durch dieHochwasserereignisse anRhein,Oder,Donau undElbe wurde deutlich sichtbar, dass die Flussaue zumGewässer gehört und einen natürlichenRetentionsraum darstellt. Seitdem ist auch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst, auch in Siedlungsbereichen der Flussaue die Überschwemmungsgebiete möglichst nicht weiter einzuengen.
Flussauen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität von Flüssen, indem Nitrate durchDenitrifikation abgebaut werden. Auch aus diesem Grund ist eine großräumigeRenaturierung von Flussauen sinnvoll.[1]
In der Schweiz hat der Bund im Jahr 1992 Auengebiete unter besonderen Schutz gestellt (Verordnung über den Schutz derAuengebiete von nationaler Bedeutung. 28. Oktober 1992).
Bildergalerie verschieden ausgeprägter Auenlandschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Rheinaue in Duisburg-Walsum / Dinslaken
- Teilweise überschwemmte Rheinaue in Duisburg-Walsum / Dinslaken
- Rheinaue beiRastatt-Plittersdorf, hinter dem Hochwasserdamm die Ortschaft Plittersdorf
- Rheinaue bei Rastatt-Plittersdorf
- Rheinaue bei Rastatt-Plittersdorf
- Montanes Auengebiet an derEngstlige
- Montanes Auengebiet an derEngstlige
- Rinder in der sandigenBerkelaue
- Auen desOkavango
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Brenne (Lebensraum)
- Hartholz-,Trocken-,Weichholzaue
- Feuchtgebiet
- Talboden
- Nationalpark Donau-Auen
- Nationalpark Unteres Odertal
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Bundesweiter Auenschutz.Bundesamt für Naturschutz
- Institut für Geographie und Geoökologie - Auen Institut. Wissenschaftliche Arbeit zum Thema Fluss- und Auenökologie amKarlsruher Institut für Technologie
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Günter Matzke-Hajek:Auen leben. Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e. V. (VDG), Bonn 2007,ISBN 978-3-937579-28-3.
- Günter Matzke-Hajek:Abenteuer Auen. Bach- und Flussauen erforschen. Teil:Für die Sekundarstufe. Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e. V. (VDG), Bonn 2007,ISBN 978-3-937579-30-6.
- Heinz Patt (Hrsg.):Fließgewässer- und Auenentwicklung : Grundlagen und Erfahrungen. 3., überarbeitete Auflage. Springer, Berlin 2022,ISBN 978-3-662-64434-8.
- Dietmar Mehl et al.:Analyse und Bewertung von Ökosystemfunktionen und -leistungen großer Flussauen. In:Korrespondenz Wasserwirtschaft.Band 6,Nr. 9, 2013,S. 493–499 (institut-biota.de [PDF]).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Nadja Neumann: Auen verbessern die Wasserqualität von Flüssen. In: igb-berlin.de. Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, 5. September 2022, abgerufen am 6. September 2022.