| Flugplatz Weimar-Lindenberg | ||
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| Luftbild Flugplatz Weimar-Lindenberg um 1919 | ||
| Kenndaten | ||
| Koordinaten | 50° 58′ 44″ N,11° 21′ 24″ O50.97888888888911.356666666667275Koordinaten:50° 58′ 44″ N,11° 21′ 24″ O | |
| Höhe überMSL | 275 m (902 ft) | |
| Verkehrsanbindung | ||
| Entfernung vom Stadtzentrum | 1 km östlich von Weimar | |
| Straße | ||
| Basisdaten | ||
| Eröffnung | 1911 | |
| Schließung | 1936 | |



DerFlugplatz Weimar-Lindenberg war ein Flugplatz in derthüringischen StadtWeimar auf demLindenberg. Er war von 1911 bis 1936 in Betrieb. Zwischen dem Flugplatz und der HauptstadtBerlin (Flugplatz Johannisthal) wurde die erste Fluglinie Deutschlands betrieben.[1]
Bereits 1909 hatte sich in Weimar der Verein für Luftverkehr e. V. (VfL) zusammengefunden. Dieser Verein förderte den Aufbau des Flugwesens in Weimar.
Im Sommer des Jahres 1910 errichtete der Verein für Luftverkehr e. V. (VfL) mit Förderung der Stadt Weimar in Höhe von 30.000 Reichsmark einen provisorischen Luftschifflandeplatz mit Ankervorrichtung fürLuftschiffe derLuftschiffbau Zeppelin GmbH, um für die erste Fluggesellschaft der Welt, dieDeutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft (DELAG), eine Haltestelle für die StreckenFrankfurt am Main nach Berlin und Frankfurt am Main nach Dresden zu schaffen. Jedoch landete nur ein einziges Mal ein Luftschiff. Man orientierte sich daraufhin auf die Errichtung eines Landeplatzes für Flugzeuge.[2]
Für Februar 1911 bereitete man die ersteWeimarer Flugwoche mit einem Fernflug von Gotha über Erfurt nach Weimar vor. Am 5. März 1911 landete der FlugpionierEmile Jeannin nach einer halben Stunde aus Gotha kommend um 6:15 Uhr mit einemAviatik-Doppeldecker vor tausendköpfigen Menge in Weimar. EbenfallsGabriel Poulain war Richtung Weimar unterwegs, verfehlte jedoch den Landeplatz am Webicht und landete bei Dunkelheit beiSchwabsdorf. AuchRobert Thelen erreichte Weimar etwas später jedoch mit einer Havarie des Flugzeugs. Am 8. März 2011 begann die Flugwoche mit den Flugvorführungen.[2]
DerFlughafen Weimar-Lindenberg, auch Flugplatz „Neunzig Äcker“, wurde am 8. Juni 1911 amWebicht in Weimar eröffnet.[3] Die Förderer des Flugwesens in WeimarGeorg Mardersteig, Rechtsanwalt in Weimar und Vorsitzender des Vereins für Luftverkehr e. V., undGroßherzog Wilhelm Ernst weihten den Flughafen amLindenberg ein.[4] Zum Termin wurde auch die nur knapp ein Jahr bestehendeMitteldeutsche Fliegerschule mit zwei Doppeldeckern derBrüder Wright auf dem Flugplatz gegründet. Auch die erste deutsche FliegerinMelli Beese flog Trainingsrunden in Weimar.[2]
Um 1910 wurde ein damals teilweise unbefestigter Weg, der vonOberweimar zum Flugplatz führte, in „Am Flughafen“ benannt. Am 5. Februar 1962 wurde die Straße nach der Sportanlage am Lindenberg in „Am Sportplatz“ umbenannt.[5]In der Nähe des ehemaligen Flughafens wurde am 10. Juni 2015 die Benennung einer neuen Straße in „Am alten Flughafen“ beschlossen. Mit diesem Straßennamen soll an den von 1911 bis 1936 bestehenden Flugplatz am nahe gelegenen Webicht und an die vielfältigen Traditionen im Bereich der Entwicklung der Fliegerei in Weimar erinnert werden.[6]
Am 5. Februar 1919 wurde eine zivile Fluglinie mit täglich zwei Flügen zwischen Berlin und Weimar in Betrieb genommen. EinDoppeldecker derDeutschen Luftreederei (DLR) mit dem PilotGunther Plüschow brachte Exemplare derVossischen Zeitung und 4000 Exemplare (ca. 120 kg) der ZeitungB.Z. am Mittag nach Leipzig und Weimar.[7] DieBZ am Mittag war die erste europäische Zeitung auf dem Wege der Luftpost befördert wurde und so ihren Lesern in Leipzig und Weimar bis dahin zu ungewöhnlich früher Stunde zuflog. Weitere Piloten zwischen Weimar und Berlin warenAlfred Keller undErnst Udet.[8] Seit dem 8. Februar 1919 konnten die ersten Passagiere (Abgeordnete derdeutschen Nationalversammlung) die Fluglinie nutzen. Sie gilt als der Auftakt der zivilen Luftfahrt in Deutschland. Die zivile Fluglinie Weimar–Berlin ist die erste mit Flugzeugen betriebene Fluglinie Deutschlands.[1] Der Flughafen wurde sowohl vonLuftschiffen als auch demMotorflug genutzt. Der Flughafen wurde von verschiedenen Luftverkehrsunternehmen angeflogen, um im Zusammenhang mit der RegierungLuftpost zu befördern. Mit dabei waren dieDeutsche Luftreederei (DLR), ein Vorläufer derLufthansa, und auch derJunkers Luftverkehr. 1921 wurde die unrentabel gewordene Fluglinie wieder eingestellt.[5]
Im Februar 1919 wurde die militärische Fliegerabteilung 423 (ab Juli 1919 Artillerie-Flugstaffel-116) zum Schutz der Nationalversammlung nach Weimar verlegt. Über 20 Personen Flugpersonal (meist Offiziere) und über 100 Personen technisches und weiteres Personal gehörten der Fliegerabteilung 423 an. Die Fliegerabteilung 423 wurde nach derNovemberrevolution 1918 als Freiwilliges-Landesjägerkorps bei Paderborn gegründet und unterstand der Reichsregierung. 15 Flugzeuge (Fokker D.VII undLVG C-VI) wurden in Weimar stationiert.[9] Viele Fotos sind im Nachlass eines der Flieger (Leonard Rempe) aus dieser Zeit erhalten und wurden in der ZeitschriftPropellerblatt Nr. 47 Jahrgang 2021 publiziert.Mannschaften desBallspielclub (BC) Vimaria, 1903 in Weimar gegründet, spielten Fußball gegen Mannschaften der Flieger.[10]
Bis 1936 diente der Flugplatz als Schulungsflugplatz der Weimarer Ingenieurschule.[5]Für die Ingenieurschule Weimar wurde ein Hochleistungs-SegelflugzeugCondor II für den RekordfliegerHeini Dittmar und ein Nurflügler gebaut und auf dem Flugplatz getestet. Auf dem Flughafen startete regelmäßig eine Schulmaschine, eineJunkers K16 für Leistungsversuche, die am 28. Juni 1931 zur Einweihungsfeier der Ingenieurschule auf dem Flugplatz auf dem Namen"Georg Madersteig" getauft wurde. In der Ingenieurschule gab es ein Motorenwerk, ein Strömungsinstitut mit vier Kanalstromanlagen, aerodynamische Waagen und drei Windkanäle sowie eine Anlage für mit Wasser als Strömungsmittel für die Untersuchung vonFlugbootrümpfen und -schwimmern. Die Ingenieurschule Weimar nutzte einen großen Hangar an der Jenaer Straße.[11]
Gerd Achgelis war ab April 1932 bis 1933 als Fluglehrer undTestpilot am Flugplatz Weimar tätig.
Die Infrastruktur des Flughafens bestand aus einemFlugleitungsgebäude, das heute noch existiert,Flugzeughallen, die 1981 abgerissen wurden[12], eine Wasserstoffgasflaschenanlage mit Füllanlage für Luftschiffe, eine Flutlichtanlage[2] und einem Flugfeld mit einerGraspiste. Neben dem Flughafen gab es ein Hotel mit Autogaragen.
Der HoffotografLouis Held fotografierte den Flughafen und seine Flugzeuge.
1936 wurde der Flugplatz am Webicht geschlossen.