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Flockenschwämme

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Flockenschwämme

Die Typusart der GattungBoidinia furfuracea

Systematik
Unterabteilung:Agaricomycotina
Klasse:Agaricomycetes
Unterklasse:unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung:Täublingsartige (Russulales)
Familie:Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung:Flockenschwämme
Wissenschaftlicher Name
Boidinia
Stalpers &Hjortstam

DieFlockenschwämme (Boidinia) sind eine Satelliten-Gattung aus demGloeocystidiellum-Komplex und werden heute in die Familie der Täublingsverwandten (Russulaceae) gestellt. DieWeißfäulepilze haben dünne, weißliche, resupinate Fruchtkörper mit einer weichen Konsistenz und einer losen Hyphenstruktur. IhreHyphen tragenSchnallen oder sind schnallenlos. Außerdem besitzen sie sulfoaldehydpositiveGloeozystiden und mehr oder weniger kugelige und stachelig bis warzig ornamentierte,amyloide Sporen. Die Weißfäulepilze wachsen in der Regel auf Laubholz und verholztenAngiospermen. Die Mehrzahl der etwa 10 Arten kommt in den Tropen und Subtropen vor, in Europa findet man nur zwei Arten. Die Typusart istBoidinia furfuracea (Bres.) Stalpers & Hjortstam. Der GattungsnameBodinia ehrt den französischen MykologenJacques Boidin (1922–2013).[1]

Merkmale

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Die einjährigen, resupinaten, auf Rinde oder Holz wachsenden Fruchtkörper werden typischerweise einige Zentimeter lang und breit. Sie sind lose am Substrat angewachsen und meist ablösbar. Die weichen, dünnen bis membranösen Fruchtkörper werden bis zu 0,3 mm dick. Sie können im Alter rissig oder schorfig werden. DasHymenium ist in der Regel glatt und folgt mehr oder weniger der Topographie des Substrates. Es ist weiß bis gräulich-weiß oder cremefarben und wird im Alter oft blass ocker oder wildlederfarben. Der Rand ist undeutlich abgesetzt. Der Kontext ist weich und lose und erscheint im Vertikalschnitt fast hyalin. Das Sporenpulver ist weißlich. Das dünneSubiculum ist blass bis weiß und die Subicularhyphen sind lose miteinander verwoben, können aber auch mehr oder weniger dicht sein.

Das Hyphensystem istmonomitisch. Die generativen Hyphen sind hyalin und üblicherweise locker miteinander verwoben. Direkt auf dem Substrat aufliegende Hyphen sind in einer schmalen Schicht parallel zum Substrat angeordnet, in höheren Schichten sind sie mehr senkrecht zum Substrat orientiert und steigen leicht verwoben zwischen den Gloeozystiden auf und bilden das Hymenium. Die meist dünnwandigen, hyalinen,inamyloiden undacyanophilen Hyphenzellen sind deutlich voneinander abgegrenzt. Bei einigen Arten haben die HyphenSchnallen, bei anderen Arten sind sie schnallenlos. DieBasidien sind zylindrisch bis keulig oder gewunden und haben in der Regel ein fast urnenförmiges Aussehen. Sie sind 14–38 × 4–6 µm lang und haben vier gekrümmteSterigmen. Die Basidien sind normalerweise endständig, es können aber auch einige laterale Basidien auftreten.

Neben den Basidien findet man zylindrische bis keulenförmige,moniliforme oder spindelförmige, dünnwandig und sulfoaldehydpositiveGloeozystiden, die mitunter an der Basis etwas bauchig sein können. Sie messen in der Regel 25–150 × 4–13 µm und haben einen öligen bis körnigen oder hyalinen Inhalt, der sich inKOH hellgelb verfärbt. Die Gloeozystiden ragen nicht oder nur geringfügig über die Basidien hinaus. Die starkamyloiden und acyanophilen Basidiosporen sind breit ellipsoid bis fast kugelig und messen 4–7 × 3–7 µm. Sie sind stachelig bis warzig ornamentiert, dünn- oder leicht dickwandig und haben in der Regel einem deutlichenApiculus. Das Sporenornament verschwindet in 6%iger KOH.[2][3][4][5][6]

Ökologie und Verbreitung

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Die meisten Arten der Gattung kommen in den Tropen oder Subtropen vor.Boidinia aculeata,Boidinia cana,Boidinia granulata,Boidinia luteola undBoidinia macrospora wurden in Taiwan,Boidinia borbonica undBoidinia dendrophysata aufRéunion undBoidinia crystallitecta und Boidinia inconstans in Neuseeland nachgewiesen, währendBoidinia donkii in Nepal undBoidinia lacticolor auf den Philippinen gesammelt wurden. Von der nordamerikanischen ArtBoidinia propinqua gibt es Nachweise aus Kanada und den USA. Lediglich die TypusartBoidinia furfuracea (Nordamerika und Europa) undBoidinia permixta (Frankreich) kommen in Europa vor.

Die Vertreter der Gattung sindsaprobiontische Weißfäulepilze, die meist auf Laub- und seltener auf Nadelholz wachsen. Besonders die tropischen und subtropischen Arten wachsen auf totem, mehr oder weniger verrottetem Laubholz oder verholztenAngiospermen. So wächst zum BeispielBoidinia borbonica aufStoebe passerinoides, einem auf RéunionendemischenKorbblütengewächs,Boidinia crystallitecta aufPseudopanax arboreum einem in Neuseeland endemischenAraliengewächs undBoidinia dendrophysata auf demWollblütigen Nachtschatten (Solanum auriculatum), währendBoidinia lacticolor aufBambusa undBoidinia luteola aufMiscanthus floridulus einem asiatischen, schilfartigenSüßgras wächst. NurBoidinia furfuracea (Pinus pinea undAbies alba) undBoidinia propinqua (Pinus strobus,Pseudotsuga menziesii undThuja plicata) wachsen auf Nadelholz.[7][8][4][9][5][10]

Systematik

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Die GattungBoidinia ist eine Satelliten-Gattung desGloeocystidiellum-Komplexes. VonGloeocystidiellums. l. unterscheiden sich die Vertreter durch ihre lose Hyphentextur imSubiculum und die kugelige und stachelig bis warzig ornamentierten Basidiosporen. Ursprünglich enthielt die Gattung nur die TypusartBoidinia furfuracea. Jülich (1982) und Hjortstam und Ryvarden (1988) erweiterten das Gattungkonzept und nannten fast urnenförmige (suburniforme) Basidien als weiteres Merkmal. K. Hjortstam und L. Ryvarden akzeptierten nun auch Arten mit einfach septierten Hyphen und stelltenGloeocystidium peroxydatum undCorticium propinquum in die Gattung. Auf die Ähnlichkeit der beiden Arten mit der Typusart hatten bereits K. Hjortstam und J. A. Stalpers hingewiesen, hatten sie aber wegen ihrer schnallenlosen Hyphen vorerst in der GattungGloeocystidiellum belassen.[4][3]

Molekularbiologische Untersuchungen durch E. und K. H. Larsson 2003 zeigten, dassBoidinia klar zur Familie der Täublingsverwandten gehört. Doch bildet die Gattung innerhalb der Familie keinMonophylum, da die TypusartBoidinia furfuracea unabhängig von den anderen Arten der Gattung eine eigenständige Abstammungslinie bildet. Laut E. und K. H. Larsson sind die Ergebnisse der molekularbiologischen Untersuchungen ein starkes Indiz dafür, dass die Vorläufer derMilchlinge undTäublinge saprotrophe,corticioide Weißfäulepilze waren. Außerdem zeigen ihre Ergebnisse, dass der Übergang innerhalb der Täublingsartigen von Saprotrophen zuMykorrhizapilzen sich zweimal unabhängig voneinander vollzogen haben muss. Einmal innerhalb derSchafporlingsverwandten und einmal bei den Täublingsverwandten. Dies bestätigt auch die Schlussfolgerung von Hibbett und seinen Coautoren (2000), dass es im Laufe der Evolution mehrmals unabhängig voneinander einen Wechsel von Saprobionten zu Mykorrhizapilzen gegeben hat. Doch anders als bei den Schafporlingsverwandten, bei denen es mit demMykorrhiza-Byssusporling bereits corticioide Pilze mit einersymbiotischen Lebensweise gibt, leben die corticioiden Vertreter der Täublingsverwandten ausschließlich saprotroph. Außerdem bestätigen die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Täublingsartigen ein evolutionäres Prinzip, wonach sich komplexe Fruchtkörper, wie wir sie bei den Täublingen und Milchlingen finden, im Laufe der Evolution stets aus einfachen Fruchtkörperformen entwickeln, wie es Hibbett und Binder schon 2002 postuliert hatten.[11][12]

Arten

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Die Gattung hat weltweit 14 Arten, in Europa kommen davon zwei Arten vor.

Wissenschaftlicher NameAutorVerbreitung und Substrat
Boidinia aculeata(Sheng H. Wu) E. Larss. & K.H. Larss. 2003Taiwan
Boidinia borbonicaBoidin, Lanq. & Gilles 1997Reunion
Boidinia cana Sheng H. Wu 1996Taiwan
Boidinia crystallitecta(G. Cunn.) Sheng H. Wu & P.K. Buchanan 1998Neu Seeland aufNeopanax arboreum
Boidinia dendrophysataBoidin & GillesReunion aufSolanum auriculatum
Boidinia donkii(S.S. Rattan) Sheng H. Wu & P.K. Buchanan 2000Sicher nur in Nepal nachgewiesen
Boidinia granulataSheng H. Wu 1996Taiwan
Kleiiger Flockenschwamm

Boidinia furfuracea

(Bres.) Stalpers & Hjortstam 1982Europa und Nordamerika
Boidinia lacticolor (Bres.) Hjortstam & Ryvarden 1987Philippinen, auf Bambusa. Nachweise aus Kenia, Malawi, Indien und Neuseeland sind unsicher.
Boidinia luteola Sheng H. Wu 1996Taiwan
Boidinia macrosporaSheng H. Wu 1996Taiwan
Boidinia permixtaBoidin, Lanq. & Gilles 1997Frankreich, auf Hainbuche
Boidinia peroxydata(Rick) Hjortstam & Ryvarden 1988Brasilien und Venezuela auf Laubholz
Boidinia propinqua (H.S. Jacks. & Dearden) Hjortstam & Ryvarden 1988Nordamerika (Kanada, USA), auf Nadelholz

[7][8][9][5][10]

Quellen

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  • Boidinia. Stalpers & Hjortstam, in Hjortstam & Stalpers, Mycotaxon 14(1): 76 (1982). In: MycoBank.org. International Mycological Association, abgerufen am 19. Februar 2013 (englisch). 
  • Boidinia. Stalpers & Hjortstam, in Hjortstam & Stalpers (1982). In: CABI databases: speciesfungorum.org. Abgerufen am 20. Februar 2013. 

Einzelnachweise

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  1. Lotte Burkhardt 2022: Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen – Berlin: Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin. –doi:10.3372/epolist2022, Berlin 2022.
  2. K. Hjortstam & J.A. Stalpers:Notes on Corticiaceae (Basidiomycetes) XI. Boidinia, a new genus segregated from Gloeocystidiellum. In:Mycotaxon.Band 14,Nr. 1, 1982,S. 75 -81 (org.uk – Gattungsdiagnose auf Seite 76). 
  3. abN. Maekawa:Taxonomic study of Japanese Corticiaceae (Aphyllophoraceae) II. In:Report of the Tottori Mycological Institute.Band 32, 1994,S. 24 (mycobank.org). 
  4. abcJ. Ginns & G.W. Freeman:The Gloeocystidiellaceae (Basidiomycota, Hericiales) of North America. In:Bibliotheca Mycologic.Band 157, 1994,S. 17 (mycobank.org). 
  5. abcS.-H. Wu:Studies on Gloeocystidiellum sensu lato (Basidiomycotina) in Taiwan. In:Mycotaxon.Band 58, 1996,S. 14 (org.uk). 
  6. Jens H. Petersen & Thomas Læssøe: about the genus Boidinia. In: MycoKey. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 22. Februar 2013 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.mycokey.org (Seite nicht mehr abrufbar.Suche in Webarchiven) 
  7. abA. Bernicchia, S.P. Gorjón:Fungi Europaei. Corticiaceae s. l.Band 12, 2010,S. 715 (mycobank.org). 
  8. abJ. Boidin & G Gilles:Basidiomycètes Aphyllophorales de l'île de la Réunion. XXI. In:Mycotaxon.Band 75, 2000 (französisch,org.uk – Artbeschreibung vonBoidinia dendrophysata auf Seite 367). 
  9. abK. Hjortstam:Studies in tropical Corticiaceae (Basidiomycetes) VII. Specimens from East Africa, collected by L. Ryvarden II. In:Mycotaxon.Band 28,Nr. 1, 1987 (org.uk). 
  10. abS.H. Wu & P.K. Buchanan:Species of Boidinia (Basidiomycotina) with simple-septate hyphae. In:Mycotaxon.Band 67, 1998,S. 123–128 (org.uk). 
  11. Ellen Larsson & Karl-Henrik Larsson:Phylogenetic relationships of russuloid basidiomycetes with emphasis on aphyllophoralean taxa. In: Mycological Society of America (Hrsg.):Mycologia.Band 95,Nr. 6. Lawrence 2003,S. 1037–1065 (mycologia.org). 
  12. Karl-Henrik Larsson:Re-thinking the classification of corticioid fungi. In: Elsevier (Hrsg.):Mycological research.Band 111,Nr. 9, 2007,S. 1040–1063. 

Weblinks

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Commons: Flockenschwämme (Boidinia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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