Ferrostaal

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Ferrostaal GmbH

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RechtsformGesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung1919
SitzEssen,Deutschland
LeitungJohn Benjamin Schroeder, Klaus Lesker, Joachim Ludwig
Mitarbeiterzahl3.637 (2013)
Umsatz0,83 Mrd. Euro (2013)
BrancheIndustriedienstleistungen (Großanlagen und Maschinen)
Websitewww.ferrostaal.com
Logo der MAN Ferrostaal bis November 2009

DieFerrostaal GmbH ist ein deutsches Industriedienstleistungsunternehmen mit Sitz inEssen. Seit März 2012 ist Ferrostaal im Besitz derMPC Industries GmbH.

Im Jahr 2013 erwirtschaftete die Ferrostaal-Gruppe einen Umsatz von knapp 900 Millionen Euro und beschäftigte weltweit rund 3.600 Mitarbeiter an über fünfzig Standorten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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Verwaltungsgebäude in Geisenheim

Nach dem Ersten Weltkrieg wollten Unternehmer aus dem Ruhrgebiet die vom deutschen Heer in Belgien zurückgelassenen Fronteisenbahnen in die Vereinigten Staaten verkaufen. Da dies derVersailler Vertrag nicht zuließ, wurde Ferrostaal (Ferro für Eisenbahn,Staal niederländisch für Stahl) 1919 alsFerrostaal N.V. inDen Haag in denNiederlanden gegründet.[1][2] Das Unternehmen betätigte sich im Stahlhandel. 1921 beteiligte sich der OberhausenerGutehoffnungshütte Aktienverein (GHH), ein Vorgängerunternehmen derMAN, an Ferrostaal, 1926 wurde das Unternehmen komplett übernommen und als Handelsgesellschaft der Gutehoffnungshütte alsFerrostaal AG mit Sitz in Essen weitergeführt.In der Folgezeit expandierte das Unternehmen ins Ausland, verstärkt auch nachSüdamerika. Nach Zerstörungen imZweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen rasch wieder aufgebaut und 1950 mit derHanseatischen Eisen- und Drahthandel G.m.b.H. zusammengeschlossen.[3] und betätigte sich seit dem weltweit im Stahl- und Maschinenhandel.Seit den 1960er Jahren ist Ferrostaal auch imAnlagenbau aktiv und erwirtschaftete bereits 1964 einen Umsatz von knapp einer MilliardeDM.

1990 erwarb Ferrostaal die bundeseigene Rüstungs-HoldingDeutsche Industrieanlagen GmbH und ihre TochtergesellschaftFritz Werner Industrie-Ausrüstungen GmbH inGeisenheim. Nach dem Einstieg der Ferrostaal wurden die militärischen Aktivitäten in der DIAG-Gruppe zunehmend zurückgefahren und stattdessen eine Ausweitung des zivilen Anlagenbau-Geschäfts betrieben, vornehmlich imarabischen Raum und imMittleren Osten. 1997 wurde das Öl- und Gas-Montagegeschäft aus der SchwestergesellschaftMAN-GHH in das neu gegründete Ferrostaal-TochterunternehmenMAN GHH Öl- und Gas GmbH eingebracht; dieses wurde Anfang 2002 auf die Fritz Werner verschmolzen. Die neue Geisenheimer GesellschaftFerrostaal Industrieanlagen GmbH bündelt somit das Montagegeschäft im Öl- und Gasbereich mit klassischen Anlagenbauprojekten in Nordafrika, Asien und neuerdings auch in Lateinamerika.

Um die Anlagenbausparte auszubauen und zu vertiefen, erwarb Ferrostaal im Jahr 1997 diesaarländische Montage- und StahlbaugesellschaftDSD Dillinger Stahlbau GmbH mit 6000 Beschäftigten und zahlreichen In- und Auslandsbeteiligungen. Auch in den Jahren vor dem Erwerb hatte Ferrostaal bereits größere Gemeinschaftsprojekte (z. B. inVenezuela undNigeria) mit DSD abgewickelt.Größere Synergieeffekte konnten insbesondere im Kraftwerksbau realisiert werden; dieser Bereich wurde 2006 von der DSD auf dieFerrostaal Industrial Projects GmbH übertragen. Auch die Tätigkeiten in der Lufttechnik- und Nuklearsparte entwickelten sich sehr positiv; diese sind seit 2007 in derFerrostaal Air Technology gebündelt. Dagegen wurden die übrigen DSD-Geschäftsbereiche (Stahlbau, Industriemontage, Parkhausbau) in den Jahren ab 2004 alsDSD Steel Group sukzessive an mittelständische Investoren veräußert.

Besonders erfolgreich verlief der Einstieg der Ferrostaal in das Zulieferer- und Komponentenfertigungs-Geschäft für dieAutomobilindustrie. Auch dieses Geschäft wurde ursprünglich von der DSD inSaarlouis entwickelt, von 1988 bis 1997 alsJoint Venture zwischen DSD undFerrostaal AG betrieben und 1997 in derFerrostaal Industrie- und Systemlogistik GmbH (heute:Ferrostaal Automotive) gebündelt. Zurzeit unterhält der Automotive-Bereich größere Logistik- und Montagestandorte in Deutschland,Belgien undPolen.

Dagegen hat Ferrostaal ihr traditionelles Stahlhandelsgeschäft in mehreren Schritten abgegeben. Der Inlands-Stahlbereich wurde Ende 1994 an den Duisburger StahlhändlerKlöckner & Co veräußert. Das Betonstahlverlegegeschäft wurde zunächst fortgeführt (unter anderem mit prestigeträchtigen Projekten wie demCentrO in Oberhausen und demSony Center in Berlin); Ende 2000 hat Ferrostaal diesen Geschäftsbereich jedoch an die niederländischeHolterman BV abgegeben. Der internationale Stahlhandel schließlich wurde 2007 in die Joint-Venture-GesellschaftCoutinho & Ferrostaal mit Sitz inHamburg eingebracht und 2012 an den mexikanischen MitgesellschafterGrupo Villacero veräußert.

Bei Ferrostaal verblieben ist der Röhrenhandel, der in derFerrostaal Piping Supply GmbH und verschiedenen ausländischen Tochtergesellschaften angesiedelt ist. Die Ferrostaal-Piping-Gruppe fungiert als weltweiter Zulieferer der petrochemischen Industrie, insbesondere für Produkte im Rohrleitungsbau.

Seit 2006 gelang es der Ferrostaal-Gruppe, ihr Anlagenbaugeschäft neben der schon seit längerem erfolgreichen Petrochemie-Sparte (Methanol-, Ammoniakanlagen) auch auferneuerbare Energien (Solar, Biokraftstoffe, Wind) zu erweitern. So konnten in den letzten Jahren mehrere Biodieselanlagen (Polen, Niederlande),Windparks (Uruguay) undsolarthermische Kraftwerke (Andasol / Spanien) realisiert werden, letztere im Verbund mit derSolar Millennium AG.

Im Januar 2009 veräußerte die MAN 70 % der Ferrostaal-Anteile an dieInternational Petroleum Investment Company (IPIC) ausAbu Dhabi.[4] Zum 27. November 2009 wurde dieMAN Ferrostaal Aktiengesellschaft inFerrostaal AG umfirmiert. Die restlichen 30 % des Kapitals an Ferrostaal sollten Ende 2010 von IPIC übernommen werden; jedoch lehnte diese den Kauf der restlichen Anteile wegen der Mitte 2009 begonnenen Korruptionsermittlungen gegen Ferrostaal ab. Im Oktober 2010 wurde von IPIC ein Schiedsgerichtsverfahren angestrengt, mit dem erklärten Ziel, den Ferrostaal-Kauf rückabzuwickeln bzw. von MAN für durch die Korruptionsaffäre entstandene Verluste entschädigt zu werden. Am 28. November 2011 erklärte sich MAN bereit, die von IPIC gehaltene 70-%-Beteiligung zu einem (Rück-)Kaufpreis von 350 Millionen Euro zu übernehmen.

Im März 2012 erfolgte dann der Komplettverkauf an das Hamburger HandelshausMPC Münchmeyer Petersen & Co. für 160 Millionen Euro. Somit ist Ferrostaal nun zu 100 % im Besitz derMPC Industries GmbH, einer Schwestergesellschaft derMPC Münchmeyer Petersen & Co.[5] Im Zuge der Übernahme wurde Ferrostaal in die neueFerrostaal GmbHumgewandelt.[6]

Korruptionsaffäre

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Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelte ab 2010 gegen Mitarbeiter, inklusive den Ex-VorstandsvorsitzendenMatthias Mitscherlich. Das Unternehmen soll jahrelang das Auslandsgeschäft mit Schmiergeldern unterstützt haben, u. a. im Zusammenhang mit der Beschaffung vonU-Booten der Klasse 214 im Wert von 2,85 Milliarden Euro durch Griechenland. Im Zuge eines unternehmensinternen Amnestieprogrammes berichteten dutzende Beschäftigte von regelwidrigen Zahlungen.[7] Im Dezember 2011 wurden das ehemalige Ferrostaal-Vorstandsmitglied Johann-Friedrich Haun und ein früherer Prokurist vomLandgericht München I wegenBestechung ausländischer Amtsträger zu Freiheitsstrafen von jeweils zwei Jahren auf Bewährung und Geldstrafen im fünfstelligen Bereich verurteilt.[8][9] Sie hatten zuvor gestanden, im Jahr 2000 inGriechenland und im Jahr 2003 inPortugal insgesamt etwa 62 MillionenEuro an Bestechungsgeldern an administrative Entscheidungsträger gezahlt zu haben, um U-Boot-Aufträge zu erhalten. Zu den Empfängern soll unter anderem der ehemalige griechische VerteidigungsministerAkis Tsochatzopoulos gehört haben.[10]

In seiner Urteilsbegründung gestand das Gericht zu, dass beide Angeklagten lange Jahre untadelig für ihre Firma Ferrostaal gewirkt und mit den Schmiergeldzahlungen eine Praxis übernommen hätten, „die bis 1999 bei nahezu allen Unternehmen gang und gäbe war und von unseren Behörden akzeptiert wurde“, wie der Vorsitzende RichterHans-Joachim Eckert ausführte. Andererseits hätten die Manager gewusst, dass ihr Handeln illegal gewesen sei, auch wenn keine persönliche Bereicherung vorgelegen hätte. Zur Abschöpfung der durch die Schmiergeldzahlungen erzielten Unternehmensgewinne wurde Ferrostaal zu einer Geldbuße von knapp 140 Millionen Euro verurteilt,[11][12] nachdem zuerst eine Strafe von 177 Millionen Euro im Gespräch war.[13]

Unternehmensstruktur

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Insgesamt agiert Ferrostaal in mehr als sechzig Ländern weltweit. Schwerpunkte der Aktivitäten liegen in Lateinamerika, Asien, dem Nahen Osten, Europa und Afrika. Das Unternehmen teilt sich in dieGeschäftsbereicheProjects undServices auf, die sich in jeweils vier Bereiche gliedern.

Projects

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In der Sparte Projects mit den Unterteilungen Solar, Biofuels, Petrochemical und Industrial Projects errichtet Ferrostaal alsGeneralunternehmer oder zusammen mit anderen Konsorten Industrieanlagen. Seit 2007 konzentrieren sich die Aktivitäten des Unternehmens zunehmend auf erneuerbare Energien und Biokraftstoffe. Kernkompetenzen sind hier die Projektentwicklung, Finanzierung, Projektmanagement und die Integration von Partnern.

Petrochemical errichtet Anlagen für Produkte wie Methanol und Düngemittel. Auch Olefine und Raffinerieprodukte gehören zum Portfolio des Bereichs. Der Geschäftsbereich hat in den vergangenen Jahren unter anderem fünf Methanolanlagen und zwei Ammoniakanlagen aufTrinidad errichtet.

Industrial Projects baut Gas- und Dampfkraftwerke, metallurgische Anlagen wie beispielsweise Hochöfen sowie Kompressorstationen für die Öl- und Gasindustrie. In der MENA-Region (Middle East North Africa) liefert das Unternehmen Ausrüstung für die Erschließung von Öl- und Gasfeldern sowie Anlagen zur Weiterverarbeitung von Öl und Gas.

Services

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Der Geschäftsbereich Services besteht aus den Unterbereichen Equipment, Automotive, Governmental und Ships.

Im BereichEquipment Solutions vertreibt das Unternehmen Maschinen für die Druck-, Metallverarbeitungs- und Verpackungsindustrie. Ferrostaal ist nach eigenen Angaben der größte lieferantenunabhängige Dienstleister der grafischen Industrie.

  • Piping Supply liefert Rohre und entsprechendes Zubehör für Ölgesellschaften, Chemiekonzerne, Anlagenbauer und Energieversorger. Die niederländischeVan Leeuwen Pipe and Tube Group übernahm zum 1. Mai 2018 diesen Geschäftsbereich von Ferrostaal.
  • Transportation beschafft und modernisiertSchienenfahrzeuge wieLokomotiven und Straßenbahnfahrzeuge.
  • Automotive montiert Fahrzeugkomponenten zu kompletten Modulen und liefert diese Just-In-Sequence an die Automobilhersteller.
  • Der UnterbereichGovernmental wickelt Gegengeschäfte im Zusammenhang mit U-Boot-Projekten ab.

Weblinks

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Commons: Ferrostaal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Frederik Richter: Große Geschenke, große Aufträge. In: correctiv.org. 15. Dezember 2016, abgerufen am 22. Februar 2023 (deutsch). 
  2. Historie. In: ferrostaal.com. Abgerufen am 27. August 2024 (deutsch). 
  3. Export-Service in Eisen und Stahl inDie Zeit vom 11. Oktober 1951
  4. http://www.manferrostaal.com/ipic_takes_over_majority_of_man_ferrostaal.news_detail+M526cd9df31b.0.html@1@2Vorlage:Toter Link/www.manferrostaal.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018.Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. ferrostaal.com:MPC Industries neuer Eigentümer der Ferrostaal@1@2Vorlage:Toter Link/www.ferrostaal.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018.Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 14. April 2012
  6. Zur Umwandlung siehe auch: Bekanntmachung desAmtsgerichts Essen:Neueintragung in das Handelsregister unter der Registernummer HRB 23766 vom 27. März 2012, abrufbar viaUnternehmensregister.
  7. Korruptionsskandal bei Ferrostaal, Frankfurter Rundschau vom 19. Juli 2010
  8. ad ius: Urteil im Strafverfahren wegen gemeinschaftlicher Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr u. a. (Ferrostaal)@1@2Vorlage:Toter Link/adius-portal.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023.Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Henrike Freytag , Frederik Richter: Wie Staatsanwälte mit Konzernen um Bußgelder feilschen. In: correctiv.org. 2. Oktober 2020, abgerufen am 22. Februar 2023 (deutsch). 
  10. SPIEGEL ONLINE, Hamburg, Germany: Deutscher U-Boot-Deal belastet griechischen Ex-Minister Tsochatzopoulos. In: SPIEGEL ONLINE. 11. April 2012; abgerufen im 1. Januar 1. 
  11. Frankfurter Rundschau: Schmiergeldaffäre: Ferrostaal muss 140 Millionen Euro zahlen. In: fr-online.de. Abgerufen im 1. Januar 1 
  12. SPIEGEL ONLINE, Hamburg, Germany: Schmiergeld: Gericht verurteilt Ex-Ferrostaal-Manager zu Bewährungsstrafen. In: SPIEGEL ONLINE. 20. Dezember 2011; abgerufen im 1. Januar 1. 
  13. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH: Ferrostaal muss Strafe zahlen. In: FAZ.NET. 26. Juni 2011; abgerufen im 1. Januar 1. 
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