


Ferdinand I. (*30. Juli1549 inFlorenz; †3. Februar1609 in Florenz) aus dem HausMedici war ab 1562Kardinal und ab 1587Großherzog derToskana. Er war der fünfte SohnCosimos I.
Ferdinando Medici war achtunddreißig, als er seinem BruderFrancesco de’ Medici auf dem Thron nachfolgte. Zuvor war das Verhältnis zwischen beiden nicht gut gewesen, es herrschte zeitweise offene Feindschaft, insbesondere mitBianca Cappello,Maitresse und späterer Ehefrau Francescos. Kurz vor dem Tod von Francesco kam es anscheinend zu einer Versöhnung, und Ferdinando lebte in der Residenz von Francesco. Francesco starb unerwartet nach elftägiger Krankheit, kurz darauf starb auch Bianca. Die Obduktion ergab offiziellMalaria als Todesursache, es blieben jedoch Zweifel. 2006 kam es zu einem Streit, als Wissenschaftler um Francesco Mari und Donatella Lippi (Universität Florenz) Arsen in den Überresten von Francesco und Bianca gefunden haben wollten,[1] was vom Leiter des Medici-Projekts der systematischen Untersuchung der Medici-Gräber Gino Fornaciari kritisiert wurde. Fornaciari veröffentlichte 2010 seine eigenen Untersuchungen, die im Skelett von Francesco dieDNA vonPlasmodium falciparum, dem Erreger der tödlichenMalaria tropica, nachgewiesen hatten.[2][3][4] Donatella Lippi hielt aber auch danach daran fest, dass ein Mord durch Arsen vorläge und der Nachweis von DNA von Malariaerregern in den Knochen nichts über die Todesursache aussage, da Malaria damals endemisch war. Sie stützte das durch neue Funde im Archiv des Vatikans (ein Bericht von Ferdinando an den Papst über den Tod, in dem er Symptome der Erkrankten schildert, die mit einer Arsenvergiftung einhergehen).[5]
Ferdinando war 1562 im Alter von vierzehn JahrenKardinal geworden, hatte aber nie dasSakrament derPriesterweihe empfangen. In Rom erwarb er sich durch seine Verwaltung der Kirchenangelegenheiten einen Ruf. Er gründete dieVilla Medici in Rom und erwarb viele Kunstwerke wie z. B. die Gruppe der Niobiden, die er mit nachFlorenz brachte. Im Auftrag PapstGregors XIII. gründete er in Rom dieTypographia Medicea, die erste auf Bücher in den Sprachen und Schriften des Orients spezialisierte Druckerei, die die Missionierung fördern sollte, aber auch die Voraussetzungen für orientalistische Studien im Westen wesentlich verbesserte.
Nach seiner Thronbesteigung behielt er bis zu seiner Heirat die Kardinalswürde. In vieler Hinsicht war er das Gegenteil seines Bruders. Umgänglich in seinem Auftreten und großzügig mit seiner Geldbörse, wählte er sich ein Wappen, das der Milde der Herrschaft entsprach, die er sich vornahm: ein Bienenschwarm mit dem MottoMajestate tantum. Er stellte die Justizverwaltung wieder her und sorgte sich gewissenhaft um die Staatsgeschäfte und das Wohlergehen seiner Untertanen. Entsprechend lebte die Toskana unter seiner Regierung wieder auf und errang wieder die Unabhängigkeit, die sein Bruder aufgegeben hatte.
Er belebte den Handel und erwarb sich auch selbst große Reichtümer dadurch und durch dieBanca dei Medici in vielen europäischen Städten. Mit einem Edikt zur Tolerierung von Juden und Häretikern sorgte er für ein Erblühen vonLivorno, wo sich viele Fremde, darunterspanische und portugiesische Juden, niederließen. Er verbesserte den vonCosimo gegründeten Hafen und förderte den Verkehr mitPisa mittels desNaviglio, eines Kanals, dem ein Teil des Wassers desArno zugeführt wurde. Er ließ das Entwässerungsprojekt imVal di Chiana ausführen, die Ebenen um Pisa,Fucecchio und im Val di Nievole kultivieren.
In der Außenpolitik versuchte er sich von der spanischen Herrschaft zu emanzipieren. Nach der ErmordungHeinrichs III. von Frankreich 1589 unterstützte Ferdinando den Anspruch desKönigs von Navarra, unbeirrt von der Opposition durch Spanien und die Katholische Liga, die von der Aussicht auf einenHugenotten auf dem französischen Thron bestürzt waren. Er lieh Heinrich IV. Geld und drängte ihn, zum Katholizismus zu konvertieren. Er half auch dabei, den Papst zu überzeugen, Heinrichs Entsagung zu akzeptieren.
Heinrich IV. zeigte sich wenig dankbar für die ihm entgegengebrachte Unterstützung, woraufhin Ferdinando die Beziehungen mit Frankreich erlahmen ließ und zeigte, dass er seine Unabhängigkeit mit anderen Verbündeten schützen konnte. Er gewährtePhilipp III. freigebig Unterstützung bei dessen Algerienfeldzug und dem Kaiser bei dessen Krieg mit demOsmanischen Reich. Auf diese Weise war er allerdings auch gezwungen, sein Volk mit erheblichen Steuern zu belasten. Schließlich erreichte er auch die formale InvestiturSienas, das bis dahin von Spanien als eigenes Lehen betrachtet worden war.
Während der Herrschaft des Großherzogs wurde die toskanische Flotte verstärkt. Die Galeeren desStephansordens wurden 1607 an die Berberküste geschickt, umBona einzunehmen, das Hauptquartier derKorsaren. Im folgenden Jahr errangen dieselben Schiffe einen brillanten Sieg gegen eine stärkere Flotte der Osmanen.
Ferdinando heiratete 1588 Christiane bzw.Christine von Lothringen. Die Kinder aus dieser Verbindung waren:[6]
| Vorgänger | Amt | Nachfolger |
|---|---|---|
| Francesco I. | Großherzog der Toskana 1587–1609 | Cosimo II. |
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Ferdinando I. de’ Medici |
| ALTERNATIVNAMEN | Ferdinand I. |
| KURZBESCHREIBUNG | italienischer Kardinal (seit 1562) und Großherzog der Toskana (ab 1587) |
| GEBURTSDATUM | 30. Juli 1549 |
| GEBURTSORT | Florenz |
| STERBEDATUM | 3. Februar 1609 |
| STERBEORT | Florenz |