Ferdinand VII. war das älteste überlebende KindMaria Luises von Parma, das von ihrem GemahlKarl IV. von Spanien als sein Sohn anerkannt wurde. Der Beichtvater der Königin,Fray Juan Almaraz behauptet in seinem Testament, dass Maria Luisein articulo mortis zugegeben habe, dass „keines, keines von deren Kinder, keines aus der rechtsgültigen Ehe sei“. Der wahrscheinlichste Vaterschaftanwärter ist der GünstlingManuel de Godoy, unter dessen Leitung Ferdinand höfisch erzogen wurde.[1]
Ferdinand VII. von Spanien (Gemälde vonGoya, 1814)
Aus Sorge, von seinen Eltern von der Thronfolge ausgeschlossen zu werden, teils beeinflusst von den unzufriedenen Granden unter Führung vonPedro Alcántara de Toledo, demHerzog von El Infantado, und dem PriesterJuan Escoiquiz, seinem Lehrer und Beichtvater, knüpfte Ferdinand Verbindungen mitFrançois de Beauharnais, dem damaligen französischen Gesandten inMadrid an, um die überragende Machtstellung des ihm verhassten Ministerpräsidenten Godoy zu brechen. Er trat selbst mitNapoleon I. in Briefwechsel, dem er in einem Schreiben vom 11. Oktober 1807 mitteilte, sich mit der ältesten TochterLucien Bonapartes vermählen zu wollen. Diese Verhandlungen wurden verraten (möglicherweise von Beauharnais selbst), und auch Lucien verweigerte seine Zustimmung. Ferdinand wurde am 18. Oktober 1807 inEl Escorial verhaftet und am 30. Oktober in einem königlichen Manifest des Hochverrats beschuldigt, worauf er sich unterwarf und seine Mitschuldigen verriet.
Als nach Invasion napoleonischer Truppen infolge der Nachricht vom Fluchtplan der königlichen Familie am 18. März 1808 der Aufstand in Aranjuez ausbrach und Karl IV. am 19. März der Krone zu Gunsten Ferdinands entsagte, wurde Ferdinand vom Volk mit Jubel als neuer König proklamiert. Schon wenige Tage später aber erklärte Karl IV. auf VeranlassungMurats seine Thronentsagung für erzwungen. Napoleon beanstandete die Anerkennung Ferdinands als König, lud ihn aber zu einer Unterhandlung nachBayonne ein. Dort gab Ferdinand nach längerem Sträuben am 6. Mai die Krone seinem vermeintlichen Vaterzurück und stellte sich unter den Schutz Napoleons, der ihm mit einer jährlichen Rente von einer Million Franc dasTalleyrandscheSchloss Valençay als Aufenthaltsort anwies. De facto handelte es sich bei diesem Vorgang jedoch um eine Gefangennahme der Königsfamilie durch Napoleon.
Auf Valençay brachte Ferdinand über fünf Jahre in Gesellschaft seines BrudersDon Carlos zu. In Spanien wurde er zur Symbolfigur für den Aufstand gegen den mit Napoleon verbündeten Karl IV. Erst gegen Ende 1813 bot Napoleon Ferdinand die Krone wieder an. Auf Grund desVertrages von Valençay vom 11. Dezember 1813 kehrte Ferdinand im März 1814 nach Spanien zurück, wo er vom Volk mit Begeisterung empfangen wurde. Er stieß durch ein Dekret vom 4. Mai dieVerfassung von 1812 um und errichtete eine blutige kirchliche und politische Reaktion mitInquisition und Folter. Dabei stellte er denAbsolutismus in so extremer Form wieder her, dass er sogar die Unterstützung der übrigen europäischen Monarchien verlor. Liberale Aufstände mit dem Ziel, diekonstitutionelle Monarchie wiederherzustellen, scheiterten zunächst. Durch denAufstand vom Januar 1820 sah Ferdinand sich gezwungen, am 7. März die Konstitution derCortes von 1812 wiederherzustellen. In den folgenden Jahren musste er die Macht mit den verschiedenen Strömungen der revolutionären Bewegung teilen. Als durch diefranzösische Invasion 1823 die absolutistische Gewalt in Spanien wiederhergestellt wurde, kehrte Ferdinand zum alten System zurück.
Goldmünze über 80 Reales von Fernando VII aus 1822 (geprägt nach der Norm derLateinischen Münzunion)
Am 11. Dezember 1829 vermählte sich der nach dem frühen Tod seiner Tochter aus zweiter Ehe kinderlose Ferdinand zum vierten Mal, diesmal mit seiner NichteMaria Christina von Neapel-Sizilien, Tochter von KönigFranz I. beider Sizilien, die am 10. Oktober 1830 die zukünftige Königin von Spanien,Isabella II., zur Welt brachte.
Auf Betreiben von Königin Maria Christina verwirklichte Ferdinand VII. die von den Cortes 1822 beantragte Aufhebung dessalischen Gesetzes am 29. März 1830 durch eine sogenanntepragmatische Sanktion, die die alte kastilische kognatische Erbfolge und damit die Möglichkeit einer weiblichen Thronfolge wiederherstellte. Dieser Entschluss trug dazu bei, Spanien für Jahrzehnte zu destabilisieren, da sein Bruder Carlos dies als Raub seiner Thronansprüche ansah und umgehend nach Ferdinands Tod den ersten von mehrerenCarlistenkriegen auslöste, um Maria Christina und Isabella vom Thron zu vertreiben.
Schwer erkrankt, übertrug der König im Oktober 1832 seiner Gemahlin die Leitung der Staatsgeschäfte, worauf sich ein liberales Regierungssystem entwickelte. Der carlistisch gesinnte MinisterCalomarde, der den fast bewusstlosen König ein Dekret, das die Pragmatische Sanktion von 1830 aufhob, hatte unterzeichnen lassen, musste flüchten, und Ferdinand erklärte am 31. Dezember dieses Dekret für erschlichen. Am 4. Januar 1833 übernahm er die Regierung wieder selbst, doch starb er schon am 29. September 1833 und wurde imPantheon der Könige des KlostersEl Escorial bestattet.
Am 19. Januar 1815 stellte Ferdinand den 1811 gestiftetenFerdinandsorden wieder her. KönigFriedrich Wilhelm III. von Preußen verlieh Ferdinand am 3. Juni 1814 (Nr. 126 der Verleihungen Friedrich Wilhelms III.) denSchwarzen Adlerorden. Nach Ferdinand ist die PflanzengattungFerdinandaLag. aus der Familie derKorbblütler (Asteraceae) benannt.[2]