Ferdinand VI. wurde am 23. September 1713 in Madrid als vierter Sohn KönigPhilipps V. von Spanien und dessen erster GemahlinMaria Luisa geboren.
Er verlebte eine einsame Kindheit, fernab des Hofes, nur begleitet von seinem älteren BruderLudwig. Seine StiefmutterKönigin Elisabeth hielt ihn auch nach dem Tod Ludwigs und seinem Aufstieg in der Thronfolge fern von den inneren Hofkreisen. Ferdinand durfte auch alsFürst von Asturien nicht am spanischen Staatsrat teilnehmen und konnte so keinerlei Erfahrungen in der Regierungsarbeit sammeln, die ihn auf die Thronübernahme vorbereitet hätten.
Am 19. Januar 1729 heiratete er die portugiesische InfantinMaria Barbara de Bragança. Obwohl die Heirat rein politisch motiviert war, hegten Ferdinand und Maria Barbara eine enge Zuneigung zueinander. Die beiden teilten die Leidenschaft für Musik. Als Klavierlehrer der Kronprinzessin und späteren Königin wurde der ItalienerDomenico Scarlatti engagiert, dessen berühmte 555 Sonaten wohl in erster Linie als Übungsstücke für Maria Barbara entstanden; sie dürfte angesichts dieser Werke wohl eine begabte Musikerin gewesen sein.
Ferdinand folgte seinem Vater am 9. Juli 1746 auf den Thron. Wohlwollend, aber schwach, überließ er die Regierung seinem Umfeld. Dazu zählte neben seiner Frau auch sein Günstling, derKastratFarinelli, der schon unter der Herrschaft von Philipp V. erheblichen Einfluss gehabt hatte.
Die Regierungsverantwortlichen unter Ferdinand VI. bemühten sich darum, die Staatsfinanzen zu sanieren und das Land zu reformieren. Der Marqués Ensenada, der auch das Finanzressort verantwortete, begann mit den Arbeiten für eine umfassende Steuerreform, die allein die Vermögenswerte als Bemessungsgrundlage zum Ziel hatte. Um den Grundbesitz zu bewerten, begann er 1749 mit derKatastrierung; allerdings verlief das Projekt im Sande, nachdem Adel und Klerus es nach Kräften behinderten.
Ferner reformierte Ensenada die Finanzverwaltung, und Spanien erhielt erstmals eine eigene Bank, die sich um die staatlichen Auszahlungen kümmerte und so die Kosten für Bankiers und Intermediäre senkte.
Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat wurde 1753 durch Ministerpräsident Carvajal mit einem Konkordat neu geregelt, das der Krone größere Befugnisse in der KirchenprovinzGranada sowie in Übersee gab.
Im Juli 1754 stürzte der Minister Zenón de Somodevilla, der lange Spaniens politische Linie bestimmt hatte, über eine Intrige des britischen Botschafters,Benjamin Keene.
Ferdinand VI. verfolgte – im Gegensatz zu seinem Vater und seiner Stiefmutter – keine persönlichen oder familiären Interessen in der Außenpolitik. So versuchte seine Regierung eine Linie des Ausgleichs und der Neutralität zwischen den europäischen MachtblöckenFrankreich undGroßbritannien/Österreich. Ministerpräsident und Außenminister Carvajal ebenso wie Kriegsminister Somodevilla erreichten so eine Periode ohne kostspielige kriegerische Auseinandersetzungen.
Das Streben nach Ausgleich fand seinen Ausdruck imVertrag von Madrid (1750), in dem Spanien sich mit dem langjährigen RivalenPortugal über die Grenzziehungen in Südamerika einigte.
Die Spannungen gegenüber den österreichischen Habsburgern, gegen die Spanien unter Philipp V. imÖsterreichischen Erbfolgekrieg um die Besitzungen in Oberitalien gekämpft hatte, wurden abgebaut durch die Verheiratung von Ferdinands jüngster Schwester, der spanischen PrinzessinMaria Antonia mit demsavoyischen KronprinzenViktor Amadeus.
Auch mit Großbritannien erzielte Spanien einen Ausgleich, der im Vertrag von Aranjuez (1752) niedergelegt wurde.
ImSiebenjährigen Krieg ab 1756 vertrat Spanien unter dem neuen Ministerpräsidenten Ricardo Wall zu Ferdinands Lebzeiten eine neutrale Haltung.
Nach dem Tod seiner Gemahlin im Jahr 1758 zog sich Ferdinand nach Villaviciosa zurück und gab sich einer trübenMelancholie hin, die in den völligen geistigen Verfall mündete. Ferdinand starb kinderlos am 10. August 1759 in Villaviciosa de Odón. Sein Nachfolger als König wurde sein Halbbruder alsKarl III.